Ein auch auf Facebook veröffentlichter Aufruf an arabische Männer durch die Veranstalter des heute beginnenden Festival Bochum-Total sorgt für Diskussionen. In dem Aufruf werden arabische Männer unter anderem darauf hingewiesen, dass sie Frauen nicht bedrängen sollen. Die Leser der Facebookseite von Bochum-Total sind gespalten: Einige halten diesen Aufruf nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln für gerechtfertigt, andere kritisieren ihn als rassistisch, weil er sich ausschließlich an arabische Männer richtet und sind der Meinung, ein solcher Text hätte sich an alle Besucher der Festivals richten müssen.
Update: Der Text ist mittlerweile von der FB-Seite von Bochum Total heruntergenommen worden:
„Ich habe die Posts zum arabischen Text gelesen. Ist leider total daneben gegangen und wir haben den Text unternommen. Tut mir leid, wenn wir jemanden verletzt oder irritiert haben.
Marcus Gloria“
"…ein solcher Text hätte sich an alle Besucher der Festivals richten müssen."
Hätte man machen können, aber jeder hätte gewußt an wen sich der Aufruf richtet und es hätte wahrscheinlich Proteste wegen 'verstecktem' Rassismus gegeben.
Als guter Deutscher darf man(n) also noch baggern. Sehr beruhigend!
@Gerd: Gut möglich, aber klüger wäre es trotzdem gewesen.
Da der Text ja auch übersetzt wurde, kann man ja durchaus davon ausgehen, dass er sich auch an deutschsprachige Personen richtet. Ich würde aber auch davon ausgehen, dass Menschen, die sich hier erst seit kurzer Zeit aufhalten, mehr Informationsbedarf haben als andere. Dies wird im Text ja auch explizit erwähnt. Ob man diesen Appell auch in weitere Sprachen verbreiten sollte, kann allerdings kontrovers diskutiert werden.
"… ein solcher Text hätte sich an alle Besucher der Festivals richten müssen."
Das wird in zwei oder drei Jahren auch so sein, wenn die rot-grüne Gedanken- und Verhaltenspolizei sich endgültig durchgesetzt hat. Dann werden überall für alle Männer große Warntafeln mit den Verhaltensregeln angebracht werden:
– Frauenbedrängen kann Sie sehr einsam machen!
– Frauenbedränger bleiben kürzer auf dem Festival!
– Frauenbedrängen kann zu sehr schmerzhaften Ohrfeigen führen!
– Wenn Sie nicht davon loskommen, Frauen zu bedrängen, dann finden Sie hier Hilfe: … !
Aber wahrscheinlich wird sich das Problem bedrängter Frauen bald gar nicht mehr stellen, da die rot-grüne Spaßbremsen-Fraktion zunächst den öffentlichen Verzehr von Alkohol und danach Bochum Total und andere Festivals grundsätzlich verbieten wird. Denn da ist es laut, Frauen kommen unkontrolliert mit Männern zusammen und könnten dabei auch noch Spaß haben, und überhaupt bleiben alles am besten daheim, weil das für das Erdklima besser ist.
@ #5: sehr gut auswendig gelernt, aber Thema verfehlt. Halte es eher für wahrscheinlich, dass an den Festivalgrenzen Passkontrollen eingeführt werden; würde jedenfalls zum völkischen Zeitgeist passen.
Der Text ist inzwischen von der FB-Seite "unternommen" wie es da heißt.
Konsequenterweise wird in Zukunft vermutlich niemand mehr einen Text übersetzen, weil es immer Leute gibt, die aus der Zahl der übersetzten Sprachen ihre jeweiligen Theorien ableiten. Aber was solls?
Ich hab mir mal von Google einen bekannten Satz aus dem Deutschen ins Arabische übersetzen lassen.
"Nein heißt Nein"
لا يعني رقم
Daran hat vermutlich noch niemand dran gedacht und ist sicher für manches Kleinhirn auch absolut rassistisch.
(hoffentlich stimmt die google-Übersetzung)
Ich möchte mal folgenden Gedanken zur Diskussion stellen:
Kann es sein dass der Veranstalter unter dem Eindruck der Übergriffe in Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Hamburg etc. in der Silvesternacht und den Übergriffen beim Schloßgrabenfest in Darmstadt schlicht und ergreifend mit dieser neuen Situation von Vorkommnissen komplett überfordert ist?
Unstrittig sollte m.E.n. der Punkt sein, dass es diese Übergriffe gegeben und isich ein gewisse Tätergruppe hervorgetan hat. Die Eindrücke, die diese Gruppe dabei in der Gesellschaft und in Teilen der Politik hinterlassen hat, sind verheerend, auch vor dem Hintergrund, dass nun der große Rest der hier angekommenen Schutzsuchenden unberechtigterweise in Sippenhaft genommen wird.
In den Zeiten des Internets ist schnell ein Boykott getippt und die Shitstormwelle rollt los, und was kommt dann …?
Mir fehlt hier ein Diskurs, wie ein Teil der scheinbar überforderten Zivilgesellschaft und der gleichfalls überforderten Politik wieder zu einen Konsenz mit dem anderen Teil der Zivilgesellschaft findet, um diese große Herausforderung für deutsche Gesellschaft zu lösen.
Die Menschen sind nun da und plötzlich ist man überrascht …
Stefan Du cis-heteronormativer Chauvi 😉
Du schreibst der Aufruf richte sich an arabische Männer (der Text sagt noch im bösen generativen Maskulinum politisch korrigiert "Gäste"). Und was ist bitte mit den lesbischen-, bisexuellen-, transsexuellen etc. Araberinnen 😉
Philologisches lesen auf Implikationen etc. ist etwas völlig anderes, als politisch instrumentalisierte "Dekonstruktion" eines, leider als notwendig erachteten, Aufrufs zu zivilem Verhalten
#scnr.
Hinterher ist man(sic!) immer klüger …
#8: Ja, so ist es. Die Veranstalter sind vermutlich eher keine Rassisten oder Nazis, wie's ihnen jetzt so schön einfach pauschal von vielen Berufsempörten unterstellt wird, sondern schlicht überfordert.
Eigentlich wäre es Sache der Polizei und auch der Politik, dafür zu sorgen, dass solche Übergriffe in diesem Ausmaß nicht passieren und dann im Nachhinein zumindest aufgeklärt werden. Polizei und Politik sind aber mindestens genauso überfordert mit dieser Aufgabe.
"Wir schaffen das"? Leider muss man momentan sagen: Wir schaffen das nicht.
Was nicht heißt, dass wir nicht könnten.
Aber dazu muss man Problem ansprechen und lösen wollen. Diesen Willen sehe ich momentan kaum irgendwo. Viele wollen nur motzen, sich empören, Flüchtlinge wahlweise pauschal als Sündenbock darstellen oder Menschen aus anderen Ländern ebenso pauschal vor jeglicher Kritik in Schutz nehmen, ganz egal wie inkompatibel manche Sitten mit einer freien Gesellschaft auch sein mögen.
Die sich jetzt empören, haben vielleicht in der Sache Recht, schießen aber deutlich übers Ziel hinaus. Ein ehrlicher Diskurs ist kaum noch möglich, weil man Angst haben muss, überhaupt noch eine Meinung zu haben, wenn man sich nicht der Gefahr eines Shitstorm aussetzen möchte. Das führt dann vielleicht dazu, dass Veranstalter gar keine öffentlichen Aussagen mehr treffen, die nicht erst von Anwälten und PR-Beauftragten geprüft wurden. Vielleicht auch dazu, dass es solche Veranstaltungen irgendwann gar nicht mehr gibt, weil das Minenfeld, dem man sich damit aussetzt, irgendwann unnavigierbar wird.
Was mich an der jetzt aufwallenden Kritik ebenso stört, ist dass sie größtenteils nicht konstruktiv ist. "Alles doofe Nazis!" auf Facebook schreiben und sich dann wieder gemütlich zurücklehnen, weil man die Welt verbessert hat. So sorgt man nicht dafür, dass es beim nächsten Mal vielleicht besser läuft.
Jedes Fest kann sich einen Verhaltenskodex geben und natürlich hat sich der an alle Besucher zu richten, und wenn die aus verschiedenen Ländern/Kulturkreisen kommen sollte der Kodex nicht nur in deutsch sondern auch in englisch verfasst sein. Speziell im Ruhrgebiet eventuell auch noch in türkisch, weil Menschen mit türkischen Migrationshintegrund dort, neben Berlin, die weitaus größte Einwanderungscommunity ausmachen. Meine sprachliche Empfehlung wäre gewesen: Deutsch und Englisch.
Das Skandalöse an diesem Text ist doch wie hier rankumpelnd -kulturalistisch für diffus bestimmte deutsche Eigenarten Respekt eingefordert wird, so als wäre die Vergewaltigung auf offener Straße schon in Ordnung wenn sie in Ägypten und nicht in Köln stattfindet. Anbiedernd relativiert man das einfache, staatlich versicherte Recht der Frau, als Bürger behandelt zu werden. Was – und das ist mindestens genauso wichtig – auch bedeutet sich auf Festivals auf andere Menschen einzulassen, möglicherweise sogar die eigene Beschränktheit zu überschreiten, Promiskuität und dergleichen. Ob so etwas auf typisch deutschen Massenbespaßungen überhaupt drin ist sei mal dahingestellt. Stillschweigend wird hier mit drohendem Unterton ("verhaltet euch zurüchhaltend", als seien die brutale Zurückhaltung und das plötzliche Pogrom nicht komplementär, als wäre Köln das kollektiv missglückte Anbaggern einiger zu kurz Gekommener gewesen) islamischer Sitte stattgegeben anstatt denjenigen, an die sich der Hinweis richtet, die Möglichkeit zu geben, den eigenen bornierten Familien- Clan- und Sittenkäfig hinter sich zu lassen, bürgerliche Verkehrsformen zu erlernen etc. (alles das, was Integration also eigentlich heißt, das Auflösen kultureller Zurückgebliebenheit) Vollendet wird die Symphonie der Niedertracht dann mit dem Platz, den man den Neuankömmlingen vorab zugewiesen hat, an den sich diese gefälligst zu gewöhnen haben: Weltmusik, Falafel, Islam und der eigene "Kulturkreis" im abgeschnittenen Wohnviertel, mit dem man sich zu arrangieren hat.
Ich bin einfach nur fassungslos, dass einige Wichtigtuer offenbar nichts Besseres zu tun haben, als sich aufzuspielen und diese großartige Musikveranstaltung durch den Dreck zu ziehen! Rockmusik verbindet Völker, im Falle von "Bochum total" schon seit 30 Jahren im weltoffenen Ruhrpott. Und wer meint, nach 30 Jahren den großen Rassismus-Skandal aufgedeckt zu haben, geht auch zum Feiern in den Keller. Aber keine Sorge: Das Bermuda3eck kann auf moralinsaure Spaßbremsen gut verzichten, bleibt einfach zu Hause, Montag ist es überstanden, und Ihr könnt wieder griesgrämig morgens zur Arbeit und nachmittags zum Flüchtlingsrat rennen.
Jens, Rassismusvorwurf hin oder her, die Sache war so oder so nicht gut durchdacht, und Markus Gloria hat das nach den ersten Reaktionen begriffen und ohne zu zögern das getan, was ein Rassist nie tun würde: Zurücknehmen und sich entschuldigen. Die Debatte ist damit natürlich nicht zu stoppen, aber sie könnte ja auch ein fruchtbares Ende nehmen, wenn dabei nicht alle nur Recht behalten wollen.
@Jens, es können natürlich nur viele Wichtigtuer sein, aber diese Wichtigtuer treten immer anonym auf. Man weiß also nicht wer dahintersteckt. Es könnte auch eine winzige Gruppe mit vielen e-mail Adressen sein. Genau genommen kann es sich bei vielen politischen shitstorms sogar um gezielte Aktionen handeln, die gut organisiert und gesteuert werden. Das Netz macht es möglich.
Nur die Organisatoren wollen ihr Projekt nicht verunglimpft sehen und knicken deshalb schnell ein.
In der Anonymität des Internets kann man zur Zeit gut eine bestimmte Gesellschaftspolitik betreiben, die anders nicht durchzusetzen wäre.
#15
Huiuiui, da sind wohl doch noch ein paar Strahlen durch den Aluhut durchgekommen…
Marcus Gloria hat sich heute nochmal etwas ausführlicher zu dem Vorfall geäussert. Oder vielleicht auch nur ein Reptiloid, der seinen Rechner gehackt hat. Jedenfalls stellt er deutlich heraus, dass der Post hätte niemals so erscheinen dürfen. Das finden jetzt natürlich wieder andere doof, aber die können ja dann einfach zu Hause bleiben.
Wo ist das Problem, den Menschen die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, nochmals diesen Hinweis zu liefern? Wäre nur ein Deutscher an Sylvester oder anderen Begebenheiten dabei gewesen, wäre er der Symboltäter schlechthin geworden. So waren es aber nun mal unsere arabisch sprechenden Freunde und deswegen finde ich es vollkommen gerechtfertigt. Sie kennen unsere Mentalität nun mal nicht. Sie wissen nicht, dass wir frei leben. Wenn sich in deren Land eine Frau so kleidet ist es nun mal eine Prostituierte alle anderen würden sich dem Druck der Familie beugen.
Das Schlimme an dieser unbewussten Offenbarung von Marcus Glorias Kopfinnerem ist nicht etwa ein latenter Rassismus – was ich auch sehr konstruiert fände – sondern die laxe Oberflächlichkeit, mit der er sich des Themas angenommen hat. Als wäre es ein lästiges Randthema – aber das ist es nicht! Es beschäftigt die Gesellschaft, es beschäftigt Untersuchungsausschüsse, die öffentliche Diskussion leidet unter vorschnellen Rückschlüssen und dem Populismus, der sich an die Debatte geheftet hat. Von einem Veranstaltungsprofi kann man zurecht nach dieser Entwicklung eine tiefergehende Befassung mit dem Thema einfordern. Bei ähnlichen Großveranstaltungen passiert das auch – und überlegter! Marcus Gloria hat es versäumt. Und seine Entschuldigung folgte natürlich auch auf Druck durch die Absagen einiger Bands, die dieser Thematik ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit und Tiefgang eingeräumt haben. Dabei geht es schnell nicht mehr nur um die Ehre, es geht um das Geschäft, dessen Zukunft und den eigenen Leumund. Er musste reagieren! Nach Sonntag hat er hoffentlich Zeit, darüber etwas länger und tiefer nachzudenken.
@Bochumer36; Marcus Gloria hat den Text wohl nicht selbst geschrieben.
Unterm Strich bleibt zu sehen das es gerade für Veranstalter öffentlicher Events immer heikler wird überhaupt noch etwas zu sagen. Sagt man nichts und es passiert etwas „Warum hat der Veranstalter nicht im Vorfeld reagiert?“ sagt man etwas wird man zeitnahe in eine Ecke gedrängt oder eine Welle der Empörung bricht lost.
Die eigentlichen in der Verantwortung, nämlich Polizei und Politik, halten sich schön bedeckt und stecken ebenfalls den Kopf in den Sand. Lieber nichts sagen als sich unbeliebt zu machen. Und so verkümmern wir alle samt nach und nach zu Weg-Duckern die nur noch Meckern können wenn andere ein vermeidliches Fettnäpfchen gefunden haben.
@Marco: Auf der anderen Seite hatte das alles kaum reale Auswirkungen: Ein paar Bands kamen nicht, voll war es trotzdem und alle hatten ihren Spaß.