Die Unsicherheit um die Sicherheit unserer Stromversorgung

Unser Gastautor Manuel Frondel über die künftige Unsicherheit der Stromversorgung. Manuel Frondel ist Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen.

Eines ist sicher: Strom kommt aus der Steckdose. In Deutschland praktisch rund um die Uhr. Doch mit dieser Sicherheit dürfte es bald vorbei sein: Der rasante Zubau an Erneuerbaren-Kapazitäten führt nach dem jüngsten Monitoringbericht der Bundesregierung „zunehmend zu strukturellen Problemen und Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland“ (BMWi 2011: 23), auch weil der Ausbau der Stromnetze nur schleppend verläuft. Die Erosion der Netzstabilität und die Erhöhung der Unsicherheit unserer Stromversorgung würden noch beschleunigt, wenn einige der normalerweise rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Atomkraftwerke als Folge des Reaktorunfalls in Japan nach dem dreimonatigen Moratorium für immer abgeschaltet blieben.

Dadurch würde das Risiko von Atomunfällen allerdings ebenso wenig gesenkt wie durch die derzeitige temporäre Abschaltung der sieben Atommeiler, denn auch im abgeschalteten Zustand ist die Möglichkeit einer Kettenreaktion unverändert gegeben. Eine Verringerung des Risikos erreicht man nur, indem mehr in Sicherheit investiert wird, um etwa den Ausfall von Kühlsystemen im Fall von Erdbeben zu verhindern. Denn: Die Kühlung der Brennstäbe ist essentiell, gleich ob der Reaktor an- oder abgeschaltet ist. Doch welcher AKW-Betreiber investiert noch in höhere Sicherheitsmaßnahmen, wenn die Politik das Abschalten seines Meilers vorschreibt? Paradoxerweise ist folglich allein bei Weiterbetrieb der AKW ein Mehr an Sicherheit möglich, falls dies nach den Überprüfungen der Atommeiler eingefordert würde.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind jedoch steigende Preise für Strom und Kohlendioxidzertifikate zu erwarten, falls die derzeit untätigen Meiler für immer vom Netz gingen. Und dies, obwohl die Geduld und Belastbarkeit der Verbraucher durch den teuren Ausbau der Erneuerbaren, allen voran der Photovoltaik, bereits ohnehin auf eine harte Probe gestellt wird und in absehbarer Zeit die Grenzen des Erträglichen überschreiten dürfte. So gab es lautstarke Proteste unter den Verbrauchern, als die Umlage für die Erneuerbaren gegenüber dem Vorjahr um knapp 75 % stieg, von rund 2 auf 3,5 Cent je Kilowattstunde. Bei weiterhin entschlossenem Ausbau der Erneuerbaren, vor allem der überteuren Photovoltaik, wird diese Belastung weiter steigen, ganz zu schweigen von den höheren Netznutzungsentgelten, die für den dadurch erforderlichen Aus- und Neubau der Stromnetze anfallen.

Obendrauf kommen die zusätzlichen Belastungen der Verbraucher, falls nun schneller aus der Atomkraft ausgestiegen würde. Das fehlende Angebot an sicher verfügbaren Strom kann wegen der geringen Verlässlichkeit der Erneuerbaren auf absehbare Zeit allein durch den Erhalt bzw. Neubau von Kohlekraftwerken sowie erhöhte Stromimporte ersetzt werden. So importieren wir dieser Tage als Folge des Moratoriums vermehrt Atomstrom aus Frankreich, Tschechien und auch der Schweiz. Nach Umsetzung des Moratoriums sind wir innerhalb kürzester Zeit von Nettoexporteur von Strom zum Nettoimporteur avanciert. Schneller als ihr lieb ist sieht sich die Schweiz nun angesichts deutscher Ausstiegsszenarien mit der Frage konfrontiert, über den Bau neuer Atomkraftwerke nachzudenken.

Würden Bürgerproteste in Deutschland weiterhin den Netzausbau behindern und den Bau neuer Kohlekraftwerke gar zu Fall bringen, wie dies etwa in Datteln nicht auszuschließen ist, würden wir in noch stärkerem Maße von Strom- und Erdgasimporten abhängig werden. Erdgaskraftwerke im Dauerbetrieb zur Grundlaststromversorgung einsetzen zu müssen, wäre allerdings eine sehr teure Alternative, die es zu vermeiden gilt, wenn man den Industriestandort Deutschland nicht schließen möchte.

Der Börsenpreis für Grundlaststrom könnte sich kurzerhand verdoppeln, wenn wir künftig unseren Strom ausschließlich auf Basis von Erdgas und Erneuerbaren erzeugen würden. Während dann nicht auszuschließen wäre, dass die Bürger ob der hohen Strompreise auf die Barrikaden gingen, würde dies der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie höchsten Schaden zufügen. Obwohl unsere Stromversorgung bei einer solchen Zukunft aufgrund der Importe an Strom und Erdgas sowie der schwankenden Windstrom- und Solarstromerzeugung weitaus unsicherer wäre als heute, hätten wir in einem Punkt ein deutliches Plus zu verzeichnen: Die Sicherheit der Prognose, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland sehr viel höher als heute ausfallen würde, aber unser Wohlstand wesentlich niedriger, würde ungemein erhöht.

Literatur:

BMWi – Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2011b), Monitoring-Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie nach § 51 EnWG zur Versorgungssicherheit im Bereich der leitungsgebundenen Versorgung mit Elektrizität, Januar 2011. Berlin.

 

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Schmidt
13 Jahre zuvor

@ Manuel Frondel

Sie schreiben: „… denn auch im abgeschalteten Zustand ist die Möglichkeit einer Kettenreaktion unverändert gegeben. Eine Verringerung des Risikos erreicht man nur, indem mehr in Sicherheit investiert wird.“

Richtig ist: Die Brennelemente-Lagerbecken der AKWs sind beispielsweise gegen Flugzeugabstürze und terroristische Angriffe völlig ungeschützt. Was passiert, wenn dort nicht mehr gekühlt werden kann, sieht man gerade in Fukushima, Block 4. Ende offen.

Können Sie mir bitte erklären, wie dafür jemals eine Betriebs-Genehmigung erteilt werden konnte?

Wie wollen Sie die Sicherheit erhöhen?

Wer soll den Ausbau der AKWs zu Bunkern bezahlen?

Der „Atomstrom“ würde völlig unwirtschaftlich.

Ellen Welschen
Ellen Welschen
13 Jahre zuvor

Die „Experten“ sind wie immer „gut aufgestellt“.

„Wie das WDR-Fernsehmagazin Monitor aufdeckte[2], hat das RWI eine solarenergiekritische Studie erstellt (Autor der Studie: Prof. Dr. Manuel Frondel), ohne darin zu vermerken, dass diese Studie vom Washingtoner Institute for Energy Research finanziert wurde, eine von US-amerikanischen Öl- und Kohlekonzernen finanzierte Lobbyorganisation.“ “ (aus RWI/Wiki)

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Ellen Welschen

@Ellen: Man kann das alles auch ohne Studien rausbekommen: Wir kappen alle Subventionen (Und auch die lächerlich geringen Versicherungssummen für AKWs). Was dann noch am Markt besteht kann bleiben. Die Solarenergie in Deutschland wird wohl nicht dazu gehören. Wind zum Beispiel hätte deutlich bessere Chancen.

Ellen Welschen
Ellen Welschen
13 Jahre zuvor

Viele Wege führen nach Rom, Herr Laurin.
Was ich aufzeigen wollte ist, daß Herr Foltin, wohlwollend formuliert, „tendiert“. Ich mag Wissenschaftler nicht, die – immer zur rechten Zeit – „Stimmungen“ machen. Die Raffelhüschens und Sinns dieser Welt sind ein Unbill ….

haffi59
haffi59
13 Jahre zuvor

So eine Schwatzbirne. Hier kommt der Lobbyist durch. Unsere Interlektuelle Gilde des RWI schürt wieder Unsicherheiten und nimmt einfach nicht zur Kenntnis, dass ein Super-Gau wie in Japan nicht zu bezahlen ist. Auch ist der Atomstrom nicht so billig wie alle behaupten. Erhebliche Kosten wie Transport, Endlager werden ohnehin vom Steuerzahler angelastet. Nur der Gewinn bleibt bei den Versorgern. Müsste dies z.B. RWE selber bezahlen, wäre der Unterschied zu Photovoltaik-Strom unmerklich. Zudem strotz der Artikel vor Fehlern. Das Kohlekraftwerk Datteln liegt nicht aufgrund von Bürgerprotesten auf Eis. Es ist an dem Standort einfach so nicht genehmigungsfähig.

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  haffi59

@haffi: Zu Datteln gibt es Gutachten, die das Kraftwerk für Genehmigungsfähig halten. Die letzte Entscheidung ist noch nicht getroffen. Und selbst Lobbyisten der Erneuerbaren Energien sind die Solar-Subventionen zu hoch – vor allem angesichts des geringen Anteils an der Energieproduktion.

Hanno
Hanno
13 Jahre zuvor

Photovoltaik mag eine Sackgasse sein, aber niemand hat je seriös behauptet, dass Deutschlands einzige Antwort auf die anstehende Energiewende die Sonne sei. Das ist absichtlich eindimensional formuliert. Genau wie folgende Argumentationskette: Atomkraft weg -> Wirtschaft kaputt -> Arbeitslosigkeit. Derart plumpe, populistische Unsinnszenarien unterscheiden den Lobbyist vom Wissenschaftler.

Sascha
13 Jahre zuvor

Sehr seltsam, was Herr Prof. Dr. Manuel Frondel da von sich gibt. Das UBA (UmweltBundesAmt) sieht ‚…keine Not, derzeit Strom zu importieren. UBA-Experte Harry Lehmann erklärte den derzeitigen Trend zum Stromimport lediglich damit, dass Stromhändler möglichst billig einkaufen.‘

Klar, dass die Wirtschaft sich jetzt nicht nehmen lässt, Angstszenarien aufzubauen. Immerhin kann man mit der Angst der Verbraucher Geld verdienen. Und mit diesen (nicht unabhängig belegten) Szenarien die nächsten Erhöhungen einläuten.

Was in diesen Berichten immer wieder gerne verschwiegen wird, sind die Milliardengewinne der Energiekonzerne, Einsparungen bei Bezugspreisen für z.B. Gas, die NIE an die Verbraucher weitergegeben werden, um nur eines zu nennen. Und wie gut die Energiekonzerne Ihre Infrastruktur pflegen, haben wir ja vor ein paar Jahren im Münsterland gesehen… Da war eine Region Tagelang ohne Strom, nicht weil die Meiler abgeschaltet wurden, sondern weil kaum Geld in die Instandhaltung und Pflege des Leitungssystems gesteckt wurde und ja keiner im Winter mit so viel Schnee rechnen konnte…

So eine gelenkte Panikmache ist meiner Meinung nach nicht nur unvernünftig sonder im höchsten Maße unmoralisch, da hier nur das Ziel verfolgt wird, die (sowieso schon viel zu hohen) Gewinne der Energieunternehmen zu vergrößern.

Ellen Welschen
Ellen Welschen
13 Jahre zuvor

„Der von Bild zitierte Experte Dr. Manuel Frondel vom RWI, dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, tritt in den Medien regelmäßig als Kritiker auf, wenn es beispielsweise gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz und dessen Förderung für Solarstrom geht. Wir haben Manuel Frondel angerufen und nach den Details seiner Rechnung gefragt. Leider hat er uns die im Gespräch gefallenen Zitate nicht autorisiert, weshalb wir sie hier nur indirekt wiedergeben dürfen. Klar, er habe die Zahl nur sehr überschlägig ermittelt, so Frondel, nämlich indem er die Differenz der Erzeugungskosten von Atom- und Kohlestrom – ca. zwei Cent pro Kilowattstunde – mit der Menge des im vergangenen Jahr hierzulande erzeugten Atomstroms (140 Mrd. kWh) multiplizierte und über 20 Jahre aufaddierte.

In der Tat, räumt Frondel ein, haben die Erzeugungskosten erstmal nichts mit dem Endpreis des Stroms zu tun. Die errechnete Ersparnis fällt also bei den Stromkonzernen an, und natürlich müssten die ihre Ersparnisse nicht an die Verbraucher weitergeben. Dies habe er so auch nie gesagt.

Die Bild-Zeitung allerdings zitierte ihn mit der Aussage, durch die Verschiebung des Atomausstiegs blieben „uns“ Kosten von 50 Milliarden Euro erspart. Wieso sagt Frondel „wir“, wenn es um Einsparungen auf Seiten der Energieerzeuger geht? Vielleicht, weil sein Institut mit der Energiewirtschaft verbändelt ist? Weil der langjährige Präsident der Gesellschaft der Freunde und Förderer des RWI Dietmar Kuhnt heißt? Der Dietmar Kuhnt, der vorher Vorstandschef des Akw-Betreibers RWE AG war?“
(https://www.klima-luegendetektor.de/tag/manuel-frondel/)

Ich kann das nicht ausstehen, wenn Lobbyismus einem so „wissenschaftlich“ daherkommt.

Olaf
Olaf
13 Jahre zuvor

Herr Frondel, Ihre Quellenangaben sind, mit Verlaub, eines Guttenberg würdig.

„Die Erosion der Netzstabilität und die Erhöhung der Unsicherheit unserer Stromversorgung würden noch beschleunigt, wenn einige der normalerweise rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Atomkraftwerke als Folge des Reaktorunfalls in Japan nach dem dreimonatigen Moratorium für immer abgeschaltet blieben.“
Quelle? Beleg? Berechnung?

„Denn: Die Kühlung der Brennstäbe ist essentiell, gleich ob der Reaktor an- oder abgeschaltet ist. Doch welcher AKW-Betreiber investiert noch in höhere Sicherheitsmaßnahmen, wenn die Politik das Abschalten seines Meilers vorschreibt? Paradoxerweise ist folglich allein bei Weiterbetrieb der AKW ein Mehr an Sicherheit möglich, falls dies nach den Überprüfungen der Atommeiler eingefordert würde.“
Kühlung ist essentiell, in der Tat.
Paradoxerweise entgeht Ihnen die auf der Hand liegende Alternative zum Weiterbetrieb und dem mehr an Sicherheit einforder: abschalten, abbauen und mehr Sicherheit einfordern (per Gesetz/Verordnung ohne Aufschiebende Wirkung).
Wo kämen wir auch hin wenn wir von Atomkraftwerbetreibern verlangen würden aus eigenen Mitteln für die Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit zu sorgen? Schrecklich sowas, nicht wahr?

„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind jedoch steigende Preise für Strom und Kohlendioxidzertifikate zu erwarten, falls die derzeit untätigen Meiler für immer vom Netz gingen.“
Quelle? Beleg? Berechnung?
Phrasendreschen hilft hier nicht weiter Herr Frondel. Wer sich „Wirtschaftsforschung“ auf das Schild am Eingang pinselt muss dann auch nach den Gepflogenheiten von Forschern arbeiten, sonst bleibt jede Aussage nur eine Behauptung unter vielen. Sie können die Leser hier, und die Öffentlichkeit auch sonst, gerne mit Fakten, Berechnungen und Quellen „belasten“. Wir halten das aus.

„Bei weiterhin entschlossenem Ausbau der Erneuerbaren, vor allem der überteuren Photovoltaik, wird diese Belastung weiter steigen, ganz zu schweigen von den höheren Netznutzungsentgelten, die für den dadurch erforderlichen Aus- und Neubau der Stromnetze anfallen.“
Warum ist die Photovoltaik überteuert? Wie komme Sie zu dem Schluss? Im übrigen ist Ihr emotionales Gewäsch über den Unmut der Verbraucher geschenkt.

“ So importieren wir dieser Tage als Folge des Moratoriums vermehrt Atomstrom aus Frankreich, Tschechien und auch der Schweiz. Nach Umsetzung des Moratoriums sind wir innerhalb kürzester Zeit von Nettoexporteur von Strom zum Nettoimporteur avanciert.“
Ach? Wie gedenken Sie das denn zu belegen? Also ich mein, das wäre doch einfach, oder?

„Der Börsenpreis für Grundlaststrom könnte sich kurzerhand verdoppeln, wenn wir künftig unseren Strom ausschließlich auf Basis von Erdgas und Erneuerbaren erzeugen würden. Während dann nicht auszuschließen wäre, dass die Bürger ob der hohen Strompreise auf die Barrikaden gingen, würde dies der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie höchsten Schaden zufügen.“
1. Welcher Zeitraum ist mit „kurzerhand“ gemeint? 1 Jahr, 2 Jahre, 5 Jahre, 10 Jahre oder gar 50 Jahre?
2. Auf die Barrikaden gehen? Sie und ihre emotionalen Apelle an die Verbraucher … tztz sowas aber auch … sehr „wissenschaftlich“, wirklich. 🙁

„hätten wir in einem Punkt ein deutliches Plus zu verzeichnen: Die Sicherheit der Prognose, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland sehr viel höher als heute ausfallen würde, aber unser Wohlstand wesentlich niedriger, würde ungemein erhöht.“
*seufz* Wissen sie Herr Frondel warum Ihr Stand so verächtlich beäut wird? Sie sind schwarzmaler und Hetzer die, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Behauptungen von „Weltuntergangszenarien“ aufstellen deren belegbare Substanz mit dem Bild der leicht bekleideten Damen auf Seite 1 der Bild Zeitung gleichzusetzen ist.

Aber auf der „anderen Seite“ gibt es ja auch noch Überlegungen https://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/DerPlan.pdf was macht man denn nun damit?

P.S.: Ihre Literatur ist unverlinkt, das hier ist Internet, das lebt von Links auf andere Seiten und Dokumente:
https://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/M-O/monitoringbericht-bmwi-versorgungssicherheit-bereich-leitungsgebundene-versorgung-elekrizitaet,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf

Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

Für mich bleibt als Quintessenz des Artikels, egal wie wir uns drehen und wenden, solange die Stromkonzerne nicht wieder vollständig in die öffentliche Hand übergehen, bestimmt einzig und alleine die betriebswirtschaftliche Kosten-/Nutzenrechnung ihr Handeln und diese ist nun einmal nicht am Gemeinwohl ausgerichtet.

Solange wir uns als Staat, als Gesellschaft, von diesen Konzernen im wahrsten Sinne des Wortes „beherrschen“ lassen und nicht die Gegenrechnung aufmachen, nämlich die gesamtwirtschaftliche Kosten-/Nutzenrechnung wird der Wahnsinn weitergehen.

Wären schon bei Planung der AKW alle vorhersehbaren, später indirekt über Steuereinnahmen subventionierten Folgekosten einberechnet und nicht der Allgemeinheit übertragen worden, sondern hätten betriebswirtschaftlich durch die Energiekonzerne erwirtschaftet werden müssen, wäre niemand auf die Idee gekommen, auch nur ein einziges AKW als Kapitalgeber zu finanzieren.

Aus Sicht der Konzerne und sicherlich auch der Mehrheit der durch die Atomlobbyisten jahrzehnte beeinflussten Politiker, ist die Argumentation von Professor Manuel Frondel sicherlich einleuchtend.

Und so wie er es beschreibt, wird es auch kommen, da bin ich mir sicher.

Fast schon resignierend stelle ich fest, dass unsere politische Ebene den Karren so weit in den Dreck gefahren hat, dass er kaum mehr herauszubekommen ist.

Die Verantwortlichen haben sich alle eine goldene Nase an dem Deal verdient und die verantwortlichen Politiker wie Schröder oder Müller finden nach Abwahl doch alle ein Pöstchen bei den Monopolenergieriesen.

Ein Schelm, wer Schlimmes dabei denkt.

Den Pferdefuss der ganzen Krux bekommt in jedem Fall die Masse der Bevölkerung ab. Egal wie, die Strompreise werden explodieren, da die Konzerne ihre unverschämt überhöhten Gewinnmargen, bei denen das Preis- und Leistungsverhältnis noch nie zusammenpasste, um jeden Preis erhalten wollen und wenn man nun auf sinnvollere Energieformen umsteigen will, wird das Volk dafür bluten, dass zig Jahre ins Land gegangen sind, in denen die Energiekonzerne ihre immensen Gewinne nicht in sinnvollere Formen der Energieversorgung investierten.

Das ist „Raubtierkapitalismus“, wie Helmut Schmidt sagte, in Reinkultur und wie die Verursacher des ganzen Dilemmas denken und handeln, welches noch unsere Kinder und Kindeskinder werden ausbaden müssen, wird für mich in dem o.a. Artikel sehr deutlich.

Insofern ein durchaus lesenswerter Beitrag, denn wer seine Gegner nicht kennt und analysiert, unterschätzt sie leicht und verliert dadurch am Ende.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

Stefan, wenn solche Professoren sich hier als Experten darstellen dürfen, dann solltest du vorher mit ihnen ausmachen, dass sie auch auf die Kommentare/Fragen zu antworten haben. Sonst werden wir hier zum Verlautbarungsorgan von welcher Interessenlobby auch immer und das ist nicht die Aufgabe der Ruhrbarone.

Martin Budich
Martin Budich
13 Jahre zuvor

Ja klasse, dass die Ruhrbarone ihr Medium einem Vertreter eine öffentlich angefeindeten Minderheitenmeinung zur Verfügung stellen: Der Atomlobby. Sehr schön wird auch die Sorge dieser Menschen um unsere Sicherheit dargestellt. Die Kernaussage: Je größer der Profit der AKW-BetreiberInnen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch ein paar Brosamen für die Sicherheit abfallen lassen.
Schade nur, dass der Autor sich gar nicht vorstellen kann, dass man AKWs nicht nur vom Netz nehmen, sondern auch wirklich abschalten kann. Seiner Logik entsprechend müssten AKWs ewig laufen.
Stichwort Ewigkeit. Jeder Mensch, der die Kosten der Atomenergie beziffert, ist ein Scharlatan. In hunderttausend Jahren können die Menschen, falls es sie dann noch gibt, eine Zwischenbilanz ziehen, was die Endlagerung des Atommülls wirklich bis dahin gekostet hat. Heute kann man nur sagen, dass die Kosten der Atomenergie unvorstellbar hoch sind.

Olaf Mertens
Olaf Mertens
13 Jahre zuvor

Ist doch seltsam, Herr Frondel. Mich kann man per Gesetz zwingen einen Sicherheitsgurt anzulegen im Auto. Demnächst wird man mich vielleicht zwingen einen Helm aufzusetzen beim Radfahren, obwohl ich ohne Helm nur meine eigene Rübe riskiere. Und da kann man AKW-Betreiber, die uns alle gefährden nicht per Gesetz zwingen in Sicherheit zu investieren? Grotesk!

zersenser
zersenser
13 Jahre zuvor

Es gab mal vor nicht allzu langer Zeit einen schlimmen, schlimmen Winter (nein, nicht der letzte). So mit Schnee und so. Und da sind doch damals schon die maroden Strommasten weggekickt. Soweit ich weiss gab es „damals“ weniger regenerative Energiekapazität und trotzdem „guten“ Atomstrom.

Kann es sein, das die Stromversorger einfach einen Kostenfaktor zu Lasten der Allgemeinheit sanieren wollen? Das Thema Trassenausbau ist nun schon seit einigen Jahren aktuell, warum passiert aber einfach nichts?

Umgekehrt: Könnte man sich den Trassenausbau sparen, wenn man die AKWs laufen lässt? (War nur ne rhetorische Frage)

https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,390262,00.html
https://www.focus.de/panorama/welt/schnee-chaos_did_11852.html
https://www.schneechaos-muensterland.de/home/index.php?option=com_content&task=view&id=20&Itemid=36

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

Herr Frondel, warum antworten sie hier nicht? Können sie oder dürfen sie nicht? Oder haben sie noch nie etwas von der Interaktivität des Internets gehört? Ist für sie der Diskurs nicht ein Teil der Wissenschaft? Zumindest aber die Diskussion? Sie haben hier die Gelegenheit zur Widerrede, zum Dialog, warum nutzen sie sie nicht?

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor

@Martin: das wir hier ein breites Spektrum an Meinungen präsentieren halte ich für eine Stärke dieses Blogs.
@All: Das billigste ist es, jemanden, dessen Ansichten nicht passen, einfach Lobbyismus zu unterstellen. Ich kenne Herrn Frondel seit vielen Jahren und er wurde für seine Vorschläge zur Laufzeitverlängerung von den Atom-Konzernen massiv angegriffen. Manuel Frondel kommt zu dem Schluss, dass der Doppelausstieg aus Kohle und Atom den Industriestandort Deutschland gefährdet. Alle, die ihn dafür kritisieren sollten sich kurz vor Augen halten, dass auch preisgünstiger Strom wichtig ist – sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus sozialen Gründen. Die Energiewende wird dieses Land verändern – und die jetzige Begeisterung wird wenn neue Windräder, Pumpspeicher und Stromtrassen entstehen, schnell wieder in Protest umschlagen. Viel zu viele stellen längst keien Verbindung mehr zwischen ihrem eigene Wohlstand und der wirtschaftlichen Entwicklung her. Mann kann sich ja Ökoträumen hingeben. Sollte sich allerdings dann auch klar werden, dass jeder Traum einmal endet. Wir brauchen eine offene Energiedebatte. Ich will weder, das jeder Atomkraftgegner als Trottel dargestellt, noch jeder, der für Kernenergie ist als Büttel der Atomwirtschaft bezeichnet wird.

Höddeldipöpp
Höddeldipöpp
13 Jahre zuvor

Als einzige Literaturquelle das Brüderle-Ministerium angeben, ich fass es nicht!

Wenn man hier schon als Wissenschaftler auftritt, dann hat man argumentativ die eigenen Thesen alternativen gegenüberstellen, eigenes zu belegen, anderes zu entkräften. Das gehört nun mal zum Berufsbild. Alternative Standpunkte findet man durch einfaches Googeln, z.B hier:

https://www.zeit.de/wirtschaft/2011-03/atom-strom-gutachten

Aber das Machwerk oben ist nichts als simple Schwarzmalerei, das alles mögliche behauptet, aber nichts belegt.

Sascha
13 Jahre zuvor

Sorry, aber in dem Land, das bei den Strompreisen europaweit an zweiter Stelle liegt (https://news.preisvergleich.de/strom/deutsche-zahlen-zweithochste-strompreise-in-europa/2706) von ‚Preisgünstigem Strom‘ zu sprechen, ist eine Farce….

Und nochmal die Frage: Bei der Aussage, das Atomstrom günstiger sei als Ökostrom, sind da auch die Kosten eingerechnet, die die Allgemeinheit zahlt? Die Subventionen und Geschenke an die AKW-Betreiber? Die Lagerkosten für den Atommüll? Ich denke, nicht.

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Höddeldipöpp

@Höddelidpöpp: Die Quelle ist nicht das „Brüderle Ministerium“ sondern die vom RWI, dem ZEW und dem IER erstellte Energieprognose aus dem Jahr 2010. Sie hält übrigens der Ziele der schwarz-gelben Regierung in Bezug auf erneuerbare Energien nicht für realistisch.
@Sascha: Einer der Gründe für den hohen Strompreis in Deutschland ist die Energieeinspeiseverordnung. Die Finanzierung chinesischer Sonnenkollektoren auf den Dächern von Eigenheimbesitzern ist eben kein preiswertes Vergnügen und wird von der Allgemeinheit bezahlt. ´

Höddeldipöpp
Höddeldipöpp
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin

Versteh ich jetzt nicht: Im Artikel steht: Literatur: BMWi – Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2011b), also das Brüderle-Ministerium. Wenn das eine RWI-Studie ist, kann man die ja direkt zitieren, würde aber am Kern meiner Aussage auch nichts ändern, weil das RWI auch nicht unabhängig ist.

Wer soll denn die Behauptungen, die der Prof. Frondel da oben aufstellt, jetzt nachvollziehen? Das alles teuerer wird, ist so nur eine Behauptung, die gegen entsprechende andere Studien steht, die sagen, es wird nur ein wenig teuerer. Da muss man sich die Argumente schon einzeln vornehmen und dann mit Zahlen und Fakten aufbereitet für’s Publikum gegenüberstellen. Sonst hat das keinen Sinn. Alles andere ist Meinungssoße.

Was man sofort nachprüfen kann, dass einzelne Argumentationen unseriös sind. So behauptet er, dass wir sicherer sind, wenn Kernkraftwerke nicht abgeschaltet werden, weil nur dann in Sicherheit investiert wird, weil ja auch abgeschaltete Kernkraftwerke noch ein Risiko darstellen.

Mit Verlaub, das ist ganz großer Quatsch. Er schreibt ja selbst „paradoxerweise“. Er will uns hier erzählen, dass 2 minus 1 immer noch 2 ist. Wenn man die Sache langfristig betrachtet, dann reduziert jedes abgeschaltete Kraftwerk das Risiko. Das ist ein einfacher statistischer Zusammenhang. Natürlich muss man dabei annehmen, dass der Gesetzgeber alles tut, die Betreiber dazu zu verpflichten in die Sicherheit der abgeschalteten Kraftwerke zu investieren. Aber davon wird man ja wohl ausgehen dürfen, weil alles andere unverantwortlich wäre.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin (20)
immerhin kann man sagen, daß abgesehen von dieser einen Quellenangabe,
einige Aussagen verblüffende Ähnlichkeit haben, mit dem, was mir kürzlich meine Friseuse erzählt hat.
Die kann sich nur nicht so „wissenschaftlich“ artikulieren.
Aber sonst…
Alle Achtung!
Dumm ist nur, daß hier einige Leser über dieses „Niveau“ zu Recht irritiert sind, weil ja so ein dicker Titel vor dem Namen steht.
Vermutlich würde eine Diskussion jetzt für den Herrn Professor äußerst ungünstig verlaufen. Ich kann mich sowieso nicht daran erinnern, daß Professoren hier jemals ungerupft davongekommen wären.
Das ist hier bei den Ruhrbaronen eine böse Welt, mit vielen schlauen Kommentatoren.
Böse Welt, draußen, vor den Toren der Universität. Das hier.

Ben
Ben
13 Jahre zuvor

Interessant ist an dieser Diskussion die Tatsache, dass bei Ökostrom-kritischen Stimmen gleich der Vorwurf des Lobbyismus fällt, aber offenbar niemand das bisschen Selbstreflexion an den Tag legt um auch mal die Gegenseite (nämlich eben Ökostrombefürworter wie Greenpeace, etc.) auf Lobbyismus hin abzuklopfen. Für viele scheint die Welt nur aus schwarz und weiß zu bestehen. Dass die „Wahrheit“ vermutlich eher grau ist, kommt dabei nur wenigen in den Sinn…

Sascha
13 Jahre zuvor

@ Stefan: Also die 5,2% am Strompreis, die das EEG (die ‚chineschischen Photovoltaik-Anlagen sind da nur ein kleiner Teil von) ausmacht, sind Schuld, das unser Energiepreis an Platz 2 Europaweit steht?

Das ist doch jetzt nicht Dein Ernst… Langsam wird’s lächerlich, sorry…

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Sascha

@Sascha: Und dazu noch die diversen Steuern die wir haben…

Olaf
Olaf
13 Jahre zuvor

Ben, wer keine Belege für seine Behauptungen liefert wird gleich behandelt: Ignorieren.
Egal welcher Lobby er sein Einkommen verdankt.
Nur weil jemand Töne äussert ist die Möglichkeit das er/sie richtig liegt nicht ausgeschlossen. Nur, die Beweislast liegt bei demjenigen der Behauptungen in den Raum wirft.

Emotionale Argumente zu bringen ist in der Wirtschaftswissenschaft wie in der Regel jedem anderen Wissenschaftszweig kontraproduktiv.

Wer eine Aussage macht darf kein Indikator für die Richtigkeit sein, höchstens ein Indikator wie man die Belege und Beweise zu prüfen hat.

strahlendes Inferno
strahlendes Inferno
13 Jahre zuvor

@ Ben #23

„Dass die “Wahrheit” vermutlich eher grau ist …“

Fukushima ist Technicolor. Ganz grosses, grelles Katastrophen-Kino. Aber sowas schaut sich Ben nicht an. Prof. Dr. Manuel Frondel sowieso nicht.

Olaf
Olaf
13 Jahre zuvor

Oh, Verzeiung. Ein Punkt vergessen :).

Popularität (oder deren Gegenteil) ist ebenfalls kein Anzeichen für die Korrektheit einer Aussage.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

Daß das Abschalten von Kernkraftanlagen die Sicherheit solcher Anlagen verringert, ist eine ganz neue Form von Bedenkenträgerei.

Heutzutage sind offensichtlich die „Bedenkenträger“ unter denjenigen zu finden, die sich eine Abschaltung von Kernkraftwerken nicht vorstellen können, weil dann dieses oder jenes geschehen könnte.
Früher war das anders. Da galten diejenigen Leute als Bedenkenträger, die Angst vor solchen Anlagen hatten.

Sascha
13 Jahre zuvor

@Stefan: Und die würden verschwinden, wenn wir nur noch AKW’s am Laufen hätten? Klar, dann würde natürlich sofort die Umsatzsteuer, die Stromsteuer, die Konzessionsabgaben sinken….

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Und nochmal die Frage, da Du ja so gegen die Kollektoren angehst, die ‚von der Allgemeinheit‘ bezahlt werden: Wer zahlt noch mal die Zwischenlagerung? Wer zahlt nochmal die Forschung nach einem Endlager? Wer zahlt die Transporte? Die AKW-Betreiber trage da nur einen kleinen Teil, ansonsten wäre Atomstrom kaum zu bezahlen…

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Sascha

@Sascha: Um AKWs geht es mir nicht. Nur auch noch schnell aus der Kohleverstrohmung rauszuwollen halte ich für wirtschaftlichen Unsinn.

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ strahlendes Inferno (# 27):
That´s it! Was mich an dieser Diskussion so sprachlos macht: es wird über Lobbyismus diskutiert, über Strompreise für Endverbraucher, und was nicht alles. Ob Herr Frondel das selbst glaubt, was er vorträgt. Klar tut er das, Lobbyist oder nicht. Und nicht wenige seiner Kritiker hier lassen sich auf sein Implikat ein, dass diese Sache in Japan im Grunde gelaufen ist.
Nichts beweist mehr als das, dass Frondel wirklich von seinen Ausführungen überzeugt ist. Denn ich bin ganz sicher, dass auch er in absehbarer Zeit nicht mehr mit diesen Kostenerwägungen zitiert werden möchte. Für sich genommen recht amüsant, wenn diese Sache in Japan nicht so bitterernst wäre. Man muss nicht einmal Nuklearexperte sein, um zu sehen, dass die Strahlenverseuchung Honshūs nicht mehr abzuwenden ist.

Olaf
Olaf
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin „schnell“ aus der Kohleverstrohmung? Was wäre denn eine Hausmarke die nicht mehr schnell aber sinnvoll wäre?

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Olaf

@Olaf: Weltweit sehe ich kein realistisches Datum für einen Ausstieg aus den fossilen Energien. Kohle und vor allem Gas werden wir noch lange verwenden. Gas länger als Kohle – mit welchem Anteil ist die Frage, die noch offen ist.

Ben
Ben
13 Jahre zuvor

@27: Keine Sorge, ich sehe das. Sehr genau sogar. Aber mein Blick reicht weiter. Ich sehe z.B. auch das farbenprächtige Dilemma sogenannter Speicherseen, ich sehe die ganzen Elektrosmog-Fanatiker, die ob der 3.000 Kilometer neuen Stromleitungen auf die Barrikaden gehen werden, ich sehe die Menschen an der Nordseeküste, die gegen ein Anzapfen der norwegischen Ökostrom-Trasse sind, weil sie dann ein Umspannwerk in ihrem idyllischen Dorf stehen hätten. Ich sehe viel mehr als nur Fukushima. Vielleicht ist das mein Problem, das ich nicht bloß die Atomprobleme vor Augen habe und nicht jenseits von Fukushima nur rosarote Landschaften mit purzeligen Windrädchen sehe, sondern die gesamte Katastrophe, die unsere moderne Energienutzung ist. Es ist so unendlich einfach mit einem Verweis auf Fukushima die restliche Energieproduktion heilig zu sprechen – nur ist das eben eine Farce. Wir sollten – wenn wir hier Atombefürworter angreifen – eben auch die Probleme um regenerative Energien mitdenken und nicht nur das Totschlagargument Fukushima auspacken.

Hubert
Hubert
13 Jahre zuvor

@ Ben

„das Totschlagargument Fukushima“

vielleicht könnte man das, was die Atomlobby in Japan getan hat, richtigerweise als „Totschlag“ bezeichnen? Oder gibt es im Strafrecht etwas, das besser passt?

Ben
Ben
13 Jahre zuvor

@Hubert: Soll ich jetzt mal aufzählen wie viele Tote es beim Bau oder Betrieb von Wasserkraftwerken gegeben hat oder einigen wir uns darauf, dass Tote als Argument irgendwie immer einen merkwürdigen Beigeschmack haben?

Dirk
Dirk
13 Jahre zuvor

Apropos Kosten,
das schöne an den Erneuerbaren Energien ist ja, dass man weiß was sie kosten. Wenn die Anlage erstmal steht, fallen nur noch geringe Wartungskosten an.

Bei Atom- und fossiler Energie ist das nicht der Fall. Ein Grossteil der Kosten werden in die Zukunft verschoben. Sicher ist nur, das diese Kosten gigantisch sein werden.
„Billige Energie“ gibt es nicht. Unsere Energiekosten werden von künftigen Generationen subventioniert. So gesehen ist es auch ein Witz von einem „Energiemarkt“ zu sprechen. Der „Energiemarkt“ ist ein zutiefst sozialistisches Umverteilungssystem ähnlich der Gesundheitsindustrie oder der Rüstungsindustrie. Gäbe es in diesen Bereichen einen echten Markt, währen alle Probleme gelöst.

Frank (frontmotor)
13 Jahre zuvor

Den Strom importieren wir nur deshalb von Frankreich und Tschechien, weil unser Verbundnetz derzeit noch auf Ost-West-Transporte ausgelegt ist.

Was uns fehlt ist die Nord-Süd-Ausrichtung, damit wir regenerativen Strom von dort importieren können. Dass das noch nicht so ist, ist ein Versäumnis der großen Vier und kein Argument gegen die Abschaltung der unsicheren AKWs.

Das wir später mal regenerativen Strom im- und exportieren werden, abhängig von Last und Angebot, ist ebenfalls kein Manko sondern der Sinn eines künftigen Verbundnetzes.

Ferner wird der Strom nicht teurer aufgrund der AKW-Abschaltungen. Er wurde nämlich auch nicht billiger, als die Laufzeitverlängerung beschlossen wurde.

Dieser Herr Frondel ist völlig im Gestern verhaftet. Er wird umdenken müssen.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ All

Es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen einem Experten und einem Lobbyisten. Der Experte darf, ja soll sogar (in seinem Fach) klüger sein als sein Auftraggeber, der Lobbyist auf keinen Fall. Er darf (in seinem Fach) sogar dümmer sein als die, die ihn bezahlen.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ Ben #37

Der Strahlentod ist mit keinem anderen Tod zu vergleichen, weil die Strahlung den Toten überlebt.

Martin Budich
Martin Budich
13 Jahre zuvor

@ Stefan: Du schreibst: „Das billigste ist es, jemanden, dessen Ansichten nicht passen, einfach Lobbyismus zu unterstellen.“

Ich erinnerte mich halt daran, dass Frondel als Wissenschaftler ziemlich desavouiert ist, seit er damit aufflog, nicht angegeben zu haben, wer eine seiner „Forschungen“ gegen die erneuerbaren Energien finanziert hatte.
Sonia Seymour Mikich moderierte den betreffenden Monitor-Beitrag über ihn mit den Worten ab: „So geht wohl Lobbyarbeit.“
https://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2010/1021/strom.php5
Die Los Angeles Times bezeichnet das „Institute for Energy Research“, das seine Arbeit finanzierte, als „a Washington-based hotbed of global warming denial supported by oil and coal interests“.
https://articles.latimes.com/2010/may/26/opinion/la-ed-0525-mileage-20100526

Frondel als Atomlobbyisten zu bezeichnen ist in der Tat verkürzt. Er ist Lobbyist der Großkraftwerksbetreiber und militanter Gegner dezentraler zukunftsweisender Energiekonzepte.

Stefan Laurin
Admin
13 Jahre zuvor
Reply to  Martin Budich

@Martin: Gibt es ein rein dezentrales Energiekonzept mit dem man eine Aluminiumhütte betreiben kann?

Olaf
Olaf
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin wenn man aus „dezentral“ ausschließlich klein und verteilt lesen möchte wird das eng mit der Aluminiumhütte.
Sollte man aber aus „dezentral“ vielleicht Örtlich nah am Bedarf lesen wird es vermutlich schon anders aussehen.

Martin Budich
Martin Budich
13 Jahre zuvor

@ Stefan: Ja klar, gerade hier sind dezentrale Kraftwärmekoppelungen die effektivsten Lösungen. (Über Wärmetauscher können übrigens auch Kühlprozesse betrieben werden.) Wenn die Aluminiumhütten für Strom marktübliche Preise zahlen müssten, gäbe es da schon heute dezentrale Lösungen.
Wahrscheinlich würde dann auch weniger Energie vergeudet und andere Produkte würden Aluminium verdrängen. Ich denke, diese marktwirtschaftliche Betrachtung kann Dich überzeugen.
Deine nächste Frage müsste jetzt sein: Aber lässt sich das auch mit regenerativer Energie leisten. Ein einfache Antwort wäre: Ja, z. B. mit Biogas.
Aber die Energiekonzepte der Zukunft sind in der Tat kompliziert.
Wenn jetzt die großen Energieunternehmen vorallem über den Netzausbau diskutieren wollen, dann geht es hierbei nur um ihre zukünftige Stellung als Großkraftwerksbetreiber. Ein kluges dezentrales Energiekonzept braucht keine gigantischen neuen Leitungskapazitäten.
Auch wenn ich nicht in Deutschland sondern in einer anderen Zeitzone bin, ist es schon spät. Die Diskussion über alternative Konzepte, sollten wir tagsüber fortsetzen.

Erika
Erika
13 Jahre zuvor

Also ich leg erst mal eine Tüte Chips parat und eine Flasche Cola kalt, denn „wenn“ der Gastautor Herr Manuel Frondel, sich hier äußert wird es bestimmt spannend!

🙂

Frank (frontmotor)
13 Jahre zuvor

@Stefan: Entweder Kraft-Wärme-Kopplung oder Wasserkraft (eine der ersten Hütten entstand am Rheinfall von Schaffhausen https://www.rheinfall.ch/Rheinfall/Wirtschaftliche-Nutzung)

Übrigens ist auch mir das RWI schon lange als EVU-nahes Institut bekannt. Das ist ja legitim, es gibt ja auch Institute, die der anderen Fraktion nahe stehen. Aber mit Fukushima und der Strompreisentwicklung in DE sind etliche alte Argumente der AKW-Betreiber zusammen gebrochen.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ all

Was die Dezentralität der Energieversorgung betrifft geht es nicht nur um die Dezentralisierung der Produktion. Die Lösung liegt vor allem in der intelligenten Verteilung und Verknüpfung verschiedener Produktionsformen. Egal ob zentral oder dezentral erzeugt. Siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligentes_Stromnetz

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

€ Erika

Er wird es nicht tun. Sie glauben gar nicht wie viele opportunistische Angsthasen auf Professorenposten sitzen. Obwohl sie die Rente/Pansion schon sicher im Sack haben. Aber vielleicht vertue ich mich ja auch. Und dann, da haben sie recht, bin ich sehr gespannt und ziehe den Hut vor dem Mann. Egal was er sachlich hier zum Besten gibt.

Andreas Lichte
13 Jahre zuvor

@ Arnold Voss #49

„Egal was er sachlich hier zum Besten gibt.“

muss an meiner Charakterschwäche liegen, aber ich lese hier „NICHTS“ …

(Prof. Dr. Manuel Frondel gibt hier NICHTS zum Besten, sachlich NICHTS, emotional NICHTS, rein gar NICHTS)

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