Dortmund: Nordstadt-Paradies

 

Sonnenaufgang in der Nordstadt


Nach der Uni sitze ich gemeinsam mit einer Kommilitonin im Zug von Bochum nach Dortmund. Der Tag ist sehr schön und sonnig, die Atmosphäre im Ruhrgebiet ist großartig, sehr belebt, weltoffen und metropolitan. Von unserer Gastautorin Rachma Ayu. 

Ich kenne mich noch wenig aus, da ich relativ neu hier bin, besonders in Dortmund, wo ich derzeit wohne. Ich meine damit nicht die allgemeine geographische Information über Dortmund, sondern eher den Charakter des Stadtteils von Dortmund, wo ich wohne – in einem Backsteinhaus, das im Hinterhof eines Gründerzeithauses steht. Es ist ein freistehendes Gartenhaus, das an die Hofhäuschen in Berlin erinnert, weil die Lage so versteckt, heimlich und ruhig ist. Ich nenne diese Hütte „Uhlandvilla“, weil sie sich in der Uhlandstraße befindet. Obwohl es keine richtige Villa ist, gebe ich ihr einfach den Namen, um ein wenig Feenstaub darauf zu streuen.

Während der Fahrt fragt meine Kommilitonin mich, in welchem Stadtteil von Dortmund ich wohne. Ich sage, dass ich in der Nordstadt wohne, da kann man gut in fünf Minuten zum Hauptbahnhof laufen. Nachdem sie meine Antwort gehört hat, schweigt sie plötzlich für ein paar Sekunden – ihr Gesicht ist eingefroren, ihr Blick panisch und besorgt. Sie sagt: „Du armes Mädchen! Wenn ich eine Tochter hätte, ich würde sie niemals alleine in der Nordstadt herumlaufen lassen! Man nennt das die dunkle Seite von Dortmund.“

Ich verstehe nicht, warum sie so reagiert; ich nehme das zwar nicht als Beleidigung, bin aber nachdenklich geworden. In meinem Kopf jagt ein Fragezeichen das nächste. Als ich nach Hause komme, jagen sie sich immer noch.

An diesem Abend verbringe ich eine ruhige Zeit in der Uhlandvilla. Es ist still, bis ich eine vertraute Musik in der Nähe höre. Ich öffne ein Fenster, um das Geräusch genauer zu hören und bin freudig überrascht: Die Geräuschquelle kommt aus der kleinen Moschee, die sich 20 Meter von der Uhlandvilla befindet; dort wird gerade aus dem Koran gelesen. Oh, wie schön! Das erinnert mich an meine Heimat Indonesien; bei uns sind 88% der Bevölkerung Muslime, da gibt es viele Moscheen, in denen die Leute den Koran lesen. Das ist gerade einfach ein total schönes Gefühl von Heimat!

Ich lebe gerne in der Nordstadt. Ich finde das cool, dass ich hier nicht die einzige Ausländerin bin; meine Nachbarin kommt aus Portugal und die Bewohner der Nachbarhäuser kommen aus der Türkei, Iran und Afghanistan. Hier sind Frauen mit Kopftuch oder Burka so normal wie alle anderen, und 70 Meter von der Uhlandvilla steht die Pauluskirche, in der man Sonntagsabends gemeinsam mit anderen beim Public Viewing den neuen Dortmund-Tatort anschauen kann. Eine solche Stimmung habe ich vorher in Deutschland noch nie erlebt. Die Leute mit unterschiedlichesten Nationalitäten und Religionen leben hier nah beieinander, und sie können sich dabei problemlos respektieren und friedlich miteinander leben.

Ich gehe in die Münsterstraße, wenn ich Wäsche machen muss, denn dort befindet sich ein großer Waschsalon, der fußläufig in fünf Minuten erreichbar ist. Die Münsterstraße ist sehr belebt; dort gibt es noch eine weitere Kirche und eine größere Moschee, Döner-Läden, marokkanische, libanesische-, und anatolische Restaurants, Cafés, Bars, Supermärkte und noch viele andere Geschäfte.

Ich sitze gerade auf einer Bank im Waschsalon und esse einen Döner-Kebab, während meine Wäsche in der Trommel rotiert. Zwei Männer kommen zu mir, die iranisch aussehen, und sie sprechen mich an. Ich bin etwas perplex, die versuchen tatsächlich mich anzumachen und sie sind dabei ziemlich frech! Ich habe ein bisschen Angst, weil ich hier die einzige Frau bin – das ist schon richtig unangenehm, aber ich denke, ich habe zwar mein Pfefferspray nicht dabei, aber zumindest habe ich einen Döner-Kebab con Chili in der Hand, und wenn sie mir zu penetrant werden, kann ich ihnen den in die Fresse schmeißen. Sie fragen mich, woher ich komme. Ich antworte, dass ich aus Indonesien bin. Einer der Typen sagt leise zu seinem Kumpel: „Sie ist Muslim.“ Einsilbig stimme ich zu: „Ja“. Die beiden Kerle treten urplötzlich Schritt für Schritt rückwärts Richtung Ausgang den Rückzug an und verabschieden sich formvollendet höflich: „Wir sind auch Muslime, wir wünschen dir einen schönen Tag, Schwester!“ Innerlich schmeiße ich mich weg vor Lachen.

Ich habe den Eindruck, dass die Nordstadt gar nicht so schlimm ist, wie die Leute immer behaupten. Die Bevölkerung ist aus vielen verschiedenen Ländern durcheinander gewürfelt und multikulturell; die verschiedenen Nationalitäten pflegen aber trotzdem einfach ihre eigenen Kulturen weiter, die sehr unterschiedlich voneinander sind. Deswegen ist die Nordstadt sehr bunt geworden, man fühlt hier einen Reichtum, der auf der Vielfalt der Kulturen basiert. Ich finde einen Regenbogen einfach viel schöner als Schwarzweißmalerei. Ich gehe weiter durch die Münsterstraße und genieße die Sonne. Es gibt hier immer etwas zum Anschauen, wie türkische Brautmode und Abendkleidungs-Läden, die so klong-klong für meine Augen sind: Sie haben einfach unglaubliche Brautkleider in sehr mutigen Farben und außerdem so riesige Kleider mit Diamanten und Perlen aus Strass und Plastik. Ich kann mir selbst nicht vorstellen, eines von denen anzuziehen, denn ich würde bestimmt Schwuppdiewupps! zwischen den Dekolletés verschwinden, weil das Kleid einfach viel zu groß für mich ist.

Aber dieses schöne Gefühl hält leider nicht lange an, denn ich werde von jemandem angesprochen. Den Anfang des Satzes verstehe ich noch: „Willst du…“ – aber das Ende des Satzes kriege ich nicht mehr ganz mit, denn ich habe ein solches Wort in meinem Leben noch nie gehört, „Wie bitte nochmal?“, frage ich nach und der Typ immer noch leise: „Haschisch!“

Ich verstehe nicht, was der meint – was bedeutet überhaupt Haschisch? Zu der Zeit habe ich kein deutsches Wörterbuch dabei. Da ich eine höfliche Asiatin bin, bitte ich ihn, mir Haschisch zu erklären; ein paar Minuten und eine Erklärung später bin ich klüger und merke gerade, dass Haschisch so ähnlich wie Marihuana ist – nur, dass es nicht mehr wie die jungen Hanfpflanzen von Marihuana aussieht, sondern eher wie Blockschokolade. Und genau die will der Kerl mir verkaufen! Ich bin total schockiert und außerdem innerlich sehr panisch, ich schaue auf zum Himmel und bete zu Gott, mich von diesem Typ zu erlösen. Ich hätte mir im Leben nie erträumt, dass ich mich mal auf der Straße mit einem Drogendealer unterhalten würde. Boah, das ist echt ein neuer Rekord in meinem Leben – nur eben gar keiner, den ich wirklich jemals aufstellen wollte. Ich verliere jedoch nicht meine asiatische Contenance, sage sein Angebot sehr höflich aber entschieden ab und gehe sofort in den nächstgelegenen Laden, denn da gibt es viele Leute, die mich im Zweifelsfall beschützen können.

Etwas später werfe ich einen vorsichtigen Blick aus dem Laden – die Luft ist rein, der Drogendealer hat sich netterweise verzogen. Die Sonne scheint immer noch und ich mag nicht direkt nach Hause gehen. Ich entscheide mich, weiter bis zum Ende der Münsterstraße zu laufen, dorthin, wo sie den Ring kreuzt und in die Brückstraße übergeht. Da gibt es noch ein paar weitere Läden; Schmuck-Läden und einen türkischen Haushaltsladen, ich laufe an den Schaufenstern vorbei, doch als ich das nächste Haus bereits erreicht habe, halte ich inne und kehre um zu dem Schaufenster. Meine Güte, alles so blink-blink hier, das blendet wirklich meine Augen. Ich glaube nicht, was ich gerade sehe; eine türkische Wanduhr mit echten Diamanten aus Plastik hängt im Schaufenster und ich male mir kurz ein Bild in meiner Phantasie, wie diese Wanduhr wohl bei mir in der Uhlandvilla aussehen würde, wecke mich aber sofort selbst gewaltsam und lösche die Halluzination. Diese Wanduhr würde so überhaupt nicht in die Uhlandvilla passen, das Blink-Blink der Plastikdiamanten würde in seiner ganzen glitzernden Hässlichkeit den Stil meiner Einrichtung mutwillig zerstören. Doch es gibt noch weitere Kostbarkeiten im Schaufenster; eine Kanne, Geschirr und Besteck aus Silber, die ebenfalls meine Augen blenden, so voll Glanz und Glitzer. Ich verstehe nicht, warum man solche Sachen für seinen Haushalt kaufen möchte. Nun, es geht ja hier um eine individuelle Geschmacksfrage und über die kann man ja bekanntlich nicht streiten. Aber die Klamotten hier sind wirklich gar nichts für mich, ich möchte mit meinem Besteck und Geschirr schließlich nur in Ruhe essen. Und zwar ohne beim Essen eine Sonnenbrille tragen zu müssen, um nicht von meinem Geschirr geblendet zu werden. Ein kurzer Schauer fährt mir über den Rücken und ich sehe zu, dass ich schnell von diesem Schaufenster fortkomme.

Jenseits der Ampel in Richtung Ringstraße liegt eine Polizeiwache. Ich kriege ein angenehmes und ruhiges Gefühl, dass ich die Wache in der Nähe der Münsterstraße gefunden habe. Ich fühle mich sofort viel sicherer, hier meinen Spaziergang fortzusetzen. Sollte doch mal etwas passieren, kann ich mich sofort bei der Polizei melden. Der Gedanke erlischt jedoch augenblicklich in meinem Kopf, als ich zwei Polizisten dabei beobachte, wie sie einen minderjährigen Bengel, der mit Handschellen gefesselt ist, aus dem Streifenwagen helfen. Herrjeh, die Polizisten haben hier auch ganz schön viel zu tun. Nachts höre ich oft das hektische Tatütata der Polizeisirenen, die kriegen bestimmt total viele Meldungen von Leuten wegen Verbrechen, Raub, Mord und Totschlag. Ich muss zugeben, dass die Kriminalität in der Nordstadt real ist. Doch mein ernsthafter Gedanke über die Schrecken in der schlimmen Nordstadt wird gestört, weil ein Neonschild auf der anderen Straßenseite meine Aufmerksamkeit fesselt: Gegenüber dem Polizeipräsidium befinden sich tatsächlich eine Kneipe und ein Sex-Kino. Das ist natürlich großartig, wenn man bei der Standortwahl für seine Polizeiwache die Nachbarn schon vorher kennt. Die Herren Wachtmeister haben sicherlich eine schöne Zeit in der Pause, denke ich mir belustigt und gehe weiter.

Ich finde, das reicht mir heute an neuen Eindrücken. Ich möchte jetzt schnell nach Hause gehen ohne unterwegs noch irgendein Pillepalle zu sehen. Was ich heute gesehen und erlebt habe, ist so dermaßen viel und ich kann einfach die chaotischen Gefühle in meinem Herzen gar nicht beschreiben, das alles ist quasi eine Schocktherapie für meine Augen. Ich gehe weiter durch den Keuning-Park, der Weg ist eine Abkürzung zur Uhlandstraße. Der Park ist schön und voll von üppigem Grün mit vielen alten Bäumen und vom nahen Spielplatz weht der Wind ein buntes Stimmengewirr zu mir her, das von den vielen Kindern kommt, die dort gerade spielen. Es ist herrlich. Ich will gerade beschließen, den Park als Idylle in mein Herz zu schließen, da fallen mir die Afrikaner auf, die im Park einige Metern voneinander entfernt, herumstehen, so als warteten sie auf die nächste U-Bahn, deren Eingang nur einen Steinwurf entfernt ist. Plötzlich geht alles ganz schnell; ein weiterer Mann erscheint auf der Bildfläche, geht schnurstracks zu einem der Afrikaner, wortlos gibt der Afrikaner ihm etwas und schon ist der andere wieder weg. Das Ganze hat etwa zehn Sekunden gedauert. Ich bin so schockiert, was ich gerade eben gesehen habe, und wie ich heute die Nordstadt in der Gesamtsituation erlebt habe, kann ich mir nicht mehr naiv einreden, dass der Afrikaner nur ein Bonbon in der Hand gehabt hätte und langsam wird die Nordstadt für mich irgendwie zu einer Horrorvorstellung. Mein Gott, was würde mein Vater sagen, wenn er wüsste, dass seine Tochter Dealern beim offenen   Drogenhandel zugeschaut hat. Er würde mich bestimmt sofort in ein DHL-Paket einpacken und nach Indonesien verschicken lassen, mit Express-Briefmarke, wohlgemerkt.

Noch 20 Meter Entfernung trennen mich von der Uhlandvilla, gleich bin ich daheim. Der Döner-Kebab in meinem Bauch scheint sich dort in Luft aufgelöst zu haben, denn ich kriege jetzt schon wieder Hunger. Mit einem Mal sehe ich hier sehr viele Leute, es sind wirklich eine ganze Menge! Auf der Straße steht eine nicht sehr viel geringere Menge an Polizisten mit besonders dicken Anzügen und Helmen statt Mützen, einige von ihnen sind sogar zu Pferd und überall stehen Polizeiautos. Die Leute sehen sehr unfreundlich und aggressiv aus, sie sind schwarz gekleidet und brüllen sehr laut im Chor unverständliches Zeug. Blöderweise muss ich noch den Weg durch diese Menschenmenge hindurch laufen, weil sich genau auf der anderen Seite meine Uhlandvilla befindet. Ein Polizist schaut mich von weitem freundlich an, er fragt sich sicherlich, wo die verantwortungslosen Eltern von diesem kleinen Mädchen sind. Ich gehe zu ihm hin und frage gnadenlos nach: „Entschuldigung, was ist denn hier gerade los?“, und der Polizist sagt: „Hier findet gerade eine Neonazi-Demo statt!“ Ich hoffe im ersten Moment, dass ich falsch gehört habe, schlucke schnell, um meinen Hals nass zu machen. Was zum Teufel mache ich mitten in einer Neonazi-Demo? Und wie komme ich jetzt zur Uhlandvilla, meinem kleinen Hort des Friedens? Ich kann den Demonstranten auch schlecht sagen: „Entschuldigung, hättet ihr wohl die Güte, mich durchzulassen, ich bin eigentlich Germanistin und komme nur gerade von der Sonnenbank! Ihr saublöden Ochsen!“ Ich möchte jetzt einfach nur sofort nach Hause gehen, ich habe fast Tränen in den Augen. Ich muss mich jetzt irgendwie schnell in Sicherheit bringen, die Demonstranten sollten mich gar nicht sehen, eine zierliche kleine Asiatin in einer Neonazi-Demo ist wie Harakiri. Ich setze schnell meine Sonnenbrille auf und mache die Kapuze hoch. Hoffentlich erkennt keiner mich, aber – Scheiße – ich sehe trotzdem asiatisch aus; deswegen überlege ich, mich mit meinem Halstuch zu vermummen, und denke mir im nächsten Moment, dass das vielleicht doch gar nicht so schlau ist, weil diese Idioten dann bestimmt denken, dass ich eine Burka trage, das totale Feindbild für sie, damit mache ich alles ja nur noch schlimmer! Ich kann jetzt nur schnell, aber unauffällig weiterlaufen in Richtung Uhlandstraße. Die Polizisten sind ja auch da und beschützen mich gut bis nach Hause.

Ich überlege zu Hause, ob ich schleunigst aus der Nordstadt wegziehen soll. Hier ist es schon ziemlich krass und heftig. Aber irgendwie beschleicht mich auch ein Gefühl, das mir sagt, dass ich noch in der Nordstadt bleiben soll. Ich sollte wahrscheinlich in die Innenstadt oder Südstadt viel spazieren gehen, um mich von den negativen Gedanken an die Nordstadt abzulenken.

Ich muss für die Zeit meines Studiums auch noch einen Nebenjob finden, fürs Erste   bewerbe ich mich als Putzfrau. Man verdient zwar sehr wenig Geld bei diesem Job, aber ich möchte das erst mal ausprobieren, um ein kleines Taschengeld zu verdienen. Eine Stellenanzeige finde ich im Internet sehr schnell und einfach, besonders für das Stadtgebiet und den Großraum Dortmund. Ich entscheide mich dafür, eine Putzstelle im Kreuzviertel Dortmund anzunehmen, denn ich habe gehört, dass die Einwohner im Kreuzviertel sehr bürgerlich, reich und kultivierter als diejenigen der Nordstadt sind. Bald darauf habe ich einen Termin bei einem Herrn Heinrich Henrichsen im Kreuzviertel für ein Vorstellungsgespräch. Seine Adresse ist nicht so einfach zu finden, da das Haus etwas versteckt ist. Herr Heinrich Henrichsen möchte, dass ich bei ihm zweimal in der Woche jeweils drei Stunden lang putze. Ich finde, das ist ein tolles Angebot für den Anfang – 60 Euro pro Woche, das macht 240 im Monat, das ist nicht verkehrt. Er erklärt mir, dass die Wohnung eigentlich eine Wohngemeinschaft für Studentinnen ist, alles ganz easy, es gibt lediglich die Vereinbarung, dass ich niemanden anspreche, wenn sie gerade Besuch haben. Herr Heinrich Henrichsen wohnt nicht in der Wohnung, er ist nur der Verwalter, wohnt selbst in einer anderen Straße und kommt regelmäßig jeden Nachmittag um nach dem Rechten zu sehen.

Am ersten Putztag komme ich pünktlich und bin fleißig wie eine Biene. Die Mädels sind gerade noch in ihren Zimmern, da ich in der Küche und im Wohnzimmer niemanden sehe. Eine Stunde später klingelt jemand an der Haustür, ich mache dienstbeflissen sofort auf. Da steht ein alter Mann mit Anzug, ich denke im ersten Moment, dass dieser Mann bestimmt von der Arbeit kommt und sehr früh Feierabend hat, aber das ist sogar für einen frühen Feierabend noch zu früh, denn jetzt ist es gerade mal 11 Uhr. Ein Mädel kommt sofort zur Haustür, der Mann fragt: „Wer macht hier Service?“ Ich bin verwirrt wegen seiner eigenartigen Frage, das Mädel sagt schnell, dass sie den Service macht. Ich bin jetzt noch viel verwirrter, von was für einem Service die beiden sprechen, aber ich schiebe die Gedanken beiseite und putze weiter. Einige Minuten später klingelt ein anderer Mann, aber diesmal macht ein anderes Mädel aus einem anderen Zimmer die Tür auf, und sie gehen in ihr Zimmer. Ich gehe in die Diele, um staubzusaugen, aber da laufen die Mädels plötzlich splitterfasernackt herum. Hallo, was ist das hier eigentlich? Alles sieht grausam aus, ich kann jetzt nicht mehr denken. Dann kommt Heinrich Henrichsen und fragt mich, ob alles gut ist. Ich sage ihm, dass ich nur etwas irritiert bin, weil es hier so viele Besucher gibt, und die Mädels nackt rumlaufen. Er meint, dass ich keine Sorge haben soll, dann kommt sein Angebot: „Willst du 3000 Euro pro Monat verdienen? Du kannst bei mir in dem anderen Bereich arbeiten!“ Wovon zum Teufel spricht er gerade? Ich habe langsam ein echt ungutes Gefühl hier, was sich noch verstärkt, als er sagt, wenn ich diesen Job mache, könnte ich mir Markenklamotten, Schmuck, teure Luxusuhren und ein schickes Auto kaufen. Er nennt diesen Job „Prostitution“, aber er hat heute Pech, denn ich habe kein Interesse an diesem Gewerbe. In dem Moment bin ich fassungslos und enttäuscht, dass jemand mir ernsthaft anbietet, für ihn als Prostituierte zu arbeiten. Ich bin ja nicht reich, aber einen solchen Job möchte ich für kein Geld der Welt jemals in meinem Leben machen. Mein Herz tut wirklich weh. Ich dachte, die Leute im Kreuzviertel wären viel bürgerlicher und besser als die in der Nordstadt, aber das hat sich leider als falsch erwiesen.

Am Nachmittag fahre ich zum Phönix-See, um einen freien Kopf zu kriegen. Ich denke viel nach, genieße zwar die Sonne und das Panorama, aber in meinem Kopf jagen sich die Gedanken einander. Ich versuche, Gott anzusprechen, habe viel zu viele Fragen im Kopf, auf die ich keine Antworten finden kann: Warum gibt es so große Unterschiede zwischen der Nordstadt und der Südstadt? Warum denkt man so skeptisch und negativ über die Nordstadt? Warum ist man viel stolzer, in der Südstadt zu wohnen als in der Nordstadt? Warum vorverurteilt man jemanden aus der Nordstadt?

Das ist UNSINN! Die Südstadt hat auch viel Prostitution, Kriminalität, unehrliche Menschen, die ist auch nicht viel besser als die Nordstadt. Ich bin heute von diesem sogenannten ‚Herrn‘ Heinrich Henrichsen aus der Südstadt sehr verletzt worden, weil er mich als Frau nicht respektiert hat, mich wegen des Jobs angelogen hat. Als ich ein paar Tage sehe, dass er auf der Internetseite für „Putzpeople“ seine Anzeige neu geschaltet hat, weiß ich, dass das seine Rekrutierungsmasche ist. Alle die blutjungen Prostituierten haben irgendwann mal für ein paar Tage dort den Boden gewischt. Und diese Masche kotzt mich ganz gewaltig an.

Ich sehe die Stadt Dortmund mit einem Mal total anders; Nordstadt und Südstadt sind wie zwei verschiedene Städte, die zufällig nebeneinander liegen. Ich sehe hier, dass der Dortmunder Hauptbahnhof quasi die Grenze ist zwischen der Nordstadt und der Südstadt.

Hey Leute, bitte!!! Hört auf mit der Vorverurteilung gegenüber der Nordstadt! Die Nordstadt ist zwar ziemlich krass und heftig, aber die Leute sind ehrlich, menschlich von gleichem Reichtum und sie sind einfach eine bunte Mischung. Dort leben unsichtbar viele interessante Künstler, gute warmherzige Leute mit unterschiedlichen Religionen und verschiedenen Nationen. Die Südstadt, ganz Deutschland, sogar die Welt, einfach alle Menschen sollten voller Bewunderung und Respekt zur Nordstadt aufschauen, wo die Leute friedlich miteinander leben können, obwohl sie total unterschiedlich sind. Die Leute, welche die Nordstadt noch verurteilen, sind arrogant und dumm.

Sie haben keine Ahnung. Sie haben nicht erlebt, was ich bisher in meinem Leben in Deutschland erlebt habe. Wenn sie denken, dass die Nordstadt eine dunkle Seite von Dortmund sei, sie aber niemals in der Nordstadt gewohnt haben, reden sie nur KOKOLORES! Ich war in Chemnitz, ich war für ein Jahr lang in Dunkeldeutschland und das schmeckte mir total bitter und hart. Ich weiß genau, was für schlimme Menschen dort leben. Im Vergleich mit Dunkeldeutschland ist das Leben in der Nordstadt nicht schlimm, sondern annehmbar, egal, was die Leute auch immer denken und wie sie die Nordstadt verurteilen.

Ich fahre zurück nach Hause, ich genieße das bunte und farbige Leben in der Nordstadt, ich sehe glückliche Leute mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Religionen hier friedlich zusammenleben, die Leute sind herzlich, nett und öfter als die Deutschen mit einem Lächeln im Gesicht. Asia-Imbisse reihen sich neben Döner-Buden, an Pizzerien, Internationalität überall an jeder Ecke. Wenn im Himmel gegessen wird, dann stelle ich mir die Tafel dort ähnlich grenzenlos, mitmenschlich und brüderlich vor. Was das angeht, fühle ich mich hier wie im Paradies.

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christian
christian
7 Jahre zuvor

HAHA :-). Wirklich witzig, wie hier (ein älterer Mann?) versucht sich in eine naiv-doofe Indonesierin mit Multikultiträumchen und rosaroter Brille zu versetzen. Oder: nee, eigentlich dämlich der Versuch. Was wollen Autor sagen? Warum viele 1000 Zeichen für die Message, dass es zu viele gutherzig-doofe Leute gibt, die die Nordstadt romantisieren. Geschenkt. Gibt es einige. Aber sind das 1. Germanistikstudentinnen aus Indonesien, 2. offener Drogenhandel, grölende Neonazis, Hinterhausnutten, ja gibt es da. Wissen alle. Gibt's – Achtung festhalten Herr Autor – auch in anderen Städten in genau der Mischung. Ist nicht toll, ist halt Großstadt, muss man so klein wie möglich machen. Hat auch keiner was gegen von denen, die da wohnen (müssen). Müssen, weii die Mieten so billig sind, dass die, die wenig bis nix haben, da klar kommen. Auch ein alter Hut. Egal. Ein bescheuerter Text, der genauso fiktional ist, wie die Reportage in der ZEIT vor ein paar Wochen.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
7 Jahre zuvor

Wie passend. Döner Kebap als Symbol der piefigen Ruhrgebietsweltoffenheit: Wir sind metropolitan, international und kosmopolitisch, weil wir an jeder Ecke Dönerbuden haben, die alle das exakt gleiche Fleisch vom Dönergroßhändler im exakt gleichen Brot vom Dönerbrotgroßhändler anbieten. So sieht Vielfalt im Ruhrgebiet wohl aus.

Dass die beiden iranisch aussehenden Männer (Woran erkennt man die eigentlich nochmal?) sich plötzlich respektvoll verhalten und den Rückzug antreten, ist unter den Umständen zumindest problematisch. Was wäre gewesen, wenn die Autorin keine Muslimin wäre? Offensichtlich scheint Religion ja eine wichtige Kategorie in der Nordstadt zu sein. Wenn du die richtige Religion hast, wirst du respektiert. Und wenn nicht? Sieht so Weltoffenheit aus?

himynameis
himynameis
7 Jahre zuvor

Burkas sind normal in der Nordstadt? Mensch, das ist ja wirklich dufte. 🙂 Endlich gibt es echte Vielfalt.
Und zumindest als Muslimin wird man nicht blöd angemacht. Was will man eigentlich mehr?

Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Christian #1

Die Indonesierin ist keine Fiktion sondern die Autorin. Erst lesen, dann kommentieren.

christian
christian
7 Jahre zuvor

Danke Arnold für die Info. Die ist ECHT, diese Autorin? Ich schmeiß mich weg. Der Text, ihr Blick, das alles ist stranger than fiction. Stranger than alles, was in der Nordstadt tatsächlich passiert. Was definitiv nicht das ist, was sie beschreibt oder die ZEIT beschrieben hat, weshalb ihr vermutlich so einen Text überhaupt in Erwägung für eine Veröffentlichung gezogen habt, oder? Um die Autorin (kann noch immer nicht glauben, dass jemand so schreibt) vorzuführen. Nicht die feine englische…

Joachim
Joachim
7 Jahre zuvor

Achtung Satire !!

Horst H. schrieb mir gerade aus Bautzen:

"An diesem Abend verbringe ich eine ruhige Zeit in meinem Bautzner Hinterhof. Es ist still, bis ich vertraute Musik in der Nähe höre. Ich öffne ein Fenster und bin freudig überrascht: die Geräuschquelle kommt aus der Ortsgruppe der Identitären Bewegung, es wird gerade Marschmusik gespielt. Oh, wie schön!"

Mal ehrlich Leute, dieser Identitätsquark nervt doch – blabla, ich fühl nur beim eigenen Stamm wohl, die Andern sind so böse…. buhuu….

Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Christian #5

Der Text ist natürlich subjektiv und anscheinend authentisch. Nicht mehr und nicht weniger. Mit Vorführen hat das nichts zu tun. Aber vielleicht äussert sich die Autorin ja auch noch selbst dazu.Ich fände das gut.

Rachma Ayu
Rachma Ayu
7 Jahre zuvor

@ Christian

Vielen Dank für das kritische Feedback, zu dem ich kurz Stellung nehmen möchte.
Aufgrund der Tatsache, dass ich nicht fiktiv bin, fühle ich mich dazu verpflichtet:

1. Wenn man sich in der Nordstadt auskennt, dann kann man meine Route nachlaufen:
Sie führt von der Uhlandstraße (Whg) über die Münsterstr (Waschsalon, Brautmoden, Haushalt Geschäft und Polizeipräsidium) und Keuning Park. (Aus Gründen der Diskretion möchte ich die Adresse des Bordells in der Südstadt hier nicht öffentlich kundtun. Falls der Kommentator sie nötig hat, gerne per PN).

2. Zu der Meinung, dass mein Text "naiv-doof", miltikulturträumerisch, romantisierend, gutherzig-doof" und "ein bescheuerter Text" ist, möchte ich mich nicht äussern, da es ja die persönliche Meinung des Kommentators ist, auch wenn sie ein wenig blöd-polemisch formuliert ist.

3. Danke, über den Vergleich mit der ZEIT habe ich mich gefreut (auch wenn ich mit dem besagten Artikel nicht einverstanden bin).

4. Ihre Ankündigung sich wegzuschmeissen unterstütze ich vollständig. Tun Sie das gerne, aber richtig!!

Biggi Senyuez
7 Jahre zuvor

Hallo Rachma,
Ich finde deine Antwort an Christian wirklich gut.
Auch ich hab mich in Köln Kalk immer sehr wohl gefühlt. Hab da auch nicht wegen der billigeren Wohnungen sondern wegen der Nähe zur FH gewohnt, da ich ja abends noch weiter studiert habe.
Vieles ist nicht so rosig in unseren Städten, und mit dem Respekt gegenüber Frauen hapert es tatsächlich an allen Ecken und Kanten. Auch ich durfte erfahren, dass mich Türken plötzlich respektierten als sie erfuhren dass ich mit einem Türken verheiratet bin-nicht wirklich ein beruhigendes Gefühl. Dass sich hier manche über deine persönlichen Eindrücke lustig machen…Schwamm drüber. Es gibt immer Besserwisser, die nichtmal genau lesen und schon loslegen und ihre Meinung mit allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten verwechseln.

Ich habe deinen Text auf jeden Fall gerne gelesen und finde ihn gut, weil er autenisch ist!

Danke
Biggi Senyüz

Ulrike Märkel
7 Jahre zuvor

Schöner und lesenswerter Text. Subjektiv – und genau deswegen spannend!

G
G
7 Jahre zuvor

Puh, der Text ist wirklich selten bescheuert! Da muss ich dem Christian absolut zustimmen. Ich hätte ebenfalls nie gedacht, dass es sich um eine reale Autorin handelt, die hier angeblich glaubhaft ihren Blickwinkel auf die Nordstadt verschriftlicht hat.
Da häufen sich so ekelhaft viele Klischees aneinander, dass man den schmackofatz Döner von der Ecke direkt wieder auskotzen möchte. Allein schon derart pauschal über Asiaten zu schreiben nur weil man eine ist wirkt super unsympathisch.
Dann frage ich mich wie bitte irgendein Häuschen der Uhlandstraße 70m von der Pauluskirche auf der Schützenstraße und gleichzeitig 20m von einer Moschee entfernt sein soll? Wenn man schon irgendwas suggerieren will, dann doch bitte faktisch korrekt!

Der Text ist scheinbar tatsächlich authentisch und zeigt auf, wie einfach und reduziert manche Menschen durch die Welt gehen und sie wahrnehmen. Es ist aber alles andere als ein authentisches Bild von der Nordstadt.

ruhrreisen
ruhrreisen
7 Jahre zuvor

Das beschönigt nicht die Tatsache, dass hier beschrieben wird, wie muslimische Jungmänner von einer Muslimin in Ehrfurcht die Finger lassen. Da hat die Autorin ja nochmal Glück gehabt. Welches Weltbild diese Typen von nichtmuslimischen Frauen haben, scheint die traurige Realität. Das lässt dieses unreflektierte Bild zumindest zwischen den Zeilen vermuten. Für mich – so Leid es mir tut – sind weder Burka noch Kopftuch ein Zeichen von bunter Vielfalt, sondern absolut inakzeptabel und ein Rückschritt vom Fortschritt. Es sei denn, die Verkleidung dient auschließlich Modezwecken oder ähnlichem. Zumal Kopftücher sich leider wieder ausbreiten als vermeintlich religiös konnotierte Unterordnung, damit der Mann nicht in Versuchung gerät. Da waren wir schon weiter. Das brauchen wir nicht mehr.
Da erwarte ich einfach mehr freiwillige Integration gerade von den neu Zugewanderten und Akzeptanz, dass Frauen hier frei und offen leben können. Und nicht ein Frauenbild, siehe oben. Und besonders mehr Sensibilität und Wissenbildung von der Germanistin – selbst wenn sie kein Kopftuch trägt.

christian
christian
7 Jahre zuvor

Hallo Rachma,

danke für deine Antwort. Und ich versprech mich wegzumeissen, wenn ich noch mehr solcher gut gemeinter Texte lesen muss, die ich als Witz verstanden habe, weil ich mir nicht vorstellen konnte,
dass jemand über 11 Jahren, der nicht aus einer Düsseldorfer Villengegend kommt, erntsthaft solche Passagen schreibt oder älte als 11 ist und sie nicht ironisch meint: ""Wie bitte nochmal?“, frage ich nach und der Typ immer noch leise: „Haschisch!“ Ich verstehe nicht, was der meint – was bedeutet überhaupt Haschisch? Zu der Zeit habe ich kein deutsches Wörterbuch dabei. Da ich eine höfliche Asiatin bin, bitte ich ihn, mir Haschisch zu erklären; ein paar Minuten und eine Erklärung später bin ich klüger und merke gerade, dass Haschisch so ähnlich wie Marihuana ist" Und das nach dem Feenstaub in der Uhlandvilla. Sorry, aber da dachte ich, ich bin beim POSTILLION oder Im NeoMagaziin und jemand ist echt fies.
Und so geht dein Text munter aisiatisch lächelnd weiter (ja, das war ein Klische, merkst du, dass dein Text voller – wenn auch positiv gemeinter Klischees und Vorurteile nur so strotzt? Und auch mit Vorurteilen von "Dunkeldeutschland" ganz locker um dich schmeisst, aber erwartets, dass man die Nordstadt bitte dirfferenziert betrachtet. Das kann man nicht ernst nehmen.

Du findets est nicht naiv, wenn man nicht sofoft merkt, dass man in einem Puff arbeitet, wenn nackte Frauen aus Zimmern kommen und Männern die Tür öffnen? Ob Kreuzviertel oder Essen Baldeney oder Nordstadt. Du willst die Vorstellungen von Nordstadt kontakarieren, aber arbeitest selbst die ganze Zeit mit solchen Vorstelllungen von "bürgerlichem Viertel" oder dem Phönixsee zur Erholung für die Seele.

Du findest es nicht weltfremd und kindlich, nix verstehend erzählt, wenn du schreibst: "Die Südstadt, ganz Deutschland, sogar die Welt, einfach alle Menschen sollten voller Bewunderung und Respekt zur Nordstadt aufschauen, wo die Leute friedlich miteinander leben können, obwohl sie total unterschiedlich sind." …Ähm. Ja. Sicher. So schön bunt. Die Konflikte, die Probleme, die Kaputten, Agressiven, Alkis und Schläger, die Diebe und Bitterarmen – siehst du die nicht? Die sind zumindest AUCH da, selbst wenn das nicht das EINZIGE ist, was die Nordstadt ausmacht.

Und dann die Geschichte aus dem Waschsalon, wo du angemacht wirst, die macht mich jetzt, wo ich weiß, dass du nicht Laurin in Disguise bist eigentlich beschämdend:
"„Sie ist Muslim.“ Einsilbig stimme ich zu: „Ja“. Die beiden Kerle treten urplötzlich Schritt für Schritt rückwärts Richtung Ausgang den Rückzug an und verabschieden sich formvollendet höflich: „Wir sind auch Muslime, wir wünschen dir einen schönen Tag, Schwester!“ Innerlich schmeiße ich mich weg vor Lachen." Wegschmeißen? Das ist deine Reaktion? Kein Kommentar schreibst welch ekliges Bild "deutscher Frauen" aus der Reaktion dieser Typen spricht? Ach so, sie ist Muslimin, also ein anständiges Mädchen. Wärste ne Deutsche, dann wärste für jeden zu haben. Das war was die meinten, und ist aber nicht, was du siehst. Und das ist nicht naiv unreflektiert?

Genug davon. Der ZEIT Artikel war gut geschriebener Meinungsjournalismus mitten im Wahlkampf, der leider in seiner krassen Unausgewogenheit kein guter Journalismus ist. Weshalb Siraus Kritik genau richtig ist. Dein Text ist ein Beispiel für den Spruch: Das Gegenteil von Gut ist Gut gemeint.

Vielleicht gehst du mal das nächste mal zum Nachdenken nicht an den Phönixsee sondern setzt dich zwei Stündchen an den Nordmarkt. Das wird den blümchen-feenstaub Stil deines Textes ein wenig der Realität annähern.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#8: "Adresse des Bordells in der Südstadt"

1. Ich kenne keinen Dortmunder, der den Begriff "Südstadt" verwendet. Die Haufendorf-Präsentation im Dortmunder Süden hat nix, aber auch garnix mit "Stadt" zu tun.
2. Gibt's den Tannenhof in Renninghausen echt noch?;-)

Stefan Laurin
Admin
7 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann: Der Dortmunder Musiker Boris Gott hat Südstadt im Bezug auf Dortmund in seinem Stück "Mädchen aus der Südstadt" verwendet:

Zero
Zero
7 Jahre zuvor

Mir gefällt der Text. Die Erzählerin irgendwo zwischen Stephanie Plummer und Flavia DeLuce angesiedelt.
Das Ruhrgebiet braucht mehr solcher Autoren.

Erica
Erica
7 Jahre zuvor

Ich bin tief gerührt. Der Herr Sierau sicher auch. Vielleicht sollte ich doch lieber in die Nordstadt umziehen, wenn hier im Kreuzviertel jetzt der Straßenstrich blüht. I

Daniel Kasselmann
7 Jahre zuvor

Christian,
hier schreibt Dir der Lektor von Rachma Ayu. Ich bin sozusagen der Grund, warum die Autorin 2014 von Chemnitz, wo sie 2013 ein FSJ gemacht hat, nach Dortmund gezogen ist. Ihre „Vorurteile“ gegenüber Dunkeldeutschland basieren auf eigener einjähriger, durchaus leidvoller Erfahrung in Chemnitz.

Stell Dir mal vor, dass sie vorher in Bandung, Indonesien Germanistik studiert hat. Auf Drogenbesitz steht in Indonesien die Todesstrafe. Stell dir mal vor, dass mal hier nach Deutschland kommen kann und noch keine Drogenerfahrung hat, weil man am Leben hängt und kein Bock auf Todesstrafe hat.

Was Du schreibst, dass ihr Blick naiv ist, zu denken, dass die Südstadt die heile Welt darstellt, geht genau in die Richtung, die beabsichtigt war; die Erzählerin hat anfangs ein positives Bild von der Nordstadt und versteht die negative Einstellung ihrer Kommilitonin nicht. Auf ihrem Weg durch die Nordstadt macht sie bestimmte Erfahrungen, die sie mehr und mehr daran zweifeln lassen.

Du schreibst, die Autorin sieht nicht die Probleme der Nordstadt, die Kaputten, die Aggressiven, Alkis und Schläger, Diebe und Bitterarmen. Auch da muss ich dir widersprechen, in den ersten 8 Monaten in Dortmund hatte die Autorin noch keinen Aufenthaltstitel und lebte zusammen mit ihrem Mann in einer 30qm-Butze. Ohne Titel durfte sie nicht arbeiten. Sie hat selbst in dieser Zeit weit unterhalb des Existenzminimums gelebt, also markier hier nicht den Oberlehrer und tu so, als wüsste die Autorin nicht, was Armut bedeutet. Die Kaputten, Aggresssiven, Alkis hat sie natürlich gesehen, aber ich habe ihr geraten, sich von diesen Leuten fernzuhalten, weil es ungesund sein kann. Und die auch noch zu thematisieren, hätte den Text noch länger gemacht, das hebt sie sich für ihren ersten Roman auf.

Ich habe ihr empfohlen, die Szene im Waschsalon nicht weiter zu kommentieren, denn sie spricht ja für sich, nicht wahr? Die Jungs sind so erzogen, dass sie mit den deutschen Frauen, den Christinnen und sonstigen Heiden spielen und auch locker mal drüber dürfen, aber nicht mit „Schwestern“. Was das über ihre Erziehung aussagt, ist doch eigentlich klar, nicht wahr? Für eine religionspädagogische Diskussion ist so eine Reportage nicht der Ort und dann braucht man es nicht weiter zu kommentieren, das ist zumindest mein Standpunkt als weißer, nordischer, kleinwüchsiger Deutscher. Ebenso ist es nicht der Ort, um die werweißwievielte Kopftuchdebatte vom Zaun zu brechen, ich denke, die Argumente sind so klar, dass es fast schon langweilig ist.
Dein Vorschlag, sich zum Nachdenken auf den Nordmarkt zu setzen, ist total brillant, aber es ist so unruhig dort. Aber glaub mal, dass sie ihn kennt.

Ich finde Deine Art und Weise, auf dem Text einer jungen Autorin einzuprügeln, bis kein Buchstabe mehr auf dem anderen steht, ganz, ganz schrecklich. Selbstgerecht, unfair, brutal, gemein und hochgradig asozial. Ich habe die Autorin dazu ermuntert ihn zu veröffentlichen, weil ich – immer noch – finde, dass er ein interessanter Erfahrungsbericht ist. Jetzt darf ich ihr das Reich-Ranicki-Phänomen erklären, dass manche Möchtegern-Kritiker sich daran aufgeilen, im Stile eines selbstherrlichen Popanz, selbstgerecht Autoren ohne Rücksicht in Grund und Boden niederzumachen, um sie möglichst zu vernichten, zu verunsichern und zum Schweigen zu bringen. Aber Du bist nicht hier nicht alleine, auch wenn Du am lautesten plärrst. Die Art Deiner Kritik zeigt nur deine schreckliche, empathielose Armseligkeit.

ke
ke
7 Jahre zuvor

Ich kenne die Nordstadt auch als Ort, in dem Studenten und Jugendliche ihre erste Schritte am Ende des letzten Jahrhunderts unternommen haben.

Es ist toll, dass es noch so ist, dass Dortmund auch Wohnungen und die Infrastruktur für kostengünstiges Studieren bieten. Die Nordstadt ist ein "Ankomm"-Viertel. Wenn man es geschafft hat, verlässt man es.
Der Bericht ist eine spannende Entdeckungsreise durch Dortmund Nord-/Süd.

Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich irgendwo gelesen, dass der Norden eigentlich schon immer der arme Bereich in Dortmund war. Früher floss der Mist einfach den Berg herunter und Dortmund liegt im Süden höher als im Norden. Mit den Arbeitervierteln blieb es so.
Der Süden hat sicherlich durch Uni-Nähe, Klinik etc. profitiert. Es leben andere Menschen in alten Häusern, die oft renoviert wurden.

Die Münsterstrasse bin ich zu Zeiten der Strassenbahn häufiger entlang gelaufen. Heute weiß ich nicht, was ich dort soll. Mir gefallen die vielen Menschen in den Häusereingängen nicht. Interessante Geschäfte gibt es auch nicht. Aber das ist typisch für eine Großstadt.

Es ist natürlich Pech, wenn der Einstieg (?) in Deutschland mit Chemnitz beginnt. In der Liste der Städte , in denen ich nicht leben möchte, ist diese Stadt ganz weiter vorne. Selbst vor GE und DU.

Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Daniel Kasselmann # 18

Das hatten wir hier noch nie bei den Ruhrbaronen: Ein Lektor der sich in die Debatte um den Text (s)einer Autorin einmischt. Sorry, aber das ist hier kein Ponyhof für Jungautoren, Herr Kasselmann, und deswegen ist es völlig unnötig, dass sie sich hier als Oberkritiker aufspielen.“Ihre“ Autorin ist stark genug, sich selber zur wehr zu setzen.

Thorsten Stumm
7 Jahre zuvor

Ich bin es eigentlich müde als Nordstädter mir immer wieder von Leuten die hier nicht wohnen meine Gegend erklären zu lassen und mich immer wieder belehren zu lassen, dass ein glückliches Leben hier nicht möglich ist. Bullshit….

Mein Sohn ging hier in eine wunderbare Kita, zur Grundschule in die Kleine Kielstrasse, eine hervorragende Schule, und nun geht er mitten in der No-go-Area zum Gynasium….ja, man kann hier Kinder glücklich aufwachsen lassen…das geht….sein besten Freunde sind ein Kurde und ein Grieche….ich habe im beigebracht das die Nationalität eines Menschen egal ist, aber das man Menschen egal welcher Herkunft in den Arsch treten muss, die sich nicht benehmen können, dass man den Hasser seinen Hass versagen kann und muss, aber trotzdem jedem Unrecht unversöhnlich sein kann….lebt euer Leben, ich lebe mein eignes ,kleines glückliches Leben, ich geh hier nicht weg, weil es für mich dafür keinen Grund gibt…wer damit nicht klar kommt oder meint es besser zu wissen, leckt mich….

Tilleulenspiegel
Tilleulenspiegel
7 Jahre zuvor

@ke

Die Münsterstraße ist die multikulturellste Einkaufsstraße in Dortmund. Sitz man dort in der Eisdiele-absolut gutes Eis, Cappuccino perfekt,sehr preisgünstig-kann man sich vorstellen, in Paris zu sein.
Es gibt dort tolle kleine Lebensmittelgeschäfte, nicht nur Dönberbuden, sondern bspw. das beste türkische Restaurant weit und breit,einen Top-Fahrradladen und vieles mehr. Ja, Koks und Grass können Sie dort auch kaufen, zwingt sie aber niemand.

Insgesamt gesehen ist die Nordstadt zwar von Armut und in der Folge auch Kriminalität deutlich stärker als andere Stadtteile betroffen, auf der anderen Seite gibt es in keinem anderen Dortmunder Stadtteil so viel Potenzial. Es gibt Programmkinos, es gibt zwei Theater, es gibt verschiedene kulturelle Begegnungsorte mit unterschiedlichen Schwerpunkten, es gibt eine aufstrebende Alternative Kneipenszene – von den Arbeitsplätzen sprach ja Siersu schon- und der Hafen bietet enorme Wachstumsmöglichkeiten.

Der Norden ist ein spannender und wachsender -und dazu der kinderreichste -Stadtteil .Dortmunds

Wer meint, der Dortmunder Norden wäre ach so schlimm und fürchterlich, kennt nicht viele Orte auf dieser Welt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Boris Gott?? Oh Gott, ein Sauerländer, alles klar….;-)

Ikan Bakar
Ikan Bakar
7 Jahre zuvor

@Daniel Kasselmann
In Indonesien steht nicht auf Drogenbesitz sondern auf Drogenschmuggel die Todesstrafe!

Die Nordstadt ist im Vergleich zu anderen Gegenden ein Paradies in dem Menschen aus aller Welt friedlich zusammen leben!

ruhrreisen
ruhrreisen
7 Jahre zuvor

An den Lektor von Rachna
die werweisswievielte Kopftuchdebatte ist leider solange nötig, bis das Problem keines mehr ist. Besonders bei diesem bewusstlosen Text.
Und gerade dehalb, weil die Asisatin von der zähen, ermüdenden Kopftuch-Debatte keinen Schimmer zu haben scheint. Selbst wenn dies einem "kleinwüchsigem Mann" zum Hals heraushängt, ist es Teil deutscher Emanzipation und gehört sicher vor allem einer "süßen, zierlichen muslimischen Germanistikstudentin?" vermittelt – sonst fehlen ihr wesentliche Hintergründe.

Bestseller sind ja nicht unbedingt von Überfliegern geschrieben. Neidlos: Viel Erfolg!

Dennoch ist die Kritik von "Christian" vollkommen überzogen und – hier – bewusst verletzend. Selbst, wenn ich vieles inhaltlich teile. Das muss nicht sein und entlarvt den Schreiber selbst.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Naive (Pl)Attitüden mit Feenstaub garniert. Um es im Duktus des Textes zu sagen: Klischee-Karaoke 😉
Da wendet sich sich nicht das Bild der Nordstadt, sondern der Leser ab.

@ Daniel-Lektor-Kasselmann: If You can´t stand the heat, keep out of the kitchen …

GMS
GMS
7 Jahre zuvor

@Daniel Kasselmann, @Rachna Ayu,

Vielen Dank für den Text und die Erläuterungen.
Ja so ist sie, die Nordstadt (wohne selbst in dieser Straße).
Nein, muss nicht alles so einordnen wie Frau Ayu das tut. Aber weitere Perspektiven bleibt man dumm.

Angelika
Angelika
7 Jahre zuvor

Ich finde den Text der Gastautorin Rachma Ayu klasse geschrieben. Es geht doch gar nicht darum, wie die hier Kommentierenden die Nordstadt finden. Es geht um einen Perspektivwechsel und als Leser hat man die Chance mal durch eine andere Brille zu schauen. Danach schaut man dann wieder durch seine eigene Brille – möglicherweise aber mit veränderten Gläsern.

paul
paul
7 Jahre zuvor

@ Rachma Ayu

über einige kommentatoren solltest du nicht weiter nachdenken, zum beispiel "abraxasrg":

wer hier öfter liest, weiss, dass "abraxasrg" nur eins gut findet: sich. aber dafür umso mehr

christian
christian
7 Jahre zuvor

@Daniel Kasselmann dann hatte ich ja doch Recht, als ich im ersten Post das Gefühl hatte, der Text stammt von einem älteren Herrn :-).

Und meine Absicht war es bestimmt nicht auf "freundliche Asiatinnen" (das Klischee kommt aus dem Text und sollte ein Lektor sofort streichen!) einzuprügeln. Aber dieser ganze Spaziergang klingt wie Satire und alles andere als die "Innenansicht" einer Anwohnerin. Da les ich lieber Sasha Bisley…. Hach alles so herrlich bunt hier, und Dönerbüden und Pizza und Kopftuch und Burka und piepieppiep alle hamm sich lieb. DAS, so ein Text wird das Image (ja ein Image, weil die Nordstadt ein guter Ort sein kann und ein beschissener) der Nordstadt in keinster Weise verändern und sicher auch nicht die Perspektive von Leuten, die da den Untergang des Abendlandes anbrechen sehen. Zu denen ich nicht gehöre. Deswegen muss ich Poesiealbums Spaziergänge von solch tragischer Naivität aber noch lang nicht gut finden.

Und dass sie ihr geraten haben wollen, die Interpretation der Waschsalonsituation rauszulassen ist Beleg, dass hier ein konflikfreies Paradies gemalt werden soll. Gemalt.
Das Zitat aus ihrem Kommentar "…aber ich habe ihr geraten, sich von diesen Leuten fernzuhalten, weil es ungesund sein kann. Und die auch noch zu thematisieren, hätte den Text noch länger gemacht.." braucht keine weitere Erläuterung, weil es eben zeigt, wie sie den Text gern haben wollten. Und dass der mit großen Teilen der Wirklichkeit dort nix zu tun hat.
Ihrer Autorin wünsche ich viel Erfolg dabei, ihre eigene Stimme zu finden.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Niemand, der die Sprache so gut beherrscht, wie die Gastautorin, kann sich 4 jahre mit eben dieser Sprache beschäftigen, ohne auf das Wort Haschisch gestoßen zu sein. Wer sich auch nur eine Woche lang durch ein oder zwei Medien durchliest, stößt mindestens 5 bis 10mal auf diesen Begriff.
Ich unterstelle mal, daß sie, die Schreiberin, uns nicht verkackeiern will, bzw. ehrlich ist. Dann bleibt der Schluß, daß sie nie Zeitungen liest und sich ihre Bildung ausschließlich über schöngeistige Literatur besorgt hat. Ganz ehrlich, ich lese dann solch einen politisch defititären Text nicht weiter, so schön er sprachlich auch sein mag. Aber das sind meine persönlichen Regeln, die niemand mit mir teilen muß.
Die Dortmunder Nordstadt kenne ich nicht, und ich bin nur aus Zufall auf den Text gestoßen, weil @Christian unterstellt hat, daß @Laurin diesen Text geschrieben haben könnte. Nein, hätte der nie hingekriegt, weil dieser Text in einer Frauensprache geschrieben wurde, weshalb er vermutlich auch den kommentierenden Frauen gut gefällt. Der Text ist ja auch gut und flüssig geschrieben, aber ich kann der Autorin nur raten, täglich mindestens eine Zeitung mit politischem Teil zu lesen, sonst kann sie mich mit ihren Texten nie erreichen.

ruhrreisen
ruhrreisen
7 Jahre zuvor

stimmt nicht – dass hier ausschließlich frauen den text gut finden.
ich finde den text…ohne worte. und bewundere höchstens den mut, ihn zu veröffentlichen.

Angelika
Angelika
7 Jahre zuvor

"…weil dieser Text in einer Frauensprache geschrieben wurde, weshalb er vermutlich auch den kommentierenden Frauen gut gefällt…", meint Helmut Junge #31

Ja nu … Vielleicht isset so …

thomasweigle
thomasweigle
7 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann Als ich meinen Artikel "Der BVB, die Nazis und der Dortmunder Wedding" schrieb, bin ich öfter auf den Begriff "Südstadt" gestoßen, gebraucht von Nordstädtern.

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
7 Jahre zuvor

Da schildert also eine ,,naive Muslims" ganz subjektiv ihre persönliche Wahrnehmung des Umfeldes,
in dem sie lebt und schon fühlen sich einige provoziert und ganz einfach in ihrer eigenen, natürlich ganz objektiven Wahrnehmung gestört.
Natürlich muss man da reagieren, die eigene hoch gelobte und natürlich immer praktizierte Liberalität hinten anstellen und die Autorin als naiv ab qualifizieren. Sich über die fehlende Problematisierung von Burma und Kopftuch aufregen, gleichzeitig aber verständnisvoll von Frauensprache und für Frauen geschrieben lamentieren.
Mich persönlich hat der Text sehr angesprochen und bin keine Frau, wohne aber in einer ähnlichen Gegend wie der Nordstadt, in unmittelbarer Nähe des ehemals sogenannten Problemhauses ,,in den Peschen" und in einer vornehmlich von Migranten bewohnten Gegend voller Kopftücher.
Und ganz subjektiv und möglicherweise auch naiv stört mich dies nicht.Wohl aber stören mich Nazis und Klemmnazis, denen man in Rheinhausen, Meiderich und Neumühl zuhauf begegnet und mich glauben lassen, dass Dunkeldeutschland vor der Haustür liegt.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Lieber Norbert Krambrich, wenn ich hier bei den Ruhrbaronen als Gastautor Artikel veröffentliche, was ich gelegentlich tue, muß ich bereit sein, Kritik zu ertragen. Das Risiko geht jeder ein, der hier kommentiert oder Artikel schreibt. Übrigens habe ich schon "In den Peschen" übernachtet, und fand das nicht schlimmer als Neumühl, wo ich wohne. Und die Dortmunder Nordstadt wird auch ok. sein. Nur kenne ich die nicht. Ich finde aber auch das U und die Umgebung vom U nicht so besonders attraktiv. Das hat auch damit zu tun, daß ich mit der Ruhrtop-Karte nur in die für mich langweilige Dauerausstellung hineinkomme. Schwache Stadt! Wenn die den Fußballverein hier bei den Ruhrbaronen nicht so endlos aufblasen würden, würde ich nie von ihr gehört haben.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@thomasweigle: Das mag so sein, trotzdem würden Dortmunder Eingeborene (also "BioDos") nix damit anfangen können. Der Wohlstandsäquator verläuft entlang der B1, südlich davon ist "im Dortmunder Süden", nördlich ist Tremonia und Kreuzviertel (gentrifiziert) oder Saarlandstr.-Viertel. Weiter nördlich ist Innenstadt und danach kommt halt Nordstadt.

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
7 Jahre zuvor

Lieber Helmut Junge,

mir geht es gar nicht darum Kritik grundsätzlich in Frage zu stellen abzulehnen, mir ist nur aufgefallen, dass bei einigen offenbar die Autorin selbst als ,, naiv", mit ,, Feenstaub" arbeitend etc . abqualifiziert werden soll, anstatt den Text als eine ganz subjektive ,aber legitime Beschreibung des täglichen Lebens in einem Stadtteil zu sehen.So wie die Autorin tägliches Leben und Erleben schildert, so ist die Wahrnehmung Anderer über diesen Stadtteil ganz anders, genauso subjektiv, aber auch genauso legitim.So wie ich auch eine Menge Duisburger kenne, die Rheinhausen oder Neumühl ganz anders erleben, als Du oder ich ( darunter übrigens einige gemeinsame Bekannte von uns )

Rachma Ayu
Rachma Ayu
7 Jahre zuvor

@ruhrreisen #12

Ich finde das gestrige Weltbild von den beiden Typen im Waschsalon natürlich lächerlich; deswegen habe ich geschrieben, dass ich mich wegschmeiße vor Lachen. Das war mein Ausdruck für die Reflexion der Protagonistin zwischen den Zeilen. Als Muslima trage ich hier kein Kopftuch, der Grund für diese Entscheidung ist eine private Sache zwischen mir und Gott, die ich bitte zu respektieren genauso wie ich selbst die Entscheidung von anderen Frauen respektiere, den Hijab zu tragen.
Hier den Hijab, Kopftuch, Burka zu debattieren ist nicht mein Thema, das können andere besser (siehe Necla Kelek: Chaos der Kulturen. Die Debatte um Islam und Integration. Köln. 2012).

@Christian und @Helmut Junge

Die Erzählung spielt im Jahr 2014 nach einem Jahr Aufenthalt in Deutschland waren meine Deutschkenntnisse nicht mehr als gut.
Wenn ihr meint, dass ihr zu diesem Zeitpunkt eines entsprechenden Auslandaufenthaltes die Begriffe
Sabu-Sabu, Putaw, Dum-Dum titik, chimenk, sakaw, linting gegenüber den einheimischen Händlern verhandlungssicher benutzen könntet und die Namen der Leitartikler der drei führenden Tageszeitungen rückwärts tanzen könntet, dann sage ich RESPEKT!!!!
Ich kannte die Drogenbegriffe nach einem Jahr nicht und habe zu diesem Zeitpunkt keine Zeitungen gelesen. Jetzt habe ich SPIEGEL, TAZ, und RUHRBARONE.
Ich kenne jetzt Flakka, aber habe nicht nötig das auszuprobieren!

Meine Geschichte ist keine 100%ige Reportage. Ich habe verschiedene persönliche Erlebnisse in diesem Spaziergang durch die Nordstadt literarisch verdichtet.

@Christian

im Post # 30 behauptest du gegenüber meinem Lektor (!) du hättest doch Recht gehabt mit deinem Gefühl im ersten Post, der Text stammt von einem älteren Herrn.
Das stimmt nicht, du hattest Unrecht, denn ich bin die Autorin des Textes und mein Lektor hat nur lektoriert und nicht mehr. Deine Behauptung ist somit üble Nachrede nach § 186 und strafbar. Ganz dünnes Eis!!! Vorsicht mein Freund!!!!

Himynameis
Himynameis
7 Jahre zuvor

@39: Scheinbar gibt es hier nicht nur dünnes Eis, sondern auch dünne Haut.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

@Himynameis, wieso dünne Haut? @Rachma Ayu erklärt einiges und das sehr gut, wie ich finde. Und @Christian kriegt eine wohlverdiente Warnung. Das ist völlig ok. Der kann froh sein, wenn ihn die Admins nicht rausschmeißen.

Himynameis
Himynameis
7 Jahre zuvor

@41: naja, ich hab das mal an den acht Ausrufezeichen in zwei Sätzen festgemacht, das ist schon komischer Stil und liest sich dünnhäutig. Ich hätte bis jetzt auch nicht gedacht, dass man bei den Ruhrbaronen wegen eines flapsigen Kommentars gleich rechtliche Konsequenzen angedroht bekommt, sondern dass auch mal "gloves off" diskutiert werden kann.

Davon abgesehen habe ich auch so meine Probleme mit diesem Wohlfühl-Stream-Of-Thought und muss zugeben, irgendwo mit dem Lesen aufgehört zu haben. Aber ich muss ja auch nicht jeden Beitrag hier gerne lesen.

ruhrreisen
ruhrreisen
7 Jahre zuvor

@rachma
die enervierende kopftuchdebatte habe ich nur im Zusammenhang ergänzend erwähnt wie aus meiner Sicht Religion von sowohl Frauen als auch Männer religiös missbraucht wird.
Ich erwarte einfach, dass die muslimischen Frauen sich auch die Freiheit nehmen, die sie hier haben und wissen sie zu nutzen – besonders ihren Männern gegenüber.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

#41 & #42
Helmut, da bin ich bei himynameis, abgesehen davon, ist das Rechtsverständnis der Autorin ebenso naiv, wie ihre Schilderung der Nordstadt. Es feht sowohl die Rechtsnorm als auch die geringste Kenntnis von Rechtsverfahren. Frag mal einen Staatsanwalt Deines Vertrauens nach der Aussicht auf ein Verfahren. 😉 Aber immerhin droht sie mit den Rechtsstaat und nicht mit ihren Brüdern oder ihrem Lektor 😉

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

….Als Muslima trage ich hier kein Kopftuch, der Grund für diese Entscheidung ist eine private Sache zwischen mir und Gott, die ich bitte zu respektieren genauso wie ich selbst die Entscheidung von anderen Frauen respektiere, den Hijab zu tragen….
Auch die Entscheidung dafür, diese Privatsache (den Hijab zu tragen) nicht zu respektieren, ist und bleibt Privatsache.
So war das als ich jung war und mir lange Haare wachsen ließ und so war es später, als ich mir einen Bart wachsen ließ. Man konnte die Reaktion bestimmte Leute treffsicher vorhersagen. Da muß jeder ( jede) durch und da gibt es keine Hilfe. Jedenfalls solange es bei Meinungen bleibt. Das würde sich keine Regierung trauen, Meinungsäußerungen, Mißfallensäußerungen zu verbieten, Eine solche Regierung würde abgewählt. Gewaltanwendungen stehen dagegen unter Strafe.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

, haha auf die Minute zeitgleich gepostet. Würde @Michael mir meine Autorenschaft abstreiten, nur weil ich eine Frau wäre , rein theoretisch natürlich, wäre ich auch sauer.
Er erwartet doch sicherlich, daß wir alle ihm abnehmen, daß er, @Michael, selber seine Kommentare geschrieben hat. Aber angezeigt hab ich in all den Jahren noch niemanden, der mich kritisiert hat. Ein Troll hat mich mehrfach als dumm bezeichnet, ohne daß ich ihm da folgen wollte. Aber andere Menschen haben eben nicht so ein unerschütterliches Selbstbewußtsein.
Die reagieren tatsächlich dünnhäutiger.
Ich melde mich nächste Woche. Vorher muß ich mich um meinen frischgeborenen Enkel Emil kümmern. Erster Enkel!. Bis dann.

Robin Patzwaldt
Editor
7 Jahre zuvor

@Helmut: Dünnhäutig darf man hier als Autor wahrlich nicht sein. Dann macht das nicht lange Spaß. Aber das Durchhalten kann sich echt lohnen. 😉 Dir viel Spaß und Freude mit der größer gewordenen Familie! 🙂

Rachma Ayu
Rachma Ayu
7 Jahre zuvor

@Helmut

Herzlichen Glückwunsch zum ersten Enkel!

Ich hoffe, wenn ich meinen ersten Enkel begrüße, bin ich auch wesentlich dick häutiger als heute. Aber
um mir das anzutrainieren bin ich ja jetzt hier 🙂

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Herzlichen Glückwunsch Helmut! Darauf stoßen wir an! 😉 Cheers!

Robin Patzwaldt
Editor
7 Jahre zuvor

@Rachma Ayu: Halte durch! Am Anfang habe ich auch immer irgendwie nur gehofft, dass doch bitte möglichst wenige Leute die Beiträge negativ kommentieren mögen. Heute ist das Gegenteil der Fall. Wirklich! Man gewöhnt sich nicht nur an die Kritik, man hat am Ende sogar Spaß an den Diskussionen. Versprochen! 🙂

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