Die Waldorfschule und Andreas Molau, Aussteiger aus der rechtsextremen Szene

Andreas Molau, ehemaliger NPD-Spitzenfunktionär und zuletzt für „pro NRW“ tätig,  ist aus der rechten Szene ausgestiegen. Offen bleibt die Frage, ob die „Freie Waldorfschule Braunschweig“, an der Molau von 1996 – 2004 Deutsch, Geschichte und Politik (sic !) unterrichtete, nichts von Molaus damaliger politischer Orientierung wissen konnte. Von Andreas Lichte.

Michael Mentzel schreibt am 2. August 2012 auf seiner anthroposophischen Website „Themen der Zeit“ über Andreas Molau:

„Ein bis zu seiner Entlassung im Jahre 2004 als Waldorflehrer tätiger Rechtsextremer, der nach Aussagen der damaligen Kollegen, Eltern und SchülerInnnen als guter Kumpel, aber nie als Rechtsextremer in Erscheinung getreten und infolgedessen auch nicht aufgefallen war.“

Ist es wirklich so einfach? Molau sagt in meinem 2009 bei „Publikative“ (damals noch „NPD-Blog.Info“) veröffentlichten Interview:

„(…) Lichte: Bis zu Ihrer Enttarnung arbeiteten Sie 8 Jahre lang an der Freien Waldorfschule Braunschweig?

Molau: Welche ‘Enttarnung’? Ich habe mich nie versteckt. Als Lehrer habe ich dasselbe gesagt und getan, wie vorher auch (…)“

In den Zusammenhang Waldorfschule und Andreas Molau gehört auch das gemeinsame Buchprojekt „Falsche Propheten“ von Andreas Molau und Lorenzo Ravagli, Mitarbeiter der „erziehungsKUNST“, „Bund der freien Waldorfschulen“. Der „Stern“ berichtete: „Waldorf-Pädagogik – Auf Tuchfühlung mit dem rechten Rand“, ohne aus dem Buchprojekt zu zitieren. Korrekte Zitate brachte hingegen Andreas Molau im Interview, wogegen Lorenzo Ravagli mit juristischen Mitteln vorging. Was durfte die Öffentlichkeit nicht erfahren? Was sagt Ravagli bei den im Interview mit „XXX“ zensierten Text-Stellen? Das Interview:

 

Lichte: Herr Molau, sind Sie Waldorflehrer oder NPD-Spitzenpolitiker?

Molau: Beides! Ich denke, Sie spielen auf die Presseerklärung des Bundes der Freien Waldorfschulen an, nach der es einen fundamentalen Widerspruch zwischen Waldorfpädagogik und NPD gäbe. Es gibt ihn aber nicht!

Lichte: Bis zu Ihrer Enttarnung arbeiteten Sie 8 Jahre lang an der Freien Waldorfschule Braunschweig?

Molau: Welche „Enttarnung“? Ich habe mich nie versteckt. Als Lehrer habe ich dasselbe gesagt und getan, wie vorher auch.

Lichte: Und vorher waren Sie als Autor und Publizist der Nationalen Medien tätig?

Molau: Ja, richtig. Unter anderem habe ich meine Examensarbeit über Alfred Rosenberg als Buch veröffentlicht. Was mich wohl als Experte auswies. Nach der Walser-Rede in der Frankfurter Paulskirche [Anm.: anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 11. Oktober 1998] bat mich das Schulkollegium: „Andreas, du kennst dich doch in politischen Fragen so gut aus, kannst du nicht Oberstufenseminare zur ‘falschen Vergangenheitsbewältigung in Deutschland’ durchführen?“ Was ich dann ja auch tat.

Lichte: Auf der Frankfurter Buchmesse sollte Ihr Buch „Falsche Propheten“ vorgestellt werden. Co-Autor Lorenzo Ravagli, „Chefideologe“ der Anthroposophie und Waldorfpädagogik.

Molau: Dazu kam es leider nicht. Herr Ravagli machte in letzter Sekunde einen Rückzieher, er hatte wohl kalte Füße bekommen.

Lichte: Was ja auch nicht weiter verwundert, siehe die offizielle Position der Unvereinbarkeit von Waldorfpädagogik und NPD.

Molau: Das könnte ein Grund gewesen sein. Ein anderer: Die Radikalität von Ravaglis Aussagen, die er dann doch nicht veröffentlicht sehen wollte.

Lichte: Was meinen Sie mit „Radikalität“?

Molau: Beispielsweise Ravaglis Geringschätzung der Bundesrepublik. [Molau nimmt die Druckvorlage des Buches zur Hand] Ich zitiere: „XXX.“ Vollends ahistorisch, ja geradezu paranoid, erscheint mir Ravaglis Begründung für das vermeintliche Versagen der Deutschen Nation, Zitat Ravagli: „XXX.“

Lichte: Interessant. Was war denn das für ein XXX, der verraten wurde?

Molau: Laut Ravagli bestand die Mission des deutschen Volkes darin, „XXX“. Das ist in etwa Steiners Version von „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“

Lichte: Die Sie teilen?

Molau: Ich teile Steiners Auffassung, dass auf dieser Welt nicht alles wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden sollte, Opfer der Gewinn-Maximierung, des shareholder-value und der Globalisierung werden sollte. Nationale Politik setzt sich für eine basisdemokratische Gesellschaft ein, gegen den übermächtigen Einfluss multi-nationaler Konzerne, gegen Lobbyismus.

Lichte: Und die Arbeit an diesen nicht eben kleinen Herausforderungen ist die besondere Mission der Deutschen?

Molau: Auch Deutschland trägt Verantwortung. Wie der Rest der Welt. Ich trete für Ethnopluralismus ein, der Respekt für das andere, den anderen voraussetzt. Auch für andere Völker und Rassen. Hier gab es grundsätzliche Differenzen zwischen mir und Herrn Ravagli. Ich deutete die weltweite Emigration als Folge der wirtschaftlichen Ausbeutung und zitierte Kémi Séba, Chef der schwarzen Tribu Ka in Paris: Man sei nicht in Frankreich wegen des Eiffelturms oder der schönen Felder, sondern weil die Weißen ihnen die Lebensräume zerstört haben. Worauf mir Ravagli antwortete, Zitat: „XXX.“ Was meint Herr Ravagli? Dass DER Afrikaner korrupt ist, seine Misere selbst verschuldet hat … und gerne auf Vergnügungsreise geht?

Lichte: Herr Ravagli hat sich sicher deutlich von Ihrer Auffassung der Bedeutung von Volk und „Rasse“ distanziert?

Molau: Ja und Nein. Ravagli läßt nur für die „Rasse“ die Ebene der Biologie gelten. Für das Volk bevorzugt er den Begriff des Karma. Laut Ravagli kann man sich, Zitat, „XXX.“

Lichte: „XXX“? Das ist mir zu hoch. Können Sie mir das bitte erklären?

Molau: Das möchte ich doch lieber Herrn Ravagli überlassen. Ich möchte Ihnen nur grundsätzlich sagen, dass ich ein großes Problem mit dem Begriff des „Karma“ habe: Ist es beispielsweise auch „XXX“, selbstgewähltes Schicksal, wenn man in einem Dritte-Welt-Land zur Welt kommt, Lebenserwartung drei Tage? Der anthroposophische Hinweis auf das nächste Leben hilft dem Kind da sicher wenig …

Lichte: Das klingt nicht eben nach „kindgerechter Pädagogik“, sondern eher nach übler Menschenverachtung … und trotzdem wollen Sie eine Waldorfschule eröffnen?

Molau: Mir geht es um Steiners pädagogische Prinzipien, nicht um anthroposophische Dogmatik. Steiner ist für mich kein Säulenheiliger. Ich wähle aus, was ich für sinnvoll erachte. An meiner Waldorfschule würde tatsächlich das Musisch-Künstlerische im Vordergrund stehen: Ich beabsichtige nicht, eine verkappte Staatsschule mit anthroposophisch weltanschaulicher Prägung zu eröffnen.

Lichte: Sondern mit Nationaler Prägung?

Molau: Wenn Sie mir aufmerksam zugehört haben, sollten Sie verstanden haben, dass Ihre Kinder im Zweifel an meiner Waldorfschule besser aufgehoben wären, als an einer des anthroposophischen Waldorf-Kartells.

Lichte: Herr Molau, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Erstveröffentlichung des Interviews bei „Publikative“ (damals noch „NPD-Blog.Info“) unter dem Titel: „NPD und Waldorfschule: Über eine Zusammenarbeit, die nicht publik werden durfte II

 

Artikel der Ruhrbarone zu Anthroposophie und Waldorfschule (Auswahl):

Waldiwissenschaft: Lorenzo Ravagli an der Privatuniversität Witten/Herdecke – über die Umdeutung von Rudolf Steiners Rassismus in Humanismus

Kann Celia Schönstedt kein Französisch? Französisch und die Waldorfschule … – die Pressesprecherin beim „Bund der Freien Waldorfschulen“ wurde nach einer Stellungnahme zu Rudolf Steiners Frankophobie und Rassismus gefragt

3 Jahre Rudolf Steiner ist „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“  die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) entschied, dass Bücher Rudolf Steiners rassistischen Inhalt haben

Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute u. a. über die anthroposophische Beteiligung am Holocaust

Anthroposophie und Nationalsozialismus: „Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft“  über die anthroposophische Zusammenarbeit mit nationalsozialistischen Organisationen

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Peter
Peter
12 Jahre zuvor

Waldorfschule Braunschweig: Waldorfschule Braun. Der Rest ist Schweigen.

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