In der deutschen Bevölkerung sind die digitalen Kompetenzen ungleich verteilt. Vor allem Ältere, Frauen sowie Menschen mit geringerer Bildung oder Migrationshintergrund weisen unterdurchschnittliche digitale Kompetenzen auf. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.
Die Untersuchung zeigt auch, dass bei Jugendlichen große Unterschiede bestehen, die stark vom Elternhaus beeinflusst werden. So ist die digitale Kompetenz unterdurchschnittlich ausgeprägt, wenn die Eltern nicht im MINT-Bereich arbeiten oder die Kinder einen Migrationshintergrund haben. Ist mindestens ein Elternteil erwerbstätig, haben Jugendliche eine um bis zu 7,5 Prozentpunkte höhere digitale Kompetenz als Kinder arbeitsloser Eltern.
Die Schere in den digitalen Kompetenzen öffnet sich bereits während der Schulzeit ab der Sekundarstufe I. Während die Kinder in der sechsten Klasse noch über sehr ähnliche Kompetenzen verfügen, sind in der neunten Klasse bereits deutliche Unterschiede messbar. Das RWI empfiehlt daher, dass digitale Kompetenzen in der Schule vermittelt werden sollten.
Warum brauchte man für die Erkenntnisse eine Studie?
Angelika, die usw.
Das frage ich mich auch.
Zudem frage ich mich -seit ca.75 Jahren- warum es für die große Mehrheit der Menschen in "unserer" Gesellschaft, in "unserem " Staat -nach seiner Verfassung ein s o z i a l e r Rechtstaat-, kein relevantes Problem ist, immer wieder mit der eklatanten Chancenungleich im Bereich Bildung/Ausbildung/Fortbildung sehr viele Kinder und Jugendlcihe, die aus sog. prekären Verhältnissen stammen, konfrontiert zu werden. Gleichgültigkeit/Desinteresse, weil nicht unmittelbar selbst betroffen?
Diese kritische Zustandsbeschreibung läßt sich rückblickend auf die letzten 75 Jahre zwar relativieren, .substantiell hat sich allerdings nichts geändert.
Mein Blick auf die digitale Ausstattung meines 14 jährigen Enkels und die entsprechende Kostenrechnung führt bei mir zwangsläufig zu der Erkenntnis , dass das bei sehr vielen Kindern/Jugendlichen so angesichts der Finanzausstttung der Eltern/Großeltern der betr. Kinder. unmöglich ist.
Diejenigen, die solche Auswüchse/Entartungen des "kapitalistischen Systems "zu Lasten der Schwächeren , hier sehr vieler Kinder und Jugendlichen im Bildungsbereich, da vorgeblich aus einer vorgeblich "naturgesetzlichen " Gegebenheit resultierend, für selbstverständlich halten und alle Bemühungen, von Gesellschaft und Staat ablehnen, daran aus sozialen Erwägungen etwas zu ändern, könnten zumindest erwägen, ob "ihr kapitalistisches System" nicht mehr denn je auf die beste Bildung, vor allem im sog. Digitalbereich möglichst vieler Kinder angewiesen sein könnte.
Neuland!
Neuland ist eine altbekannte historische, genauer gesagt koloniale, Größe: Neuseeland, Neuengland, Neuschottland, Neu York, Neu was weiß ich noch. Neuland zeichnet sich dadurch aus, daß große Kolonialgesellschaft im Tausch gegen "Glasperlen" substanzielle Werte erhielten, und dies in einem völlig unverhältnismäßigen Verhältnis.
Ein bißchen "Blabla" und "Shoppingerlebnis" für die Natives, harte Fakten für die Datenkraken, so geht Neuland heute. Auch moderne Natives laufen fast nackt rum und sind zum Schluß die betrogenen.
Es geht bei der digitalen Kompetenz kaum um Hardware.
Wir wissen, in D leben etwa 25% strukturelle Analphabeten. MINT-benachteiligt sind noch einige etliche Prozent mehr. Diese beiden Gruppen existieren in digital diskriminierten und diskriminierenden Lebenswelten. Vorallem diese Gruppen sind für die neuen Kolonialgesellschaften das zu plündernde Gebiet. Genau darauf zielend arbeiten die Algorithmen und wird das Produktdesign zugeschnitten.
Es geht aber noch weiter. Im Sog dieser Fehlentwicklung, bei der die Qualität einer Nachricht nachrangig geworden ist, sind die allgemein verfügbaren Informationsquellen, auch "Qualitätsmedien", twitter-blöd kaum in der Lage, ihr Angebot quellenkritisch zu gestalten. Der ÖRR war so bei der letzten Bundestagswahl ganz vorne dabei Falschmeldungen über Baerbock und Laschet zu verbreiten und die Titanic-Ente vom Rücktritt Seehofers, die eine Durchmarsch durch alle Medien schaffte, illustrieren dies eindrucksvoll.
Letzlich geht es um Kritikfähigkeit. Kritikfähigkeit braucht Basiswissen. Kritikfähigkeit braucht Konfliktfähigkeit. Kritikfähigkeit braucht Frustrationstoleranz. Kritikfähigkeit braucht Lernfähigkeit. Kritikfähigkeit braucht Haltung.
Kritikfähigkeit braucht irgendwann auch Hardware, um all das und mehr jenseits des unmittelbaren Umfeldes anwenden zu können.
Bevor das vulgär-marxistische Geschwurbel von neo-kolonialen Plünderungen hier ausser Kontrolle gerät, der Link zum erwähnten Diskussionspapier des RWI:
https://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-materialien/rwi-materialien_150.pdf
Könnte ja sein, daß tatsächlich jemand an den Daten interessiert ist. 🙂
Wolfram Obermanns,
wenn ich die die eklatante Chancenungerechtigkeit im hiesigen Bildungssystem anprangere, dann geht es hier aufgrund der Überschrift des o.a. Beitrages vorab um die sog. digitale Kompetenz. Das eklatante Defizit in diesem Bereich bei Kindern, deren Eltern zu den Geringverdienern zählen, zum finanziellen, sozialen, kulturellen Prekariat , hat m.E. ganz wesentlich damit zu tun, daß es diesen Eltern/Großeltern vor allem und in aller Regel am dem notwendigen Kleingeld fehlt, um für die Kindern die notwendige Digital-Ausstattung anzuschaffen.
Allein darum geht es -selbstverständlich- nicht, wie im Beitrag -3- zutreffend dargelegt. .
Meine Kritik an der mir systemimmanent erscheinenden Chancenungerechtigkeit im gesamten hiesigen Bildungswesen besteht n ihrer Substanz völlig unabhängig von der Problematik mangelnder Digitalkompetenz.
Für mich ist zudem die Aussage sehr bedenkenswert und diskussionswürdig, -sh. -3- im dritten Absatz, nach der "diese Gruppen für die neuen Kolonialgesellschaften das zu plündernde Gebiet sind." Wenn ich diese Aussage unmittelbar in Bezug setze zu dem von mir im letzten Absatz meines Beitrags zu -2- Gesagten, komme ich selbstkritisch zu der Überlegung, daß es nicht wie von mir "unterstellt" naheliegend wäre, wenn die Profiteure einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung mehr denn je für Chancengleichheit im Bildungswesen eintreten würden -u..a. im Bereich der sog. Digitalbildung- , sondern es vielmehr naheliegend erscheint, daß sie in ihrem Interesse das exakte Gegenteil wollen, also u.a. möglichst viele Kinder/Jugendliche zu wollen, die im weitesten Sinne als ungebildete, unkritische, lernunwillig/lernunfähige, fremdbestimmte erwachsende Menschen zu leben haben.
In diese "Denkkategorie" gehört auch die offenkundige Angst des sog. mittelständischen Bildungsbürgertums davor, daß mehr Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich die Konkurrenz für "den eigenen Nachwuchs" zu dessen Lasten befördern könnte. Und diese Angst wiederum hat Einfluß auf das Ob und das Wie einschlägigen parteipolitischen Engagements.
Wolfram Obermanns,
kritische Analysen dessen was ist -hier bezogen auf den gesamten hiesigen Bildungsbereich, konkret bezogen auf die sog. "digitale Bildung"- sind das Eine. Das Andere ist das Nachdenken, das Bedenken dessen, was in Gesellschaft und Staat bzw. durch Gesellschaft und Staat zu tun oder zu unterlassen wäre, um den jetzigen Zustand -z.B. in Sachen Chancenungerechtigkeit im Bildungswesen- zu überwinden, d. h. um endlich reale Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu gewährleisten.
Wie in meinem Beitrag -2- angemerkt, habe ich weder in der Gesellschaft noch im Staat Zeit meines bisherigen Lebens bis auf den heutigen Tag den Willen ihrer wirkmächtigsten Akteure wahrgenommen, Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu gewährleisten. Das schlieißt den Bereich der sog. digitalen Bildung ein. Und das geht einher mit der vorab von mir angedeuteten Angst des mittelständischen Bürgertums vor der Konkurrenz seitens bisher im Bildungsbereich benachteiligter Schichten/Klassen der Bevölkerung.
Die Erfahrung lehrt, daß es in einem System oftmals erst dann zu fundamentalen Veränderung kommt, wenn es ohne solche Veränderungen im Wettbewerb mit anderen Systemen unterzugehen droht.
Für das "westlich kapitalistische System" existiert mit China ein Konkurrent, der z.B. im Interesse der Nutzung aller Ressourcen im Bildungsbereich versucht, jegliche Chancenungerechtigkeit auszuschließen, damit keine menschliche Ressourcen ungenutzt bleibt.
Das ist meinerseits kein Plädoyer gegen die hiesige freiheitlich-pluralistische Gesellschaft und gegen das System/die Ordnung des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates hierzulande l und ein Plädoyer für das "chinesische Gesellschafftsmodell " bzw für eine staatliche Ordnung wie sie in China besteht, sondern lediglich der Versuch mittels Verweisung auf ein anderes System gedanklich dazu beizutragen, eklatante Mißstände des hiesigen Systems -und deren Folgen besonders deutlich aufzuzeigen bzw. anzuzeigen, einhergehend mit der Einsicht, daß z.B. in Sachen Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich vergleichende Analysen "hilfreiche, weiterführende" Erkenntnisse liefern könnten. Das setzt jedoch in jedem Falle voraus, daß "man" eigenen Schwächen als solche ausmacht und sich deren Folgen bewußt ist -in der Mehrheitsgesellschaft, vor allem seitens ihrer wirkmächtigen Akteure. Und das ist m.E. hierzulande nicht der Fall, insbesondere nicht wenn es um Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich geht, u.a. in der sog. digitalen Bildung.
Wolfram Obermanns -3-,
interessante und diskussionswürdige bzw. diskussionsbedürftige Ausführungen, denen ich grundsätzlich zustimme.
Zu den Ausführungen im 3. Absatz eine ergänzende Bemerkung;
Wenn ich seit X-Jahren generell die eklatante Chancenungerechtigkeit hierzulande beklage und dabei konkret immer wieder den Bildungsbereich anspreche, so auch jetzt und hier wenn es um die sog. digitale Bildung geht, habe ich das stets verbunden mit der Frage, warum Gesellschaft und Staat diesen Zustand zwar immer wieder beschreiben, z.T. sogar mehr oder weniger heftiger kritisieren, sich aber substantiell am Zustand der eklatanten Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich nichts ändert und wahrscheinlich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern wird -den Bereich "digitale Kompetenz" eingeschlossen.
Ich nehme an, daß das zu tun haben könnte mit Ängsten im sog. Bildungsbürgertum ( in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft). Ängste, die ihre Ursache haben könnten in der Annahme, daß Chancengerechtigkeit im Bildungswesen, z.B: jetzt bezogen auf die sog. digitale Kompetenz, die Konkurrenz für den "eigenen Nachwuchs" quantitativ und qualitativ erheblich verschärfen würde.
Das kann "man" nicht wollen, folglich………….
Und da in CDU/CSU/FDP/Grüne, aber auch in "meiner" Partei, der SPD , dieses sog. Bildungsbürgertum ( die bürgerliche Mitte) die bestimmende, zumindest eine mitbestimmende Größe ist, könnte das der Grund sein, warum die genannten Parteien allesamt , in Nuancen unterschiedlich die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich beklagen und in Nuancen unterschiedlcih in kleinen Schritten dagegen vorgehen, aber nicht willens sind, radikal Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu realisieren versuchten -nie versucht haben – und wahrscheinlich nicht versuchen werden, auch nicht, wenn es um die sog. digitale Kompetenz geht, beginnend mit der staatlicherseits kostenfrei jedem Schüler zur Verfügung gestellten Hardware -in der Schule und für, zu Hause-.
Wolfram Obermanns,
meinen Beitrag -6- habe ich geschrieben und versandt, weil der jetzt unter -5- erschienen zunächst warum auch immer nicht erschienen war. -6 ist sozusagen seine Kurzfassung-.
Bitte um Nachsicht, für meine z.T. zweifach vorgetragene Meinung.
"Könnte ja sein, daß tatsächlich jemand an den Daten interessiert ist."
Und wenn man dann ein wenig pedantisch damit umgeht, könnte man aus dem Ergebnis aus 3.3 (S. 18ff.) schließen, die Meßergebnisse scheinen randomisiert zu variieren und das Ergebnis insgesamt in seiner Aussagefähigkeit in Frage zu stellen sei, da die Meßverfahren scheinbar wenig Signifikanz haben.
#8
Die Methodik ist ja nur einer der Punkte an dem was schief gehen kann, manche scheitern mitunter schon an der Prämisse.
Und nicht nur Volks- und Betriebswirtschaftler.
Ist der Begriff "Digitale Kompetenz" überhaupt relevant, und beschreibt er tatsächlich den Fokus dieses Papieres? Unterscheiden sich Informationen qualitativ, abhängig davon ob sie mittels eines PCs, eines gedruckten Buches oder einem Tablett rezipiert werden? Ist ein Roman "digital" wenn ich den als Ebook lese, oder bleibt das einfach Literatur?
Ist ein Wissenschaftler ein Wissenschaftler wenn er einen akademischen Titel führt oder wenn er wissenschaftlich arbeitet?
🙂
Walter Stach
Vielleicht sollten wir noch mal einen Schritt zurückgehen. Digitale Kompetenzen werden definiert als
– Anwenden und Verstehen (Access): Basisverständnis der Nutzung von Hard- und Software, um auf digitale Informationen zugreifen und Informations- und Kommunikationstechno-
logien effektiv nutzen zu können
– Suchen und Organisieren (Manage): Fähigkeit, digitale Informationen effizient (wieder-)zu finden und systematisch zu sortieren bzw. zusammenzufügen.
– Bewerten (Evaluate): Fähigkeit, die Qualität und Relevanz von Informationen kritisch zu hinter-
fragen und zu beurteilen
– Erzeugen (Create): Fähigkeit, neue Informationen aus digitalen Ressourcen und mit digita-
len Anwendungen zu generieren.
(Kopiert aus der verlinkten Studie.)
Als fünfte Kategorie wird dann manchmal noch der Leistungsaspekt der Zeit, die man braucht, um diese vier Felder darzustellen, hinzugefügt.
Lediglich bei der ersten "Access" spielt Hardware eine genuin eigene Rolle. Zugänge zu Inhalten z.B hinter einer Paywall sind schon dabei nicht berücksichtigt. Auch eine exkludierender Fachjargon gehört zwar schon hier hin, hat aber auch nix mit dem Elektronikschrott von morgen auf dem Schreibtisch zu tun.
Bei allen anderen ist der Compi zwar Bedingung, aber die notwendigen Kenntnisse sind dem rasanten Fortschritt der Technik geschuldet, weniger spezifisch sondern eher grundlegender Natur bei gleichzeitiger Transferkompetenz.
Die Struktur der von mir zu verstehenden Daten ist am Ende in der Aufbereitung eher gleich geblieben(in der Studie z.B. sind die gleichen Diagramme wie zu Zeiten von Blaupausen), aber wie sie generiert werden und die physische und logische Struktur der Datenquelle hat sich dramatisch geändert.
Gleichzeitig wissen wir aber doch auch, IT ohne Kompetenz wirkt als Verblödungsmaschine. Wer verblödet wann womit, das wir das wissen können?
Bei den skizzierten grundlegenden Kompetenzen und bei der Transferfähigkeit ist Schule häufig überfordert. Das wissen wir seit dem Pisa-Schock. Dem folgten große Initiativen, die aber im Wesentlichen in ihrer Wirkung völlig verpufft sind.
Das einzige Bundesland, dem eine signifikante Verbesserung bei schlechten Startvoraussetzungen gelungen ist, ist Hamburg, das aber seit Einkehr des Schulfriedens ebenfalls stagniert. BaWü hat hingegen mit dem später folgenden Antritt der Rot-Grünen Regierung eine signifikante Verschlechterung des Bildungsniveaus erlebt (wo wohl?).
Für NRW können sich konkret Laschet als Minister für Integration und Lörmann als Bildungsministerin signifikante Erfolge bei den Bildungschancen für bildungsferne Milieus zugute halten. Laschet z.B mit seinen flankierenden Schulspeisungen, Lörmann mit dem erheblichen Aufstocken des Etats für Hauptschulen. Beide Initiativen zeitigten unmittelbare Erfolge. Was niemanden wundern darf, ging doch Geld direkt dahin, wo Kinder bildungsferner Schichten am leichtesten zu erreichen waren. Laschet ging neue Wege, Lörmann fand an dieser Stelle wieder Anschluß an eine Bildungspolitik, wie sie z.B. in Bayern leidlich erfolgreich („leidlich“ weil gleichzeitig kompetenzunabhängig sozioökonomisch unverhältnismäßig selektiv) betrieben wird.
Schon in diese Realität passt das von Dir(?)/Ihnen skizzierte Bild nicht. Ganz falsch ist sie aber auch nicht.
Lörmann und ihr Ministerium mußte sich von der eigenen Ministerpräsidentin anhören, für die von der Ministerpräsidentin eng begleiteten Vorzeigeprojekte der Bertelsmannstiftung würde dem Bildungsministerium die Kompetenz fehlen. Daß diese Projekte aufgrund des Finanzbedarfs per se Projekte der „happy few“ waren, wurde unterschlagen.
Die erfolgreiche Politik Laschets führte zwar dazu, daß andere Kultus- und Sozialministern nach Düsseldorf pilgerten, aber daraus erwuchs weder für die Person Laschet noch für die Regierung Rüttgers irgendein positiver Effekt. Die bürgerlichen Wähler interessiert(e) die Lösung eines sozialen Problems, das sie nicht direkt betrifft, nicht.
Aktuell: Vor kurzem war ein Kommentar in der Welt zur Inflation und das die Regierung doch bitte schön armen Haushalten zügig finanzielle Hilfe gewähren sollte, da es diese Menschen extra hart trifft: die Leserreaktionen waren überwiegend negativ. Gut erinnerlich ist auch die Prügel die Hofreiter dafür bezog, eine stadtplanerische Selbstverständlichkeit beim Namen zu nennen, die aber im direkten Widerspruch zu DEM Konsumwunsch bürgerlicher Kreise steht, die Ökobilanz des Einfamilienhaus. Oder aktuell die Versuche der Verschleppung der Abschaffung der EEG-Umlage durch Grüne.
Eine simple neoliberale Zweiteilung spielt meiner Meinung, nicht DIE Rolle. Vielmehr interessiert sich niemand, zumindest keine relevante politische Gruppe, für arme Menschen. Keine Partei, kein Verband, keine Berufsgruppe steht konzentriert für die Verbesserung derer Lebensumstände. "Keine Berufsgruppe" schließt explizit Lehrer ein. Mit einer Interessenvertretung deren größte Sorge war und ist, unter Coronabedingungen ein zu einer Supermarktkassiererin vergleichbares Berufsrisiko tragen zu müssen, für unvertretbar hält, zeigt klar wo die Prioritäten liegen. (Mir ist bewusst, das in dieses Horn bei weitem nicht alle Lehrer stoßen, aber warum, so muß ich fragen, lasst ihr Euch von diesen jämmerlichen Schlappschwänzen, die eure Arbeit tropedieren, vertreten?)
Neben den fehlenden Ambitionen der möglichen Interessenvertreter spielt die grassierende Ambitionslosigkeit (Hoffnungslosigkeit?) der (insbesondere) autochthonen Betroffenen eine große Rolle. Bei Migranten finden sich signifikant höhere Bildungsambitionen.
Motivation und Aussicht auf Erfolg muß zunächst mal auf zwei Seiten des Problems geschaffen werden. Daneben fehlt hüben wie drüben eine stimmiges Bild über die mannigfaltigen Kosten hüben wie drüben, die vorschüssig und bei sich einstellenden Bildungserfolgen (wie?) zu tragen sind.
Bildung ist ein komplexes Ding.
Wolfram Obermanns,
vielen Dank für die Informationen, die mir helfen, etwas mehr, etwas besser zu verstehen, wenn von "digitaler Kompetenz" die Rede ist.
Losgelöst davon bleibt für mich die Chancenungerechtigkeit im gesamten Bildungsbereich hierzulande das zentrale Problem, zumindest eines der zentralen Probleme, wenn ich mich mit Versäumnissen , mit Erfolgen/Mißerfolgen, mit Verdiensten/Errungenschaften des s o z i a l e n Rechtstaat Deutschland seit seiner Gründung befasse.
"Das Leibnitz-Gymnasium in Kreuzberg ist Teil eines Modellprojektes zur Digitalisierung der Berliner-Schulen".
Eine lernenden Organisation, so der Titel eines entsprechenden Beitrages in der TAZ *)zu diesem Projekt.
Für mich informativ. Ein Beitrag, der zudem meine Besorgnis verstärkt, nach der die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich aufgrund der Digitalisierung wächst.
Wolfram Obermanns,
gibt es für Dich -ich folge Deiner Anregung-, nach Lektüre des TAZ-Beitrages Erkenntnisse, die für Dich als fachkompetente Persönlichkeit neu sind -etwas im Vergleich zu ähnlichen Projekten in NRW?
*)
taz -am wochenende. S.49
sonnabend/sonntag, 5./6. februar 2022
Walter Stach
Seit mein Sohn aus der Schule raus ist, bin ich als interessierter Laie nicht mehr so nah an dem Thema dran, wie ich es mal war. Aber Projekte ähnlich wie dies in Berlin kenne ich seit Jahren aus NRW und auch die Probleme mit der Administration der Projekte gleichen sich. Neu (für mich und wenn es denn stimmt) ist die systematische Vernetzung der Schulen.
Das Projekt in Berlin ist aber eigentlich keine Antwort zu dem von Dir aufgeworfenen Problem, das Schule kaum mehr schafft, als den Bildungsstand der Eltern zu perpetuieren.
Meiner Erfahrung nach sind übrigens daran die aktiven Eltern, die man in Berlin zurecht ganz Stolz darauf eingebunden hat, nicht "unschuldig". Zum einen haben diese Eltern bislang Hardware in die Schule geschleppt und häufig auch die Admins gestellt. Also in die Schulen, die das eigene Kind besucht (Gymnasium, Grundschule im Viertel). Schulen, die diese Eltern nicht haben, haben einmal mehr Pech gehabt.
Zum anderen trifft aber auch zu, wie seinerzeit mal ein FAZ-Redakteur schrieb, Eltern sind dafür, das intelligente Kinder und das eigene Abitur machen. Schule wird als Dienstleister wahrgenommen. Wehe das Kind kann oder will die Anforderungen nicht erfüllen, ein Dienstleister stellt keine Forderungen an den Kunden!
Auch Projekte wie in Berlin können darum tendeziell den Graben eher erweitern als zuschütten.
Wenn bei FUNK Jungakademiker davon faseln in WKI habe Deutscchland Krieg gegen Österreich geführt, bekommt man eine Ahnung davon, wo Schule heute steht.
Auch Wokestan und grassierender Antisemitismus haben m.E. viel mit strukturellem Analphabetismus mit Hochschulreife zu tun. (So blöd, wie sie heute gehandelt wird, hat z.B. die Critical Race Theory in den 70'ern nicht begonnen.)
Wolfram Obermanns,
ich habe Deine Ausführungen mit Interesse gelesen; dazu meinerseits kein Einwand.
Deine im letzten/vorletzten Satz vertretene Meinung teile ich. Ich war allerdings schon vor vielen, vielen Jahren nach für mich enttäuschenden Einstellungsgeprächen mit Bewerbern für den gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst immer wieder verwundert, von diesen zu erfahren, daß sie mit guten/sehr guten Noten das Abitur bestanden hatten.
Gründe dafür………?
Bekanntlich werden in Gesprächen, Diskussionen mehrere benannt. Unterschiedliche, ja gegensätzlich, je nach Interessenslage und subjektiver Betroffenheit. Das gilt auch für mich.
Wenn ich mich -hier im Zusammenhang mit der sog. digitalen Kompetenz zu Wort gemeldet habe, dann nur deshalb, weil ich auch in diesem Themenfeld der schulischen Bildung die Ursachen und Folgen krasser Chancenungerechtigkeit registriere und Gerechtigkeit im allgemeinen, Chancengerechtigkeit für Kinder/Jugendlcihe im Bereich der Bildung im besonderen mich primär und "seit altersher" an- bzw. umtreiben, u.a. dazu, mich (partei-) politisch zu engagieren.
"Gründe dafür………?
Bekanntlich werden in Gesprächen, Diskussionen mehrere benannt. Unterschiedliche, ja gegensätzlich, je nach Interessenslage und subjektiver Betroffenheit. Das gilt auch für mich."
Ein Grund ist mit Sicherheit der rasante technische Fortschritt, den wir gerade erleben.
Wer hinten dran ist, muß ohnehin schneller sein, um Anschluß beim Wettrennen um begrenzte Güter zu bekommen. Wenn dann die weiter vorne noch den besseren Zugriff auf neue Ressourcen haben, gewissermaßen technisch dopen, sind die hinten noch mehr die gelackmeierten. Fällt durch dieses Doping vorallem bei den Benachteiligten noch zusätzlich eine essentielle Ressource aus, wie geringqualifizierte Jobs, wird es extra eng.
Die Fortschrittsskepis des Prekariats und anderer Besitzstandswahrer hat nicht nur irrationale Gründe.
Deswegen ist m.E. eine gewisse technische Diskriminierung in Zeiten großer technischer Sprünge unvermeidbar. Was nicht heißt, das man sich mit ihr abfinden muß oder sollte. Aber bislang hat niemand eine angenehme Anwort auf die Frage, woher marktkonform auskömmliche Gehälter für Geringqualifizierte kommen sollen. Ein Lichtblick sind neue Mensch-Maschinen-Interfaces, die eine intuitive Programmierung der Maschine durch vormachen erlauben. Das geht schon mal in eine wünschenswerte Richtung.
Wolfram Obermanns,
"eine gewisse technische Diskriminierung"…….
Ich lebe nicht trotz, sondern wegen meines lebenslangen Engagement für Chancengerchtigkeit im allgemeinen, für Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich im besonderen mit dem Bewußtsein, daß es in einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft und einem demokratischen Rechtstaat unmöglich ist, Diskriminierung -finanziell, kulturell, sozial – grundsätzlich und gänzlich zu verhindern. Das gilt auch für die Diskriminierung von Kindern/Jugendlichen im Bildungsbereich. Insofern kann ich Deiner o.a. Aussage grundsätzlich nicht widersprechen.
Realistisch war und realistisch ist es aus meiner Sicht jedoch weiterhin, in Gesellschaft und Staat und durch Gesellschaft und Staat in vielen kleinen und in wenigen großen Schritten permanent daran zu arbeiten, Chancenungerechtigkeit zu minimieren, auch im Bildungsbereich und . wie ich meine, heute insbesondere bezogen auf die hier diskutierte bzw. problematisierte digitale Kompetenz..
Ich wollte stets und ich will weiterhin daran mitarbeiten, daß für Gesellschaft und Staat dieses Ziel zu ihren wichtigsten zählt. Ich meine in diesem Sinne, dass am Ob und Wie bzw. am Grad der Realisierung von Chancengerechtikgeit hierzulande primär die Achtung des Sozialstaatsprinzips der Verfassung gemessen werden solltet -rechtlich und politisch-. Zudem bin ich "stets bemüht", z.B. hier bei den Ruhrbaronen, dafür zu werben, die Präferenz für eine politische Partei -nicht nur-, aber doch ganz entscheidend – davon abhängig zu machen, ob und wie die jeweilige Partei sich dem Grundsatz der Chancengerechtigkeit verpflichtet fühlt, und zwar völlig unabhängig davon, ob ihr diesbezügliches politisches Engagement ihr kurzfristig ein nennenswertes Mehr an Wählerstimmen verschafft oder nicht.
Wolfram Obermanns,
im Sinne Deiner konkreten Überlegungen und ausgehend von meiner grundsätzlichen politischen Zielsetzung erscheint es mir durchaus realistisch zu sein, auch im sog. digitalen Zeitalter, auch angesichts der sog. künstlichen Intelligenz für Chancengerechtigkeit weiterhin zu streiten und diese Chancenungerechtigkeit z.B im Bildungsbereich und Wege zu ihrer Minimierung nicht nur aufzuzeigen, sondern diese Wege in Gesellschaft und Staat zu beschreiten. Das ist für Gesellschaft und Staat dann keine Utopie, wenn die sog. gesellschaftlich relevanten Kräfte – z.B. Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik- sich diesem Ziel verpflichtet fühlen -gemeinsam, und jetzt und hier ganz konkret, wenn es um ein Mehr an Chancengerechtigkeit in der digitalen Bildung geht -"man" muß nur wollen. Wo ein Wille, da ein Weg!!.
An diesem Willen hapert es aus meiner Sicht -und zwar ganz gewaltig aus unterschiedlichen Gründen. und das m.E. mehr denn je in der Geschichte der Bundesrepublik.
"Ein Lichtblick sind neue Mensch-Maschinen-Interfaces, die eine intuitive Programmierung der Maschine durch vormachen erlauben."
Ja klar. Bestimmt. Wird sicher gut bezahlt.
:p
"An diesem Willen hapert es aus meiner Sicht -und zwar ganz gewaltig aus unterschiedlichen Gründen. und das m.E. mehr denn je in der Geschichte der Bundesrepublik."
Hapern ja, ob mehr den je, weiß ich nicht.
Aus den 30'ern kennen wir SPD-Plakate mit Slogans "Alle Maschinen stehen still, wenn Dein starker Arrm es will!". Heute ist sie Kümmererin und wird genau dafür gewählt.
Empowerment ist jedoch was anderes und dabei, so ist meine Auffassung, der einzige Weg aus der Misere.
@Kai
Heul leiser!
#18: "Heul leiser!"
Ganz ruhig, Brauner. Es gibt sicher auch ein Publikum welches dir die Universalkompetenz abkauft.
Ich habe das Gefühl, daß die Diskussion hier einen wesentlichen Punkt außer acht läßt. Was nütze digitale o.a. Kompetenzen, wenn Sie nicht von dem Willen und Ehrgeiz begleitet werden, diese zunächst zum eigenen Wohl und bestenfalls auch zum Wohl anderer einzusetzen? Im Heimatland der Mediokratie jedoch gilt Ehrgeiz per se als verdächtig; schon in der Schule werden diese Menschen als Streber diskriminiert, gerne auch von Lehrern; verlangen sie diesen doch mehr ab. Was nutzt die Kritikfähigkeit, wenn sie zu mehrwertlosen Geschwätzwissenschaften verkommt? Was nützen der Gesellschaft all die angeblich so gut ausgebildeten Einserabiturienten, wenn 40% von diesen im ÖD das Glück auf Erden sehen? Ob der Rest irgendwie, irgendwo, irgendwann wirklich zur Mehrung des nationalen Wohlstandes beitragen wird, oder doch im immer stärker wachsenden Sozialindustriesektor oder irgendeiner Schutz, Hilfs- oder sonstwie gut gemeinten Organisation Steuergelder verschlingt, istdoch mehr als fraglich. Digitale Kompetenz ist ein Werkzeug, mMn ein sehr wichtiges, aber halt nur ein Werkzeug. Das dies mehr und gleichmäßiger verteilt werden muß, ist eine folgenlose Diskussion, die seit fünfzig Jahren geführt wird, ohne daß großartige Veränderungen im Bildungssystem zu beobachten sind. Aber wir haben immerhin die Rechtschreibreform nicht hingekriegt, immerhin.
Ich wundere mich nicht. Ich erwarte noch mehr Verzerrungen durch ein erhofftes schnelles Nachholen der Digitalisierung.
Ich sehe Schüler und ganze Klassen mit iPad-Ausstattung. Ich sehe andere, due damit nicht umgehen können. Zugleich erlebe ich Menschen, die das Smrtphone bedienen können, aber keine Computermaus.
Ich höre Politiker, die mehr für sie Digitalisierung fordern. Ich lese Jubelpressemitteilungen über bereitgestellte Fördermittel und Ausschreibungen von Behörden. Ich spreche mit Händlern, dir den Kopf schütteln über nicht lieferbare, sich widerspreche Anforderung und unrealistische Lieferzeiten für die gesuchten Mengen samt Service. Wer digitale Anzeigetechnik in Klassenräumen haben will, braucht Wände, due das Gewicht halten. Er braucht Strom und Netzwerk.
Das braucht alles Zeit, weil due Grundlagen fehlen.
Ich lese, das NRW sehr wenig für die Digitalisierung von Schulen ausgebe. Weil die Grundlagen fehlen? Weil das Material fehlt? Oder weil es an Geld? Es an Zeit, versäumtes nachzuholen. Der Katalysator Corona funktioniert nur sektoral.
@Dirk Schmidt (#21)
"Ich höre Politiker, die mehr für sie Digitalisierung fordern.
Ich lese Jubelpressemitteilunge…"
Ich sehe Schüler und ganze Klassen mit iPad-Ausstattung.
Ich sehe andere, due damit nicht umgehen können."… ♬
🎶
"and I see trees of green, red roses too
I see them bloom for me and you
And I think to myself what a wonderful world." ♪