Die Fußball-WM in Brasilien nähert sich mit großen Schritten ihrem Höhepunkt, dem Finale heute Abend. Viele Themen wurden in den vergangenen gut vier Wochen diskutiert, auch hier im Blog.
Zwei Personen haben dabei bisher eine eher bescheidene Rolle eingenommen, was vielleicht doch ein wenig überrascht: Die beiden Fußballexperten von ARD und ZDF, Mehmet Scholl und Oliver Kahn!
Bedenkt man das Ausmaß der Kritik an den diversen Kommentatoren wie z.B. Béla Réthy, Tom Bartels, Gerd Gottlob oder auch Steffen Simon, die allesamt zum Teil sehr heftig für ihre Leistungen in Südamerika in Medien und Foren kritisiert wurden, ist es tatsächlich bemerkenswert, dass Scholl und Kahn offenbar weder positiv noch negativ besonders auffielen. Die beiden dürfen sich somit, streng genommen, sogar als heimliche Sieger der WM-Berichterstattung bei ARD und ZDF fühlen.
Und tatsächlich, die beiden Ex-Bayernspieler zogen sich in Brasilien ganz ordentlich aus der Affäre. Natürlich haben beide längst nicht die Eloquenz und den Charme eines Jürgen Klopp, welcher als damaliger Trainer des 1.FSV Mainz 05 im Jahre 2006 die Herzen der TV-Zuschauer in Deutschland eroberte. Doch haben beide, jeweils auf die ihnen eigene Art fundierte Analysen geliefert.
Mehmet Scholl dabei sicherlich häufig mehr mit einem lockeren Augenzwinkern, Oliver Kahn mehr von der Seite der ernsthaften, etwas oberlehrerhaften Kritik. Beide halt so, wie man sie auch schon aus ihrer Zeit als aktive Kicker her kennt. Und das ist gut so.
Keiner der beiden hat versucht sich unnatürlich zu verstellen, konnte in der jeweils ihm eigenen Art das Geschehen kritisieren und kommentieren. Das schafft Respekt bei den Zuschauern, wenn beide auch vielleicht nicht sonderlich ‚geliebt‘ werden. Aber da sind die Geschmäcker ja vielleicht auch durchaus unterschiedlich. Heftig kritisiert wurden beide jedenfalls nicht. Und das dürfen sie im Vergleich zu vielen ihrer Kollegen schon als Erfolg für sich verbuchen.
Auffällig zudem, dass beide ganz gut mit ihren Partnern, Oliver Welke und Matthias Opdenhövel harmonieren. Seit dem Oliver Kahn von seiner langjährigen ‚Partnerin‘ Katrin Müller-Hohenstein befreit wurde, wirkt auch er manchmal sogar ein Stück weit locker und somit deutlich sympathischer. Der Wechsel hat sich auch für Kahn also durchaus gelohnt. Er scheint nun auch deutlich mehr Freude an seinem Job zu haben als noch zuvor, bei anderen Anlässen.
Die angesprochene Katrin Müller-Hohenstein gehört allerdings unzweifelhaft zu den Verlierern im ZDF-Team. Nicht nur, dass man ihr die Moderatorenrolle neben Kahn wegnahm, die neue Rolle als Reporterin im Mannschaftsquartier der DFB-Elf schein ihr ebenfalls nicht sonderlich zu liegen. Ihre Spielerinterviews waren häufig an Banalität und Peinlichkeit kaum zu überbieten. Von vielen Seiten wurde ihr zudem regelrechte ‚Hofberichterstattung‘ vorgeworfen, wurden kritische Fragen und Anmerkungen aus dem ‚Campo‘ vermisst.
Während Oliver Kahn und Mehmet Scholl also die stillen Gewinner der Medienvertreter vor Ort sein dürften, gehören zahlreiche andere Fußballberichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen eher zu den ‚Verlierern‘ der WM. Gerade was die Kommentatoren der Livespiele betrifft, dürfte die Erkenntnis so überraschend nicht sein, sind die besten ihres Fachs, wie z.B. ein Wolff-Christoph Fuss, Kai Dittmann, Hansi Küpper o.ä., in großer Mehrheit inzwischen doch bei Sendern aktiv, bei denen zahlreiche Fußball-Live-Übertragungen an fast jedem Wochenende stattfinden und eben nicht nur alle paar Monate mal, so wie aktuell bei ARD und ZDF…
Kahn? Der Fußball-„Comedian“ mit der peinlichsten Knallchargen-Lache im ganzen deutschen TV? Nö, ne?
Eine lesenswerte journalistische Betrachtung der Berichterstattung
http://www.stern.de/kultur/tv/medienkolumne-die-tv-berichterstattung-zur-wm-ist-teils-unglaublich-schwach-2123210.html
Warum wird eigentlich nicht mehr wie früher auch mit 2 Leuten das Spiel kommentiert ?