Djelem Djelem: Neuntes Festival feiert die Kultur der Roma in Dortmund

Djelem Djelem- Festival: Foto. Stadt Dortmund Lizenz: Copyright


In die Kunst, Kultur, Geschichte und Gegenwart der Roma eintauchen – das bietet zum neunten Mal das Djelem Djelem-Festival. Vom 3. bis 21. August lädt das Kulturfestival zu Ausstellungen, Gesprächen, Konzerten, Workshops, in Kino und Theater und zum Feiern – unter anderem im Superraum in der Brückstraße, auf dem Nordmarkt und dem Platz vor der Reinoldikirche, im Dortmunder U, im Theater und im Keuninghaus.

Ein besonderes Highlight bietet vom 3. bis 30. August der Superraum an der Brückstraße 64: Dort stellt die Künstlerin Malgorzata Mirga-Tas aus, die derzeit sowohl auf der Biennale in Venedig als auch auf der documenta in Kassel vertreten ist. Mirga-Tas, eine polnische Romni, hat „ein visuelles Narrativ für die Erzählung der Geschichten(n) von Roma kreiert, das von Authentizität, Würde und Stolz geprägt ist“, heißt es im Programm. Ihre Ausstellung setzt sich mit antiziganistischen Stereotypen auseinander und entwirft selbstbestimmte Positionierungen in der Darstellung von Roma-Communities. Der Eintritt ist frei.

„Lass maro Tschatschepen!“, zu deutsch: Wir wollen Gerechtigkeit – unter diesem Motto steht ein öffentliches Gespräch am 4. August, 17 bis 19 Uhr auf dem Vorplatz der Reinoldikirche. Es geht um die Ergebnisse aus dem Bericht der Untersuchungskommission „Antiziganismus“. Was braucht es, um gleichberechtigte Teilhabe auf Augenhöhe zu verwirklichen? Sind mit dem Bericht alle Forderungen der Roma- und Sinti-Gemeinschaften abgedeckt? Was wünschen sich die Betroffenen für eine Zukunft – und kann es überhaupt so etwas wie Wiedergutmachung geben? Darüber sprechen zwei Autorinnen der Studie mit Kati Stüdemann (Leiterin VMDO) und Roxanna-Lorraine Witt (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma). Der Eintritt ist frei.

Auch das beliebte Familienfest auf dem Nordmarkt ist nach pandemiebedingter Pause wieder Teil des Festivals. Am 11. August, 14 bis 18 Uhr gibt es Spiele und Spaß für Kinder, während sich die Erwachsenen austauschen, die Beratungs- und Integrationsangebote vor Ort kennenlernen und das Bühnenprogramm mit internationalen musikalischen Highlights wie der Gipsy Brass Band genießen.

Am 13. August wird am Keuninghaus weitergefeiert: Zwischen 14 und 19 Uhr steigt dort das Outdoor Sport- und Spielfest mit Angeboten u.a. zum Fußball- und Basketballspielen, Parkour, Klettern, Biken, Skaten und Tanzen. Am Tag darauf (14. August, ab 11 Uhr) steht E-Sport im Vordergrund: Das Keuninghaus lädt zum Djelem Djelem FIFA Turnier. Konsolen, Spiele, Verpflegung und Getränke sind vorhanden.

Um die Beziehung zwischen Roma und Gewerkschaften geht es in einem Podiumsgespräch am 15. August, 16 Uhr im Keuninghaus – Serce Berna Öznarçiçeği (Cirikli e.V.), Hasan Adzaj (Romano Than) und Michael Belamon (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt) diskutieren über Arbeitsmigration und die Rolle so genannter osteuropäische Wanderarbeiter, die unter widrigsten Arbeits- und Lebensbedingungen wesentlich zur Land- und Bauwirtschaft.

Ebenfalls am 15. sowie am 16. August öffnet sich die DigitalWerkstatt der GrünBau gGmbH an der Oesterholzstraße 85–91 für Kinder und Jugendliche, die vor Ort Roboter, 3D-Drucker, Drohnen und Co. ausprobieren können.

Der „Nordtreff/Arakasamen“ ist ein neuer Kinder- und Jugendtreff an der Nordstraße 23-25 vor allem für Familien aus Südosteuropa. Dort gibt es offene Angebote, Nachhilfe, E-Sports und anderen Sport, Ausflüge oder Workshops. Am 18. August, 14 bis 17 Uhr wird der Nordtreff offiziell eingeweiht, nachdem dies coronabedingt lange nicht möglich war. Es gibt Führungen, Essen vom Grill und kalte Getränke sowie für die Kinder einen Schminkstand, Luftballons, Spiele und Musik.

„Terror aus der Mitte“ ist ein Panelgespräch überschrieben, das sich am 18. August, 18 Uhr im Kino im Dortmunder U mit der Radikalisierung in digitalen Räumen und Gaming-Communities beschäftigt. Wie verhindert man Anschläge, bei denen die Täter vorher keine Ausbildung im Untergrund, sondern in der Bank gemacht haben? Wie erkennt man Radikalisierungspotentiale? Wie verhindert man, dass Spiele und die dazugehörigen Communities für demokratiefeindliche Ideologien missbraucht werden? In der Veranstaltung stellen Matthias Quent, Veronika Kracher, Christian Huberts und Roxanna-Lorraine Witt ihre Analysen vor und diskutieren sie. 

In mehreren Frauen-Empowerment-Workshops für Rom*nja am 19. August ab 14 Uhr im Keuninghaus geht es um Austausch und Vernetzung der Frauen. Zur Auswahl stehen etwa ein Kunstworkshop sowie ein Workshop zur Selbstorganisation – ein Nachmittag voller Tipps, Tricks und Übungen, die beim Erreichen der eigenen Ziele helfen.

Das Kino im Dortmunder U zeigt am 21. August, 19 Uhr das Dokudrama „Gibsy – Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann“. Nachdem dieser 1933 die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gewonnen hatte, schien er auf dem besten Weg zu einer großen Karriere. Doch der Titel wurde ihm von den Nazis aberkannt, da Trollmann aus einer Sinto-Familie stammte. In einer provokanten Protestaktion trat er bei seinem nächsten (und letzten) Kampf mit weiß gepudertem Gesicht und weiß gepuderten Haaren an. Seine Karriere war damit beendet. 1942 wurde er verhaftet und in einem KZ ermordet.

Im September gibt es im Theater Dortmund noch eine Zugabe: Am 20./ 21. September, 19.30 Uhr spielt dort das Roma Power Theaterkollektiv „Rom*nja City reloaded. Stadt befreiter Menschen. Auf der Suche nach einer möglichen Welt“. Erzählt wird die Geschichte von Rita Prigmore und ihrer Zwillingschwester Rolanda. In den 1940er-führten Nazi-Ärzte Experimente an den Zwillingen. Das Stück ist eine Abrechnung mit der Vergangenheit, aber auch ein Blick in eine mögliche Zukunft: Was ist „Rom*nja City“, und warum brauchen Roma und Sinti ihre eigene Stadt? Gesprochen wird Deutsch, Englisch und Romanes.

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