Der Dortmunder FH-Professor Dierk Borstel gehörte zu den Gründern des Vereins „BackUp – ComeBack – Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.“, der sowohl Aussteiger aus der Naziszene als auch Opfer von Nazis betreuen sollte. Auf Facebook hat Borstel heute erklärt, warum er bereits im März aus dem Verein ausgetreten ist.
Von Kennern der Naziszene war schon die Gründung des Vereins „BackUp – ComeBack – Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.“ 2013 mit Skepsis betrachtet worden. Schon die Planungen wurden von dem Magazin Lotta als „Wohlfühlantifaschismus für die Bürgermeister“ verworfen. Dirk Borstel stand von Anfang an in der Kritik, weil er Dortmunds Oberbürgermeister Sierau 2012 die von diesem gewünschten Argumente gegen das damals geplante Antifa-Camp lieferte. Claudia Luzar geriet nach einem offenen Brief in die Kritik, weil sie sich in nahezu herzwerweichender Naivität an die Nazis wandte.
Nun hat Dierk Borstel, einer der Gründer von „BackUp – ComeBack – Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.“ über Facebook öffentlich erklärt, dass er den Verein bereits im März verlassen hat.
Borstel erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt Dortmund und den Verein: Sowohl die Beratung von Nazi-Opferns als auch von Aussteigern aus der Nazi-Szene sei vernachlässigt worden. Der eigentlich für ganz „Westfalen“ zuständige Verein habe seine Arbeit fast ausschließlich auf Dortmund konzentriert und der Vorstand des Vereins sei passiv.
Erklärung zu meinem Austritt aus dem Verein – „BackUp-ComeBack“
Im März habe ich den Verein nach reiflicher Überlegung verlassen. Diesen Schritt habe ich öffentlich gemacht, bislang aber nicht meine drei Gründe dafür. Schließlich wollte ich nicht in den Kommunalwahlkampf in NRW eingreifen. Aber das Thema ist nunmehr öffentlich, sodass ich mich gezwungen sehe, eine Stellungnahme abzugeben.1. Opferzahlen/Betreuung
Nachdem der Ende Juni vergangenen Jahres neu gegründete Trägerverein „BackUp – ComeBack – Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.“ die Aufsicht über die westfälische Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt (Back Up) übernommen hatte, kam deren bis dahin äußerst erfolgreiche Arbeit mit den Opfern fast zum Erliegen. Die Zahl der betreuten Menschen ist im II. Halbjahr 2013 eingebrochen, weil der ehrenamtlich arbeitende Vorstand sich in dieser Zeit in Vereinspolitik und parteipolitischen Ränkespielen verlor. Dabei traten die Menschen, die in Westfalen durch Rechtsextremisten bedroht werden, völlig in den Hintergrund. Das Prinzip der Transparenz wurde verworfen, dem sich die Opferberatungsstelle anfangs verschrieben hatte. Der neue Trägerverein entschied, die Opferzahlen – anders als bislang – nicht mehr öffentlich zu machen.
2. Ausstiegsarbeit fand kaum statt
Auf Wunsch der Stadt Dortmund übernahm der Trägerverein zusätzlich die Verantwortung für eine neu eingerichtete Stelle zur Arbeit mit Aussteigern aus der rechtsextremen Szene (Come Back). Wegen des Verbots des NWDO (Nationaler Widerstand Dortmund) schien die Ausstiegsarbeit zu dieser Zeit besonders aussichtsreich. Es kam anders: Auch hier lähmte der ehrenamtliche Vereinsvorstand das Bemühen, junge Menschen aus der Szene zu holen, diese zu schwächen. Bis Ende 2013 konnte „Come Back“ keinen einzigen erfolgreichen Ausstieg vorweisen. Unterdessen konnte sich die sehr geschlossene rechtsextreme Szene in Dortmund neu organisieren, so dass ihre Partei „Die Rechte“ gute Chancen hat, künftig im Stadtrat vertreten zu sein. Nur über das Engagement einer Einzelperson, die vom polizeilichen Staatsschutz angesichts der desolaten Lage explizit um Hilfe gebeten wurde, gelang es dennoch, drei Neonazis aus der Szene zu holen, die inzwischen ohne Betreuung sind (Der Vereinsvorstand hat sich bis heute – in Kenntnis der Situation – nicht nach dem Verbleib der drei Aussteiger erkundigt.).
3. Dortmund vor Westfalen
Der Verein war offiziell angetreten, sich um den Rechtsextremismus in ganz Westfalen zu kümmern, um Opfer und um Aussteiger. Ein solches Bemühen um die Situation außerhalb der Stadt Dortmund konnte ich zu keinem Zeitpunkt erkennen. Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder zeigte kein erkennbares Interesse für die Lage in Bochum, Hamm, Lünen, Bielefeld oder Paderborn. Auch das widersprach aus meiner Sicht dem Vereinszweck, auf den einige Kommunen in Westfalen vertraut hatten. Der Verein orientierte sich an lokaler Stadtpolitik, nicht an den tatsächlichen regionalen Problemlagen.
Prof. Dr. Dierk Borstel, Dortmund, den 7. Mai 2014
BackUp muss nun zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Und erklären, was der Verein mit seinen Fördermitteln in der Vergangenheit gemacht hat und wie es weiter gehen soll.
Punkt 3. „Dortmunder Mitternachtsmission vor Westfalen“ ???????
Was hat die Dortmunder Mitternachtsmission mit den Thema des Artikels zu tun?
@Jutta Geißler-Hehlke: War wohl ein Versehen – ist bei Borstel geändert und jetzt auch hier.
…kann passieren 😉
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