Dortmund: „Im Norden wohnen die Horden…“

Bastian Pütter (BoDo)

Der Straßenstrich in der Dortmunder Nordstadt ist Geschichte. Ordnungskräfte zeigen in Teilen des Quartiers eine starke Präsenz. Doch wie geht es, jenseits aller Kraftmeierei von Dortmunder Politikern, in dem Stadtteil weiter? Haben die Potthas-Parteien CDU und SPD mit ihrem „Unser Dorfmund soll schöner werden“ Kurs Erfolg? Ein Interview mit Bastian Pütter, dem Chefredakteur des Straßenmagazins Bodo.

Vor einem Monat wurde der Straßenstrich geschlossen. Alle Probleme müssten ja jetzt gelöst sein. Ist die Nordstadt nun das neue Nizza des Ruhrgebiets?

Bastian Pütter: Eine schöne Vorstellung. Die Nordstadt ist immer noch der erste Anlaufort für Arme, Süchtige, Illegale. Und sie ist immer noch bunt, lebendig und spannend. Das nennt man, glaub ich, Urbanität. Neu ist die Polizeipräsenz. Und neu ist, dass sich viele Menschen einfach nicht mehr auf der Straße zeigen, um die ständigen Kontrollen zu vermeiden.Das Problem der Handlungsunfähigkeit der Dortmunder Stadtführung scheint das zu lösen, mehr nicht.

Ist denn die Prostitution verschwunden?

Pütter: Sie ist weniger sichtbar. Straßenprostitution gibt es hier seit es die Nordstadt gibt. Je höher der Sanktionsdruck, desto versteckter ist sie. Frauen, die süchtig sind, haben oft eine Geldbedarf, der anders nicht zu decken ist. Die trifft man jetzt in den Wohngebieten. Übrigens ungeschützt vor Übergriffen, das war ja der Sinn des legalen Strichs: Schutz, Beratung und Betreuung der Frauen.Die Armutsprostitution von Frauen beispielsweise aus Bulgarien ist fast unsichtbar. Es gibt sicher eine kurzfristige Verlagerung auf andere Wege, das Überleben zu sichern. Dass mit der Schließung des Strichs eine vollständige Rückreisebewegung eingesetzt hat, glaube ich nicht. Weder die Polizei noch die Akteure in der Nordstadt wissen zur Zeit genau, wo die Menschen jetzt sind.

Du hast die Nordstadt als ein Viertel mit besonderer Urbanität beschrieben. Hier finden sich alle Probleme eine Großstadt und Dortmund ist ja eher stolz darauf, eine Großstadt zu sein. Sind die Reaktionen auf die Nordstadt ein Zeichen von Angst vor dieser Urbanität?

Pütter: Das ganze Ruhrgebiet hat in seinen klar voneinander abgegrenzten Städten eigentlich in erster Linie kleinstädtische Haltungen und an keiner Stelle so etwas wie ein Metropolen-Selbstverständnis. Das ist gar nichts Negatives.Ich bin trotzdem immer wieder überrascht, wie wenig gewöhnt man selbst in der Nordstadt an Fremdheit und Zuwanderung allgemein ist. Die Halbwertzeiten des kulturellen Gedächtnisses sind nicht besonders lang. Konkret: Seit fast 150 Jahren werden Zuwanderer im Ruhrgebiet immer wieder als Bedrohung empfunden. Man hält sich möglichst lang von ihnen fern, bis irgendwann der Volkszorn staatliche Repression erzwingt. Das gilt für die Nahzuwanderung zu Beginn der Industrialisierung, die polnischsprachige vor dem ersten Weltkrieg, die italienische vor dem zweiten und die „Gastarbeiter“ seit den 1960er Jahren. Schön wäre, irgendwann Sätze zu lernen wie: „Herzlich willkommen. Schön, dass ihr da seid. Das sind unsere Regeln.“

In Bodo hast Du geschrieben, die Politik und auch die Medien in Dortmund hätten in der Nordstadt-Debatte antiziganistische Stereotypen verwandt. Hat Dich das überrascht?

Pütter: Naja. Es gibt in diesem Feld keinerlei Sprachregelungen, keine Tabus und keine „offiziellen“ Einsichten. Jeder Mensch, der heute einem anderen Absichten, Eigenschaften oder (Un)Fähigkeiten aufgrund seiner Herkunft unterstellt, ist ein Rassist. Wenn Sarrazin sagt, Türken sind dumm und Juden genetisch schlau, dann ist das außerhalb dessen, was eigentlich sagbar ist.In Bezug auf „Zigeuner“ gibt es keinerlei Unrechtsbewusstsein, was diese Gruppenzuschreibungen angeht. „Die sind so“ gilt überall als rassistischer Mist, bei „Zigeunern“ nickt jeder grimmig, obwohl niemand je einen getroffen hat. Die Gruppenstereotype haben es unbeschadet durch die Jahrhunderte und sogar durch den nationalsozialistischen Völkermord geschafft. Das ist faszinierend.

Gegen die Sinti und Roma wollte die Stadt mit dem eisernen Besen vorgehen. Gegen den Rechtsradikalismus in Dortmund wird nicht so offensiv vorgegangen. Worin siehst Du die Gründe?

Pütter: Ich glaube, dass es in Bezug auf die Roma-Zuwanderung eine lange angestaute Angst gab, die sich seit ein paar Monaten mit den „eisernen Besen“ Bahn bricht. Als das jahrelang von Presse und Stadtpolitik beschwiegene Thema dann auf der Agenda stand, haben die Akteure hier bereits um das Abendland und ihr eigenes Leben gefürchtet. Wenn alle von Flutwellen und selbst der Polizeipräsident von „lawinenartiger Kriminalität“ spricht, geht’s ja vermeintlich an den eigenen Kragen. Insofern ist die Repression der „Task Force“ in der Nordstadt tatsächlich so etwas wie gefühlte Notwehr.Das ist bei Rechtsradikalen in Dortmund anders. Wer nicht im Verdacht steht, „Linker“ zu sein, einen hellen Teint hat und keiner Randgruppe angehört, der hat wenig zu fürchten. Seit Jahren wird wider besseres Wissen das Thema unter dem Motto „rivalisierende Jugendgangs“ oder „Links- gegen Rechtsextremisten“ verhandelt. Da denkt der Bürger: Soll´n se sich doch tothauen.Abgesehen davon sind die Konturen ja viel weicher. Ein „Zigeuner“ ist das Gegenbild, das definitiv Fremde. Neonazis sind nette Jungs, gehen zum BvB, fahren mit uns U-Bahn und reden auch nicht anders als die Nordstadt-SPD über Roma oder die Bürgerinitiative in Hacheney über die Flüchtlings-Erstaufnahmestelle.

Man hat den Eindruck, dass es immer die Nordstadt ist, die im Zentrum der Aufregung steht. Woran liegt das?

Pütter: Die Nordstadt ist immer schon ein Katalysator der Stadt. Sie ist jünger, dynamischer, ärmer, „unbürgerlich“. Viele Generationen Dortmunder kennen die Ermahnung der Eltern, bloß nicht die Bahnlinie zu kreuzen („im Norden die Horden“). Die Stadt hat ihr Möglichstes getan, diese Spannungen zu erhalten. Stadtplanerisch bleibt die Nordstadt isoliert, sozial ist sie traditionell Brennpunkt und wird immer wieder aufgemischt durch die Vertreibung aller möglichen Randgruppen hierhin. Allein das Quartier Nordmarkt sollte bisher klarkommen mit höchsten Zuwanderungs-, Kinder- und Armutsraten, mit offener Drogenszene, Trinkerszene, „Arbeiterstrich“ und Straßenstrich. Es gibt eben nur ein paar tausend Wähler hier, auf die die Parteien Rücksicht nehmen müssen. Keine Zeitungsabonnenten, dafür aber Themen genug…

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Mir
Mir
13 Jahre zuvor

Von „Bedrohung“ oder „Angst“ vor Zuwanderern im Ruhrgebiet zu sprechen ist etwas zu extrem gesehen.
Villeicht ist es ja nur wie das aus der Soziologie stammende Phänomen des „Fahrstuhleffekt“ (wikipedia). Zuerst waren es die Ruhrpolen, dann die Italiener, …Türken… Roma. Wer weiss wer diese Gruppe ablösen wird.

Ulf
Ulf
13 Jahre zuvor

Hier wettert jemand, der außer Plattitüden nicht viel zu bieten hat, gegen die Plattitüden anderer. Das ist der Sache leider nicht dienlich. Was sollen denn solche verallgemeinernde Aussagen?: „… bei ,Zigeunern‘ nickt jeder grimmig“ (Ich nicht, Herr Pütter, und auch viele andere nicht), „… obwohl niemand je einen getroffen hat …“ (Sie sind also der Einzige, Herr Pütter?) „… Neonazis sind nette Jungs, … reden auch nicht anders als die Nordstadt-SPD …“ (Solche Aussagen kriegt Pütter hoffentlich – und völlig zu Recht – auch von anderer Seite um die Ohren gehauen.) Differenziertes Denken scheint Pütters Sache nicht zu sein, ausgerechnet er sollte es nicht von anderen verlangen. Die vielschichtigen Probleme der Nordstadt sind sicherlich nicht durch „Eiserne-Besen-Kehrer“ und unfähige Polizeipräsidenten zu lösen – durch Keulenschwinger à la Pütter aber auch nicht. Ganz egal, wie gut sie es eventuell meinen.

bodo Redaktion
13 Jahre zuvor

@Ulf
Natürlich bekomme ich es um die Ohren, dass ich finde, dass solche Äußerungen gegen alle demokratischen Standards verstoßen:
„Mit Multikulti-Romantik lässt sich dieser Kampf nicht gewinnen. Wir müssen diese Verbrecher aus Dortmund vertreiben und verhindern, dass weitere zuwandern. Darum und um nichts anderes geht es. Die Lage ist ernst!“
Seit Monaten, übrigens. Und ich verlinke immer noch nicht die Naziseiten, die Frau Hetmeier dafür applaudieren.

@Mir
Unsicherheit – und auch Angst – sind ganz natürliche Reaktionen auf Fremdheit.
Die Frage für mich ist, wie zu vermeiden ist, dass so etwas wie kollektive Ängste handlungsleitend werden. (Das alte Sprichwort mit dem schlechten Ratgeber Angst.) Dass die Berichterstattung über den Zuzug von Südosteuropäern mit dieser Angst arbeitet, kann man sich hier ansehen:

„Roma-Zuzug: Die Angst geht um“
https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/nordosten/Roma-Zuzug-Die-Angst-geht-um;art2576,1239820

„Bürger haben Angst und Fragen zur Sicherheit“
https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/nordosten/Buerger-haben-Angst-und-Fragen-zur-Sicherheit;art2576,1241152

„Die Frauen gehen auf den Strich, die Männer klauen. Ich lebe hier vierzig Jahre, so groß war meine Angst nie.“
https://www.derwesten.de/nachrichten/Im-Dortmunder-Norden-haust-der-Ekel-id4302171.html

„Fühlt man sich jetzt hier sicherer?- Die Anwohner schimpfen alle. Aber sie kommen nicht raus, weil sie Angst haben.“
https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/lokalnachrichten_dortmund/Mit-Oma-Bonke-durchs-Viertel;art930,1319786

usw.

h.f.ullmann
13 Jahre zuvor

Also mit Fakten und Hintergrundinformation waren die Aussagen nun nicht hinterlegt, da hebt er sich nicht von denen ab über die er herzieht.
„Da denkt der Bürger: Soll´n se sich doch tothauen“
Damit macht er mich wohl zu einem Bürger gegenüber seinesgleichen.

Tatsächlich waren die ersten Zuwanderer im Ruhrgebiet Engländer und Iren, wenn noch alle Zechen stehen würden, könnte man auf fast jeder vierten ein Kleeblatt im Wappen erkennen. Und sie wurden aufgrund ihrer Fachkenntnisse und Pubkultur mit offenen Armen empfangen, noch bis ins letzte Jahrhundert hinein lag in den meisten Pubs sogar Stroh auf dem Boden. Von hier aus hat sich dies erfolgreich in alle Städte Deutschlands ausgebreitet, es gibt keine Großstadt ohne einen Irish Pub.

Danach kam Zuwanderung aus anderen deutschen Königreichen und Herzogtümern, zB. Hessenvereine zur Kulturpflege waren weit verbreitet, die meistens wegen ihrer Religion als fremdartig empfunden wurden. Dann waren die Ostgebiete dran, und dadurch auch sehr viele Polen, die mit ihrem noch sehr strengen Glauben noch fremdlicher wirkten. Sprachunterschiede haben schon vor tausenden Jahren die Andersartigkeit untermauert, denn die Polen/Slawen bezeichnen uns seit den ersten Kontakten als Stumme/Fremde (polnisch: niemiecki). Dennoch wurden die Polen innerhalb eines halben Jahrhunderts komplett assimiliert.

Nach den Polen kamen die Italiener, diesmal allerdings nur die Männer da sie nur den Männermangel durch Verluste aus den Kriegen ausgleichen sollten. Den Satz „Herzlich Willkommen“ haben sie alle gehört, denn sie wurden von Politikern gehegt und gepflegt, der Millionste bekam sogar ein Moped geschenkt.
Die Türken wiederum kamen auf Wunsch der Türkei selber und durch Druck der USA, es sollte das katastrophale Außenhandelsdefizit ausgeglichen werden, damit ein geopolitisch wichtiger Verbündeter während des Kalten Krieges stabilisiert wurde. Eigentlich sollte jeder nur 2 Jahre bleiben dürfen, doch im Gegensatz zu den Aussagen von Bastian Pütter wurden sie wohl so gut behandelt und empfangen, dass sie mittlerweile 50 Jahre blieben.

Und heutzutage haben wir eine Arbeitslosigkeit von 12% im Ruhrgebiet, benötigen keine Zuwanderung von ungelernten Arbeitern, haben viele erfolgreich integrierte Zuwanderer die Teil der Bevölkerung geworden sind so dass sie nicht auffallen.
Doch sie sind der Meinung dass alle die die gegen Verbrechen kämpfen und eine Zuwanderung in dieses Milieu kritisieren nur Nazis sein können. Sie verfälschen die Geschichte, die Realität und die Politik, nur um sich selbst einen Ablaßbrief des guten Willens auszuschreiben. Anscheinend fehlt ihnen dabei ein Unrechtsbewußtsein, solange es um Hetze gegen Einheimische geht.

Wissen sie was Herr Pütter, wegen Leuten wie ihnen würde ich in Essen-Frohhnausen, dem Stadtteil in dem ich aufgewachsen bin, nicht mal mehr Freunde besuchen. Und einen Stadtteil in dem ich seit meinem sechsten Lebensjahr in Angst aufgewachsen bin, den bezeichne ich nicht als meine Heimat.

Jan
Jan
13 Jahre zuvor

„Arme, Süchtige, Illegale – bunt, lebendig und spannend – das nennt man Urbanität.“
Das ist Bastian Pütters Gesprächseinstieg und das zeigt auch eine Geisteshaltung. Metropolenvielfalt ist für ihn offenbar nur dann echt, wenn sie möglichst viele Abgründe ausweist. Suchtkriminalität, Zuhälterei und Müllhäuser machen offenbar das soziale Biotop spannender. Über „Multikulti“ lässt sich ja wunderbar streiten, aber Pütter will MultikultiXXL – nur komplett mit Straftaten. Und wer die nicht als kulturelle Errungenschaft begreift, ist offenbar provinziell.

Jan
Jan
13 Jahre zuvor

@6
Der Einstieg von Herrn Pütter definiert Großstadtkultur: und da zählt er einiges auf, und verschweigt auch einige der Schattenseiten. Und wer sich daran stört, dass die Nordstadt eine Hochburg der Suchtkranken und Illegalen Einwanderer ist, ist dann natürlich provinziell.
„bunt“ und „lebendig“ sind von der Wortwahl her typische Multikultibegrifflichkeiten, wobei ich vom Prinzip her dagegen nichts habe, solange es nicht bedeutet, die Augen zu verschließen. Bastian Pütter erweitert die Liste aber mal eben so in den Bereich des Strafgesetzbuches …

Der Eiserne Besen gehört dahin, wo Straftaten begangen werden. Und auch eine gut betreute Drogenprostituierte braucht (unabhängig von der Herkunft) ihren Schuss, und spätestens, wenn sich eine Halbweltinfrastruktur herausbildet, muss man eingreifen …

bodo Redaktion
13 Jahre zuvor

@Jan
Stefan hat´s erklärt.
Ich bedanke mich für „MultikultiXXL – nur komplett mit Straftaten“. Lustig.

Der Eiserne Besen gehört ins Geschichtsbuch, dahin, wo Straftaten begangen werden, schickt man die Polizei, und für alles im Vorfeld gibt´s bestimmt nur „Multikulti“-Worte. Das lass ich mal weg.

@H.F.Ullmann
Der historische Abriss ist ja fast richtig. Mir ging´s um die soziale Seite von Zuwanderung, da sind die britischen Ingenieure und Investoren der Frühindustrialisierung vielleicht nicht das Hauptthema. Die Hessen u.a. liefen bei mir unter „Nahwanderung“, die nicht abwandernden Ruhrpolen wurden „assimiliert“ weil sie Staatsbürger waren. Bis sich diese Erkenntnis für die Nachkriegszuwanderung durchgesetzt hat, hat es Jahrzehnte gedauert.
Ich sage nur: Wanderung ist der Normalfall. Und trotzdem erschreckt sie. Dass die Gastarbeiter seit den 60ern blieben und ihre Familien holten, war der gleiche Schock wie einige Jahrzehnte vorher bei den Ruhrpolen. Da hatte schon wieder niemand dran gedacht.

Und jetzt kommen ungelernte Arbeitskräfte, für die es wirklich keinen Bedarf gibt, richtig. Aber wieso sollte ich die Leute die kommen für den EU-Vertrag verantwortlich zu machen. Oder für die jahrelange Nachlässigkeit, Gewerbescheine für bulgarische Transportunternehmer ohne Auto auszustellen und Dutzende von Anmeldungen unter einer Adresse zu erlauben. „Das sind unsere Regeln“ gehörte zu dem „Herzlich willkommen“. Das hat niemanden interessiert.

Stattdessen haben wir uns zwei Jahre lang die Handwerker angeguckt, die Schwarzarbeiter an der Mallinckrodtstraße eingesammelt haben. Ich weiß von keiner einzigen Sanktion.
Die Nachricht bezüglich des Straßenstrichs war, dass der Staat – wir – die Kosten für das Beenden ungewollter Schwangerschaften zu tragen habe. Nie wurde erwähnt, dass der Vater ja wahrscheinlich in einem der Dienstwagen aus dem Umland gekommen war.

Obwohl die Idee schön ist, mich selbst mit Ablassbriefen zu versorgen (wofür?), aber die Aufreger sind ja wohl meine Sätze zu den rassistischen Haltungen auf die ich treffe. Diese Sätze hätte ich vor einem halben Jahr nicht sagen, ja, mir nicht mal vorstellen können.
Nach jahrelangem Desinteresse und einer völlig schief laufenden Zuwanderung werden hier zur Zeit Grenzen überschritten, die ich lange für relativ unantastbar hielt. Für mich ist das das Problem.

trackback

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dr_Opir
dr_Opir
13 Jahre zuvor

Ich finde es immer wieder unglaublich, wenn gut sozialversicherte Deutsche, am besten noch mit einem sicheren Arbeitsplatz, sich über Menschen in prekären Lebenslagen echauffieren, gerne natürlich mit rassistischem Unterton, denn so ein Nationalstaat ist ja kein Ponyhof. Die simple Tatsache, dass ein Leben im Kapitalismus ohne Geld nicht geht und der Kapitalismus zudem eine radikale Konkurrenzgesellschaft ist, so dass immer wieder Menschen auf der Strecke bleiben (werden), die interessiert diese Deutschen nicht. Was sie stattdessen interessiert: wie man am besten auf den Verlierern herumtrampelt.
Und warum das so ist, ist klar: weil ihr eigener sicherer Arbeitsplatz eben doch nicht so sicher ist, gar nicht sicher sein kann, da nur Kost für den Arbeitgeber und damit potentionell wegrationalisierbar. Angst beherrscht das Geschäft, Angst in der Konkurrenz. Das ist die sog. „beste aller Welten“ – eine Welt voller Angst, Hass, Elend, und zwar auch in Deutschland direkt vor der Haustür. Und zwar von Menschen gemacht, gegen die Menschen. Ein Irrsinn, den aber die allermeisten mitmachen und wollen.

DESHALB, Herr Pütter, werden diese Grenzen überschritten. Warum Sie das nicht für möglich hielten, weiß ich nicht, da muss man eigentlich nur mal die Augen aufmachen für. Wenn man das getan hat, ist es auch nicht mehr so schwer, in dieser Welt zu leben, denn man weiß um die Schattenseiten, man weiß aber auch, dass es keinen Sinn macht, auf ihnen herumzutrampeln!

Und eins noch an #4: Wenn Sie in Frohnhausen (oder auch in Dortmund-Nord) keine fünf Minuten sein können, ohne an Angstzuständen halb zu krepieren, dann empfehle ich Ihnen den Gang zum Arzt, denn sowas ist therapierbar. Warum zum Teufel sollte man vor Halbwüchsigen, Halbstarken und anderen ganz normalen Menschen ANGST haben?! Weil sie schwarze Haare haben? Und auch die paar Junkies tun nichts. Meine Güte!

Mir
Mir
13 Jahre zuvor

@ bodo Redaktion #3
Ich wollte das gar nicht verharmlosen. Sie haben Recht was die Medienkampagne der RN und der Westen betrifft, neu ist das nicht.

Man erinnere sich wie Politiker und auch die Medien (Spiegel, Bild) Anfang der 90er Jahre als es um die Änderung des Asylrechts ging eine Angstkampagne initiiert haben. Auch da wurden bestimmte negative assoziierte Begriffe wie Ansturm, Flut gebraucht, wenn von Flüchtlingen die Rede war.
Trauriger Höhepunkt war schließlich der Brandanschlag auf eine türkische Familie in Solingen. Asylkampagne

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