Diffamationskampagne gegen EMMA-Cartoonistin Franziska Becker

Franziska Becker Foto: Elke Wetzig (Elya) Lizenz: CC BY-SA 3.0

Seit 1977 arbeitet die Cartoonistin Franziska Becker für das Magazin EMMA, seit 1991 ist eines ihrer vielen Themen auch der Islamismus. Am Samstag erhält Becker die Hedwig-Dohm-Urkunde des Journalistinnenbundes (JB). „Die Karikaturistin ist eine der profiliertesten, journalistisch-feministisch engagierten und erfolgreichen Persönlichkeiten, die seit Jahrzehnten spitzfedrig und scharfzüngig das Mit-, Für- und Gegeneinander von Frauen und Männern genüsslich in Szene zu setzen weiß“, heißt es auf der Seite des JB.

Seit ein paar Tagen nun läuft gegen Becker eine Kampagne. Angestoßen hat sie Sibel Schick, die unter anderem für die taz arbeitet. Der Vorwurf: Beckers Zeichnungen seien islamfeindlich und rassistisch.

Mal davon ab, dass sich nur ein sehr kleiner Teil der Arbeiten Beckers mit dem Islam beschäftigt, bedient Schick damit einen postmodernen Werterelativismus. In einem heute erschienen Beitrag antwortet EMMA-Chefin Alice Schwarzer auf Schicks Vorwurf:

„So wenig wie der Priester als Lebensrechtler der kleine Mann von nebenan ist, sondern Teil der rechten Strömung einer Weltmacht, so wenig sind die Denk- und Veröffentlichungsverbote im Namen eines „beleidigten Islam“ Privatsache von Privatpersonen, sondern Teil einer weltweiten Offensive des politisierten Islam. Hinter dem Diktat der nicht nur Frauen entmündigenden und entrechtenden Scharia – in inzwischen weltweit 35 islamischen Ländern – und ihrer Propagierung bis in die Communities mitten in westlichen Metropolen stehen gewaltige Mächte, stehen die Petro-Milliarden der Ölscheichs und die ideologischen Einpeitscher in tausenden Koranschulen.“

Aber wie das so ist, viele postmoderne Dampfplauderer stellen sich auf die Seite Schicks und machen bei der Diffamationskampagne gegen Becker mit:

Und bei soviel Ignoranz darf auch Augstein nicht fehlen:

Becker wird den Preis am 29. Juni in Berlin erhalten. Allen, die das stört, sei die Lektüre des wunderbaren Buches „Freiheit ist keine Metapher“ empfohlen.

 

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Arnold Voss
5 Jahre zuvor

Und Augstein immer dabei. So bringt er mich nie zu einem Freitag-Abo.

Gerd
Gerd
5 Jahre zuvor

Unheilige Doppelmoral! Die gleichen, die garnicht oft genug auf die katholische Kirche einschlagen können, stellen ausgerechnet den Islam unter Schutz. Obgleich letzterer klassisch linke Werte entschieden ablehnt, was bei den großen christlichen Kirchen nur noch deutlich eingeschränkt der Fall ist.

Nina
Nina
5 Jahre zuvor

Ich kann bei Becker beim besten Willen keinen Rassismus entdecken. Islamfeindlich ja, und? Ich bin auch islamfeindlich. Man kann das auch Religionskritik nennen.
Aber mal was anderes-kann mir irgendjemand erklären, was Oma Schwarzer uns sagen will? 😀
Die schafft es mal wieder, alles kaputt zu machen und spricht von Zensur, Becker sei das "erste Opfer eines selbstgerechten Furors" "im deutschsprachigen Raum" und natürlich muss auch wieder mit einfliessen, dass eine Kritikerin von Becker auch noch pro Prostitution sei! Sowas aber auch.

Scotti
Scotti
5 Jahre zuvor

Schick und die "Dampfplauderer", zu denen ich mich somit auch zählen muss, haben meiner Meinung nach offensichtlich Recht. Diese einseitige Berichterstattung zeigt mir einmal mehr auf, wieso das Medium Ruhrbarone irrelevant ist.

Tom S
Tom S
5 Jahre zuvor

"…rassistisch insbesondere gegen kopftuchtragende Frauen…"
Ist diesen Leute eigentlich klar, dass sie auf den Rassebegriff des Nationalsozialismus zurückgreifen,
wenn sie Religionszugehörigkeit und Rasse vermischen? Religion als biologisches Schicksal… Drum blieb auch der getaufte Jude ein Jude. Der säkulare, der atheistische, einfach jeder egal wie er zur Religion stand. Sehr hilfreich zum pauschalen Ausgrenzen, und nun hilfreich zum pauschalen Eingrenzen. Oder kommen solche Aussagen von Leuten, die nicht einmal wissen dass es durchaus auch Menschen gibt die zB. zum Islam konvertieren? Ohne ihre Hautfarbe anzupassen (denn wie ich lerne scheint der Islam eine Religion von Menschen nichtweisser Hautfarbe). Sehr seltsam alles, und hat so wenig mit der Realität zu tun.
Oder plappert man da einfach nur möglichst heftig klingende Kampfbegriffe daher um Gegenmeinungen über… Diskreminierung zu neutralisieren ohne in mühselige Argumentation verfallen zu müssen?
Wieso ist eigentlich Kritik an Scientologen nicht rassistisch?
An evangelischen Fundamentalisten?
An der Piusbruderschaft?
Dürfen die bald denselben Schutz vor Gegenstimmen geniessen wie Islamisten?
Ich seh den gesellschaftlichen Vorteil einfach nicht. Was ich sehe, ist so ziemlich das Gegenteil.
Aber das man tatsächlich glaubt mit so billigen, kurzsichtigen Sichtweisen anderer Blicke zu prägen, ist für mich weitaus rätselhafter als der Aufstieg der Rechten.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
5 Jahre zuvor

> Unheilige Doppelmoral! Die gleichen, die garnicht oft genug auf die katholische Kirche einschlagen können, stellen ausgerechnet den Islam unter Schutz.

"Christianity, the left-wing religion right-wing people inexplicably love. Islam, the right-wing religion left-wing people inexplicably love." – Ahir Shah, britischer Kabarettist.

https://youtu.be/b_6hlp07D68?t=451

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Scotti # 4

Aber offensichtlich immer noch so relevant, dass sie sich hier eine Meinungsäußerung nicht verkneifen konnten. 🙂

Peter
Peter
5 Jahre zuvor
Nina
Nina
5 Jahre zuvor

Alte, weisse, heteronormative Männer stehen der EMMA bei.
@Stefan Laurin: Da ist ein Graben zwischen uns, den wir nie überwinden werden! 😀
Die Feinde meiner Feinde sind nicht meine Freunde.

Bianca Gardé
Bianca Gardé
5 Jahre zuvor

Ich kann es nicht fassen, ich habe die Cartoons von Franziska Becker im Unterricht genutzt. Sie ist eine Feministin nach meinem Geschmack, mit kritischem aber auch humorvollen Blick auf Frauen in allen Lebenslagen. Was sie über den Islam zeichnet trifft zu und ich hoffe sie lässt sich nicht klein machen. Never give up. Franziska Becker hat mir nicht nur wunderbare Momente beim Lesen ihrer Cartoons beschert sondern sie ist auch Vorbild.

paule t.
paule t.
5 Jahre zuvor

1. Es ist schlicht nicht richtig, dass es, wie von Schwarzer behauptet, um "Denk- und Veröffentlichungsverbote" oder um "Zensur" ginge. Beckers Karikaturen und die Preisverleihung werden kritisiert – nicht mehr, nicht weniger. Von einem Verbot ist nirgendwo die Rede außer in der Imagination Schwarzers.
Diese Methode, selbst aufs Heftigste auszuteilen gegen Leute mit anderen Anschauungen, aber bei bloßer Kritik sofort von "Zensur" zu schreien, ist genauso originell wie ehrlich (nämlich gar nicht) und findet sich exakt so ja auch bei "Islamkritikern" anderer (?) Couleur.

2. In den von Schick gezeigten Karikaturen Beckers kann man sehen: "Kopftuchtragen = gehört hier nicht hin (schon Toleranz ist falsch)", "Kopftuchtragen = völlige Entrechtung von Frauen", "Kopftuchtragen = Handabhacken". Zumindest in diesen Karikaturen werden Frauen mit Kopftuch allein dessentwegen hundertptozentig als nicht zu unserer Gesellschaft gehörig ausgegrenzt und mit üblen Feindbildern belegt. Andere Karikaturen, die ich fand, sprechen auch nicht dagegen. Was soll das denn sonst sein, wenn nicht eine dem Rassismus äquivalente Islamfeindlichkeit?

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