Diskussion rund um Datensicherheit: Rückzug aus den ‚Sozialen Medien‘? – Nicht mit uns!

Wie sicher sind unsere Daten im Netz? Foto: Robin Patzwaldt

Die Sorgen um den Datenschutz wachsen in diesen Tagen scheinbar sehr rasant. Einer aktuellen Umfrage zur Folge hat fast jeder zweite Nutzer von sozialen Medien in Deutschland in diesem Zusammenhang nun bereits konkret über eine Abmeldung nachgedacht.

Ganz konkret: 49 Prozent hätten einen solchen Schritt laut einer Emnid-Umfrage schon ernsthaft erwogen, hieß es jetzt beispielsweise im ‚Focus‘ dazu. Männer (53 Prozent) tendieren demnach eher zu einer Abmeldung als Frauen (44 Prozent).

Zuletzt war bekannt geworden, dass die britische Datenanalyse-Firma ‚Cambridge Analytica‘ sich über eine App unerlaubt Zugang zu einigen Daten von mehr als 50 Millionen Profilen von Facebook-Nutzern verschafft hatte.

Auch innerhalb der Gruppe der Ruhrbarone-Autoren haben wir über die Thematik intern diskutiert. Fast jeder unserer Autoren ist zumindest bei Facebook aktiv. Viele auch bei Twitter oder Instagram. Wirklich beunruhigt erscheint von uns aktuell allerdings noch niemand zu sein.
Stellvertretend stellen wir einmal diese Aussagen hier zur Diskussion:

Stefan Laurin: Von Facebook abmelden? Unvorstellbar. Seit zehn Jahren bin ich bei Facebook dabei. Ich hab hier Freunde gefunden und verloren, mich gestritten und vertragen und mittlerweile viele die ich im Netzwerk kennen gelernt habe auch ausserhalb getroffen. Facebook ist eine große und großartige Erweiterung des Lebensraumes. Ist dieser Raum ohne Gefahren? Natürlich nicht. Mit meinen Daten kann Schindluder getrieben werden, aber wenn ich Abends in die Kneipe gehe, kann ich auch einen vor den Kopf bekommen. Abgehalten ein Bier zu trinken hat mich diese Sorge noch nie.

Robin Patzwaldt: Obwohl ich schon einige Jahre bei Facebook, Instagram und Twitter mit dabei bin, hat sich die Bedeutung der Accounts in meinem Leben erst in den vergangenen Jahren so richtig entwickelt. Inzwischen hat das Ganze einen Punkt erreicht, wo ich nicht mehr darauf verzichten möchte. Direkt nach dem Aufwachen, unmittelbar bevor ich ins Bett gehe, ein Blick auf den PC oder das Smartphone gehört zu meinem Leben mit dazu. Viele nette Leute habe ich im Laufe der Monate hier kennen und zu schätzen gelernt. Ohne Facebook und Twitter wäre mein Leben ohne Zweifel wesentlich ärmer. Darauf wieder zu verzichten kann ich mir daher so überhaupt nicht vorstellen. Trotz aller diskutierten Nachteile und Gefahren. Ich denke, wer einigermaßen bedacht damit umgeht, bei dem überwiegen die Vorteile die Nachteile in jedem Falle bei Weitem.

Welche Meinung vertretet Ihr in diesem Zusammenhang? Überlegt Ihr Euch gerade tatsächlich wieder aus den Sozialen Medien zurückzuziehen, oder nutzt Ihr sie erst gar nicht? Wir sind gespannt auf Eure Kommentare dazu!

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Michael Müller
Michael Müller
6 Jahre zuvor

Beide Pro-Argumente halte ich für sehr naiv. Wer sich einmal die Nutzungsbedingungen von Facebook ansieht und halbwegs bei Verstand ist, kann unmöglich dort angemeldet sein. Spätestens mit dem Börsengang und der späteren Übernahme von WhatsApp und Instagram ist der Zuckerberg-Konzern aus dem Ruder gelaufen. Die schiere Menge an Daten und die Verknüpfung mit fast jeder Website auf diesem Planeten ist nicht mehr steuerbar.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Ich nutze Facebook persönlich nicht.
Warum nicht? Kein Bedürfnis.

Unabhängig davon meine ich jedoch, nachdem ich so eben im SPIEGEL -13/24.3. 2o18 – S.13. ff, den Titel-Beitrag "Außer Kontrolle" über Facebook gelesen haben, daß sich jedermann (nicht nur " die Politik" und nicht nur die Facebook Nutzer) mit diesem sog. sozialen Netzwerk eingehender als möglicherweise bisher geschehen befassen sollte, insbesondere nach dem jetzt bekannten Ge- bzw. Mißbrauch von etwa 5o Mio Daten von Facebook-Nutzern.

Die Titelunterzeilen im betr. SPIEGEL-Artikel:

Datenskandal. Fake News, russische Manipulationen:

Das soziale Netzwerk Facebook ist zu einer Gefahr für die Demokratie geworden. Nutzer wenden
sich ab. Was ist schiefgelaufen? Und kann es Gründer Mark Zuckerberg schaffen, das Unternehmen neu auszurichten?

Ich frage mich, ob nicht jeder Facebook-Nutzer weltweit Subjekt (ungewollt)- und zugleich Objekt (gewollt) einer jedenfalls für mich bis dato für unmöglich erachteten Manipulation individueller Meinungs- und Entscheidungsbildung ist, nicht nur, aber vor allem in gesellschaftspolitisch relevanten Angelegenheiten?
Und damit wäre zugleich Facebook nicht mehr nur von seinen Nutzern kritisch zu hinterfragen, sondern auch von "Außenstehenden" wie mich als mittelbar von diesen Manipulationen betroffene Menschen.

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

Ich habe keine Accounts bei einem dieser s. g. Sozialen Medien. Wenn ich von außen drauf gucke, frage ich mich, warum alle überhaupt diesen Begriff "Soziale Medien" so unkritisch verwenden. Wenn ich mir die Äußerungen (von Debatten kann man i. d. R. nicht reden, da nur immer die gleichen Sachen wiedergekäut werden) anschaue zu Themen, wo ich mich näher mit auskenne, fällt mir vor allem die Verkürzung auf Parolen auf und die Abwesenheit von aufgebauten Argumentationssträngen. Warum soll ich mich da einklinken?

Davon abgesehen gibt es noch ein fundamentalen Unterschied ob in der Eckkneipe ein biertrinkender Stefan Laurin zufällig was Privates mitbekommt und sich dann hier über den komischen Kerl in der Kneipe auslässt oder ob ein Konzern weltweit solche privaten Daten gezielt sammelt und aggregiert und systematisch automatisiert auswertet in einer Reichweite, Umfang und Präzision, von der die Stasi nur geträumt hätte.

Man stelle sich vor, der Dt. Staat würde nur halb so viel Daten sammeln. Da bin ich mit ziemlich sicher. was die Ruhrbarone davon halten würden.

> Ich hab hier Freunde gefunden und verloren, mich gestritten und vertragen und mittlerweile viele die ich im Netzwerk kennen gelernt habe auch ausserhalb getroffen. Facebook ist eine große und großartige Erweiterung des Lebensraumes.

> Viele nette Leute habe ich im Laufe der Monate hier kennen und zu schätzen gelernt. Ohne Facebook und Twitter wäre mein Leben ohne Zweifel wesentlich ärmer. Darauf wieder zu verzichten kann ich mir daher so überhaupt nicht vorstellen.

Und das wäre ohne nicht möglich? Gut, dann muss man sich auf die anwesenden Leute konzentrieren und kann nicht weiterklicken zum nächsten oberflächigen Kontakt, den ich nicht bereit bin "auszuhalten", wenn er mir gerade nicht passt.

> Inzwischen hat das Ganze einen Punkt erreicht, wo ich nicht mehr darauf verzichten möchte. Direkt nach dem Aufwachen, unmittelbar bevor ich ins Bett gehe, ein Blick auf den PC oder das Smartphone gehört zu meinem Leben mit dazu.

Will man so abhängig sein?

Und interessant ist die Aussage im Lichte von:

> Trotz aller diskutierten Nachteile und Gefahren. Ich denke, wer einigermaßen bedacht damit umgeht, bei dem überwiegen die Vorteile die Nachteile in jedem Falle bei Weitem.

Naja, einigermaßen bedacht finde ich es nicht mehr, wenn man ohne die Flut von digitalen Häppchen leben kann.

Robin Patzwaldt
Editor
6 Jahre zuvor

@Bebbi: Es geht nicht um 'können', es geht um 'wollen'. Natürlich kann man auch ohne diese Dinge leben, aber es macht Spaß sie zu nutzen und bringt viele Kontakte in den Alltag, die man sonst nicht hätte. Ich möchte das nicht mehr missen, wenn ich die Wahl habe.

Sara
Sara
6 Jahre zuvor

War mal vor 4 oder 5 Jahren bei Facebook angemeldet, hab es aber nicht wirklich benutzt. Mir erschließt es sich auch nicht warum man dort angemeldet sein muss. Gleiches gilt für Twitter und Instagramm. Wüsste überhaupt nicht warum ich jemanden dort folgen soll. Auch fällt mir gerade nichts zum posten ein. Der einzige Grund wäre vielleicht noch faschistische und antisemitische Beiträge zu melden, wobei das eher wenig bringen würde.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Ich nutze soziale Medien, wobei mir auch nicht wirklich klar ist, warum sie unter dem Titel eingeordnet werden.
Ich habe nicht darüber nachgedacht, mich abzumelden.

Wir haben Gesetze, und ich erwarte vom Staat, dass er sie auch überwacht und bei Verstößen reagiert.
Hier machen es sich die Sicherheitsbehörden in vielen Fällen zu einfach. Bei Bedarf müssen auch die Gesetze verschärft werden.

Der Markt ist schnell. Viele alte Internet-Größen sind nahezu nicht mehr vorhanden. Es kann also auch schnell auf neue Angebote umgestiegen werden.

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

@ #4 Robin Patzwaldt

Aber welchen Vorteil hat es, Gespräche in Häppchen zu zerlegen, die sich womöglich über Wochen verteilen? Gerade bei Twitter kann man meist nicht ansatzweise einen Gesprächsverlauf nachvollziehen.

Solange keiner meine Handy-Nr. an WhatsApp/Facebook überträgt etc., soll jeder machen, was er möchte ("wollen") solange es legal ist. Daher kann das von mir aus jeder machen, der "will" und dem es Spaß macht. Nur kann ich nicht nachvollziehen, warum argumentativ darauf abgezielt wird, dass man das positiv erlebte so nicht erleben könnte. In der Zeit in der man Datenbanken wenig seriöser Konzerne mit privaten Infos füllt, könnte man doch auch so Kontakte knüpfen, von mir aus auch über's Internet. gibt ja unendlich viele spezialisierte Foren. Die Wahl ist ja nicht zwischen Kontakte oder keine Kontakte sondern zwischen den Wegen,wie man die knüpft.

Robin Patzwaldt
Editor
6 Jahre zuvor

@Bebbi: Na ja, es sind in meinem Fall zusätzliche Kontakte. Die pflege ich gerne. Kann da natürlich auch nicht für alle Nutzer sprechen. Mag schon sein, dass es viele Leute still und leise einsamer macht. Bei mir ist es so, dass ich deshalb nicht auf die üblichen Aktivitäten im 'echten Leben' verzichte. Ich bin in Summe so mit mehr Leuten in Kontakt als jemals zuvor. Und über fast alles sehr schnell informiert, besser unterhalten usw.. Die Vorteile sind zahlreich, wenn man diese Möglichkeiten möglichst bedacht nutzt. Ich finde es super und will es nicht mehr missen.

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

@#8 Robin Patzwaldt

Ich denke, man kann nur wenige wirklich substanzielle Kontakte pflegen. Und ob ich dann noch 10 oder 100 oder 250 flüchtige Bekannte habe … *schulterzuck*

Ich bezweifle ja nicht, dass man da zusätzliche Kontakte bekommt. Aber ich glaube nicht, dass das ein Vorteil von diesen Angeboten ist. Zusätzliche Kontakte kann ich auch auf X anderen Wegen bekommen.

Martin Conze
Martin Conze
6 Jahre zuvor

Der Stefan: Aus der Eurythmie-Gruppe abmelden? Unvorstellbar. Seit zehn Jahren bin ich in der Gruppe dabei. Ich hab hier Freunde gefunden und verloren, mich gestritten und vertragen und mittlerweile viele die ich in der Eurythmie-Gruppe kennen gelernt habe auch ausserhalb getroffen. Die Eurythmie-Gruppe ist eine große und großartige Erweiterung des Lebensraumes. Ist dieser Raum ohne Gefahren? Natürlich nicht. Mit meinen Tanz-Videos kann Schindluder getrieben werden, aber wenn ich Abends in die Kneipe gehe, kann ich auch einen vor den Kopf bekommen. Abgehalten ein Bier zu trinken hat mich diese Sorge noch nie.

Der Robin: Obwohl ich schon einige Jahre bei der Eurythmie-Gruppe mit dabei bin, hat sich die Bedeutung des Buchstaben-Tanzens in meinem Leben erst in den vergangenen Jahren so richtig entwickelt. Inzwischen hat das Ganze einen Punkt erreicht, wo ich nicht mehr darauf verzichten möchte. Direkt nach dem Aufwachen, unmittelbar bevor ich ins Bett gehe, ein Blick in den Weleda-Katalog oder auf den Demeter-Prospekt gehört zu meinem Leben mit dazu. Viele nette Leute habe ich im Laufe der Monate hier kennen und zu schätzen gelernt. Ohne die Eurythmie-Gruppe wäre mein Leben ohne Zweifel wesentlich ärmer. Darauf wieder zu verzichten kann ich mir daher so überhaupt nicht vorstellen. Trotz aller diskutierten Nachteile und Gefahren. Ich denke, wer einigermaßen bedacht damit umgeht, bei dem überwiegen die Vorteile die Nachteile in jedem Falle bei Weitem.
Der Martin: Könntet ihr mal "Nutzerprofilorientierte Auswahl von Suchergebnissen" tanzen?

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Ke

ich empfehle zur Information den von mir zitierten Artikel im SPIEGEL zu lesen. Es geht nicht um eine unter vielen "alten" Internetgrößen, sondern um "die " Größe schlechthin mit derzeit rd. 2, 129 Mrd. Nutzern!! Kein anderes Netzwerk weltweit hat so viele Nutzer; im übrigen eine Verdoppelung (!!) seit 2o12.
Ke
bezogen auf ihre Äußerungen,,,,,,,"Der Markt ist schnell" und " kann also schnell auf neue Angebote umgestiegen werden.." noch ein Hinweis:
In dem erwähnten Spiegel-Leitartikel gibt es auf S. 22 des SPIEGEL eine Ergänzung unter der Überschrift "Hilfe gegen das Ausspähen" unter anderem Hinweise auf "denkbare Alternativen" zu Facebook, die allesamt aus meiner Sicht gegenüber Facebook nicht konkurrenzfähig sind.

Ke
Es geht in der laufenden kritischen Diskussion über Facebook nicht um das Was und das Wie der Information und Kommunikation durch die rd. 2, 1 Mrd. Nutzer., sondern um die "Verwertung" dessen, was sich aus all den persönlichen Informationen/Kommunikation , die die Nutzer "von sich geben" -bewußt oder unbewußt- durch Dritte (durch öffentliche Institutionen, durch Unternehmen, durch Parteien, durch …..und zu welchen Zwecken auch immer, z.B. um Wählerverhalten zu manipulieren) machen läßt, das heißt . mittels Schaffung und Nutzung eines sog. persönlichen Profils über jeden einzelne Nutzer, ohne das der davon weiß – von dessen formaler Zustimmung ganz zu schweigen.

Robin,
ich denke , daß es jetzt und hier um mehr geht als "um Spaß haben" oder um "das Ermöglichen
vieler persönlicher Kontakte", also um letztendlich private Angelegenheiten, sondern um ein gesellschaftliches/gesellschaftspolitisches Problem von höchster Brisanz.
Deshalb sollte die Thematik/Problematik jedermann interessieren und nachdenklich machen -egal, ob er Facebook-Nutzer ist oder nicht und egal, für wie unverzichtbar für ihn persönlich Facebook auch immer sein mag.
.
Und selbst wenn "man" ein solches kritischen Nachdenken für nicht notwendig erachtet, weil "man" hier zB. eine übermäßige öffentliche Problematisierung wahrnimmt, wird die "Facebook-Problematik" in den nächsten Wochen -und Monaten weltweit eine so dominierende Rolle in den gesellschaftspolitischen Diskussionen einnehmen, daß man sich ihr nicht mit einem Rückzug "ins Private" wird entziehen können -meine ich.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@11 W Stach:
Wir leben in einer Welt, in der Daten in allen Bereichen gespeichert werden. Wir geben sie öffentlich ins Netz. Damit sind sie auch abrufbar und auswertbar.

Auch Unternehmen haben unsere Daten. Sie verarbeiten sie rund um den Erdball. Sie nutzen Sub-Unternehmer etc. Wer kann sicherstellen, dass diese Daten alle nach hohen Standards verarbeitet werden? Wer garantiert für alle Mitarbeiter?

Was ist mit unseren E-Mail-Dienstleistern? Wer hat Zugriff auf diese Daten?

Es gibt immer wieder Forschungsprojekte, die auch von großen Anbietern mit anonymisierten Daten geschützt werden. Nur wie sicher sind die anonymisierten Daten?

Neben der Datensicherheit geht es dann um die zielgruppenbezogene Steuerung von Informationen. Hier hängt dann aus meiner Sicht viel davon ab, wie sehr man glaubt, mit Werbung/Informationen Menschen beeinflussen zu können.
Dass die Dienstleister sich und ihre Fähigkeiten selber loben, versteht sich von selbst. Nur was ist mit den messbaren Erfolgen.
Bspw. sollen die Nachrichten-Bots nahezu bedeutungslos sein, obwohl sie über viele Monate die Angst vor dem Internet verstärkt haben.

Es ist wichtig, dass über die Möglichkeiten von Datensammlern und die Auswertungen auf großen Datenbeständen stärker ins Bewusstsein kommt. Hier fehlt ein Wissen, was möglich ist und sein wird. Unsere Daten werden ja weiterhin im Netz sein, und "Jugendsünden" werden nicht gelöscht.

Dann ist es wichtig, dass die Justiz eingreift, wenn Daten gesetzeswidrig genutzt werden.

Unsere Gesellschaft wird transparenter. Wir werden Daten nutzen, um bspw. Verkehrsströme zu optimieren, um Energie zu sparen etc. Damit wird Privatsphäre reduziert. Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht nicht zu stoppen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@11 W Stach:
Natürlich können die heutigen Internet-Giganten so schnell verschwinden wie sie gewachsen sind.
Ein verpasstes Killerfeature reicht aus.
Die meisten Nutzer haben keine vertragliche Bindung bzgl. einer aktiven Nutzung. Ich habe schon viele Messanger genutzt und viele Wege, Daten ins Internet zu stellen.

Martin Conze
Martin Conze
6 Jahre zuvor

„Wirklich beunruhigt erscheint von uns aktuell allerdings noch niemand zu sein.“

Es ist, meiner Meinung nach, ein Fehler, im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken von „Gefahren“, „Missbrauch“ oder „Auswüchsen“ zu sprechen. Soziale Netzwerke sind ein Geschäft. Wer die Perspektiven dieses Geschäftes gefährlich findet, sollte sich dagegen entscheiden.

Schon in der Prä-Internet-Ära veranstalteten Firmen, Zeitungen und Agenturen gern Preisausschreiben, die in der Regel nur ein Ziel hatten: an Kundenadressen und ggf. weitere Daten zu gelangen, die dann auch an interessierte Dritte weiterverkauft wurden.

Dasselbe Geschäftsmodell übertragen Facebook & Co auf Millionen "Kunden" weltweit.
Die Qualität ist jedoch eine dramatisch andere.

– Mit ihren völlig freiwilligen Postings versorgen die Nutzer oder Nutzerinnen die Unternehmen i. d. Regel mit unwillkürlich gegebenen Daten, die keine abgewogene Antwort auf eine Frage sind, sondern beiläufige, jedoch tatsächliche Informationen. Diese haben einen ungleich größeren Wert als gezielt erfragte, möglicherweise aber verfälschte Informationen. („Ernähren Sie sich gesund?“ „…“?! Statt dessen: Private Fotos Pizza Bacon mit doppelt Käse, Eis mit Sahne: Like! )

– Gruppen und „Freunde“ offenbaren – gewissermaßen bereits digital aufbereitet – soziale Beziehungen, ökonomische oder politische Zusammenhänge und thematische Verbindungen aller Art. Ein Datenschutz, der Bürger und Bürgerinnen vor einer schädlichen Verknüpfung persönlicher Daten gerade auch mit denen anderer Bürger bewahren soll, ist hier machtlos: alle erzählen alles über alle freiwillig.

– Die riesige Menge an Daten zu allen Lebensbereichen entlarvt schnell Abweichungen und „Ausreißer“, gleichzeitig können komplexe Zusammenhänge leichter differenziert werden (Alters-/ Interessengruppen können genauer aufgeteilt werden, Wohngebiete sorgfältiger analysiert werden u. dergl. mehr.)

– Jedes digitale Angebot kann vor diesem Hintergrund automatisch auf jeden Nutzer nahezu individuell zugeschnitten werden: was der Nutzer zu sehen oder zur Auswahl bekommt, entscheidet das Programm im Interesse des Anbieters: z. B. gezielter Ausschluss unerwünschter Nutzer von Angeboten (Redlining), gezieltes Zuspielen von Informationen und Meinungen, gezieltes Anbieten von Links, Aktivitäten, Ausübung von Druck, z.B. durch sich anpassende Preise: Flugpreis steigt, wenn der Nutzer nicht sofort bucht aber die Airline-Seite noch ein Mal besucht.
Durch all dies wird der Nutzer nicht nur hinsichtlich seiner Entscheidungen manipuliert, sondern er funktioniert vermehrt als Versuchstier im Labyrinth. Mit jedem Klick generiert er jetzt unter „Laborbedingungen“ neue Daten.

Dies alles ist kein Missbrauch oder Fehler, sondern normales, bewusst geplantes und alltäglich stattfindendes Geschäft.

Facebook & Co sammeln und analysieren personenbezogene Daten in weltweitem Maßstab zum Nutzen von Wirtschaft und Politik. Damit verdienen sie ihr Geld. Sehr viel Geld. Jemand drückte es so aus: die so genannten „Freunde“ sind hier Arbeiter und Produkt in einem. Ihr milliardenfacher Fleiß lohnt sich jedoch nur für eine Seite.

Die Politiker, die gerade erst anfangen zu begreifen, welche Möglichkeiten ihnen hier entstehen, werden sich dem kaum wirkungsvoll entgegenstellen wollen. Viele Parteien und Kampagnen werden in Zukunft viel Geld ausgeben, um möglichst viele Accounts – von Anhängern und Gegnern! – exklusiv und unauffällig nach ihren Wünschen bespielen zu dürfen. Die Aktivitäten von Cambridge Analytica für den Brexit und für Trump dürften erst ein zarter Beginn gewesen sein.

„Facebook ermöglicht es dir, dich mit deinen Freunden zu verbinden.“
Andere Unternehmen ermöglichen es Kaninchen, Kosmetika zu benutzen.
Völlig kostenfrei.
Wär’ doch schade, dabei nicht mitzumachen.
Aber das entscheidet jeder selbst. Wie gesagt: ein Geschäft.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

Als Zuckerberg, Moskovitz, Hughes und Saverin vor knapp 15 Jahren ihr "Jahrbuch" für Harvard offiziell ins Netz warfen, haben sich IT-Leute nur gefragt, ob es irgendeinen Belang hat, wenn eine neue Methode der privaten – und bis heute schrecklich primitiven – Webseiten-Erstellung gepusht werden soll. Nein, hatte es damals eigentlich nicht – höchstens für Nerds, die nun *aus der Distanz* die Mädels "liken" konnten, ohne sich sofort 'ne gepflegte Ohrlasche einzuhandeln.

Und dieses Grundprinzip des "aus der Distanz", der gemütlichen Remote-Sozialkontakte, des "Gruschelns" ohne Anstrengung und evt. sofortiger Reue ist halt die Droge, die damals in die Welt entlassen wurde und der mittlerweile jeder dritte Weltbewohner verfallen ist. Das wirklich Neue an dieser Droge war, dass sie zwar wie alle Drogen nicht umsonst zu haben war, aber der Preis mit der freiwilligen Preisgabe seiner persönlichen Daten und Kontakte im ersten Anschein – und im Umfeld einer damals sowieso ständig tratschenden und selbstdarstellenden Netzwelt – fast unglaublich billig zu sein schien.

Das andere Facebook-Grundprinzip: "Wenn Deine Daten mal ins Netz geraten, bleiben sie dort für immer und für Alle zugreifbar" war den wenigsten FB-Usern transparent und jetzt wundern sie sich, mit welcher "Krypto-Währung" sie die "kostenlose" Nutzung eines "sozialen Telefonbuchs" bezahlen mussten. Die meisten juckt es wohl nicht (Lemming-Prinzip), mich als Nichtnutzer sowieso nicht. Der obige Aufschrei "Nicht mit uns!" aber ist lächerlich, denn es gab immer und gibt Alternativen, um online mit seinem Netzwerk in Kontakt zu bleiben. Sind halt mit Arbeit verbunden, was für ein Pech.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Ich benutze Facebook und Facebook benutzt mich. Das ist der Deal. Niemand ist dazu gezwungen, dabei mitzumachen. Man kann seine "Freunde" auch anders erreichen und mit ihnen kommunizieren. Ist aber zeitlich aufwendiger und weniger effektiv. Die einzige Frage, die man sich zu stellen hat, lautet: Was ist mir dieser Vorteil wert, bzw. was kostet er mich? Es sei denn, man glaubt wirklich, dass es auf dieser Welt etwas umsonst gibt. 🙂

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

Mit was für Daten man seine Facebook-Sucht übrigens bezahlt hat, wird aktuell auch hier beschrieben: https://arstechnica.com/information-technology/2018/03/facebook-scraped-call-text-message-data-for-years-from-android-phones/

Offensichtlich gab es in Android-Smartphones bis zum letzten Oktober dafür nur ein "Opt-out", also eine vollautomatische, für den nichtsahnenden User intransparente Aktivierung dieser Sammelwut bei Installation einer der FB-Apps (weil in älteren Android-Versionen bei Freigabe von Kontaktdaten auch automatisch zugehörige Anruf- und SMS-Metadaten mit freigegeben wurden und Google dies erst in 10/2017 deaktivierte) und nur die nachträgliche Möglichkeit, dies wieder zu deaktivieren. Ist imho zumindest hierzulande schon seit 1983 (Volkszählungsurteil) illegal, aber ich bin ja nicht bei dem Verein;)

Michael
Michael
6 Jahre zuvor

Allen die sich von Facebook, Twitter, Google & Co. ausspionieren & manipulieren lassen und dabei noch voller Freude auf den nächsten hingeworfen Informationshappen warten, rufe ich frei nach "habe ich vergessen" zu:

Last euch verwursten – ich wähle die Freiheit.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
6 Jahre zuvor

Himmel und Hölle – oder, nach dem Pinkeln Händewaschen nicht vergessen.

Ich nutze FB. Die z.Z. u.a. deswegen geschaltete Reklame glaubt, ich wolle in Japan Urlaub machen und außerdem in Unternehmensbeteiligungen investieren. Beides ist falsch. In der Vergangenheit sollte ich Pornoseiten frequentierten. Ich vermute, das war Verzweiflung – wenn nichts mehr geht, geht Porno – so in der Art.
Wieso einerseits der Eigenwerbung der Werbeindustrie geglaubt und andererseits behauptet wird, der Werbung selbst nicht zu glauben, ist die eine der Inkonsistenzen der Aufgeregten.

Die andere ist, Tante Google spiegelt permanent das Netz, wer das Netz nutzt, ist getrackt – auch hier. Nur ist es für die Umgebung hier noch viel aufwändiger, sinnvolle Nutzerprofile zu erstellen. Was mich betrifft, ist es offensichtlich so oder so, auch mit den auf dem Silbertablett gelieferten Daten kaum möglich zielgerichtete Werbung zu erstellen.

Also bitte erstmal ausatmen und eine Weile dabei jedesmal pusten. Das hilft bei Hyperventilation.

Android und diverser App-Rotz sind m.E. ein größeres Problem im Hinblick auf Datenautonomie. (Für Apple gilt selbstverständlich das selbe,, auch wenn die Apple-Jünger sich selbst was anderes einzureden versuchen.) Das Mindeste was man sich überlegen sollte, braucht's den Scheiß. Die Masse der Anwendungen wären auch über Browser abrufbar.
Die Standortbestimmung bedeutet für einen selbst vor allem mal ein sich schneller leerenden Akku. Ein Bewegungsprofil hingegen ist für die Datenkraken pures Gold.
Eine App, die nicht geladen ist, kann mich so oder so nicht ausforschen.
Die Androidumgebung stammt von einer Datenkrake und ist im Sinne der Datensammlung offen. Eine Abschirmung der Apps nicht wirklich praktikabel. Eine nicht genutzte App gehört deinstalliert.

Netzanwendungen, und erst recht mobile, sind wie Pinkeln, Datenhygiene mindert auch hier das Infektionsrisiko.

Wer auf der Datenkloake FB unterwegs ist, sollte darüber reflektiert haben, was er dort treibt. Muß beim Stand der Gesichtserkennung und zunehmender Videokontrolle des öffentlichen Raums ein hochaufgelöstes Portrait online gestellt sein?
Muß ich einerseits zu faul einen persönlichen Urlaubsgruß zu schreiben andererseits dauernd meinen aktuellen Aufenthaltsort posten?
Werde ich wirklich im Reallife so wenig wahrgenommen, daß jeder Pups von mir virtuell gespiegelt werden muß? Wäre etwas reeller Einsatz nicht sinnvoller als die Substitution?

Im "Neuland" gelten einige ganz alte Regeln. Regeln die weniger mit elaborierter Gesetzgebung als mit epidemiologischen Überlegungen zu tun haben. Überlegungen zu Infektionsrisiko, Hygiene, Pest und Syph und die mit "bitte in die Armbeuge rotzen" zu tun haben. Im Sinne des Selbstschutzes hält man sich von bestimmten Schmuddelkindern etwas entfernter, lehnt also z.B. "Freundschaften" ab, "putzt" seine IT und kümmert sich um den Impfschutz . Was anderes ist außer komplett Abstinenz wenig sinnvoll.

Worüber wir uns in neuer Weise auseinander setzen müssen, ist die Mobilisierung und Manipulation der Leichtgläubigen. Wer ist das, wäre die erste Frage.
Dummköpfe, Einsame, Menschen mit spezifischen Komplexen, oder doch alle?
Welche Rolle spielen die auf Twitterbots anspringenden, etablierten Medien. Sind die vielleicht auch allzu leicht manipulierbare Boosts solcher Kampagnen?

Das Netz ist Neuland. Kulturtechniken damit umzugehen entwickeln sich notwendigerweise langsamer als die entsprechende Umwelt. Rechtlichen Regelungen geht es dabei nicht anders. Das Netz verlangt von vielen eine Form der Eigenverantwortung, die sie nicht mehr kennen. Das wird blutige Nasen geben. Sollten wir deshalb auf das Netz verzichten?

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

@ #10 Martin Conze

Großartiger Kommentar

@16 + 17:
Naja, ich bin mir sicher, dass regelmäßig gegen meinen Willen meine E-Mail-Adressen und Telefonnummern weiter geben. Ansonsten könnten die doch z. B. Whats App gar nicht nutzen.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

@ Wolfram Obermanns # 19
Wenn du bei Facebook Freunde mit zu unterschiedlichen politischen, kulturellen und sozialen Präferenzen hast, hat der Newsfeed Algorithmus offensichtlich Schwierigkeiten sich deinen Informationsbedürfnissen anzupassen, bzw. personalisierte Reklame zu schalten. Ansonsten habe ich nichts gegen eine Anpassung der Werbung auf meine Bedürfnisse. Ich gehe auch beim analogen Einkaufen in die Läden, die meine Wünsche am ehesten befriedigen können. Ansonsten gilt: Zum Manipulieren gehören immer zwei. Einer der es macht und einer der es zulässt. Denn auch bei Facebook kann man Reklame und Newsangebote abschalten/ausblenden.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@#20 Bebbi: *Deine eigenen* Handynummern und EMailadressen sind für bestimmte Dienste wie z.B. WhatsApp die technische Grundlage, damit es überhaupt funktioniert.

*Keine* Grundlage der jeweiligen Nutzung und der damit akzeptierten AGB des Anbieters sind allerdings die Nummern und Adressen aller Deiner gespeicherten Kontakte oder – und das beschrieb ich in #17 – die Meta-Daten (Datum + Uhrzeit, Sender/Empfänger, Dauer) von allen Telefonaten und SMS-Nachrichten, die Du mit Deinen Kontakten austauscht. Das gilt insbesondere immer dann, wenn beim Installieren und Nutzen einer entspr. App nicht darauf hingewiesen und Dein Einverständnis dazu abgefragt wird.

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

@22
Soweit ich das verstanden habe, muss mein Soziales Umfeld (das Whats App etc nutzt) sein Adressbuch frei geben in dem sich eben auch private Daten von mir befinden werden. Ich glaub nicht, dass die meine Nr. immer händisch eingeben für SMS oder Anrufe. Also übertragen die da was von mir ohne dass ich es will.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@Bebbi: Du überträgst Deine gesamten Kontaktdaten, ohne dass Du Deine Kontakte dazu befragt hast, ob die das auch so zulassen wollen. In Deutschland ist das erst seit einem Jahr und dem Urteil des Amtsgerichts Bad Hersfeld offiziell illegal: https://www.wbs-law.de/personlichkeitsrecht/urteil-weitergabe-der-whatsapp-kontaktdaten-ist-illegal-droht-eine-abmahnwelle-73760/

Ob WhatsApp/Facebook sich darum was schert und wie Du aus der Nummer rauskommst, wenn Dich z.B. Jemand wg. Unterlassung verklagt, ist noch völlig offen.

Bebbi
Bebbi
6 Jahre zuvor

Das Problem meine ich. Gut, ich habe keine Klagen zu befürchten, da ich mangels Accounts dort, nichts übertragen kann.

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