Steve Jobs rettete die Musikindustrie vor dem Ruin, indem er die Vorteile digitalisierter Musik in Produkte und Service umsetzte. Für den Musikkunden hieß das vor allem: Vereinfachung der Beschaffung und Kompilierung von Musik. Jobs schaffte, worüber Dieter Gorny nur redete. Von unserem Gastautor Frank Muschalle.
Jeff Bezos brachte den Buchhandel in Schwung, indem er die Vorteile digitalisierter Bücher in Produkte und Service umsetzte. Für den Leser hieß das vor alle,: Vereinfachung der Beschaffung von Büchern. Bezos brachte auch den in Deutschland nur dümpelnden Einzelhandel in Schwung. Er schaffte, worüber der DIHK nur redete.
Seitdem ich auf digital umgestellt habe, höre und kaufe ich wieder mehr Musik. Ich kaufe auch wieder mehr Bücher, vor allem neue. Mit dem Lesen komme ich allerdings nicht so schnell nach.
Bücher lese ich zur Anregung, Musik höre ich zur Entspannung. In der Bahn kann ich beides, morgens reizt mich aber am meisten die Zeitung, die im ICE ausliegt. Ich lese immer noch gerne Zeitung, und das geht natürlich zu Lasten von Musik und Büchern.
Nur: Wenn ich nicht Zug fahre, dann habe ich auch keine Zeitung. Ich wäre immer bereit, für sie zu zahlen. Artikelweise oder für die ganze Ausgabe. Allerdings ist die Lektüre eines PDFs, dessen Layout der Druckausgabe entspricht unpraktisch, das habe ich eine Zeit lang mal mit der ZEIT gemacht, dann wieder dran gegeben.
Ich würde mir am liebsten die Zeitung auf den kindle laden und benutzerfreundlich durch die Zeitung navigieren können. Ich will unterwegs kein Mobilfunknetz brauchen müssen, ich will die Zeitung zu Hause aufs Gerät laden. Oder im WLAN des Zuges.
Ich hoffe, dass wir uns nun also auf Jeff Bezos verlassen können, und der bei der Washington Post die Wende bringen wird. Umso weniger habe ich das Lamento in der gestrigen FAZ über Bezos verstanden (Link):
Bezos ist ein Händler, der Preise drückt, ein Monopolist, der die Buchbranche vernichtet, ein Verkäufer, der in Tagesfrist die Ware zum Kunden bringt, koste es die Produzenten, was es wolle. Er beherrscht die Wertschöpfungskette, ohne selbst Werte zu schaffen. Einen Wert aber weiß er zu bedienen wie kein Zweiter: Bezos kennt die Wünsche seiner Kunden, er sagt sie sogar voraus.
Nein, ist nicht die taz, die sich hier abreagiert. Michael Hanfield agiert sich hier in der FAZ aus. Verblüfft fragt man sich, was den das frühere Sturmgeschütz des deutschen Liberalismus gegen den technischen Fortschritt und erfolgreiche Unternehmer hat? Gilt für Journalisten nicht, was für Musikverlage, Bürojobs, Stahlarbeiter etc. nicht galt – sich dem Marktgeschehen immer wieder neu stellen müssen? Seine Leistungen und die Hoffnung, die Jeff Bezos neu entfachen kann, beides scheint Hanfield nicht zu wissen oder nicht zu verstehen. Wie „Ruhrbaron“ Stefan Laurin gestern meinte, Jeff Bezos hat eine Beziehung zu Texten, sonst hätte er damals nicht mit dem Onlineverkauf von Büchern angefangen. Er hat die WP nicht als Heuschrecke gekauft. Der Mann hat einen Plan, zumindest die Bereitschaft zu Experimenten..
Crosspost: Der Artikel erschien bereits auf Frontmotor
nur da Sie die taz erwähnten: Hier kommentiert die Chefredakteurin persönlich. https://taz.de/Kommentar-Verkauf-Washington-Post/!121305/
„(…)So wird dieser Montag zwar der Tag sein, an dem der klassische Weg der Washington Post zu Ende geht. Aber vielleicht auch ein Tag, an dem Graham eine mutige und richtige Entscheidung getroffen hat.“
Hallo,
würde mir jemand die Einleitung erklären? Ich versteh nicht so ganz, was zuerst Apple und dann Amazon so Miteinander zu tun haben.
Verblüffend ist einzig allein die naive Vorstellung, die FAZ wäre liberal. Ordoliberal ist allenfalls der Wirtschaftsteil. Das Feuilleton, dem der Autor des Artikels angehört, ist schon immer eher links gewesen und was Wirtschaftsthemen anbelangt übrigens ziemlich inkompent (siehe Schirrmacher).