Mit Steuermitteln gefördert wird die Documenta, um autonom zu sein, ihre Autonomie hat sie an den antisemitischen BDS verkauft. Und die Kunst gleich mit. Wie immer dies – ein umgekehrter Verwendungszweck – jetzt abgerechnet wird in Kassel, es wird Signalwirkung haben für die Kultur dieser Gesellschaft, die staatlich geförderte und mehr noch für die freie: In ihr, die sich am Markt behauptet, entscheidet sich, ob diese Gesellschaft imstande ist, sich gegen Antisemitismus zu behaupten oder ob sie, wie „weltoffene“ Kulturmagnaten es fordern, dem Stellungsbefehl folgt, den BDS erteilt. Ein Kulturkampf?
Es hat einige Anstrengungen gegeben, BDS auszubremsen und die antisemitische Hetzkampagne herauszuhalten aus dem bundesdeutschen Kulturbetrieb (siehe Teil 1). Nicht ohne Erfolg und doch umsonst, im Dezember 2020 traten die Direktoren und Intendanten von zwanzig Kultur- und Wissenschaftsinstituten ins Theaterlicht, sie repräsentieren unter anderem die Kulturstiftung des Bundes, das Goethe-Institut und die Stiftung Humboldt Forum, das Berliner Haus der Kulturen der Welt zusammen mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung sowie diverse Theater, Tanzhäuser und Museen. Diese Clique der Kulturmagnaten – über Monate hinweg konspirativ geschmiedet, bemerkenswerterweise hat sich der Musik- und Konzertsektor kaum beteiligt – fordert seitdem, BDS die Bühnen zu bereiten, man wolle sich „alternativen Weltentwürfen“ öffnen.
Daher der Name dieser „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“, die erklärt, sie lehne den „Boykott Israels durch den BDS“ ab, dann aber dem Bundestag unterstellt, dass er es gewesen sei, der „die Logik des Boykotts“ in Gang gesetzt habe, weil er sich weigere, eine Boykott-Kampagne mit Steuermitteln zu fördern. Diese Logik des Bundestages – und nicht etwa die des Terror, den BDS predigt – sei „gefährlich“, heißt es in dem „Plädoyer“.
Gemeinsam empfangen die zwanzig Institute jährlich rund 1 Milliarde Euro an öffentlichen Mitteln. Eine gigantische Summe, die kulturpolitische Macht dieser „Initiative“ lässt sich kaum überschätzen: Was alles sie an Projektmitteln und Stipendiaten, an Werkverträgen und Assistenzen, an Honoraraufträgen und Vollzeit- und Teilzeit- und Praktika-Stellen austeilt, ist zyklopisch, mit ihrem Ruf nach BDS schreiben sie de facto eine Förderrichtlinie fest. Niemand wird sich dem Vorwurf ausetzen wollen, „marginalisierte Stimmen auszublenden“ oder „kritische Positionen zu verzerren“, alle Welt wird sich beeilen, „weltoffen“ zu sein, hier die Förderrichtlinie:
„Weltoffenheit, wie wir sie verstehen, setzt eine politische Ästhetik der Differenz voraus, die Anderssein als demokratische Qualität versteht“.
Ein gedanklicher Dreischritt, den mitgehe, wer mittun will im Subventionsbetrieb, erster Schritt: Begreife BDS als ein „Anderssein“, das ist die essenzialistische Denke, sie ist vorausgesetzt. Zweiter Schritt: Gib dieses „Anderssein als demokratische Qualität“ aus, springe nun also von der Ontologie zur Politik und tue dort so, als sei alles, was ist, demokratisch erleuchtet. Vorsicht aber: „Anderssein“ beginnt mit B wie BDS, A wie AfD zählt nicht dazu. Dritter Schritt: Verwandele diese demokratische Qualität des BDS-Seins – wir kommen zur Kunst – in eine „Ästhetik der Differenz“.
„Heute keine Israelis“
Was auf diese Weise an antisemitischer Brachial-Ästhetik entsteht, hat die Documenta ausgestellt, die Vordenker der „Initiative Weltoffenheit“ tun überrascht: „Jetzt“, erklären sie, sei eine „ernsthafte Auseinandersetzung“ mit antisemitischen Positionen „erforderlich“. Und im nächsten Satz: Jetzt erst recht müsse man den „globalen Dialog“ intensivieren. Mit wem? Mit BDS, deshalb gibt es ja die „Initiative“ überhaupt, BDS aber erwähnen die BDS-Promoter nicht mehr, sie versuchen, die Hetzkampagne, die sie in ihre Programme heben wollen, aus der Schusslinie zu nehmen. Unbeirrt halten sie daran fest, dass sie BDS, die Verweigerung von Dialog, als „Dialog“ zu präsentieren wünschen, die Diffamierung von Demokratie als demokratisch.
Es wird ihnen gelingen, wenn es nicht gelingt, dieses kulturpolitische Machtbündel zu entwirren, das sich bescheiden „Initiative“ nennt, als kämpften sie für einen autofreien Kiez. Erste Stimmen sprechen von einem Kulturkampf, er wird um keinen Kiez geführt, sondern – und zwar wieder entlang der „Judenfrage“ – um das Selbstverständnis dieser Gesellschaft. Das hat Doron Kiesel, in gesellschaftlicher Bildungsarbeit bewandert, im einzigen Dialog, den es auf der Documenta gab, deutlich gemacht: dass es nicht um ein Bild geht, das ein indonesisches Künstlerkollektiv gemalt hat, sondern darum, dass sich eine Gesellschaft, die sich ein solches Bild in ihren Himmel hängt, darin selber erkennen will. In einem geschlossen antisemitischen Weltbild, wie es Taring Padis Schlachtengemälde aggressiv naiv belichtet hat.
Kiesel deutet die Situation, und wie er sie deutet, ist klassischer Feuerbach: Alle Wünsche, die guten, die man für sich selber hegt, und die weniger guten, die anderen gelten, werden aus dem Herzen einer Stadt auf eine Gottheit projeziert, deren Bild den Horizont umspannt, wir haben es – das Bild von Taring Padi zeigt ein Jüngstes Gericht – mit einer durchaus religiös gestimmten Weltsicht zu tun. Und mit Religionskritik: Erkennen und benennen musste den Antisemitismus, ausgestellt im Kern von Kassel, erst ein Besucher der Documenta, der sah, was zu sehen war: keinen nackten Kaiser, nackten Judenhass.
Den haben die, die sich als Seher von „alternativen Weltentwürfen“ verstehen, nicht gesehen. Nicht die Hamas im Lenkungsausschuss des BDS, nicht den Islamischen Dschihad, nicht die PFLP. Auch nicht die Terror-Propaganda, die Charles Esche, Documenta-Beirat, bis heute auf seiner FB-Seite für PFLP betreibt, und nicht die Agitprop-Kunst, die auf der Documenta in Szene gesetzt wird, es ist alles offensichtlich nie als antisemitisch gesehen worden. Im Gegenteil, jetzt erklärt die „Initiative Weltoffenheit“, gerade weil wir das nicht als antisemitisch sehen, gerade weil wir BDS verhimmeln, gerade weil dies „Verletzungen ausgelöst“ habe und jetzt alle – alle Juden – lernen müssten, „Ambivalenzen zu ertragen“, gerade deshalb müsse sie, die „Initiative“, nun den Dialog „intensivieren“. Der Satz im Original:
„Gerade angesichts der durch die antisemitischen Motive ausgelösten Verletzungen und des angerichteten Schadens ist die Fortsetzung und Intensivierung dieses Dialogs zwingend notwendig.“
Die Täter als Bewährungshelfer, ein Klassiker im linken Antisemitismus. Was passiert, und das ist Doron Kiesels Frage, wenn ausgerechnet diese Bewährungshelfer, ausgestattet mit Milliarden, den Takt vorgeben? Um diese Frage geht der Kulturkampf.
Es ist eine sehr praktische Frage: Keiner der Intendanten und Direktoren, die sich weltoffen dünken, hat jemals erklärt, wie das gehen soll, wenn BDS-Antisemitismus in den kulturellen Alltag einzieht und in die routinierten Abläufe einer Spielzeitplanung. Wie sähen die Programme des je eigenen Hauses aus, wenn sie BDS-Boykotteuren „Freiräume garantieren“? Wie soll man sich vorstellen, dass überall – von Zollverein bis Zentrum, von Hebbel bis Hellerau, von Deutschem Theater bis Düsseldorf – „Alternative Weltentwürfe“ zu durchleben seien, in denen Israel so von der Weltkarte gewischt sein wird wie Israelis aus dem Programm der Documenta? Können die 20 Intendanten, was Hortensia Völckers – die Chefin der Bundeskulturstiftung ist eine von ihnen – bereits zugegeben hat, dass sie es bisher schon nicht konnte: „gucken, wer da was tanzt“?
Die Frage ist bitterernst: Wie sieht ein Wochenplan mit Boykotteuren im Tanzhaus aus, wie im Theater, wie im Museum, wie im Wissenschaftskolleg? Wird hinter jedem Programmpunkt ein Push-Button kleben „Mit BDS“ oder „BDSfrei“ oder „Heute keine Israelis, morgen wieder“? Wird es tageweise geregelt sein so wie Lady-Nights und Gay-Partys in der Disco nebenan?
Die BDSM-Party hat die Documenta ja bereits erfunden.
Patti Smith im Karussell
Das sind die wirklich unfassbaren, die alarmierenden Antisemitismen, die alle im Vorfeld weggelächelt haben – BDSM-Partys auf der Documenta hält selbst Omri Böhm, dem BDS verständnisinnig zugetan, für eine „unüberhörbare Hundepfeife“: „Wer wiederholt und performativ ‚Dies ist eine Pro-BDSM-Party‘ in den Veranstaltungskalender schrieb, wusste, was er tat“, schrieb Böhm jetzt in der ZEIT, das überflüssige „Pro“ habe das „M“ gleichsam verschluckt. In der Tat, man mag nicht mehr rätseln darüber, wer alles zu was herbeigepfiffen wird und nicht länger rätseln über das, was sich die lieben Kollegen und Kolleginnen als „Weltoffenheit“ ausmalen, weil man inzwischen weiß, dass sich nicht ausmalen ließ, was die Documenta präsentiert.
Den Kassler Antisemitentanz hat Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, jetzt zum Anlass genommen, auf den Bundestagsbeschluss gegen BDS zu pochen, das berichtete die SZ. Der Beschluss, der die antisemitische Kampagne als freie Meinungsäußerung respektiert, sie aber nicht mit öffentlichen Mitteln fördern will, „solle künftig die verbindliche Richtschnur bei der Verwendung öffentlicher Gelder bei der Kulturförderung sein, so Klein“. Es wäre wirklich zu begrüßen, käme es dahin.
Weil es entscheidend sein wird, dass ein gesellschaftliches Klima entsteht, in dem Terror geächtet und nicht bewitzelt, Antisemitismus benannt und nicht verschwurbelt wird. Ein öffentliches Selbstverständnis, in dem, wer ins Visier von BDS geraten ist, Solidarität von allen Seiten empfängt. Und in dem, wer BDS trotz allem unterstützt, von allen Seiten öffentlich erfährt, dass dies mindestens uncool ist, auch hier ein paar Beispiele:
Bei Farid Bang und Kollegah, den beiden Rappern, die für ihre antisemitischen Ideen 2018 den letzten aller ECHOS erhalten haben, hat sich ein solches öffentliches Selbstverständnis für einen Moment gezeigt, da empörten sich Leute, die vorher nie Rap gehört haben, was selbst Kollegah und Bang für einen Moment ins Denken brachte. Zeitgleich die Diskussion über die Young Fathers, jene BDS-Band, die – gut erzogen und divers, mit leichtem Gospeleinschlag – auf Carps Ruhrtriennale spielen sollte, da war der Chor derer, die öffentlich widersprachen, deutlich dünner, die Diskussion zäh. Und jetzt ein wirklich kompliziertes Beispiel:
Patti Smith, Punk-Ikone, Pop-Schamanin und – spätestens seit sie 2016 für Bob Dylan den Literatur-Nobelpreis entgegengenommen und bei A Hard Rain’s a-Gonna Fall momentelang gestockt hat vor Ergriffenheit – eine moralische, auch moralpolitische Autorität. Smith‘ Deutschland-Konzerte organisiert seit vielen Jahren Berthold Seliger, der sich 2013 (hier) und 2015 (hier) entschieden gegen die „ekelhafte BDS-Kampagne“ und deren „selbstgefälligen Antisemitismus“ positioniert hat, dies auch deshalb, weil – und dieses Argument ist wichtig, es ist kein moralisches und kein politisches, es tritt zu ihnen hinzu – weil es „bereits vereinbarte Konzerte“ sind, die auf Druck von BDS gecancelt werden. Für die Kosten, die dadurch entstehen, muss irgendwer aufkommen, BDS ist es nicht.
Eines dunklen Tages landete nun aber auch Patti Smith bei „Artist for Palestine“, dem britischen BDS-Ableger, ihre Unterschrift steht unter der Kampagne, die sich 2018 gegen die Ruhrtriennale richtete. Die Ausladung der BDS-Band Young Fathers, erklärte Smith, die 2005 selber Gast der Ruhrtriennale gewesen war, stelle eine „alarmierende Form von Zensur und Repression“ dar. Seitdem sitzt die Ikone im Unterschriftenkarussell, noch im Mai letzten Jahres denunzierte sie Israel als „Siedlerkolonialprojekt, das die ethnische Säuberung der palästinensischen Bevölkerung“ betreibe – tatsächlich ist die Einwohnerzahl der palästinensischen Gebiete von knapp 2 Mio in 1990 auf über 5 Mio gestiegen – und rief zum Boykott Israels auf „in Solidarität mit dem palästinensischen Volk“.
Mit ihrer Soli ist es dann aber nicht weit her: Sommer 2018 forderte Smith einen „Boycott“ des European Song Contests in Tel Aviv: Die BDS-Kampagne hatte SS-Runen in das Logo des Song Contests hinein geschmiert ganz so wie Taring Padi in ihr antisemitisches Weltbild auf der Documenta, Smith textete noch etwas von „Apartheid“ hinzu und von „Gefängnisbedingungen“, verweigerte sich dann aber dem, was sich – muss man daran erinnen? an „Graceland“ von Paul Simon, Ray Phiri, Demola Adepoju, Bakithi Kumalo, Vusi Khumalo, Makhaya Mahlangu und dem Ladysmith Black Mambazo-Chor? – was sich von selber aufdrängt, sobald man „Apartheid“ und „Song“ in einem Satz verdichtet: Smith hätte sich mit einem palästinensischen Künstler zusammen tun können, sie hätten gemeinsam einen Song schreiben und sich dann gleichsam von der Seite in den Song Contest hinein singen können, im Backgroundchor all die großen Namen, die den Boykottaufruf unterzeichnet haben. Wenn man sich selber Solidarität attestiert und die halbe Welt aufruft, dass sie denken soll, was man selber denkt, ist es evident, auch den einen und anderen Handschlag dafür zu tun. Offenbar ist das Problem ein anderes:
Mehr geben als eine Unterschrift? Palästinensern eine Stimme? Auf einer Bühne in Tel Aviv?
Nicht mit BDS. Es wäre das Böse schlechthin, es wäre „Normalisierung“.
Was unterscheidet BDS vom Ku Klux Klan?
Durchaus schmerzlich, zugeben zu müssen, dass Patti Smith eine Leidenschaft pflegt, die sich für Berthold Seliger abnorm ausnehmen dürfte, was aber noch abnormer: dass es keinen öffentlichen Ton gibt, in dem sich darüber sprechen ließe. Klar ist, Seliger kann Patti Smith nicht drangeben, niemand könnte das, es hat mit Dank zu tun und Respekt und einem Maß an Verehrung, das Smith seit 1975 – „Horses“ erschien – ohne jeden Zweifel zukommt. Es hat aber auch damit zu tun, dass Seliger – anders als „weltoffene“ Intendanten – böse zahlen müsste dafür, kündigte er Patti Smith die Verträge.
Und das macht die Situation so unerträglich.
Während die einen, die „weltoffenen“ Intendanten – untermalt von ein paar Hundert Künstlern, die einen Aufruf nach dem anderen verfassen, als gäbe es dafür Tantiemen und nicht für Songs – den BDS umschmeicheln und mit diesem Bühnenprogramm ihre Monatseinkommen bestreiten, stehen die, die auf dem freien Markt arbeiten und BDS beschämend finden, einsam und stumm: Wer sich festlegt, spielt Hasard, also besser abwarten. Und wenn einer BDS analytisch zerlegt hat wie Berthold Seliger es sehr früh tat, steht er im Regen und schaut sich an, was Leute wie Charles Esche auf alle möglichen Bühnen schieben, die sie weder bezahlen noch verantworten müssen: In Deutschland sitzen BDS-Protegés in „Findungskommissionen“ und spielen Agentur, sitzen in einem „Beirat“ und spielen Manager, und beim Morgenkaffee kurz vor 10 posten sie was Nettes darüber, warum sich Terror gegen Israel lohnt.
Die „Initiative Weltoffenheit“ ist initiative Verantwortungslosigkeit. Deswegen ist das Moment des Eigen-Interesses so wesentlich dafür, wenn man ein gesellschaftliches Klima schaffen will, in dem Antisemitismus tatsächlich geächtet werden könnte. Irgendwer muss diesen „Weltoffenen“ das 1 x 1 des Kulturbetriebes beibiegen, dass alle in ihm – sowohl Künstler wie Kuratoren, sowohl Veranstalter wie Publikum, sowohl die Subventions- wie die freie Kultur – dass alle gewinnen, wenn sie den Boykott von Kultur boykottieren. Und dass alle verlieren, wenn sie den Boykott von Kultur schönreden, siehe Ruhrtriennale, siehe Echo, siehe Documenta. Man stelle sich nur einmal vor, die BDS-Frömmelei der „Weltoffenen“ machte Schule und alle würden, nein: müssten demnächst Kampagnen präsentieren, die im korrektesten Sound der Gegenwart erklärten, mit Frauen setzten sie sich nicht an einen Tisch oder nicht mit Schwulen oder Muslimen oder Roma oder Queeren oder Schwarzen oder Polen oder Frommen oder Freidemokraten oder wen immer. Was unterscheidet BDS vom Ku Klux Klan? Völlig idiotisch, dass diese äußerst praktische Frage und der Horror, den sie auslöst, nicht längst zum 1 x 1 im Kulturbetrieb zählt, es ist idiotisch und beklemmend.
Ein Hauch von Hoffnung
Bereits bei der Präsentation ihrer „Initiative“ aber stellten die „Weltoffenen“ die Welt auf den Kopf und sich selber auf die Bühne des Deutschen Theaters und dort als die wahren Opfer vor, sie sprachen von ihrer „Angst“ und „Unsicherheit“, von „Mundtotmachung“ und „Gesinnungsprüfung“, von „Bann“ und „Misstrauen“ und „vorauseilendem Gehorsam“ und „erinnert mich an mein Leben in der DDR“ und dass man jetzt „durch Drohung konditioniert“ werde, sie sprachen von „Vorboten der Zensur“ und „Selbstzensur“ und stellten eine Weinerlichkeit zur Schau, die zum Heulen war: Jahr für Jahr liegen 1 000 000 000 Euro auf ihren Tischen, jeder Euro ist an seinen Verwendungszweck gebunden, zu dem zählt nicht, dass die Budgetchefs in Selbstmitleid zerfließen, wenn sie sich selber und ihre Häuser nicht an den BDS verkaufen dürfen. Sie wollen dies partout und ohne Not, mithin aus freien Stücken.
Da liegt das Problem.
Es verschärft sich fortlaufend. Anders noch als 2014, als Charles Esche, die Documenta-Eminenz, seinen Künstlern hinterher springen musste auf die Barrikaden, die BDS in Sao Paulo errichtet hatte, stürmen die Intendanten und Direktoren heute in Kassel voran. Unklar allerdings, ob sie nicht doch etwas alleine dastehen, wenn sie dort oben die BDS-Fahnen schwenken – auf der Documenta selber konnte man bisher keine Lumbung-Aktion bestaunen, keine „Soli mit Taring Padi“-Banner, keine „Freiheit für Kunst“-Demos, keine „Artists for Schormann“-Resolutionen. Die Künstler halten sich zurück, das Publikum wartet ab, es gibt keine Proteste für BDS, aber auch keine dagegen. Ein Hauch von Hoffnung aus Kassel.
Genügend, um als politischer Rückenwind zu dienen dafür, BDS vor alle Türen zu setzen. Die freie Kultur, die BDS mit spitzen Fingern angefasst hat bisher, darf so eine Reaktion erwarten, die Zeiten sind übel genug für eine freie Kultur – und sind zugleich, weil übel genug, sperrangelweit offen für eine Kultur, die Judenhass propagiert.
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Hier der Teil (1) mit einem Blick auf die Documenta, auf BDS und auf die Frage, wie sich Kultur-Antisemiten auskontern lassen
[…] | Documenta? BDS? Das Problem ist die „Initiative Weltoffenheit“ (Teil 2) | Ruhrbarone sagt am 21. Juli 2022 um […]
Hier ist meine persönliche Hit-Liste von BDS-Sympathisanten, Israelhassern und Antisemiten aus dem Musikgenre (unvollständig, 21.7.2022). Es dürfte für einige unschön sein, zu erfahren in welchen Niederungen sich ihre Stars bewegen, aber das heißt eben nicht, dass man diese in alle Ewigkeit bewundern muss.
Wer dagegen gerne rechtsradikale Musik hört, ist bei den vielen inhaltlichen Anknüpfungspunkten bestimmt begeistert über musikalische Abwechslung.
Anderson, Laurie
Atzmon, Gilad
Belle and Sebastian
Black, Mary
Boine, Mari
Brag, Billy
Cat Power
Costello, Elvis
Coughlan, Mary
Dawson, Richard
Dead Can Dance
Eno, Brian
Faithless
Gabriel, Peter
Grietzer, Ohan
Gwenno
Hanna, Kathleen
Hill, Lauryn
Kweli, Talib
Lennox, Annie
Lipa, Dua
Manu Chao
Massive Attack
Moore, Thurston
Perry, Brendan
Portishead
Public Enemy
Robin, Titu
Sangaré, Oumou
Santana, Carlos
Patti Smith
Soak
Tempest, Kate
Theodorakis, Mikis (†)
Thindersticks
Waters, Roger
Wolfe, Alice
Wyatt, Robert
Young Fathers
Unterstützt meine Theorie, dass der linksliberale, von den 68ern geprägte Kulturbetrieb eine fatale Melange von Antisemitismus und Antikapitalismus unterstützt. Deswegen die Liebe zu anteiamerikanischen Autoritäten wie Maduro oder Putin, ganz zu schweigen von den sympatischen Herren aus dem Nahen Osten wie MBL und Co.
[…] Millionen Juden, wie es die Documenta tat. Wenn sich darin nun aber das Selbstbild zeigt, das eine amtierende Kultur-Elite bis heute pflegt – dass sie wiedergeboren sei, rein und unbefleckt von „Schlacken der […]