Die ‚Pille Danach‘ wird uns alle ins Verderben stürzen

pille
Fette Triggerwarnung. Meine Sexualmoral hat sich seit gestern grundlegend verschlechtert. Weil ich nur jeden zweiten Tag Geschlechtsverkehr habe, aber jeden Tag die normale Antibabypille schlucken musste, eiferte ich der Freigabe der Pille Danach schon lange entgegen. Das alte Ding ist ab sofort abgesetzt, stattdessen wird es von nun an alle 48 Stunden in die Apotheke gehen. Es ist so zwar nicht sicherer, sondern noch teurer und aufwendiger (außerdem bisweilen mit Schmerzen verbunden), aber immerhin ein Lifestyle. Rock’n’Roll.

Auch meine Freundinnen sagen, dass sie fortan viel mehr Spaß im Leben haben würden. Sie wissen ja, wie wir Frauen sind. Schade, dass das Wochenende nun schon vorbei ist; ansonsten könnte man es direkt mal ausprobieren. Chantal sagt nämlich, sie sei „sooo erleichtert“; sie könne sich sogar vorstellen, es plötzlich einfach mal regelmäßig in der Öffentlichkeit zu tun. Und Jasmin hat sich fest vorgenommen nun häufiger mit Fremden ins Bett zu gehen – Bevorzugt natürlich mit Ihren Ehemännern. Wir brauchen uns übrigens auch nicht um Geschlechtskrankheiten zu kümmern! Wer mit uns intim werden möchte, kann ja gar nicht schwul sein. Fernab von diesen persönlichen Vorteilen, garantiert die Pille Danach uns, den Deutschen, fast einen PISA-Vorsprung. Wenn in den Schulen nicht mehr die Nutzung eines Kondoms gelehrt werden muss, bleibt im Biologieunterricht mehr Zeit für die Vorbereitung auf das Abitur!

Wir verstehen natürlich, dass es immer Menschen geben wird, insbesondere Katholiken, die es schade finden, wenn so reife, verantwortungsbewusste Frauen wie wir keine Kinders bekommen wollen. Dem ist allerdings auch gar nicht ganz so. Also, Chantal möchte auf jeden Fall massenweise Nachwuchs irgendwann und Jasmin hat sich vorgenommen, reich zu heiraten und dann ihm die Entscheidung zu überlassen. Aber bis es soweit ist werden wir eben ganz unverkrampft regelmäßig unsere neue Lifestyle-Pille schlucken. Wir finden es kein bisschen demütigend, unsere vermeintlichen Unfälle zu rechtfertigen, wenn es nur noch der Apotheker ist und kein Arzt, der uns dabei zuhört! Rock. ‚N. Roll.

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Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
9 Jahre zuvor

Ein kindischer Beitrag, der genauso wie der verklemmte Spanner über die erotischen Phantasien oder das Sexualleben Dritter spekuliert.
Es gibt durchaus auch sachliche Gründe gegen die Freigabe von RU486. Einer ist der, daß das Medikament veraltet ist und über die Freigabe im Markt gehalten wird.
Weiter Argumente gute und weniger gute und auch völlig spekulative findet man heute in der FAZ.

Marion
Marion
9 Jahre zuvor

Von klassischen Verhütungungsmethoden haben Sie anscheinend noch nie gehört? Mindert die Pille danach, im Gegesatz zu Kondomen, die Ansteckungsgefahr durch AIDS oder Geschlechtskrankheiten? Nicht? Warum sollte das Kondom denn nun der Bedeutungslosigkeit anheim fallen?

Die Pille danach MUSS innerhalb enes sehr kurzen Zeitraums eingenommen werden, um überhaupt ihre Wirkung zu entfalten. Oft schaffen es Frauen in diesem Zeitraum nicht die Pille zu nehmen, da z. B. der Hausarzt am Wochenende gerade mal nicht verfügbar ist, um das bisher nötige Rezept auszustellen. Die dann notwendige Abtreibung scheint Ihnen die bessere Lösung?

Meinen Sie ernsthaft, die Pile würde zu mehr Fällen von Kinderschändung führen oder den gesellschaftlichen Umgang mit diesem Thema ändern? Ich zumindest finde den Gedanken geradezu pervers und völlig realitätsfern.

Die Pille danach reduziert Sie nicht zu einem willigen Stück Fleisch, dass machen Sie im schlimmsten Fall selber. Welch völlig überzogener Furor.

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

„Weil ich nur jeden zweiten Tag Geschlechtsverkehr habe… “

Ist alle zwei Tage Sex für guten Journalismus nicht ein bisschen wenig?

… Rock. ‘N. Roll.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

„Für die Zukunft habe ich noch Hoffnung“ – Ich, ehrlich gesagt, nicht. Auch nicht für guten Journalismus;-)

Marion
Marion
9 Jahre zuvor

@ Mercedes Nabert

Die Ironie müssen Sie nicht erklären, die ist schlichtweg entglitten.

Andi
Andi
9 Jahre zuvor

@Wolfram (#1):
Die „Pille Danach“ (Wirkstoff Levonorgestrel) ist ein völlig anderes Medikament als RU-486 (Wirkstoff Mifepriston) für einen völlig anderen Zweck. Ersteres ist ein Verhütungsmittel, das eine Befruchtung der Eizelle verhindern soll, letzteres ein Abtreibungsmittel, durch das eine bereits befruchtete Eizelle vom Körper abgestossen wird.

Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

Liebe Mercedes,
danke für diesen grossartigen Beitrag….ich mag solche ironischen Spitzen…allerdings habe ich auch schon mehrfach die Erfahrung gemacht das geschriebene Ironie ein sehr schwierig Stilmittel ist….weshalb ich sie mit gepaart mit Sarkasmus und Zynismus gewürzt eher oral anwende….hilft oft aber auch nicht 🙂

wolldrache
wolldrache
9 Jahre zuvor

Mercedes, nicht entmutigen lassen,
ich musste beim Lesen vor mich hin grinsen und habe mir zeternde Leute vorgestellt, die den Untergang des Abendlandes kommen sehen! qed

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Schmunzel!!

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Das ist doch auch eine interessante Aufgabenstellung für den Matheunterricht im Bereich der Optimierung:
– Was ist konsteneffizient?
– Welche Kombination mindert die Chance auf Krankheiten?
– Mit welcher Kombination nerve ich meine Umgebung größtmöglich?

Im Informatik Unterricht wird dann die passende Optimierungsapp entwickelt, so dass die Zielparameter erreicht werden.

Marion
Marion
9 Jahre zuvor

@ 10

Nein, es ist IMHO eine Festellung

Genervt
Genervt
9 Jahre zuvor

Wenn bei den Ruhrbaronen die Artikel mit Triggerwarnungen beginnen, ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Nabert ist die Yoko Ono eines einsmals vielversprechenden Prokjekts.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
9 Jahre zuvor

#7 Andi
Stimmt, da hat mir die Erinnerung einen Streich gespielt.
Es hätte Levonorgestrel statt RU486 heißen müssen.

Jan W.
Jan W.
9 Jahre zuvor

Herrlicher Artikel – keine Paranoia, kaum ein Vorurteil bleibt unbehandelt …

@Wolfram Obermanns
Das kann ein Versehen gewesen sein, oder auch nicht. Das Verwischen der Grenze zwischen Pille danach und Abtreibungspille ist aber ein häufiges Argumentations- bzw. Desinformationsmuster von einigen Moralaposteln.
Die Sorge um etwaige Nebenwirkungen ist, wenn sie von dieser Seite kommt, oft nicht vom Wunsch getrieben, den Frauen ein verträglicheres Medikament zur Verfügung zu stellen, sondern von der Hoffnung, dass es stattdessen zum Eisprung und zur Befruchtung kommt, damit ein „leichtes Mädchen“ für 9 Monate und vielleicht auch länger stillgelegt wird.

@2 Marion
HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten werden auch durch die Anti-Baby-Pille nicht aufgehalten. Die Nur-Pillen-Verhütung ist nichts anderes als „Barebacking“ – ungeschützter Sex.
Das sollte man immer im Hinterkopf behalten. Inwieweit Frauenärzte ein realistisches Bild vom kondomlosen Verkehr vermitteln, müssen Frauen beurteilen. Die Nichtverharmlosung müsste konsequenterweise mit einem „Verkaufsargument Doppelverhütung“ einhergehen.
Von Freundinnen habe ich mehrfach gehört, dass ihnen die Pille regelrecht aufgeschwatzt wurde.

Helmut junge
Helmut junge
9 Jahre zuvor

Mercedes, der Artikel ist insofern gut, weil er uns Männern einen, wenn auch unvollständigen Einblick in die Denkweise von Frauen im Zusammenhang mit Sex gibt. In dem Sinne ist er aufklärend, und das ist wichtig in einer Zeit der allgemein um sich greifenden Verprüdung. Über stilistische Feinheiten muß ich darum gar nicht nachdenken, bzw. da maße ich mir auch kein kompetentes Urteil an. Einzig der Satire wegen, die gewollt, aber nicht wirklich erkennbar ist, schreibe ich hier einen kritischen Kommentar. Da mußt du doch noch üben. Mir ist ja deine Trainingsmethode sowohl aus dem Text, als auch aus dem Diskurs bekannt, und die Methode ist sicher ok. Trotzdem kann ich mir den Rat nicht verkneifen, mehr Trainingseinheiten zu absolvieren, natürlich ohne direkt ins andere Extrem zu fallen, und voll zu überpetzen. Aber eine sanfte Steigerung von jetzt 3-4 Einheiten in der Woche, auf 5-6 Einheiten solltest du mal versuchen. Wenn du den Eindruck hast, das das zuviel wird, kannst du ja noch immer vorsichtig reduzieren. Aber auch dabei gilt es immer vorsichtig zu sein. Falls die neue Dosis anschlägt, wird dein Humor garantiert besser, und deine Satire wird zum Markenzeichen, wie der Autoname nach dem dich deine Eltern benannt haben. Jetzt sag nicht, daß das anders war.

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