Dorian Grey und der Wolfgang aus Gladbeck

Seit ein paar Monaten liegt die Wochenzeitpunkt Dorian Grey an den Bahnhöfen aus. Heute wurden wir angefragt, ob wir dem Blatt nicht eine Artikel zum Abdruck zur Verfügung stellen möchten. Ein guter Anlass, sich einmal mit Dorian Grey un dessen Chefredakteur Wolfgang Eggert zu beschäftigen.

Vorhin bekamen wir eine Mail mit einem Angebot:

Liebe Redaktion,

wir haben folgenden Beitrag:

http://www.ruhrbarone.de/fussball-trainertypen-wie-juergen-klopp-tun-dem-fussball-gut

auf http://www.ruhrbarone.de  entdeckt und würden ihn gerne in der nächste Printausgabe unserer WochenZeitung DORIAN GREY spiegeln.

Dein/Euer Vorteil: Der Artikel wird einem erweiterten Publikum zugänglich gemacht, der Blog gewinnt an Aufmerksamkeit, alle Kooperationspartner werden an unseren Gewinnen beteiligt.

DORIAN GREY ist in Deutschland, Österreich Luxemburg und der Schweiz an den tausenden von Kiosken erhältlich. Die Nachfrage war schon im Vorfeld so hoch, daß die geplante Auflage von 10.000 auf 16.000 Exemplaren erhöht werden „musste“. Mit einem nochmaligen Aufstocken ist zu rechnen, da wir derzeit Millionen von U-Bahnpassanten in deutschen und österreichischen Metropolen per Infoscreenspots heiß machen.

Mit DORIAN GREY kommt ein frisches Medium auf den Markt, das den Lesern querbeet einiges bieten wird:

–         Hintergründiges aus Politik und Sport,

–         junge Mode von heute, die noch „selbstentworfen“ und „Avantgarde“ ist,

–         Wirtschaft „light“ – leicht und locker behandelt,

–         Interviews und Fotostrecken mit interessanten „Boys&Girls“,

–         Instant-Anwendungsbezogenes in Körper&Geist

–         Medienkritik und und und.

Alles tabulos und knackig. Mit viel Lust am Leben, an Brüchen, Überraschungen, Kontroversen. Nicht von linientreuen Redakteuren für ein erstarrtes Publikum, sondern von jungen Wilden für wilde Junggebliebene.

Das Heft war mir schon vor ein paar Wochen aufgefallen. Ich sah es an einem Zeitungsständer im Kassenbereich der Buchhandlung im Bochumer Hauptbahnhof. Es war damit, die besten Texte von freien Journalisten und „Spitzenblogs“ zu veröffentlichen, doch schon das Titelthema muss so öde gewesen sein, dass ich Dorian Grey schon bei Erhalt des Wechselgeldes wieder vergessen hatte.

Und nun bekamen wir  eine Mail mit einem Angebot. Also warf ich ein Blick ins Impressum und fand einen alten Bekannten aus Gladbecker Tagen, den ich seit den frühen 80er Jahren nicht mehr gesehen hatte, dessen Name mir aber immer wieder über den Weg lief: Wolfgang Eggert. Bei Dorian Grey ist er einer von zwei Chefredakteuren.

Eine interessante Wendung, trat Eggert in den vergangenen Jahren doch vor allem als Buchautor in Erscheinung. Eggert schreibt verschwörungstheoretische Bücher wie „Der israelische Geheimvatikan“, in denen er auf vielen hundert Seiten die angeblich und geheime Rolle der Juden und Freimaurer und natürlich auch der jüdischen Freimaurer beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der russischen Revolution, des Aufkommen des Faschismus in Italien und dem Hitler-Putsch darlegt.

Kleine Kostprobe gefällig?

Hier führt die Spur zu einer Sekte okkult-orthodoxer Israeliten, die es sich alsselbsternannte Vertreter des mosaischen Glaubens zur Aufgabe gemacht hat, dieVoraussagen der biblischen Überlieferungen bis ins Detail hinein in die Tatumzusetzen: Der Geheimvatikan. Es ist dies eine Kraft, der es durch die Infiltration bestimmter Freimaurergruppen früh gelungen ist, weite Teile des Establishment für seine Ziele einzuspannen und den Globus mit einem engmaschigen Netz zuumspinnen. Selbst im Dunkeln verharrend, beeinflußte die Kurie vom SinaiRevolutionen, sie schuf und zerstörte Staatswesen, hielt die Welt durch Skandale,Wirrnisse und bewaffnete Konflikte in Atem. Nach dem Zeitplan der israelischen„Propheten“ stehen wir derzeit kurz vor einem letzten – apokalyptischen -Waffengang, der im Nahen Osten ein atomares Ende finden soll. In seinem globalenSchrecken sollen sich die Völker bereit finden, die Grenzen niederzureißen, um sicheinem erdumgreifenden Gottesstaat auszuliefern.

Natürlich legt Eggert Wert darauf, kein Antisemit zu sein:

Der Autor erachtet die Feststellung als grundlegend, daß im weiteren in keiner Form auf das Judentum als Volk  und damit als Ganzes abgehoben wird. Im Betrachtungskern der Abhandlung steht vielmehr die jahwitische Religion, die sinnigerweise innerhalb Israels von dem überwiegenden Teil der jüdischenBevölkerung abgelehnt wird.

Der Geist der großen Verschwörung zieht sich auch durch das hip daherkommende Dorian Grey. Beim Wirbelsturm Sandy könnte die US-Regierung nachgeholfen haben:

 Sandy sei bewusst von der amerikanischen Regierung intensiviert und dann auf direktem Wege nach New York geschickt worden. Benutzt habe die US-Regierung dafür die HAARP-Plattform Sea-Based-X-Band Radar (SBX).

Das ganze, eingebettet zwischen Mode, Trash und Kiffgeschichten soll flockig, leicht und lifestylig daherkommen. Dem Branchendienst Meedia gefiel das Konzept in einem Bericht über die Münchener Medientage:

Ein bunter Exot hat sich auch zwischen die Stände der Etablierten verirrt. Gleich neben CNN International tummelt sich das bunte Völkchen von Dorian Grey (im Gegensatz zu der Oscar-Wilde-Figur Dorian Gray). Chefredakteur und Ideenhaber Wolf Eggert grüßt flanierende Medientage-Gäste mit Hut, wolliger Weste und Flasche in der Hand. Seine Truppe will eine wöchentliche Online-Zeitung unter der Adresse doriangrey.net etablieren. Dafür werden Artikel aus anderen Medien und Blogs zusammengeklaubt und Texte mit recht eigener Note selbst verfasst. Finanzieren soll sich alles irgendwie irgendwann mal mit Werbung. Hauptsache man ist unabhängig, alternativ und sexy. Ein erfrischend unverkrampfter Ansatz mit leider dann doch begrenzten Erfolgsaussichten.

Das Bedauern von Meedia-Mitarbeiter Stefan Winterbauer über die seiner Ansicht nach geringen Erfolgsaussichten eines Lifestyle-Verschwörungsblattes, dessen Chefredakteur über den „israelischen Geheimvatikan“ fabuliert mutet schon etwas merkwürdig an. Immerhin sieht das Dorian Grey als teil der „Truther-Bewegung“ und die hält den 11. September für einen „Inside-Job“ der US-Geheimdienste,

Passend ist dazu die Nähe zu Jürgen Elsässers Compact-Magazin. Es gilt Dorian Grey freundlich gesinnt – da kommt zusammen, was zusammen gehört.

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BioBlubb
BioBlubb
12 Jahre zuvor

Ich gehe also davon aus, dass ihr dieses großzügige Angebot ablehnt?

geheim
geheim
12 Jahre zuvor

Gönnt euch den Trollspaß: Bietet dem Blatt statt dem Klopp-Artikel einfach diesen hier an!

H.J. Valjent
H.J. Valjent
12 Jahre zuvor

was ich mich immer und immer und immer frage, das ist –
glauben die jungs und maedels drann – oder glauben die nur an die Dummheit der massen?
Bei 9/11 habe ich verstaendnis fuer menschen die den willkürlich herbei geführten Tod von ca. 3000 menschen nur über den Umweg einer Verschwörung begreifen können. ich hab sogar Verständnis (heisst ich glaube verstehen zu können was da im kopf abgeht) wenn jemand eine Theorie hat, diese „auswalzt“ aber im grunde immer weiss – es könnte, aber muss nicht – so sein. Diese Frage aber „offen“ hält weil er mit ner schmissigen These bzw. Titel mehr Umsatz macht.

Wenig Verständnis hab ich, wenn bewusst „Unsinn“ als „Nachricht“ verkauft wird um Kohle zu machen – oder um ein politisches Klima zu schaffen.
Danach – wenn ich den Artikel von Stefan Laurin richtig verstanden hab – sieht es aus.
Hoffen wir, auch der eilige Leser – fällt da nur einmal rein. Auch die „Bild“ hat sich ja nicht lange gehalten. Ne, warte …

Martin Niewendick
12 Jahre zuvor

Aaahahahaha, sehr gut! 😀 Pfeifen!

H.J. Valjent
H.J. Valjent
12 Jahre zuvor

wat denn nu – singen oder pfeifen -g-

Michael
12 Jahre zuvor

Ich habe vor einigen Monaten auch ein briefpostalisches Angebot zur honorarfreien Mitarbeit bei Dorian Grey bekommen, samt Print-Nullnummer. Ich nehme an, das ging an viele Blogger raus. Mir waren Blatt, Konzept und Herausgeber aber auch suspekt.

Peter
Peter
12 Jahre zuvor

4x „Verschwörungstheorie“ auf dieser Seite – was ist das eigentlich?

Unter Verschwörung steht im Duden von 2012: „gemeinsame Planung eines Unternehmens gegen jemanden oder etwas“. Im Wahrig Deutsches Wörterbuch, 1989: „gegen jemanden gerichteter geheimer Plan, geheime Verbindung“
Die Definition des Wortes „Verschwörung“ umfasst also jeden hinter verschlossener Tür verabredeten Plan einzelner oder ganzer Gruppen.

Danach sind alle tagtäglich geschmiedeten Anti-Konkurrenz Firmenstrategien Verschwörungen. Oft entscheiden unsere Politiker nicht-öffentlich, z.B. bei PPP-Projekten. Die Autobahn – Mautstationsverträge zwischen dem Bundes-Verkehrsministerium und dem ausführenden Firmenkonsortium sind bis heute dem Parlamentarien nicht zugänglich gemacht worden – alles immer noch hinter verschlossenen Türen. Politiker und Firmen sind in solchen Fällen also „Verschwörungspraktiker“.

Der Wortdefinition folgend, finden laufend und überall Verschwörungen statt. Welchen Sinn macht dann das Abstempeln bestimmter Nachrichten als „Verschwörungstheorie“ und das brandmarken bestimmter Autoren mit dem Label „Verschwörungstheoretiker“? Abwertende Klassifizierungen nutzen uns genauso wenig wie Vorurteile. Nur deine selbstständige Suche in den Quellen schält die Spreu vom Weizen, bzw. die Wahrheit von der Manipulation.

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