Unser Gastautor Thomas Weigle taucht heute für uns einmal mehr ab in die Tiefen der Fußballhistorie, und er erinnert uns in seinem Gastbeitrag diesmal an den großen Europapokalerfolg von Borussia Dortmund im Endspiel von Glasgow 1966 gegen den FC Liverpool, auf den Tag genau heute vor 50 Jahren:
„Heute vor 50 Jahren begleiteten nicht nur 6000 Borussen-Fans ihre Elf zum Pokalsiegerendspiel nach Glasgow, sondern auch die guten Wünsche wohl sämtlicher deutscher Fans. Da aller guten Dinge bekanntermaßen drei sind, konnten nun mit den Borussen nach den vergeblichen Versuchen der Frankfurter Eintracht 1960 und der Münchener Löwen im Vorjahr endlich deutsche Fußballer Hand an einen europäischen Cup legen.
Nicht nur die erfolgreichen Auftritte im Europapokal der Pokalsieger sorgten in Dortmund im Frühjahr 1966 für gute Laune und erhöhten Bierkonsum, auch im Bundesligaendspurt galten die Schwarzgelben als der große Favorit, fuhren sie doch als Tabellenführer in der ersten Maiwoche nach Glasgow.
Wie im Jahr zuvor waren die Bierstädter aussichtsreich im Meisterschaftsrennen, damals machten am vorletzten Spieltag die Grün-Weißen von der Weser den Dortmunder Träumen mit einem 3:0 abrupt ein Ende und sich selbst zum Überraschungsmeister.
Der schwarzgelbe Anhang musste deshalb nicht lange Trübsal blasen, denn man holte kurz darauf in einem für alle „Neutralen“ kreuzlangweiligen Pokalendspiel mit 2:0, -dieses Ergebnis stand schon nach 18 Minuten fest- gegen den Regionalligisten Alemannia Aachen im Niedersachsenstadion den Pott in den Pott.
Es war der erste Pokalsieg der Dortmunder, ein erster Versuch war zwei Jahre zuvor an gleicher Stelle vom „Dicken“ mit einem Hat-Trick für den HSV recht unsanft mit 0:3 gescheitert.
Seinerzeit durfte die Borussia sich mit der Meisterschaft trösten und entzückte anschließend Fußball-Deutschland im Meisterpokal mit grandiosen Auftritten gegen Benfica (1:2, 5:0) und die Soldatenelf von Dukla Prag (4:0 an der Moldau und ein verschmerzbares 1:3 in der Roten Erde).
Im Halbfinale war dann das Ende gekommen: 2.2 und 0:2 gegen die internationalen Maurermeister aus Mailand. Neben ihren Defensivkünsten fielen die Lombarden in Dortmund vor allem durch unfeine Mätzchen auf, im Rückspiel pfiff ein jugoslawischer Schiri, der anschließend vom eigenem Verband gesperrt wurde, die Italiener zu Sieg und ins Endspiel, welches sie zur Enttäuschung der meisten Nichtitaliener mit 3:1 gegen Real gewannen.
Der Pokalsiegercup aber wartete 1965/66 mit einer epochalen Neuerung auf: die Auswärtstorregel, zunächst nur bis zum Achtelfinale, schon bald galt die schöne Regel für alle Runden und EC-Wettbewerbe, allerdings mit einer Einschränkung, die bis zu ihrer Abschaffung relativ unbekannt war und die 1970 die Roma-Fans, eben noch himmelhoch jauchzend ob des vermeintlichen Finaleinzuges, in die Bitternis eines Entscheidungsspieles um den Einzug ins Pokalsiegerfinale stürzte. Denn Tore in der Verlängerung zählten nicht doppelt, selbst der Schiri in jenem Halbfinalspiel im polnischen Zabrze gratulierte den Italienern nach dem 2:2 n.V und dem 1.1 in Rom zum Finaleinzug. Da aber das 2. Tor der Roma in der Verlängerung gefallen war, stand ein 3.Spiel an und es kam, wie es kommen musste- die voreiligen Jubler machten lange Gesichter und die Polen zogen ins Endspiel ein (1:2 vs.ManCity).
Ab der Saison 70/71 gab es dann keine Entscheidungsspiele mehr, zählten Auswärts-Tore nun auch in der Extratime doppelt. Und hilft auch das nicht, dann zerrt seit 1970 bis heute das ultimatives Shootout vom Punkt an den Nerven aller Beteiligten und Zuschauer.
Erstes deutsches Opfer der neuen Regel wurde Meister BMG im November 70 im Goodison Park zu Liverpool. Die siegreichen Blues konnten in dieser Saison aber ebenso wenig wie die Reds in den Jahren zuvor einen Europacup an den Mersey holen.
Für die Borussen aber kam die neue Regel ganz passend, so hatte man zwar in Dortmund gegen Sofia 3:0 gewonnen, aber im Rückspiel ging es beim 2:4 heftig zur Sache und auf das Dortmunder Tor zu, die Bulgaren hatten durchaus Chancen für weitere Tore. Insgesamt betrachtet war es ein Spiel aus der Rubrik „Neues aus dem Bauernkrieg“ oder eine „mörderische Schlacht“ wie es eine Dortmunder Zeitung formulierte und der türkische Schiri trug mit seiner Bemerkung: „Die Deutschen sind ja sonst faire Spieler. Die Borussen sind aber keine Gentlemen!“ sicher nicht zur westfälisch-türkischen Freundschaft bei.
Nach den Bulgaren stand wieder mal ein iberisches Abenteuer an. Ausgerechnet Atletico Madrid war der Gegner, ein Gegner, der besonders gut wusste, wie man deutsche Mannschaften auflaufen lässt, hatten sie doch in den Jahren zuvor Schalke im Meistercup, Bremen und Nürnberg im Pokalsiegercup jeweils die Ampel auf Rot gestellt.
Nun aber war für den AC aus Madrid Schluss mit lustig. Im Vincente Calderon liefen die Spanier bis drei Minuten vor Ultimo Emmerichs Führungstor aus der 57. Minute hinterher. In der Roten Erde blieben die Madrilenen torlos und so reichte Emmerichs Tor aus der 16. Minute zum Einzug ins Halbfinale, wo Titelverteidiger West Ham United wartete, der zuvor im Viertelfinale den FC Magdeburg (1:1, 2:1) ausgeschaltet hatte und so ein deutsch-deutsches Halbfinale verhinderte.
So reiste man über den Kanal nach London, wo Emmerich und Held sich mit ihren beiden Toren zum 2:1 im Upton Park kurz vor Schluss zum ersten Mal den Kampfnamen TERRIBLE TWINS verdienten. Im Rückspiel war es dann erneut Emmerich, der mit zwei Toren beim 3:1 vorübergehend zum Britenschreck wurde, leider konnte er in dieser Rolle im WM-Finale kurz darauf nicht glänzen. Auch in der Bundesliga standen bis zum 31. Spieltag alle Signale auf grün, die Tabellenführung war am letzten Aprilsamstag mit einem 3:2 gegen die Kölner verteidigt worden, der vierte Titel war greifbar nahe.
Dennoch reisten die Borussen als Außenseiter nach Glasgow, allgemein und vor allem auf der Insel galten die Reds von der Anfield Road als Favorit, der aber in Glagow auf wenig Unterstützung hoffen durfte, hatten sie doch im Halbfinale die Celtics eliminiert. So kamen auch nur etwas mehr als 41000 Zuschauer ins Stadion, angeblich auch weil enttäuschten Glasgower dem ungeliebten Konkurrenten von der Anfield Road keine fette Einnahme gönnten, enttäuschten damit aber auch die finanziellen Erwartungen der Dortmunder Verantwortlichen. Das Fernsehhonorar war gemessen an heutigen Maßstäben nicht mal ein gutes Trinkgeld, 30.000 Märker sollen es gewesen sein.
Das Spiel selbst bestätigte vom Verlauf her die Liverpooler Favoritenstellung, keiner der elf Borussen, bis auf Tilkowski, hatte einen „Sahnetag“erwischt, immerhin hatte die Defensive um Assauer grundsolide aufgespielt, die Führung nach der Pause im nasskühlen Glasgow durch Held fiel allerdings praktisch aus dem Nichts, ehe Hunts Tor die Reds in die Verlängerung rettete. In der Verlängerung scheiterte Held zunächst in aussichtsreicher Position, dann knallte Libuda das Leder an die Latte, von wo aus der zurückspringende Ball Liverpools Yeats traf und ins Tor sprang.
Die Ergebnisse:
Floriana FC (Malta) -BVB 1:5 und 0:8
BVB-ZSKA Sofia 3:0 und 2:4
AC Madrid-BVB 1:1 und 0:1
West Ham-BVB 1:2 und 1:3
BVB-Liverpool 2:1 (1:0 Held (61.), 1:1 Hunt (68.), 2:1 Libuda/Yeats (107.))
Glaubt man dem damaligen Liverpooler Manager Bill Shankly, der immer für einen zitierfähigen Spruch gut war, hatte der BVB die beste Mannschaft Englands besiegt, denn: „Es gibt nur zwei gute Mannschaften in England: Das sind unsere erste Mannschaft und unsere Reserve!“
BVB-Trainer Multhaupt aber, der im Vorjahr mit Werder Meister geworden war, schied mit diesem Erfolg nach nur einem Jahr aus Dortmund und schlug seine Zelte in Köln auf, wo er 68 Pokalsieger wurde- 4:1 gegen den Zweitligisten Bochum.
Begeistert wurde Deutschlands erster Europapokalsieger in Dortmund empfangen. Was niemand in jenen rauschhaften Dortmunder Feiertagen ahnte: das schottische Erfolgserlebnis sollte nicht nur der letzte Pflichtspielsieg der Saison 65/66 sein, es war der letzte Titel für 23 lange Jahre. Nach einer 0:1 Niederlage in Bremen am 32.Spieltag ging man zwar noch als Tabellenführer in das letzte Heimspiel gegen 1860 München. Dieser 33.Spieltag bedeutete zwar trotz des 0:2 gegen den neuen Tabellenführer noch nicht das Ende aller Titelträume, aber aus eigener Kraft war der Titel nicht mehr zu holen. Nur kurz durften die Borussen am letzten Spieltag noch mal hoffen, als sie selbst früh im Waldstadion 1:0 in Führung gingen und noch auf einen Sieg des HSV an der Grünwalder Straße hoffen konnten. Das letztendliche 4:1 der SGE beendete alle Hoffnungen, zumal die 60er auf die Frankfurter Schützenhilfe nicht angewiesen waren, das 1:1 auf „Giesings Höhen“ hätte auch bei einem Borussensieg im Frankfurter Stadtwald den Titel für die Löwen bedeutet.
Für die Borussen besonders ärgerlich: hatte doch ein gewisser Friedhelm „Timo“ Konietzka nicht unwesentlich zum Münchener Meisterjubel beigetragen, der 1965 von der Emscher an die Isar gewechselt war, weil die Borussen seine finanziellen Forderungen nicht erfüllen wollten. Auch eine gehörige Portion Ärger spielte bei diesem Wechsel eine Rolle, denn der gute Timo besaß kurze Zeit einen Autoverleih und es erboste ihn und seine Frau ganz fürchterlich, dass der BVB-Vorstand anlässlich einer Dienstreise nicht bei ihm ein Auto auslieh. Hätten sie vielleicht besser getan, denn Konietzka hatte am ersten Spieltag 65/66 in der ersten Minute das 1:0 Siegtor der 60er gegen die Bayern erzielt. Wenn man so will, hat dieses Tor die Meisterschaft ganz entschieden beeinflusst.
Dumm gelaufen, aber die Dortmunder Vorständler waren in jenen Tagen lupenreine Amateure, die im Bundesligageschäft völlig überfordert waren und damit nicht unwesentlich zum Niedergang der folgenden Jahre beigetragen haben. So erfuhr bspw. Hans Tilkowski Anfang 67 aus der Zeitung, dass ein Brief des Vorstandes an ihn auf dem Wege sei, des Inhalts, dass er zukünftig nur mehr 3.Torwart sei. Verärgert wechselte Tilkowski an den Riederwald.
Auch finanziell lief es in Dortmund nicht wirklich rund, den wichtigsten Grund nennt die Sportillustrierte 7/65: „Aber man weiß nicht nur im Dunstkreis der Hüttenunion, dass in Dortmund ganz besonders kritische Zuschauer wohnen, dass eine schwache Tagesform genügt, um gnadenlos ausgepfiffen zu werden, dass zwei Niederlagen die Zuschauerzahl unter das Existenzminimum sinken lassen“. Bestätigt wird diese Einschätzung auch durch die Zahlen der Saison 65/66, haben doch selbst im Halbfinale gegen die „Hammers“ nur 33052 Fans den Weg in die Rote Erde gefunden, die damals 42.000 Menschen Platz bot.
Auch das „Endspiel“ gegen die 60er sahen nur 35000, erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ein BVB-Sieg ziemlich sicher den Titel bedeutet hätte.
Jedenfalls war dieser Triumph im schottischen Schmuddelwetter Höhe-, aber auch Endpunkt einer Ära, die im Mai 1947 am Schloss Strünkede mit einem 3:2 Sieg im strömenden Regen gegen Schalke 04 im westfälischen Endspiel begonnen hatte.
Eine neue Macht hatte sich in Westfalen, später auch republikweit, inthronisiert und ließ drei deutsche Meisterschaften folgen, ebenso oft war der BVB „Vize“, sechs Oberligameisterschaften, zweimal Vizemeister im Westen und je einmal Pokalsieger bzw. 2. in diesem Wettbewerb. Die dominierende Rolle im Westen wird auch in der „Ewigen Tabelle“ der Oberliga West deutlich: in 16 Spielzeiten holten die Borussen 600-336 Punkte (2 Punkteregel), in gebührendem Abstand folgt Schalke mit 555-381, als Dritter grüßt der 1.FC Köln mit 543-281 aus allerdings nur 14 Spielzeiten. Neben diesen „Großen Drei“ der Oberliga West blieb nur noch die Aachener Alemania von Abstiegen verschont. Gut, Schalke stand 48/49 als Absteiger fest, da wurde flugs die Liga von 13 Mannschaften auf deren 16 erweitert und der Altmeister blieb oben, ein Vorgang, der sich 1965 in der Bundesliga wiederholte, als der DFB wegen unerlaubter Zahlungen Hertha BSC aus der Bundesliga warf, diese auf 18 Klubs erweiterte, so dass die Absteiger KSC und S04 weiterhin in der Beletage des deutschen Fußballs mittun durften.
Als Titelverteidiger konnte der BVB im Pokalsiegercup 66/67 nicht glänzen und scheiterte schon an der ersten Hürde, den Rangers aus Glasgow. Die erste große Zeit des BVB war zu Ende, auch wenn man 66/67 auf Grund eines starken Endspurtes noch Dritter wurde.
In der Folge lernte der bis dato erfolgreichste Verein der Nachkriegszeit die Tabelle von unten zu lesen. Der 13. Platz 67/68 war jenseits von gut und böse, aber schon in der Saison 68/69 gruselte das Abstiegsgespenst heftig und lange durch die Gemüter der Spieler und Fans. Am 34. Spieltag konnte dann der OFC die mitgebrachte Rote Laterne nicht wie geplant in Dortmund lassen, sondern musste diese wieder mit zurück ins Hessische nehmen und absteigen, während der BVB dank des 3:0 noch auf den rettenden 16. Platz sprang. Nicht zu vergessen: die erste Heimniederlage (0:1) in der BL gegen den ungeliebten Nachbarn vom Schalker Markt verdüsterte zusätzlich den Dortmunder Fußballhimmel, war man doch auch schon im Hinspiel mit 4:1 abgefieselt worden. Zu allem Überfluss auch sah man sich bei Saisonende erstmals wieder seit 61/62 hinter den Knappen eingereiht.
Aber es sollte alles noch viel, sehr viel schlimmer kommen, u.a. ein 1:11 im Herbst 71 an der Grünwalder Straße, gleichzeitig waren die Knappen Tabellenführer, aber noch immer hatten Fans und Spieler den Kelch nicht bis zur Neige geleert….“
Mein Vater hat mir gerade übrigens mit leuchtenden Augen noch einmal erzählt, wie er damals als junger Mann auf dem 'Alten Markt' direkt neben den Spielern stand als diese, nach ihrer Rückkehr nach Dortmund, mit dem Pokal in seiner unmittelbaren Nähe ein 'Bad in der Menge' nahmen. 🙂
Robin,
schön, daß Du an dieses Ereignis erinnerst.
Mir sind noch einige Bilder aus dem Spiel in Erinnerung, vor allem die "Bogenlampe" von Libuda zum Siegtor in der Nachspielzeit.
Damals war die Fußball-Welt außerhalb Deutschlands, eben auch die in England gefühlsmäßg noch weit weg. Im Gegensatz zu heute kannte ich zwar einige Vereine in England, vor allem Liverpool, war aber bei weitem mit der I. englischen Liga nicht zu vertraut wie heute. Auch deshalb war dieses " Endspiel" des BVB gegen Liverpoll, dem haushohen Favoriten, für uns BVBer etwas ganz Besonderes.
Wir BVBer waren schon "sehr stolz" auf den Pokalsieg, damals, vor 5o Jahren und erinnern uns gerne an dieses Ereignis.
Wenn ich daran denke, wie seinerzeit Spitzenfußball gespielt wurde, wenn ich daran denke, was sich damals vor 5o Jahren "rund um das Spiel" getan, besser wohl nicht getan hat und wie heute Spitzenfußball gespielt wird -z.B. in den jüngsten Begegnungen zwischen Liverpool und dem BVB oder zwischen dem FCB und Atletiko Madrid-und wie heutzutage "das Produkt Fußball" unternehmerisch verwendet, ge- bzw. be-nutzt und vermarktet wird, dann ist zu registrieren, daß sich die "Welt des Fußballes" radikal verändert hat. Wäre es im Gegensatz zu allen anderen Lebensbereichen im Fußball nicht so, müßte man sich wundern. Wie in allen anderen Lebensbereichen auch, mag durch den, der dazu "Lust und Zeit hat" gefragt werden, ob diese radikale Veränderung der Fußballwelt "gut oder schlecht" ist, für wen und weshalb.
@Walter: Dein Dank gebührt aber nicht mir, sondern Thomas Weigle, der den Text als Gastautor für uns geschrieben hat. 😉
Thomas,
ich bitte um Nachsicht für meinen Lapsus.
Ich war wohl zu sehr auf den ersten Beitrag -von Robin- zu Deinem Kommentar fixiert.
Robin,
ich hätte ja zudem wissen müssen, daß Du "junger Mann" -Du Spund- nicht Nostalgiker sein kannst, auch nicht in Sachen BVB!!
Euch Beiden weiterhin herrliche Frühlingstage!
@Walter: In der Tat war ich 1966 noch nicht auf der Welt. Da habt Thomas und Du mir etwas voraus. Ihr könnt da noch auf eigene Erinnerungen zurückblicken. Meine ersten eigenen Erinnerungen in Sachen BVB und Titelgewinn liegen erst im Jahre 1989, als ich in Berlin beim DFB-Pokalsieg der Dortmunder live vor Ort mit dabei war, damals als 18-Järiger sogar direkt vor dem Stadion im Schlafsack übernachtet hatte. Damals begann so richtig meine 'wilde Zeit' als Fan, mit der Krönung des Champions League-Erfolgs gegen Juventus Turin im Jahre 1997 ein paar Jahre später. 🙂
Robin,
ja, und in der Erinnerung können wir "alten Fußball-Fans" so Manches berichten -an Fakten, an Erlebnissen, an das "eigene Ver-rücktsein".
Als 1996 (?)die Meisterschaft feststand (ich meine am Ende eines BVB-Heimspieles gegen den HSV, weil …-wer gegen wen irgend wo nicht gewonnen hatte) haben zwei "gestandene Männer" zur Erinnerung ein kleines Stückchen BVB-herausgeschnitten und mitgenommen. Der eine war Verwaltungschef der Dortmunder Nachbarstadt CAS-R -ich-, der andere war ein befreundeter Vorstandsvorsitzender einer Stadtsparkasse; Fußballverrückte -heute für mich unvorstellbar-.
Korrektur:
",,,ein kleines Stücken BVB-Rasen———"
@Walter: Die Rituale bleiben offenbar. Ähnliches könnte ich nämlich aus dem Jahre 1995 erzählen. Das Stück original Dortmunder 'Meisterrasen' wurde im Garten hier dann noch über Jahre hinweg voller Wertschätzung besonders gehegt und gepflegt. 🙂
Und heute Abend:
Ich würde mich freuen, wenn Liverpool weiterkommt -auch, aber nicht nur wegen Klopp-.Da hat ja auch etwas mit Wertschätzung zu tun -gegenüber dem FC Liverpool und gegenüber Klopp.-
@ Walter Schon vergessen. Was mich beim Schreiben am meisten überrascht hat, dass das Publikum in Dortmund selbst bei Spielen, in denen es nun wirklich um was ging, die Rote Erde nicht bis auf den letzten Platz besetzte. Ebenso die kritische Haltung des Publikums, wenn es mal nicht so lief.
Von dem Spiel in Glasgow, dass ich in einem befreundeten Wohnzimmer sah, ist mir das schlechte Bild und der unaufgeregte Kommentar von, ich glaube Huberty, in Erinnerung.
ich habe mir in den letzten beiden Jahren `ne Menge SPORTMAGAZINE und KICKER aus den 40ern und 50ern ersteigert. Auffallend ist, dass damals schon regelmäßig-Woche für Woche- die Ligaergebnisse aus England kommentiert wurden, sogar tw. die der 2nd Division. Groß aufgemacht die Berichte über das jeweilige FA-Cup Finale. Zwei Doppelseiten über das 56er Finale mit Bert Trautman, der mit ManCity gegen Birmingham 3:1 gewann.
Thomas,
ich meine, dass von Dir erwähnte Finale mit ManCity per Direktübertragung im deutschen Fernsehene verfolgt zu haben. Es gab über dieses Spiel hinaus schon so etwas "wie stolz" bei den deuschten Fußball-Fans über Bert Trautmann
Fußball in England . Das war Ende der 194o Jahre bis Anfang der 196o er Jahre (?) für mich seinerzeit trotz der wenigen Spielübertragungen im deutschen Fernsehen (und in der "Wochenschau im Kino !!) "das Größte". Und da der BVB "irgend wann nach 1945" relativ früh eines seiner ersten internationalen Spiele gegen Arsenal London ausgetragen hat, ist Arsenal seit dem "mein Lieblingsverrein" in England, so daß ich bis heute am Wochenende immer neugierig darauf bin, schnellsten zu erfahren, wie Arsenal gespielt hat und ob jetzt der dritte Tabellenplatz erreicht werden wird -also wieder die Teilnahme an der Champ.lig. Dass danebenher mein Interesse (und meine Sympathie) Liverpool gilt, hat mit der "großen Vergangenheit" des FCL, mit dem BVB-Sieg im Endspiel gegen den FCL vor 5o Jahren zu tun und aktuell natürlich auch mit Klopp.
So nebenbei:
Ich meine, es ist es doch wert -gesellschaftspolitisch-, 'mal daran zu erinnern und 'mal darüber nachzudenken, wie selbstverständlich es für die Fußball-Fans in ganz Europa ist -aufgrund
der Geschichte nach wie vor primär in Westeuropa-, daß man sich selbstverständlich mit den Ligen in England, in Frankreich, in Spanien, in Italien befaßt, daß man viele Spieler aus diesen Ligen kennt -nicht nur dem Namen nach-, daß man die Geschichte vieler europäischer Vereine kennt, daß man ihre momentane (finazielle ) Verfaßheit kennt, daß man "die Rituale der Fans kennt" und daß man immer wieder feststellt, "irgend wie" gibt es eine "in Takte", eine funktionierende europäische (eine primär westeuropäische) Gemeinschaft auf emotionaler Ebene!
Wenn das die Idee des Fußballes bewirken konnte, müßten dann nicht auch andere oder erst recht andere Ideen -Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte-dieses bewirken können?
Insofern hat mich der Inhalt der Rede von Papst Franziskus gestern anläßlich der Verleihung des sog. Karls-Preises an ihn in besonderer Weise angesprochen und die Hoffnung erweckt, daß sie mehr denn je jüngere Menschen in ganz Europa begeistern und entsprechend motivieren könnte, für ein politisches vereintes Europa, das mag dann zu Beginn nur das sog. Kerneuropa sein, zu kämpfen.
Thomas,
Du siehst die europaweite und themenumspannende Kraft des Fußballes -von Liverpool und dem BVB vor 5o Jahren zu einer Rede des Papstes gestern.
-Ironie meinerseits? Ein wenig sicherlich, aber meinerseits durchaus auch politischem Wollen geschuldet.-
og. Kerneuropa
@Walter Der Europapokal hat ganz gewiss zur Überwindung von Grenzen in Europa beigetragen und (West)Europa zusammen wachsen lassen. Auch ein Verdienst Walter Bensemanns, der ja immer wieder auf die völkerverbindende Funktion des Fußballs hingewiesen hat und sich in dem von ihm gegründeten KICKER bis zur Machtübergabe an die Naziverbrecher, immer wieder entsprechend zu Wort gemeldet hat.
Es gibt auch ein Länderspiel des DFB, mit dem Tore geöffnet wurden, die seit der Nazizeit verschlossen waren: das Länderspiel in Moskau im Sommer 55. Die Mannschaft wurde vom Publikum außergewöhnlich freundlich empfangen, was 10 Jahre nach der Befreiung von der Nazibarbarei nicht unbedingt zu erwarten gewesen war. Kurze Zeit später kam dann Adenauer, also hatte die DFB-Elf auch ein wenig die Funktion eines Minensuchhundes
Thomas,
schön, wenn Du gelegentlich an fußball-historisch bedeutsame Ereignisse erinnerst -sh. jetzt Dein Hinwies auf das Länderspiel im Sommer 55 in Moskau.
Wenn Du zudem zeitlich dazu gehörende oder sogar inhaltlich damit zu verbindende politische Geschehnisse benennst, finde ich das großartig.
Dass damit zugleich viele Erinnerungen an mein Leben in den 195Oer und 196oer Jahren in mir geweckt werden – privat, beruflich, sportlich, politisch-, macht Deinen jeweiligen Rückblick auf den Fußballsport in dieser Zeit für mich persönlich besonders interessant.
Vielen Dank, Walter.