Dortmund Oberbürgermeister Ullrich Sierau will im kommenden Jahr 1 Millione Euro mehr für die freie Szene in Dortmund ausgeben. Das ist gut. Noch besser ist die Begründung für die Mehrausgabe.
Eine Million Euro mehr im kommenden Jahr für die freie Szene in in einer Stadt. So eine Schlagzeile, die heute in der Westfälischen Rundschau zu lesen war, ist selten geworden. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, wann ich so etwas zuletzt gelesen haben. Das wird hoffentlich vielen Projekten in Dortmund helfen und entkräftet die Befürchtungen vieler, dass nach dem Kulturhauptstadtjahr der Rotstift angesetzt wird. In Dortmund ist das nicht der Fall. Finanziert werden die Mehrausgaben, es wird nicht in anderen Bereichen des Kulturetats gekürzt, aus dem Verkauf von Immobilien. Auch nicht die schlechteste Idee.
Besonders schön und richtig finde ich die Begründung Sieraus für die Ausgabe in der WR: „Die freie Szene ist wichtig für die Lebensqualität in der Stadt.“ Da ist nicht mehr, wie noch in anderen Städte, die Rede von diesem Kreativwirtschaftsdingsbums, da ist keine wirtschaftliche Legitimation für die Ausgabe, sondern da sagt jemand: So etwas gehört zu unserer Stadt und ist wichtig, also machen wir das. Auch schon länger nicht mehr gehört. Das Geschwurbel um den Kreativwirtschaftshype hat solche vernünftigen Gründe längere Zeit überlagert.
Man wird jetzt abwarten, wie die Verwaltung das Geld verteilen will, ob der Haushalt überhaupt durchkommt und wie sich der Rat verhält. Aber klar ist: Dortmund wir aus gutem Grund mehr Geld für die freie Szene geben. Und andere Städte können von Dortmund lernen.
Dank an Berry für den Hinweis
danke Stefan,
also – ich habe heutemorgen beim Frühstück gestaunt. Es auch nicht ganz glauben können. Vor einer Woche noch mit dem Kulturdezernenten Jörg Stüdemann diskutiert. Hier haben wir unsere Befürchtungen ausgesprochen weil:
– die Kosten für das U explodieren
– das Theater möglicherweise grosse Verluste einfährt
usw
und diese Verluste aus dem „freien Etat“ genommen werden könnten.
Und jetzt – eine Million extra für die freie Szene!?
Das gibt Hoffnung.
Der Tanz um das goldene Kalb kann starten! Wer bekommt wieviel!?
aber zugleich wird mir bange …
es gibt in Dortmund bereits viele neue Initiativen. Initiativen, die aus der freie Szene selbst heraus entstanden sind. Mit Zukunftsperspektive.
und …
es gibt die Subventionsjäger, die das genau wissen.
Und möglicherweise auf die Idee kommen, diese neue Projekte zu kopieren: MIT Zuschüssen und damit die ursprüngliche – nicht subventionierte – Projekte platt machen.
DAS wäre schade
Leider ist in Dortmund mit „freier Szene“ ja immer nur jegliche Form von Kasperletheater gemeint, so dass deren Suventionsjäger ja wohl schon auf der Lauer liegen dürften, bzw. das Geld längst verteilt ist.
Das mag – zugegeben – ungerecht klingen. Aber so wird man halt, wenn der freien (Pop-)Musikszene mit der Veramschung des FZW an die Wirtschaft der öffentliche Hahn abgedreht wird.
Da kann man der Stadt Dortmund nur gratulieren und hoffen, dass das Geld in die richtigen Hände gelangt. Steckt das Geld in experimentielle Aktivitäten. „Kaufhauskultur“ gibt es im Ruhrgebiet mehr als genug.
50 % U-View
50 % FZW
so meine Einschätzung 😉
[…] Mit gutem Grund 1 Million Euro mehr für die freie Szene (Ruhrbarone) […]
Skepsis sei erlaubt. Wir sind ja in Deutschland. Es rühren sich bereits die politischen Partner und Gegner, die Protest einlegen. Die Meldung ist sensationell, aber mit Vorsicht zu genießen. Und wenn, wer dann profitiert, ist nahe liegend: Die Immobilien.
#6 Rolf, Du meinst, das Geld subventioniert die Steinen und nicht die Projekten/ Menschen?
folgende PM habe ich gestern verschicken lassen:
Als sehr vorausschauenden Ansatz wertet Berry Doddema vom Modern Dance Center in Dortmund die Ankündigung von Oberbürgermeister Ulrich Sierau, der freien Kulturszene im Jahr 2012 eine Million Euro mehr zur Verfügung zu stellen. „Das ist keine reine Kulturpolitik, sondern die Stadt setzt mit einem solchen Schritt ein ganz klares Signal für den Standort Dortmund“, betont der künstlerische Leiter des Studios für Bühnentanz, „sie hebt sich damit deutlich von anderen Kommunen ab und beweist, wie lebens- und besuchenswert Dortmund ist.“
Geht es nach Sierau, bekommt die freie Kulturszene ab 2012 nicht nur eine Million Euro mehr Fördermittel sondern auch ein Leitsystem, das Besucher der Stadt zu den Stätten der freien Kultur führt. Der Oberbürgermeister will mit dieser Förderung Presseberichten zufolge an die Erfolge des Kulturhauptstadtjahres 2010 anknüpfen. Erfreulich für die etablierte Kulturszene: Die zusätzlichen Mittel sollen nicht zu ihren Lasten gehen, sondern über eine Verringerung des städtischen Immobilienbestandes finanziert werden.
„Schön wäre, wenn die Stadt nicht die Fehler anderer Städte wiederholt, sondern dafür sorgt, dass es sinnvolle Vergabekriterien für die Fördermittel gibt“, betont Doddema, „und die sollten ein schlichtes Kopieren publikumswirksamer Angebo-te etablierter Anbieter ausschließen.“ Durch das Kopieren bereits bestehender Angebote, etwa von Malschulen oder Step- und Hip Hop-Kursen, ist in anderen Städten vielen Un-ternehmen durch geförderte Projekte die wirtschaftliche Ba-sis entzogen worden, sodass sie einige Zeit nach dem Start der Projekte schließen mussten. Mit dem Ende der Förderung sind dann auch die vermeintlich neuen freien Angebote eingestellt worden – und die Kulturszene war um das ein oder andere Angebot ärmer.
Doddema begrüßt in diesem Zusammenhang auch, dass es in der Stadt bereits Gespräche gibt, wie der freien Szene eine große Bühne mit über 500 Sitzplätzen zur Verfügung gestellt werden kann. „Ein solcher Aufführungsort ist für die Künstler in Dortmund von immenser Bedeutungt“, betont Doddema. Der Hintergrund: An andere Bühnen, etwa das Schauspielhaus, ist nur mit einem großen finanziellen Auf-wand heranzukommen – was sich weder die freie Szene noch kleinere Unternehmen aus dem Kulturbereich leisten können.
Ja, Häuser eher als Menschen. Natürlich gehören zu den Häusern Menschen, aber die freie nomadisierende künstlerische Kraft muss anstehen.
Die Frage, die sich mir stellt, ob dies nicht wieder so eine „Frickel-Frickel“-Aktion ist …wie man sie insbesondere in Dortmund zuhauf vorfindet…u.a. das U läßt grüßen.
Weitere Fragen, die sich mir stellen, sind: Steht diese in Aussicht gestellte Förderung evtl. in irgendeinem Zusammenhang mit dem Haushalt auf Landesebene?
Wer gilt in dem anvisierten Förderungskontext als „freie Kulturszene“? Oder sind es die „freien“ Kunst- und Kulturinstituionen, die es irgendwie zu sichern gilt, weil sie Leuchtturmcharakter haben….
Das ist zu befürchten. Allerdings gäbe es eine Methode, daran öffentlich zu glauben, dass es kommt und auch gut ausgegeben wird: Freuen! Alle sollten sich freuen und öffentlich Pläne machen. Lob kann mehr als Skepsis, psychologisch gesehen.
Wenn dem Befürchten so ist, was ist es dann für ein Umgang mit Kulturschaffenden? Da macht man doch alles kaputt … die kleinen Pflänzlein , auf die man nicht zuletzt seit Ruhr.2010 so stolz ist (egal ob frei oder „unfrei“).
Ich sag nur, auch das Schustern will gelernt sein….
Ist das o.g. Freuen nicht eher eine Übersprungshandlung?
1. Woher nimmt man die Million eigentlich?
2. Wie wird sie verteilt?
Zu 1) Vielleicht ist die fehlende Million wieder aufgetaucht und muss schnell wieder weg. Da kommt einem die freie Kulturszene gerade richtig.
Zu 2.) Ich vermute mal: 50 % View im U und 50 % FZW
1. Verkauf von überflüssigen Gebäuden
2. hundertprozentig