Wenn am 08. Oktober in Berlin die Los Angeles Kings auf die Buffalo Sabres treffen, dann gibt die weltbeste Eishockeyliga der Welt, die nordamerikanische NHL, endlich das von vielen Eishockeyfreunden in ganz Deutschland herbeigesehnte Deutschlanddebut. Und trotz gesalzener Eintrittspreise ist das Spiel bereits seit Monaten ausverkauft. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt.
Wie kommt es überhaupt, dass eine Profiliga aus Übersee ein Saisonauftaktspiel in Deutschland bestreitet? Nun, ganz so neu sind diese Ausflüge über den großen Teich inzwischen nicht mehr. Nur in Deutschland war man bisher seitens der NHL noch nicht zu Gast.
Die NHL verlor die komplette Saison 2004/2005 durch einen Tarifstreit zwischen Ligaleitung und Spielergewerkschaft. Beide Seiten konnten sich über Monate nicht über einen neuen Rahmentarifvertrag für die Profis einigen, so dass es damals keinen Meister und somit eben keinen Stanley-Cup-Sieger 2005 gab.
Weltweit ging man damals noch von einem riesigen Imageschaden für die Liga aus. (Dieser stellte sich im Nachhinein übrigens als eher gering heraus. Er konnte bereits in ca. einem Jahr wieder kompensiert werden, was die Umsätze betraf.)
Was lag für die Ligaleitung im Jahre 2006, nach dem Streik, also näher als eine Art Charmeoffensive zu starten und verloren geglaubte Märkte zurück zu erobern bzw. die Fanbasis auch hier in Europa sogar noch auszuweiten. Man stellte die Pläne für ein Freiluftspiel (Winter Classic) vor, und wollte die Liga in Europa zusätzlich zukünftig besser vermarkten.
Erstmals startete die Liga also im Herbst 2007 mit zwei offiziellen Ligaspielen zwischen dem damaligen Titelträger Anaheim Ducks und dessen Lokalrivalen Los Angeles Kings in Europa, nämlich in London, England. Die Veranstaltung in der O2-Arena, dem ehemaligen Milleniumdome, war damals so erfolgreich, dass man 2008, 2009, und 2010 ähnliche Veranstaltungen in Prag, Stockholm und Helsinki mit wechselnden Teams der NHL durchführte.
Mit Schweden, Finnland und der Tschechien wählte man dabei klassische Eishockeynationen der alten Welt als Gastgeber aus.
Das nun 2011 (endlich) auch Deutschland Besuch aus der NHL erhält, das dürfte in erstere Linie dem Eigentümer der heimischen Berliner Eisbären, der Anschutz Entertainment Group aus Los Angeles, zu verdanken sein, der praktischer Weise auch die dortige Halle, die O2-World, errichtet hat.
Kein Wunder also, dass mit den Los Angeles Kings dort nun auch das Aushängeschild des Entertainmentkonzerns mit vertreten sein wird.
Auf was dürfen sich die Eishockey-Fans aus Deutschland also am 08. Oktober in Berlin freuen: Mit Buffalo und Los Angeles werden zwei Teams aufeinandertreffen die im Vorjahr beide die Playoffs (die KO-Runde) der besten Teams aus der Vorrunde erreicht haben und die auch in diesem Jahr beide zum erweiterten Favoritenkreis um die begehrteste Eishockeytrophäe der Welt, den Stanley Cup, gezählt werden dürfen.
Bei Buffalo spielen mit Jochen Hecht und Christian Ehrhoff, der kürzlich aus Vancouver zu den Sabres gewechselt ist, u.a. auch zwei Deutsche Nationalspieler, die sich also wohl der besonderen Unterstützung der deutschen Fans in der Halle sicher sein dürften.
Für ungeübte NHL-Fans dürfte die Stimmung in der Halle allerdings wieder etwas gewöhnungsbedürftig sein. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten hier bei uns in Europa, wird die Anfeuerung in der Halle, ungewohnt ruhig und die Stimmung eher sachlich sein. Laute Fangesänge und Trommeln sind in der NHL unüblich. Man beobachtet eher gelassen das Spiel und reagiert dann auf heftige Körperattacken oder besonders schöne Spielzüge mit Jubel oder Applaus. Das dürfte durch die ‚neutrale‘ Zusammensetzung des Publikums, weitab von den eigenen Fans in der Heimat der Teams, in Berlin erstrecht der Fall sein.
Wer also eine lautstarke Party erwartet, der wird, zumindest während des Spiels, eher enttäuscht werden. Wer aber echtes Spitzeneishockey von Weltklasseformat sehen möchte, ohne dafür gleich nach Nordamerika fliegen zu müssen, der ist am 08. Oktober in Berlin genau richtig aufgehoben.
Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den Saisonstart der NHL in Berlin, und ich werde auch nach dem Spiel hier kurz wieder über meine Eindrücke und Erlebnisse berichten.
Ach, das Spiel ist doch schon seit Monaten ausverkauft – trotz wahnsinniger Preise (70-270 Euro). Nee, danke, da fliege ich lieber günstig in die USA und schau mir in der o2-Arena die Eisbären für 16 Euro an.
Und vielleicht zappe ich morgen Abend noch bei Eurosport rein, wenn da die Buffalo Sabres gegen die Adler Mannheim und die L.A. Kings gegen die Hamburg Freezers spielen. Das ist mir dann genug NHL-Promo-Tour in Europa.
Aber Eindrücke und Erlebnisse beim NHL-Auftakt in Berlin würde ich hier aber natürlich trotzdem gerne was lesen, auch wenn er sportlich relativ unbedeutend ist.
@R.: Bei den Vorbereitungs-Spielen gegen die DEL-Teams ist aber die in Europa übliche große Eisfläche im Einsatz, wie man sie aus der DEL oder von den Eishockey-Weltmeisterschaften her kennt. Da tun sich die NHL-Teams und NHL-Spieler ja erfahrungsgemäss erst schwer.
Das NHL-Spiel am Samstag findet auf der kleinen Eisfläche statt. Dafür wird die 02-Arena extra umgebaut.
Ausserdem gelten ja die NHL-Regeln (Touch-Icing usw.). Dadurch ist das Spiel dann noch schneller und härter. Ich liebe das. 🙂