Die NFL in Europa: Auf nach Twickenham!

Große Show in Twickenham. Foto(s): Robin Patzwaldt

Zum inzwischen zehnten Mal in Folge gastierte in diesem Herbst die nordamerikanischen Profi-Footballliga NFL in London, gab dort, in diesem Jahr mit gleich vier Spielen, ihre beeindruckende Visitenkarte ab. Neben zwei Spielen im legendären Wembley-Stadion, wurden zuletzt auch zwei Begegnungen im Rugby-Stadion von Twickenham ausgespielt.

Die Anziehungskraft dieser Veranstaltungen erstreckt sich inzwischen auf halb Europa. Neben zahlreichen Amerikanern und Briten pilgern nämlich inzwischen auch längst immer mehr Mitteleuropäer zu den Spielen nach Großbritannien, kann man sich doch so das NFL-Erlebnis auch einmal ganz ohne vergleichsweise aufwändige Anreise in die USA gönnen. Da auch ich trotz einiger Nordamerika-Aufenthalte in der Vergangenheit bisher noch nie ein Footballspiel live im Stadion miterlebt habe, habe auch ich mich in diesem Jahr von der NFL in ihren Bann ziehen lassen.

Und so trafen am vergangenen Sonntag im Stadion zu Twickenham diesmal die Minnesota Vikings und die Cleveland Browns unter meinen Augen aufeinander. Sicherlich nicht unbedingt ein Leckerbissen der derzeitigen NFL, wie Fans der Liga wissen werden, doch attraktiv genug um immerhin 75.000 Fans und Neugierige in den Londoner Vorort zu ziehen.

Die favorisierten Vikings siegten am Ende mit 33:16, doch war das der großen Mehrheit der Fans im Stadion ziemlich egal. Hier standen am Sonntag das ‚Event‘ und die Party eindeutig im Mittelpunkt. Versammelt waren neben Trikots der beiden beteiligten Teams auf den Tribünen des riesigen Betonklotzes am Rande der Stadt Fans nahezu aller NFL-Franchises. Bunt gemischt saßen sie auf den Rängen, sorgten so für eine für eine Sportveranstaltung ungewöhnlich ausgelassene, aber eben auch vergleichsweise wenig engagierte, da unparteiische, Stimmung.

Heimrecht hatten an diesem Wochenende übrigens die Browns, welche für das Spiel in Großbritannien eines ihrer Heimspiele in Cleveland aufgeben mussten. Eine Aktion, wie man sie sich in der hiesigen Sportwelt wohl nur schwer bis gar nicht vorstellen kann.

Aus Nordamerika waren neben etlichen Fans auch zahlreiche Medienvertreter angereist, welche die Begegnung in der für NFL-Spiele gewohnten Qualität auf die Fernsehschirme weltweit brachten. In der Londoner Innenstadt prägten an diesem Sonntag nicht die sonst vertrauten Fußballtrikots das Stadtbild, es waren tatsächlich die Jerseys des Sportspektakels rund um die US-Sportart, welche den Touristen häufiger als alles andere über den Weg lief.

Vor dem Stadion in Twickenham gab es die in Nordamerika bei solchen Events fest etablierten Tailgate-Partys, ein Großaufgebot an Merchandise- und Imbiss-Buden pflasterte zusätzlich den langen Weg von der Bahnstation bis zum Stadion, welcher ein Großteil der anreisenden Fans gezwungener Massen lediglich im Trippelschritt zurücklegen musste.

Besonders bei der zeitgleichen Abreise der Fanmassen stieß das kleine Örtchen im Speckgürtel der britischen Hauptstadt tatsächlich an seine Kapazitätsgrenze. Gut und gerne zwei Stunden dauerte es, bevor man wieder im Innenstadtbereich der Millionenstadt an der Themse angekommen war. Trotz der zahlreichen Vergnügungsangebote rund um die Arena, welche auch nach dem Spiel noch um die Gunst und das Geld der Fans aus aller Welt buhlten, die Abreise etwas entzerren sollten.

Wer es noch nicht mitgemacht hat, dem sei eine solche NFL-Veranstaltung aber tatsächlich an dieser Stelle sehr ans Herz gelegt. Man muss kein eingefleischter Anhänger dieses Sports und dieser Liga sein um daran seinen Spaß zu haben. Die friedliche und bunte Stimmung auf den Rängen alleine reicht schon aus, um einen für die vergleichsweise teuren Tickets zu entschädigen.

Und wenn man den Besuch eines NFL-Spiels quasi vor der eigenen Haustür mit der ausgedehnten Besichtigung einer attraktiven Metropole wie London verbinden kann, dann steht einem tollen Sportwochenende mit großem Show- und Unterhaltungswert wirklich kaum etwas entgegen.

Ich werde mir das im nächsten Jahr wohl direkt noch einmal geben. Der kurze NFL-Besuch hat sich aus meiner Sicht in jedem Falle gelohnt.  Und das sogar ganz ohne langen und teuren Transatlantikflug….

 

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