In den letzten Tagen, Wochen und Monaten wurde u.a. auch hier bei den Ruhrbaronen das schwierige berufliche Umfeld von Redakteuren und Journalisten wiederholt beleuchtet.
Das ist sicherlich alles richtig und wichtig.
Gerade auch der jüngste Fall, die Westfälische Rundschau aus Dortmund, dem WAZ-Konzern zugehörig, sorgte in der Vorwoche für berechtigte Schlagzeilen.
Was bei der Thematisierung leider aber allzu häufig vergessen wird, ist die Tatsache, dass ja nicht nur die Redaktionen von der tiefgreifenden Krise im Verlagsbereich betroffen sind.
Mindestens genauso betroffen sind die kaufmännischen Mitarbeiter der Branche, welche ebenfalls seit Jahren unter einem immer problematischeren beruflichen Umfeld leiden.
Warum ich das hier heute der laufenden Diskussion gerne noch hinzufügen möchte?
Weil ich selber Anfang der 1990-er Jahre Verlagskaufmann (seit 2006 Medienkaufmann genannt) gelernt habe und meine beruflichen Anfänge in diesem, inzwischen krisengeschüttelten Bereich liegen.
Damals herrschten dort noch Zustände vor, welche ich rückblickend nun fast schon als paradiesisch empfinde. Aber dies sollte ich eben erst deutlich später wirklich wertzuschätzen lernen.
Die Gegenwart der Branche ist im Vergleich dazu heutzutage sehr, sehr kompliziert und weit weniger lukrativ. Zumindest in vielen Bereichen.
Als ich mich 1991 um einen Ausbildungsplatz zum Verlagskaufmann bemüht habe, da war die Welt noch in Ordnung. Ich entschied mich, da ich schon als kleiner Junge immer Spaß an Zeitungen und Medien hatte, für eine Ausbildung bei einer großen, überregionalen Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt/Main.
Dort wurde uns damals so einiges, auch übertarifliches Geboten. Geld war scheinbar (noch) reichlich vorhanden.
Wir Azubis bekamen innerbetrieblichen Unterricht, diverse Weiterbildungen, Ausflüge zu Partnerverlagen, Druckereien, Papierfabriken. Alles war dabei.
Die berufliche Zukunft erschien mir damals rosig.
Nach Beendigung meiner Zeit in Frankfurt wollte ich zurück ins Ruhrgebiet.
Ich hatte damals keinerlei Schwierigkeiten mit meiner erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung rasch einen festen Arbeitsplatz hier in der Region zu finden. Um ehrlich zu sein, man konnte eigentlich sogar zwischen verschiedenen recht attraktiven Angeboten wählen.
Am Ende landete ich bei einer großen Tageszeitung in Münster.
Ich begann als Mitarbeiter in einer Geschäftsstelle in einem Vorort, wechselte dann aber rasch in die Anzeigenverwaltung, betreute dort Werbeagenturen.
Hauptsächlich Stellenanzeigen, sowie die Betreuung der großen überregionalen Anzeigenkunden waren dort mein Bereich. Knapp sieben Jahre lang blieb ich in Münster, bis mich plötzlich Anfang der 2000-er-Jahre, wie aus heiterem Himmel, eine betriebsbedingte Kündigung ereilte.
Unser damaliger Anzeigenleiter berichtete mir im Kündigungsgespräch von dramatisch eingebrochenen Anzeigenerlösen. Von einem Minus von ca. 40% war damals die Rede.
Ich war regelrecht geschockt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Neben mir waren damals auch andere Mitarbeiter betroffen. Das tröstete etwas. Es ging scheinbar nicht um mich, es war eine größere ‚Umstrukturierung‘. Nach einem kurzen Schütteln richtete ich daher meinen Blick nach vorn.
Da ich noch nie Probleme hatte eine wunschgemäße Beschäftigung zu finden, ging ich von einen relativ problemlosen Wechsel der Verlage aus.
Da würde sich doch bestimmt rasch etwas nettes Neues finden, war ich mir sicher.
Und richtig. Nur wenige Wochen später hatte ich die Zusage von einer kleinen Sportzeitschrift aus Essen, wo ich dann rasch in den kaufmännischen Bereich einsteigen konnte.
Leider hielt auch diese Anstellung dann nur gut 1 Jahr. Erneut wurde mir betriebsbedingt gekündigt. Die Finanzen des Hauses waren arg angespannt, das war auch mir als eigentlich einzig festangestelltem Kaufmann dort damals natürlich nicht entgangen.
Erneut machte ich mich mit Optimismus ans Werk eine neue Anstellung im Verlagsbereich zu finden. Diesmal jedoch schon mit deutlich mehr Problemen. Das führte dann am Ende dazu, dass ich eine berufliche Veränderung anstrebte und ein neues Betätigungsfeld für mich ins Auge fassen musste.
Seither verfolge ich natürlich trotzdem noch das Geschehen in der Verlagsbranche mit großem Interesse.
Um ehrlich zu sein, man findet heutzutage kaum noch ausgeschriebene offene Stellen für Verlagskaufleute in namhaften Verlagen.
Meine damals übertarifliche Entlohnung, das zusätzliche Fahrgeld, die 35-Stunden-Woche, der Bildungsurlaub, das Alles erscheint mir rückblickend wie ein schöner Traum.
An vieles davon weiß man heutzutage nicht mehr heranzukommen, wenn man als Kaufmann in der Verlagsbranche arbeitet.
Zwei der alten Geschäftsstellen in denen ich früher häufig anzutreffen war gibt es inzwischen auch schon gar nicht mehr. Was aus den dort früher beschäftigten Kollegen wohl geworden ist? Ich weiß es nicht.
All dies sollte bei der Diskussion um die ebenfalls bescheidene berufliche Situation vieler Redakteure nicht ganz verschwiegen werden.
Ich hoffe daher mit diesem kleinen, recht persönlichen Beitrag hier bei den Ruhrbaronen das Spektrum der Diskussion um die Zeitungskrise ein ganz wenig erweitern zu können.
Denn u.a. auch die Kaufleute bei den Verlagen (und in vielen ‚benachbarten Branchen‘ wie Werbeagenturen, Druckereien usw.) sind von der aktuellen Zeitungs- und Medienkrise stark betroffen. Das darf man bei der Diskussion nicht vergessen.
Nur haben diese leider häufig kaum eine Möglichkeit die Öffentlichkeit auf ihr berufliches Schicksal aufmerksam zu machen. Zeitungen werden aber eben nicht nur von den Redakteuren gemacht.
[…] für die Zeitung im Allgemeinen war nach dem Abitur sogar so groß, dass ich letztendlich ‚Verlagskaufmann‘ gelernt habe. Schlicht deshalb, weil ich an diesem Produkt ‚Zeitung‘ zukünftig auch […]