Gestern fand im Bochumer Schauspielhaus das „Stadtgespräch“ des Radiosenders WDR5 statt. Thema der Diskussion war „Kulturmetropole Ruhr – Wie viel Kultur können wir uns noch leisten?“ Als Aufhänger für die Sendung diente die Debatte um das Musikzentrum in Bochum. Das Gespräch mit großer Publikumsbeteiligung, wird am Donnerstag von 20 bis 21 Uhr ausgestrahlt. Auf dem Podium der WDR-Sendung saßen mit Steven Sloane, dem Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, dem Bochumer Kabarettisten Hennes Bender, Mona Küppers vom Landessportbund NRW und Apostolos Tsalastras, Kämmerer und Kulturdezernent der Stadt Oberhausen, Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zum Thema Kultur.
Steven Sloane hatte es schwer auf der Bühne, er saß dort stellvertretend für das im Bau befindliche Musikzentrum und musste sich der Kritik aus dem Publikum und auch von den anderen Podiumsteilnehmern stellen. So kritisierte Hennes Bender den arroganten Umgang mit Kritikern des Musikzentrums und stellte fest, dass die WDR-Sendung in seiner Wahrnehmung die erste öffentliche Debatte über den Bau in Bochum sei. Aus dem Publikum hieß es, die Symphoniker seien ein Orchester auf „Kreisklasse“-Niveau. Eine Kritik, die Sloane nicht auf sich sitzen lassen wollte, und auf positive Erwähnungen der Symphoniker unter anderem in der US-Presse verwies. Auch Lokalpolitiker verschiedener Parteien mischten sich zum Thema ein. So betonte die Piratin Stephanie Kotalla, dass nicht jede Stadt ihre eigenen „Leuchttürme“ benötige. Der SPD-Politiker Hans Hanke verteidigte das Musikzentrum als „fast geschenkt“ und hält das Projekt auch wirtschaftspolitisch für eine Stärkung des Standorts Bochum.
Neben dem Musikzentrum ging es auch allgemeiner um den Kulturstandort Ruhrgebiet. In diesem Thema hatte der Oberhausener Apostolos Tsalastras seine Stärken. So beschrieb er, dass in seiner Stadt zwar Einrichtungen geschlossen werden mussten, die Angebote in den bestehenden Häusern allerdings ausgebaut und verbessert wurden. Außerdem machte sich Tsalastras für eine stärkere Kooperation der Ruhrgebietsstädte stark und erinnerte daran wie gut im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 zusammen gearbeitet wurde.
Hennes Bender als auch verschiedene Beiträge aus dem Publikum wiesen immer wieder auf die mangelnde Förderung der unabhängigen Kulturszene hin. Sie betonten die prekäre Situation von kleinen Einrichtungen und stellten sie in Gegensatz zu Großprojekten wie dem Musikzentrum.
Dem WDR ist es hier gelungen eine spannende, teils emotionale Diskussion anzustoßen, bei der das Publikum große Redeanteile hatte. Es wäre wünschenswert gewesen, einen Akteur aus der jungen Kulturbewegung des Ruhrgebiets einzuladen. Die Perspektive von Menschen wie den Theatermachern von der Rottstraße in Bochum, den ehemaligen Besetzern der Bärendelle in Essen oder den Betreibern des Nordpols in Dortmund , die sich für eine lebendige Kulturszene von unten einsetzen, fehlte leider völlig. Trotzdem eine hörenswerte Sendung, die morgen Abend bei WDR 5 läuft.
Danke für den Bericht. Die Zusammensetzung auf dem Podium finde ich in der Tat seltsam. Danke, Hennes, dass Du die Fahne der Off-Szene hochgehalten hast!
Das Musikzentrum ist eine völlig überflüssige Geldverschwendung und das auf Kosten vieler anderer wichtigerer Projekte in der Stadt, denn der Unterhalt wird hauptsächlich von den Steuern der Bürger getragen, die sich für das Musikzentrum nicht interessieren.