„Die reinsten, weißen Schafe scheißen den allergrößten Dreck“

maxbauer
Max Bauer
ist SPD-Lokalpolitiker in Duisburg. Mit einem offenen Brief bezieht er in der Debatte um Flüchtlinge Stellung.

Ich bin es leid, mich dafür zu rechtfertigen warum wir Menschen in Deutschland und
Duisburg Asyl gewähren. Ich bin es eindeutig satt, immer wieder erklären zu müssen, warum
Deutschland eine Weltverantwortung trägt. Ich bin gerne dazu bereit kulturelle Barrieren zu
überwinden und ein gemeinschaftliches miteinander zu schaffen, voller Akzeptanz und
Respekt. Aber bei so manchen Dialogen stelle ich mir ernsthaft die Frage ob es manchen in
unserem Land einfach zu gut geht, oder ob sie sich einfach so blind vom rechten Gesindel
instrumentalisieren lassen und keine eigene Meinung besitzen.

Keiner verlässt freiwillig seine Heimat, verliert auf der Flucht seine Familie oder lässt sich mit
einem Grinsen im Gesicht sein Eigenheim unter dem Arsch wegbomben. Diese Heuchelei
„wir müssen Ihnen helfen, aber bitte nicht vor meiner Haustüre“ empfinde ich als Farce, die
mich als deutscher Staatsbürger, Duisburger Jung und Funktionär beschämt und schockiert
zugleich.

Ich hab viel in meinem Leben gesehen und gehört, habe mich als junger
obdachloser Mensch zu meinem heutigen „Stand“ hochgearbeitet, um mit Augenmaß und
Idealismus etwas zu verändern, Lebensumstände zu verbessern. Niemals kam ich auf den
Gedanken für mein eigenes mir erlebtes Schicksal, andere Menschen verantwortlich zu
machen – mit welcher Begründung stände mir dies zu? Es ist so unheimlich einfach für das
eigene Leid, andere Menschen verantwortlich zu machen. Ich kann Ihnen nur anraten ein
Asylbewerberheim auf zu suchen und mit den Menschen in einen Dialog zu treten. Wenn
Ihnen spätestens an dem Punkt wo ein Vater Ihnen unter Tränen erzählt wie er die
Einzelteile seines Sohnes aufgesammelt hat, nicht die Tränen in die Augen schießen – ja
dann, dann kann ich ihrem puren kaltschnäuzigen Egoismus und ihrer widerlichen
Fremdenfeindlichkeit nichts mehr entgegensetzen.

Was ist Ihre Angst? Der Identitätsverlust und das Aussterben der „deutschen Rasse“? Die
Worte der versteckten Fremdenfeindlichkeit und der Hass, klingen fast wie eine
Leidenschaft, weil manche denken, dass ihr Hass dem Leid dieser Welt Abhilfe schafft und
sie Deutschland zu einem besseren Land machen. Es waren jedoch genau jene Leute, die
Weltkriege ausgelöst haben. Toleranz bedeutet die Grenzen in seinem Kopf zu überwinden!
Es gibt Arschlöcher überall auf der ganzen Welt, ob in Zentralanatolien, im Kaukasus, in
Alaska und ja, sogar in Deutschland. Wenn Sie die Welt verbessern wollen und wirklich eine
Veränderung möchten, müssen wir alle bei uns selbst anfangen – …aber bitte bedenken Sie:
Die reinsten, weißen Schafe scheißen den allergrößten Dreck.

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Dr. Manhattan
Dr. Manhattan
10 Jahre zuvor

Is ja mal ne Ansage gegen die Piefkes. Nur weiter so!

unwichtig
unwichtig
10 Jahre zuvor

Ich teile seine Meinung!
Aber wieso schwingt sich ein Berufspolitiker´, der laut CV noch nicht einmal ernsthaft Geld verdient und Steuern gezahlt hat dazu auf, die Steuergelder von Millionen Menschen einfach raus zu hauen? Auch wenn der Zweck ja völlig richtig ist, finde ich die Aussagen verlogen

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Es hat schon was absurdes, wenn ein Autor seinen Beitrag mit der Feststellung beginnt „Ich bin es leid, mich dafür zu rechtfertigen….“, „Ich bin es eindeutig satt, immer wieder erklären zu müssen…“, nur um dann mit seinen „Rechtfertigungen“ und „Erklärungen“ erst richtig anzufangen.
Wenn man etwas zu sagen hat, dann sollte man sich nicht gleich am Anfang den Wind aus den Selgeln nehmen….

Hans
Hans
10 Jahre zuvor

Durchaus gibt es zahlreiche Anwohner, die den Dialog suchen. Unterstützung von Herzen auch für sie.
Menschen beider „Seiten“ brauchen unsere Unterstützung, um gegenseitiges Verständnis und Mitgefühl zu wecken. Da nützt es viel, zu schauen, wem was genau denn wichtig ist und alles wichtig zu nehmen.
Alle Menschen wollen in ihren Anliegen gesehen werden.
Unsere Nationalität ist Mensch.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Ich verlassen meine Heimat, wenn die Chancen woanders größer sind als in der Heimat.

Dass Menschen ihre Heimat auch aus wirtschaftlichen Gründen verlassen, merken wir im Ruhrgebiet jeden Tag. Wohin zieht es denn die vielen Hochschulabsolventen? Die In-Metropole Duisburg ist hier chancenlos.

Insgesamt ist der Artikel wenig differenziert.
Ja, mich würde interessieren,
– wie der Autor die „Weltverantwortung“ Deutschlands sieht.
– wie er das Asylrecht gestalten würde

Deutsche sind in der ganzen Welt unterwegs, sie spenden enorme Summen, zahlen hohe Sozialabgaben, unterstützen andere Länder, sorgen in vielen Ländern für Sicherheit. Verantwortung ist also da. Diese Erfahrungen führen natürlich auch zu unterschiedlichen Meinungen, mit denen man sich als Politiker auseinandersetzen sollte.

irrelevanz
irrelevanz
10 Jahre zuvor

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/duisburger-juso-warnt-vor-rechtsradikalen-gruppierungen-id8422285.html

google treffer nr.1 : der gute wirbt anscheinend auch gerne mal mit vernichtungstuch für den bürgerlichen „antifaschismus“, juhu…

Hubi
Hubi
10 Jahre zuvor

„Ich bin es eindeutig satt, immer wieder erklären zu müssen, warum Deutschland eine Weltverantwortung trägt.“

Unfug, in einem vereinten Europa sollte Deutschland nicht schon wieder nach einer „Weltverantwortung“ streben.

Die Asylfrage kann und sollte nur europiäsch gelöst werden, dh zB mit einer gerechten Flüchtlingsverteilung europaweit!

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@Hubi Ist da nicht doch ein klitzekleiner Unterschied zwischen „Weltverantwortung“ und „Weltherrschaft“. Was hat die Aufnahme von Flüchtlingen, Hilfe vor Ort mit „Weltherrschaft zu tun?
Sollen wir zuwarten, bis die EU sich auf das geforderte Zusammengehen in diesen Fragen geeinigt hat?

Frank
10 Jahre zuvor

Der junge Mann will Politiker werden und ist es jetzt schon „leid, etwas erklären zu müssen“? Solange die Leute nicht so wollen wie er, wird er schon erklären müssen. Zumindest solange wir eine Demokratie sind. Oder folgt er seinem Basta-Parteivorsitzenden?

Als 1989 tausende aus der DDR gen Westen flüchteten stellte sich die SPD dagegen, diese hier aufzunehmen. Begründung: „Die fehlen beim Neuaufbau ihres eigenen Landes.“ Schon vergessen, SPD? Mehr muss man über die Motivation der SPD-Linken nicht wissen, wenn es um Einwanderung geht.

Ich bin es auch allmählich leid zu erklären, dass wir ein Asylrecht haben. Nur Linke und Grüne missachten es und stiften Asylsuchende zu Verstößen an – so dass diese riskieren, ihr Asylrecht zu verwirken. Bestes Beispiel: Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann in Kreuzberg. Ihre Politik geht mittlerweile Hand in Hand mit den Interessen der Menschenhändler in Nordafrika. Und der Juso-Funktionär muss aufpassen, damit ihm das nicht auch passiert.

Sobald wir über Einwanderer sprechen, die nicht politisch verfolgt sind und denen keine Gewalt droht, die aber ihren Lebensstand erhöhen wollen, da müssen wir nach dem beiderseitigen Nutzen fragen: Wer eine Ausbildung hat (die über Rappen wollen hinausgeht), wer für sich etwas aufbauen will, vom Laden an der Ecke angefangen, usw.: Herzlich willkommen!

Wer allerdings nur die jüngsten Urteile des EuGH studiert hat und sich darauf einen Business Case gebaut hat, wer im schlechtesten Fall im Drogengeschäft steckt: Nein.

Warum? Weil sich nach der Unterbringung niemand mehr um sie kümmert. Am wenigsten solche Berufspolitiker wie der Autor. Er sieht dann „die Gesellschaft“ in der Pflicht, sich nach Feierabend und wenn die Kinder im Bett sind, noch ein wenig Integrationsarbeit zu leisten. Er selbst hält dann schon woanders moralische Reden.

Und wenn er sich Antifaschist nennt: Gut so. Bekämpft er auch den eingewanderten Nationalismus und Antisemitismus, z. B. türkischen oder arabischen? In Berlin können wir ein Lied davon singen.

Am überzeugendsten wäre der Autor, wenn er nachweist, wie er mit gutem Beispiel vorangeht.

Axel Sänger
Axel Sänger
10 Jahre zuvor

Das Problem, das Du hier ansprichst, kenne ich. Nach meiner Erfahrung sind wir in Deutschland zu sehr auf die Abhängigkeit von den Arbeitgebern hin erzogen worden. Wer zehn Pfennig mehr Lohn in der Stunde bekam, wurde schon beargwöhnt. Wie schneidet da erst der Fremde ab, der erst mal nicht unsere Sprache sprechen kann? Aber auch der Handwerksmeister, der in den Kirchenvorstand gewählt ist, verleitet seine Frau dazu, auf die anderen herabzublicken, die weder Handwerksmeister, noch Kirchenvorstände sind. Wer dann aus der Fremde dazu kommt, der „eignet“ sich besonders dazu, ausgegrenzt zu werden, oder dazu, als ein Spiegel für den eigenen „Vorsprung“ instrumentalisiert zu werden. Viele haben sich eine Vorstellung von sich selbst gebaut, in der ihr Leben auf einer privaten Insel abläuft und jeder, der fremd dazu kommt, die Gefahr verursacht, dass diese Insel im Wasser untergeht. Solange eine solche Vorstellung aufrecht erhalten wird, kann sich nichts ändern.

Lord_Z
Lord_Z
10 Jahre zuvor

Manchen Kommentatoren möchte man raten, erst zu denken und dann zu schreiben, denn sie verstehen die Situation auch nicht. Der Autor des offenen Briefes, macht es aber auch nicht besser.

1.) Flüchtlinge. Das sind gemeinhin diejenigen Nicht-EU-Bürger, denen in ihrer Heimat Verfolgung, Tod etc. droht und die aktuell primär aus Syrien, aber auch anderen Ländern nach Deutschland kommen. Wer dort allen ernstes der Ansicht ist, wir hätten keine Verantwortung für diese Menschen, unsere Verantwortung kennte Grenze, der sollte in meinen Augen dieselben Grenzen kennenlernen und brutalst möglich am untersten Ende der Nahrungskette landen, allein weil er dann bemerken wird, dass er auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Voraussetzungsfreie Hilfe bekommen wir im übrigen zunächst einmal alle in diesem Land: wir werden beschult, ohne, dass wir zu einem Abschluss gezwungen wären und dafür fallen keine Kosten an. Wir bekommen auch ALG II, ohne, dass wir jemals Steuern gezahlt haben müssten. Wie viele sozialversicherungspflichtig beschäftigte in diesem Land zahlen keine Steuern? Sich zufällig schon ein einziges Mal die Mühe gemacht, darüber nachzudenken? Grob 40% der Deutschen verdienen 2000€ brutto und weniger. Eine klitzkleine Idee mit welcher Unsumme an Steuern Sie dann den Staat subventionieren? Es ist lächerlich wenig. Aber „meine Gelder, meine Leistung“ schwallen können alle, nach meiner Erfahrung aber diejenigen am besten, die selbst den durchschnittlichst denkbaren Job machen. Mit dem Mund, ja, da sind wir wirklich Weltmeister.

Dass es an der Stelle dann zuviel verlangt wäre, Menschen, denen in ihrer Heimat der Tod droht, ein Dach über dem Kopf und eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen, kann wohl nur schwer gerechtfertigt wären. Zumal wir ebensowenig noch im Mittelalter leben, wo unser Leben und Wirtschaften, wo unsere politischen Entscheidungen keine Konsequenzen auf anderen Kontinenten nach sich zögen. Wir können die Welt in gut und schlecht einteilen, aber dass wir gut sind, daran kann a priori kein Zweifel bestehen. Wie unreflektiert gehen eigentlich manche Menschen durchs Leben und fühlen sich dabei auch noch im Recht?

2.) Zuwanderung. Die Zuwanderung, die Duisburg und andere Ruhrgebietskommunen trifft ist zu einem Gutteil glücklicherweise eine solche, gegen die sich nicht einmal der deutsche Michel noch wehren kann, nämlich die Zuwanderung von EU-Bürgern. Schockschwerenot, die Personenfreizügigkeit wird keiner mehr rückgängig machen (können). Darum können Rumänen, Bulgaren, Polen, Spanier, Italiener, Franzosen, Deutsche usw. innnerhalb der EU-Länder ein und ausgehen wie es ihnen beliebt. Darum können Millionen Deutsche sich alljährlich in den Flieger nach Mallorca setzen und kein spanischer Polizist kann ihnen die Einreise aufgrund von Kulturlosigkeit verweigern (das ist wirklich ein Jammer). Das EuGH-Urteil vom Dienstag ist dabei herzlich irrelevant, weil es nur noch einmal bestätigt hat, was in den zehn Jahre alten EG-Richtline bereits stand, nämlich grob, dass keine Verpflichtung besteht voraussetzungsfrei Sozialleistungen zu gewähren. Da ist also doch noch so ein kleiner Restbestand, in dem sich der Deutsche dem Ausländer gegenüber besser stellen kann.

Und zu guter Letzt: sollte nicht im Boden versinken, wer so beschränkt ist, den Autor des Briefes einen „Berufspolitiker“ zu nennen? Ich kenne den guten Herrn nicht, aber bei einem kurzen Blick auf die entsprechende Webseite scheint mir Duisburger Juso-Vorsitzender dann auch das höchste „Amt“ zu sein, das er erreicht hat. Glauben manche ernsthaft, Kommunalpolitiker würden entlohnt? Mal abgesehen davon, dass Ratsmitglieder Aufwandsentschädigungen bekommen? Das nennt sich Ehrenamt und ist etwas, was die hier schlau daherfaselnden vermutlich noch nie ausgeübt haben. Aber natürlich, der gemeine Berufspolitiker droht an jeder Ecke. Ganz besonders in den Kommunen. Engagieren Sie sich bloß nicht in der Politik, Sie könnten ja etwas lernen.

Svenja B.
Svenja B.
10 Jahre zuvor

Ich kann Lord_Z nur beipflichten. Ich bin äußerst positiv überrascht über das breite Rückgrat des Herren. Im Gegensatz zu den anderen Kommentatoren kenne ich ihn da ich selbst aus Meiderich stamme.

Hier ist er in der Bevölkerung ein sehr geschätzter und gradliniger Gesprächspartner weit weg von Abgehobenheiten und mit jedemenge offen ausgesprochen Idealismus und Bezug zur Realität. Zum Thema „Amt“ muss ich jedoch Lord_Z verbessern. Soweit mir bekannt ist sitzt er im Vorstand der SPD Meiderich und ist offiziell gewählter Bezirksvertreter in unserem Bezirk. Aber es gab irgendwelche Probleme mit der letzten Wahl und von daher verschiebt sich das. Ich bin nicht so tief im Ablauf drin um das genau erklären zu können.

LG, Svenja

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Ali Aslan
Ali Aslan
10 Jahre zuvor

Ich möchte Herrn Bauer meinen Respekt aussprechen. Sein Mut die Wahrheit auszusprechen ist vorbildlich.

Herrmann
Herrmann
9 Jahre zuvor

Leider gibt es viel zu wenige die es wagen sich zu äußern wie Herr Max Bauer …

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