Dortmund: Die Tabellenführung des BVB verleitet viele Fans aktuell schon zu verfrühter Euphorie

Großer Zusammenhalt aktuell beim BVB. Foto(s): Robin Patzwaldt
Scheinbar großer Zusammenhalt beim BVB. Foto: Robin Patzwaldt

Es läuft derzeit beim BVB. Neun Pflichtspielsiege in Folge. Vereinsrekord! In der Liga zudem die Optimal-Punktzahl von 12 bei 15:3 Toren. Auch das ist Rekord. Da fällt es selbst den Kritikern und ständigen Nörglern schwer noch etwas Negatives zu finden. Muss ja vielleicht auch nicht sein. Vielleicht sollte man sich einfach auch mal an den aktuellen Leistungen des Teams erfreuen.

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Marcel Schmelzer präsentiert sich aktuell deutlich verbessert. Foto: Robin Patzwaldt

Das 4:2 (2:1) am Samstag in Hannover war erneut eine ansprechende Leistung. Die teilweise deutlichen Verbesserungen einzelner Spieler sind aktuell wohl besonders erfreulich, wenn man es mit dem BVB hält. Auch ohne Marco Reus, was in der Vergangenheit die Siegchancen der Mannschaft dramatisch verschlechterte, blieben die Schwarzgelben am 4. Spieltag so in der Erfolgsspur.
Besonders auch Matthias Ginter, Julian Weigl und Henrich Mchitarjan sei Dank. Allesamt Spieler die noch vor wenigen Wochen weit weniger im Fokus der Fans standen. Sie sind auch diesbezüglich die bisher größten Gewinner unter der Leitung von Thomas Tuchel. Keine Frage. Aber auch andere altbewährte Kräfte wie Marcel Schmelzer und Mats Hummels scheinen derzeit wieder deutlich sichtbar formverbessert.

Bei aller berechtigten Freude über den guten Saisonstart sollten vorzeitige Kampfansagen in Richtung des FC Bayern jedoch besser noch unterbleiben. Abgesehen davon, dass fünf der neun Saisonspiele (Wolfsberg, Odds und Chemnitz) gegen vergleichsweise scheinbar unterklassige Mannschaften gespielt wurden, auch bei den vier erfolgreichen Bundesligaspielen war der ganz große Prüfstein bisher noch nicht wirklich mit dabei.

Klar, der Jubel war groß, als direkt zum Ligaauftakt Borussia Mönchengladbach klar mit 4:0 besiegt werden konnte, doch relativierte sich der Erfolg durch die weiteren Niederlagen der Gladbacher seither rasch etwas.

Zudem fällt auf, dass die Spiele daheim gegen Gladbach (Vorsaison 1:0) und Berlin (Vorsaison 2:0), sowie das Auswärtsspiel in Hannover (Vorsaison 2:3) allesamt schon in der so enttäuschenden Vorsaison gewonnen wurden. Und der Auswärtssieg beim Aufsteiger in Ingolstadt (4:0), so überzeigend er auch ausfiel, sollte ebenfalls nicht gerade als wirklicher Prüfstein herhalten können, wenn es darum geht wieder ernsthaft um die Meisterschaft spielen zu können.

Noch liegt der BVB also, streng genommen, nicht wirklich deutlich besser als in der Vorsaison. Das Auftaktprogramm machte die bisherige Erfolgsserie relativ leicht möglich, wenn man mal objektiv einen rückwärtigen Blick auf den bereits absolvierten Teil des Spielplans wirft.

Nächsten Sonntag, wenn Champions League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen ins ‚Westfalenstadion‘ kommt, dann kommt unbestritten spätestens eine ernsthafte Prüfung auf den BVB zu. Denn das Spiel gegen die Werkself hat man in der Vorsaison bekanntlich daheim recht überraschend noch mit 0:2 verloren. Damit begann damals auch die schwere Zeit in der Hinrunde der Saison 2014/15. Hierbei gilt es die Verbesserungen, welche Fans und Medien aktuell ausgemacht zu haben glauben, nun wirklich ernsthaft zu bestätigen, sich im Punkteplan auch gegenüber der Vorsaison verbessert zu zeigen.

Und dazwischen kommt am Donnerstag auch noch der Europa League-Auftakt auf die Borussia zu. Ein weiterer ernsthafter Prüfstein, denn die daraus resultierende Doppelbelastung in einer sogenannten ‚englischen Woche‘ war in der Vergangenheit auch häufig genug kein wirklicher ‚Freund‘ der Dortmunder.
Bevor man nun also in lautes Jubelgeschrei und in überschwängliche Parolen seitens der BVB-Anhänger einsteigt, gilt es seitens der Aktiven aktuell die Konzentration 100%ig hochzuhalten.

So schön die ersten Saisonwochen bisher ja auch waren, die echten Härtefälle und Prüfungen folgen jetzt erst noch in den kommenden Begegnungen. Erst in ein paar Wochen wird man daher auch wirklich beurteilen können, ob der BVB (erneut) ein wirklich ernsthafter Anwärter auf die Ligaspitze und ein dauerhafter Konkurrent für die scheinbar übermächtigen ‚Bayern‘ sein kann.

Aktuell ist das einfach noch zu früh. Ich bin mir sicher, dass auch Thomas Tuchel & Co. sich dieser Tatsache natürlich bewusst sind. Einigen Fans scheint das aber nicht wirklich klar zu sein, wenn man aktuell mal so durch das Internet ‚surft‘, sich die Reaktionen auf die aktuelle Tabellenführung so ansieht. Da herrscht mancherorts schon wieder ein erstaunliches ‚Selbstbewusstsein‘. Etwas mehr Bescheidenheit schiene da doch häufig noch angebrachter.

Klammheimliches Freuen ist für die Fans natürlich trotzdem schon einmal durchaus ‚erlaubt‘. Die Vorsaison hat ja auch wahrlich schon lange genug auf die Stimmung im Umfeld gedrückt. Nur zu früh und zu laut sollte sich das Ganze nun auch noch nicht wieder umkehren. Für übertrieben zur Schau gestelltes Selbstvertrauen, an der Grenze zur Arroganz gegenüber den Gegnern, besteht zumindest aktuell noch keinerlei Grund.

Der Anfang ist für den BVB gelungen, nun heißt es dranbleiben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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