Wer hätte das gedacht? Bochum im Aufwind, Schalke Tabellenletzter und einige Abwehrschwächen der Borussia aus Dortmund trüben das schwarzgelbe Bild. Mit Beginn der Rückrunde ist die Bundesliga wieder da und hat den Zuschauern am vergangenen 16. Spieltag gleich 43 Tore geschenkt. Doch es gibt auch noch andere Dinge zu diskutieren: ist Rudi Völler der geeignet als DFB-Sportdirektor? Und warum gibt es im portugiesischen Damenliga die weiße Karte? Thommy Junga und Peter Hesse probieren Antworten zu finden – wollen dabei aber nicht in Erick Ribeck-Manier „Eier legen.“
Thommy Junga: Hallo Peter, für DFB galt es aus dem blutleeren Gegurke in Katar die Lehren gezogen zu haben. Fluchs wurde eine kreative Taskforce einberufen, deren Mitglied Rudolf (genannt „Rudi“) Völler nun als Vorschlag für den Sportdirektoren des weltgrößten Sportverbandes ausgerufen wurde. Mit „Rudi, das wäre doch eigentlich etwas für dich“ wurde nun ein Zitat ungeheurer Fallhöhe geschaffen. Muss angesichts dieser Auswahl froh sein, dass Erich Ribbeck ruhestandsbedingt nicht verfügbar war?
Peter Hesse: Das ist auf mehreren Ebenen befremdlich. Anführer der Taskforce ist Aki Watzke, ein Bimbesmaker aus der Helmut-kohl-Schublade mit dem dampfenden Alphatier-Sprech. Er setzt den kurzen Dienstweg durch und seine Vasallen stimmen ohne Widerworte zu. Das erinnert vom Gebahren doch sehr an die von Mario Adorf gespielte Figur „Generaldirektor Heinrich Haffenloher“ aus der Serie „Kir Royal“ – diese Gutsherren-Clique denkt sie könne alles erreichen, wenn man es nur mit ausreichend Geld und Kumpanei ausstattet. Mit einem modernen, zukunfstorientierten und geschlechtergerechten Fußball hat das nichts zu tun. Mein Vorschlag wäre übrigens die ehemalige HSV-Vorstandsvorsitzende Katja Kraus gewesen, die zudem als studierte Germanistin auch einen Werbe-Background bei der Agentur „Jung von Matt“ hat. Aber in diesem „Der große Bellheim“-Club um Watzke, Sammer & Co. wird es sicher noch gefühlt 30 Jahre dauern, bis endlich mal eine Frau dazustößt.
Thommy Junga: Der VfL Bochum hat jetzt drei Saisonsiege in Folge, sogar vier Heimerfolge in Serie gesammelt. Thomas Letsch hat das Zepter an der Castroper Straße am Tabellenende übernommen und sich nun vor die Konkurrenz und damit aus der Abstiegszone geschoben. Mit einem Punkteschnitt von 1,67 Punkten seit Amtsantritt hat er in Bochum wieder Zuversicht und Vertrauen in die Mannschaft geweckt. Müssen sich die Fans des VfL im Falle des Klassenerhaltes darauf einstellen, dass so ein Erfolg wieder Begehrlichkeiten weckt?
Peter Hesse: Gestern geisterte noch ein Video in den sozialen Medien umher, wo VfL-Goalgetter Jonas Hofmann dem Bochumer Kultfan VfL-Jesus sein Trikot mit der Rückennummer 33 schenkte – der war sprachlos bei der Übergabe, oder watt. Und dieser kleine Erfolg sollte Mut machen, aber das Team nicht abheben lassen. Es ist keine Binsenweisheit aus dem Hause Sepp Herberger – denn der nächste Gegner ist der schwerste. Die Bochumer müssen jetzt nach Leverkusen – das Team ist im Aufwind und gewann nicht umsonst 3:2 in Mönchengladbach. Und das die Bochumer nochmal in die goldene Ära des Klaus Toppmöller springen kann, da würde ich erstmal vorsichtig sein. Der revalblonde Toppmöller brachte in der Saison 1997/98 das Kabinettstückchen zu Stande, dass der VfL Bochum bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals vordrang. Ich glaube in dieser Saison können wir am Ende froh sein, wenn die Bochumer in der ersten Liga bleiben.
Thommy Junga: Richtig in der Medienlandschaft gerappelt hat es mal wieder beim FC Hollywood. Manuel Neuer hat sich nach dem WM-Aus im Sand beinahe im Schnee in die Invalidität gewedelt und nun ist allerhand Wechsel-Tamtam Yann Sommer vorerst Bayerns neue Nummer Eins. Nach der Saison haben die Münchner dann mit Neuer einen 37jährigen, mit Sommer und Ulreich zwei 34jährige Keeper unter Vertrag. Ob Nübel wirklich aus seinem Exil in Monaco zurückkehrt steht in den Sternen, denn weder hat viel für sein Standing in der deutschen Presse übrig, noch für das Trainingspersonal in München. Haben die Bayern hier eine unnötige Baustelle aufgemacht?
Peter Hesse: Ja, definitiv. Ich stimme Sepp Maier zu, der am Wochende der Bildzeitung ein Interview gab und dort sagte: „Ich kann nicht verstehen, warum man den Campus für X-Millionen für den Nachwuchs gebaut hat und dann nicht dazu fähig ist, einen guten jungen Torhüter für die 1. Mannschaft heranzuführen.“ Auch hat mir gut gefallen, das Uli Hoeneß im Sport 1 Doppelpass den Goalkeeper Neuer in Schutz nahm – denn auch ich finde: Neuer ist ein Riesentorwart, der wirklich die Art und Weise des Torwartspiels modifiziert und auf eine neue Ebene gebracht hat. Seit 2011 steht er jetzt im Kasten der Bayern – und wenn er fit zurückkommt, hat er sicher noch Luft für vielleicht eine gute Saison – vielleicht sogar mehr. Und dann muss man den Kader an der Säbener Straße deutlich verjüngen – natürlich auch im Tor.
Thommy Junga: In Portugals erster Damenliga kam es am Wochenende zu einem historischen Novum. In der Partie zwischen Sporting und Benfica zog Schiedsrichterin Campos die erste weiße Karte der Fußballgeschichte. Anders als bei der Gelben oder Roten wird mit dieser jedoch nicht sanktioniert, sondern besonderes Fair Play honoriert. Im vorliegenden Fall hatten die medizinischen Abteilungen einem Zuschauer geholfen. Gibt es bisher zu Testzwecken nur in Portugal. Nehmen wir mal an, es gebe noch eine himmelblaue Karte und du dürftest dir aussuchen wofür diese gezeigt wird – was würde damit angezeigt?
Peter Hesse: Auch wenn ich sonst für jeden Gag zu haben bin: Ich halte das für ziemlichen Quatsch. Wir haben eher das viel größere Problem geeigneten Schidsrichter-Nachjwuchs zu finden, hier müsste viel mehr vom DFB unternommen werden – sonst kriegt man hier bald die dunkelrote Karte gezeigt. Pfiffen in der Saison 2015/16 noch 59.482 Schiedsrichter die Spiele der 131.072 Mannschaften, die sich am Ligabetrieb beteiligten waren es in der Saison 2019/2020 nur noch 51.884. Auch um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt: 8.115 Men and Women in Black befanden sich vor sieben Jahren in der Ausbildung. Vor zwei Jahren waren es nur noch 3 239. Dieses Versäumnis sollte man Rudi Völler direkt auf seinen neuen Schreibtisch in der DFB-Zentrale knallen.
Thommy Junga: In Dortmund gilt auch im neuen Jahr „vorne hui – hinten pfui“. Wir haben an dieser Stelle schon öfter über den Mangel an Balance, über fehlende Körperlichkeit und Mentalitätsprobleme diskutiert, darüber, dass Nebengeräusche wie der Moukoko-Vertrag, die ständigen Diskussionen um Hummels oder jetzt ganz aktuell die angeblichen Wechselgedanken von Marco Reus, dieser jungen Mannschaft nicht guttun. Sportdirektor Sebastian Kehl hat da unheimlich viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, ist aber auch eher dem diplomatischen Dienst verhaftet. Fällt den Dortmundern jetzt so langsam sportlich der Co-Trainer-Habitus ihres Cheftrainers auf die Füße?
Peter Hesse: Der wieder genesene BVB-Stürmer Sebastian Haller sagte kurz nach dem turbulenten Spiel: „Wir brauchen mehr Kontrolle über das Spiel und dürfen uns nicht in solche Situationen bringen. Das müssen wir im nächsten Spiel abstellen.“ Das klingt natürlich nach einer waschechten Nullnummer-Aussage, aber da ist was dran. Mit dieser Abwehrleistung um „Opa Hummels“ und dem Flüchtigkeitsfehlerteufel Nico Schlotterbeck kannst du keinen Blumentopf gewinnen – und die Dortmunder haben nicht umsonst schon 24 Gegentore kassiert – zum Vergleich: bei den Bayern sind es 14. Das Team aus Dortmund muss jetzt am Mittwoch nach Mainz und am Sonntag nach Leverkusen – diese Woche wird viel Kraft kosten, da kann man kein 7:1-Powerplay erwarten – so wie es die Kölner gegen Bremen zelebriert haben. Ich hoffe, dass schnell über Außenverteidiger Julian Ryerson mehr kommt. Der Norweger war ein wichtiger Stammspieler bei Union Berlin und ist jetzt in der Winterpause nach Dortmund gekommen. Und wenn die Abwehr bei den Borussen nicht bald wasserdichter aufgestellt ist und mal endlich in Form kommt, dann dürfte selbst eine Champions League-Qualifikation schwierig gestalten. Aber wie sagte schon der eingangs von der genannte Fußballphilosoph Erich Ribeck so gelassen, wie weise: „Wenn man in Form ist, dann sollte man nicht gackern – sondern Eier legen!“
Also die Knappen haben im Frankfurter Stadtwald ein ordentliches Spiel abgeliefert, waren tw. besser als die SGE. Dass die SGE dieses Spiel gewonnen hat,hat mit der gewachsenen Reife und ind der ividuellen Klasse der Eintracht zu tun und nicht unbedingt mit Schalker Schwächen. Auf jeden Fall war der Sieg der SGE deutlich zu hoch,was von den verantortlichen Herren der Riederwälder uniso bestätigt wurde.
P.S Die Bauern haben gerade den TW-Trainer entlassen,der 2011 mit Neuer kam. Neuerdämmerung?