Immer wieder wird versucht den Sport als etwas grundsätzlich Unpolitisches hinzustellen. Dass er das eben gar nicht ist, natürlich nicht in einer Art von ‚luftleerem Raum stattfindet, dass erleben die Fans von Borussia Dortmund heute auf sehr greifbare Art und Weise. Da reist der BVB zum Europa League-Spiel zum FK Qäbäla nach Aserbaidschan und Mittelfeldstar Henrikh Mkhitaryan bleibt aus Sorge um seine Unversehrtheit in Dortmund.
Der derzeitige territoriale Konflikt zwischen Mkhitaryans Heimatland Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach, der in den Jahren 1992 bis 1994 sogar in einen Krieg mündete, hat den Club veranlasst auf die Dienste des Armeniers beim Gastspiel in Baku zu verzichten.
Wohl unbestritten eine durchaus sinnvolle Maßnahme. Die Dortmunder wollen den aufwändigen Betriebsausflug eben möglichst stressfrei und sicher durchführen.
Jedoch ist diese Entscheidung eben auch ein deutlich sichtbares Zeichen, dass Profi-Fußball auf dieser Welt, auch wenn es Millionen von Fans gerne anders sehen möchten, eben doch längst nicht das Wichtigste im Leben ist.
Völlig nachvollziehbar, wenn BVB-Coach Thomas Tuchel am Mittwoch äußerte: „Der Fußball sollte auch auf dem höchsten Niveau etwas Unbeschwertes haben, losgelöst von politischen Konflikten, Ängsten und Sorgen.“
Sicher, sportlich sollte Mkhitaryan, der ohnehin im bisherigen Saisonverlauf eine Art Dauerbrenner im Spiel der Schwarzgelben war, für ein Spiel, in dem der BVB ohnehin favorisiert ist, zu ersetzen sein, tut ihm die vom eigenen Verein verordnete Zwangspause auf Sicht sogar gut, zumal am Sonntag bereits das nächste Bundesligaspiel gegen Augsburg ansteht.
Doch ganz unabhängig von der Schwere des sportlichen Verlusts zeigt diese Maßnahme eben auch jedermann ganz deutlich, dass es auf dieser Welt eben aktuell so viel weitaus wichtigeres gibt als das, was sich jede Woche im europäischen Profifußball abspielt.
So gesehen ist das Fernbleiben des Armeniers heute, wenn auch wohl ‚nur‘ aus reiner Fürsorgepflicht erfolgt und nicht als politisches Signal gemeint, dann auch wieder ein ganz nützliches und sogar wertvolles Zeichen für viele Fans. Denn ansonsten wäre das Thema, dieser alte Konflikt, sicherlich hierzulande wesentlich weniger Leuten überhaupt noch präsent.
Die Entscheidung der Clubverantwortlichen, auf einen ihrer wichtigsten sportlichen Akteure heute besser zu verzichten, lenkt so also auch neue Aufmerksamkeit auf ein hier bei uns fast vergessenes Krisengebiet. Und das kann grundsätzlich sicherlich zumindest nicht schaden.