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In den bürgerlichen Medien, hervorzuheben sind WAZ und Lokalzeit Dortmund, werden die gängigen Klischees bemüht, damit das Feindbild stimmt: Linksradikale, linke Autonome, Schwarzer Block usw. Gleichzeitig wird die Zahl der angeblich „gewaltbereiten Störer“ auf 1.500 hochgejazzt, während die angeblich 10.000 friedlichen „Bunten“ weit abseits des Geschehens ihre Happenings und Protestrituale feierten (und die entschlossenen Antifas im Stich ließen).
Und immer wieder wird die Zahl der 3 „schwer verletzten“ Polizisten hervorgehoben, so, als ob Mitglieder der „Bandidos“ einen Verkehrspolizisten ins Koma geprügelt hätten. Ich frage mich, wie ein 17-jähriger Jugendlicher in schwarzem Kapuzenpulli das (paramilitärisch ausgerüstete, mit Protektoren in der schwarzen Uniform und Vermummung unter dem schwarzen Helm) Ergebnis erlebnisorientierter Berufswahl überhaupt „schwer“(!) verletzen kann. Ja, der Schwarze Block war tatsächlich vor Ort, aber mit Beamtenstatus und Lizenz zum Knüppeln.
Warum fragen Journalisten nicht diese Typen einmal, wie sie später Ihren Enkeln gegenüber erklären, dass sie ihr Geld damit verdient haben, Neonazis die Strasse freizuprügeln?
Am meisten hat mich geärgert, dass der Journalist der Lokalzeit Dortmund gestern abend die Behauptung des Polizeipräsidenten Schulze, in der GeSa gehe trotz anderslautender Twittermeldungen alles mit rechten Dingen zu, ohne weitere Nachfrage dankbar schluckte.
Ich war gestern nicht da. Beim Lesen der gesamten großen Nachrichtenportale (Spon, tagesschau, derwesten) muss ich mich auf Berichte verlassen. Das heißt in diesem Fall: Ich muss den Eindruck gewinnen, dass es gestern keine Nazidemo, keine Gegendemo, sondern eigentlich nur „Gewaltexzesse gegen Polizisten“ gab. Ich finde es überaus bedenklich, wie sich die Agenturen und Nachrichtenseiten auf dieses vielleicht nicht einmal richtige Detail eines ereignisreichen Tages stürzen. Ist das wirklich die Hauptmeldung des Tages? Ist die Presseabteilung der Dortmunder Polizei so gut, so übermächtig, dass man ihr alles aus den Fingern reißen und abschreiben muss?
Jaja, die bösen Medien haben alles wieder aus dem Zusammenhang gerissen und hochsterilisiert… Quatsch mit Soße, tatsächlich kommen etwa bei der Agentur dapd beide Seiten zu Wort:
https://www.taz.de/Protest-gegen-Neonazi-Marsch/!77412/
@Gerdos
[Ach ja. Ich kriege auf meinem Blog wieder nur den zweitbesten Kommentar von dir. Dieser hier ist viel besser.]
@Hanno
Hättste mal die Ruhrbarone gelesen …
Es haben etliche Blätter und Onliner die Pressemitteilungen der Dortmunder Polizei übernommen, zum Teil, ohne sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und ohne redaktionelle Bearbeitung. Ein weiterer Beleg für die absolut alternativlose Notwendigkeit eines Leistungsschutzrechts …
Die Pressemeldungen der POL-DO Lfd. Nr.: 1003 bis 1011, auch hier aufgenommen.
LOL, 1.500 Gegendemonstranten haben die Polizei massiv angegriffen? Lächerlich.
Sicherlich haben einige tausend Leute versucht, entschlossen, aber friedlich die Polizeisperren zu überwinden, um sich den Nazis in den Weg zu setzen. Sie haben dabei auch riskiert, einen Polizeiknüppel und Pfefferspray abzubekommen.
Dass es „am Rande“, wie die Tagesschau sagt, auch einige wenige andere Szenen gegeben haben mag, das halte ich ebenfalls für plausibel. Wenn allerdings 1.500 Demonstranten tatsächlich die Polizei angegriffen hätten, wie zur Hölle sollen dann nur 16 der 4.000 Polizisten verletzt worden sein, 13 davon auch nur leicht?
Gerdos hat zwar recht, dass die Polizei besser ausgestattet ist – aber in der ganzen Stadt hat meines Wissens kein einziges Auto gebrannt, und meines Wissens geht es sogar allen Schaufensterscheiben in der Nordstadt nach wie vor gut. Selbst beim allerbesten Glauben an die Unfähigkeit von Linken: So ineffektiv können 1.500 Gewalttäter beim besten Willen nicht sein. Fest steht für mich: Die Leute, die demonstriert haben, wollten nichts kaputt machen, sonst wäre viel mehr zu Bruch gegangen. Aber warum sollten sie es auch tun, wenn es ihnen doch darum ging, zu den Neonazis durchzukommen, um sich ihnen in den Weg zu setzen?
In die Statistik der 16 während des Einsatzes Verletzten Beamten sind übrigens auch die diversen Fälle eingeflossen, bei denen sich Polizeibeamte versehentlich gegenseitig mit Pfefferspray getroffen haben (Friendly Fire) – und auch jeder Polizist, der sich beim Laufen ohne Fremdeinwirkung den Fuß verstaucht oder so. Die Zahl der Polizisten, die überhaupt eine Beeinträchtigung durch Fremdeinwirkung erlitten hat, ist damit selbst nach Polizeiangaben deutlich im einstelligen Bereich.
Ganz sicher hat es am Rande auch den ein oder anderen Fall gegeben. Aber die Polizeizahlen belegen: Das muss buchstäblich der „ein oder andere“ Fall gewesen sein. Einen tatsächlichen Nachweis gibt es von einem einzigen Fall, nämlich dem Polizei-Bulli, bei dem die Scheiben eingeschlagen worden sind. Aber auch das waren mit Sicherheit keine 1.500 Täter, die mit vereinter Kraft vier Glasscheiben kaputt gemacht haben.
Ein nie dagewesener Gewaltexzess? Nö. Wenn ein solch hoch emotionaler Tag friedlicher verlaufen würde als eine durchschnittliche Dorfkirmes oder ein durchschnittliches Fußballspiel, wäre es in meinen Augen jedenfalls ein wahres Wunder. Mit solchen Meldungen machen sich Polizei und beteiligte Medien lächerlich und unglaubwürdig.
[…] nicht gut, egal, von welcher Seite sie ausgeübt wird. Aber vor allem verstehe ich solche Übertreibungen ganz und gar nicht. Weder ist das guter Journalismus, noch sind sie nötig. Niemandem ist damit […]