Update: Stadt Dortmund bestätigt – Kein Nelly-Sachs-Preis für Kamila Shamsie wegen BDS-Aktivitäten

Kamila Shamsie Foto: PR/Mark Pringle

Die pakistanisch-britische Schriftstellerin Kamila Shamsie wird nicht die diesjährige Preisträgerin des Nelly-Sachs-Preises. Auf einer Sitzung am Wochenende nahm die Jury ihren Beschluss, die Schriftstellerin mit dem renommierten Preis auszuzeichnen zurück. Die Stadt Dortmund begründet dies nach Angaben pakistanischer Medien, die im Laufe der Nacht zuerst berichteten, mit der Unterstützung Shamsies für den BDS. Die Stadt Dortmund arbeitet indes noch immer an einer Pressemitteilung und wollte auf Anfrage die Entscheidung der Jury nicht bestätigen. Die Frage, ob der Nelly-Sachs-Preis in diesem Jahr vergeben wird oder nicht, ist noch offen.

Nach Informationen dieses Blogs hatte sich die Jury bereits vor ihrer Krisensitzung am Samstag darauf geeinigt, Shamsie den Preis zu entziehen.

In der vergangenen Woche hatten zuerst die Ruhrbarone darüber berichtet, dass die Schriftstellerin die antisemitische BDS-Kampagne unterstützt und zum Beispiel nicht will, dass ihre Bücher in einem israelischen Verlag erscheinen. Daraufhin hatte die Stadt erklärt, die Preisvergabe zu überdenken.

Update: Nun hat auch die Stadt Dortmund die Rücknahme bestätigt:

Kein Nelly-Sachs-Preis in diesem Jahr: Jury zieht ihre Entscheidung für Kamila Shamsie zurück
Die Stadt Dortmund wird ihren Literaturpreis, den Nelly-Sachs-Preis, in diesem Jahr nicht vergeben. In einer Sitzung am Wochenende entschied die achtköpfige Jury, ihre am 6. September getroffene Entscheidung über die Preisvergabe an die Autorin Kamila Shamsie zu revidieren. Gleichzeitig wurde beschlossen, für das Jahr 2019 keine andere Preisträgerin zu benennen. Damit wird der Nelly-Sachs-Preis erst wieder im Jahr 2021 vergeben.Die Jury des Nelly-Sachs-Preises nimmt dazu wie folgt Stellung:„Mit Ihrem Votum für die britische Schriftstellerin Kamila Shamsie als Trägerin des Nelly-Sachs-Preises 2019 hat die Jury das herausragende literarische Werk der Autorin gewürdigt. Zu diesem Zeitpunkt war den Mitgliedern der Jury trotz vorheriger Recherche nicht bekannt, dass sich die Autorin seit 2014 an den Boykottmaßnahmen gegen die israelische Regierung wegen deren Palästinapolitik beteiligt hat und weiter beteiligt.

Der § 1 der Satzung des Nelly-Sachs-Preises bestimmt, dass auch ,Leben und Wirken‘ einer Persönlichkeit bei einer Juryentscheidung einzubeziehen sind. Aufgrund der bekannt gewordenen Sachverhalte über die Autorin Kamila Shamsie trat die Jury am 14. September nochmals zur Beratung zusammen.

Die Jury fasste den Beschluss, ihr ursprüngliches Votum aufzuheben und die Preisvergabe an Kamila Shamsie zurückzunehmen. Die politische Positionierung von Kamila Shamsie, sich aktiv am Kulturboykott als Bestandteil der BDS-Kampagne (Boykott-Deinvestitionen-Sanktionen) gegen die israelische Regierung zu beteiligen, steht im deutlichen Widerspruch zu den Satzungszielen der Preisvergabe und zum Geist des Nelly-Sachs-Preises.

Mit dem kulturellen Boykott werden keine Grenzen überwunden, sondern er trifft die gesamte Gesellschaft Israels ungeachtet ihrer tatsächlichen politischen und kulturellen Heterogenität. Auch das Werk von Kamila Shamsie wird auf diese Weise der israelischen Bevölkerung vorenthalten. Dies steht insgesamt im Gegensatz zum Anspruch des Nelly-Sachs-Preises, Versöhnung unter den Völkern und Kulturen zu verkünden und vorzuleben.

Die Jury bedauert die eingetretene Situation in jeder Hinsicht.“

Der WDR hatte heute Vormittag mit Bezug auf die  Jury über den Rückzug des Preises berichtet.

Mehr zu dem Thema:

Nelly-Sachs-Preis: Jury wird Preisvergabe an Kamila Shamsie überdenken 

Nelly-Sachs-Preis: „Ich halte diese Verleihung des Preises an eine antiisraelische Autorin für obszön“

Dortmund ehrt Schriftstellerin Kamila Shamsie, die nicht in Israel veröffentlichen möchte

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thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Chapeau !!!

discipulussenecae
discipulussenecae
5 Jahre zuvor

Gut so!

nussknacker56
nussknacker56
5 Jahre zuvor

„Auch das Werk von Kamila Shamsie wird auf diese Weise der israelischen Bevölkerung vorenthalten.“

Das ist natürlich besonders tragisch. Aber ich hoffe doch, dass der fehlende Zugang zu den Erzeugnissen dieser britisch-pakistanischen „Israelkritikerin“ im literaturinteressierten Israel keine öffentlichen Weinkrämpfe hervorruft.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Es bleibt jetzt die Frage, warum insbesondere Kulturexperten diese Info nicht hatten.

Schafft diese Preise doch einfach ab.

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