Dortmund: Polizei bestreitet Vereinbarung mit der Presse

Gregor Lange
Gregor Lange

Rolle Rückwärts: Nachdem gestern Dortmunds Polizeipräsident in einem Schreiben an Kommunalpolitiker als Ergebnis eines Hintergrundgesprächs die Zurückhaltung der Medien bei der Berichterstattung Nazi-Kundgebung am kommenden Samstag präsentierte, wird nun bestritten, dass es eine Vereinbarung mit den Medien gibt.

In Dortmund hat es eine lange Tradition, die Vertreter der Medien ungleich zu behandeln. Neben den Pressekonferenzen gibt es den sogenannten „Dortmunder Kreis„. Zu ihm gehören nach Recherchen des Journalisten Thomas Schweres der WDR, die Ruhr Nachrichten, Radio91.2 und Bild.  Die zum Dortmunder Kreis gehörenden Journalisten werden bevorzugt behandelt und erhalten Informationen, die andere Journalisten nicht bekommen. Gestern schrieb Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange Vertretern des Dortmunder Stadtrates, dass diese Medien sich bei der Berichterstattung über die Nazi-Kundgebung zurückhalten wollen:

Mit Vertretern der örtlichen Presse wurde deshalb ein Hintergrundgespräch geführt. Die örtlichen Medien wollen sich mit der Berichterstattung über die angemeldete Standkundgebung zurückhalten, um den Rechtsextremisten keinen unangemessenen medialen Raum für ihre Propaganda zu geben.

Gerade eben erreichte uns ein Schreiben von Polizeidirektor Michael Stein, dem Leiter des Leitungsstabs. Stein schreibt:

Entgegen der o.a. Berichterstattung stelle ich richtig, dass es keinerlei Vereinbarungen zwischen der Dortmunder Polizei und Medienvertretern über Art und Umfang von Presseberichterstattung gegeben hat.

Nach unseren Informationen stimmt die Darstellung Steins, die auch an die Mitglieder des Landtags ging   – wir hatten nur noch nicht die zweite Quelle, die dies bestätigte. Deswegen ist noch kein Artikel zu dem Thema erschienen. Das hat sich mit Steins Mail an uns erledigt. Nicht erledigt hat sich Langes Mail, in der er darüber berichtet, dass die Teilnehmer der Kungelrunde zugesagt hätten, sich bei der Berichterstattung zurückzuhalten.

Die Ruhr Nachrichten bestreiten, dass es eine solche Zusage gibt und kündigen an, zu berichten:

RN_do_tweet_langeAuch das Bild eine solche Zusage macht und sich bei der Berichterstattung zurückhält, ist unvorstellbar. Aber was hat Lange dann geritten, von der angeblichen Zurückhaltung der Medien zu schreiben? Selbst wenn es eine Vereinbarung gegeben hätte wäre es mehr als dumm, sie auch nur halböffentlich zu verbreiten. Jedem, der bis drei zählen kann, müsste klar sein, dass eine solche Nachricht innerhalb weniger Minuten die Runde macht.

Langes Schreiben an die Ratsmitglieder ist für mich ein Zeichen höchster Unsicherheit des Polizeipräsidenten: Er braucht dringend einen Erfolg im Kampf gegen Rechts. Und er muss der Politik zeigen, dass er das Heft in der Hand hält. Da er weder Erfolg hat, noch das Heft in der Hand hält, scheint er einen Hang entwickelt zu haben, sich und seine Arbeit etwas glanzvoller darzustellen als sie ist. Dass er damit nun auch das Vertrauensverhältnis zu den Teilnehmern seiner Hintergrundrunde beschädigt hat, wird er in den kommenden Wochen und Monaten lernen. Und dass er sich vor der Politik erneut blamiert hat, wird seinen Stand in Dortmund sicher nicht verbessern.

Lange bleibt, was er vom ersten Tag als Polizeipräsident in Dortmund war: Eine Fehlbesetzung.

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Hubi
Hubi
10 Jahre zuvor

Könnten die Ruhrbarone nicht mal ein Interview mit Gregor Lange bringen ?

Es gibt mittlerweile ja doch einiges an Klärungsbedarf…

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Hubi: Schätze mal, dass Lange zunächst sein lokales Standing auf lange Zeit zerstört hat. Welcher Politiker möchte denn mit Jemandem in der Polizeiführung zusammen arbeiten, der in kritischen Lagen Unwahrheiten über seine Partner verbreitet?

Ich würde, da die Dinge in Dortmund einigermaßen – auch dank der Ruhrbarone – offen liegen, eher ein Interview mit Langes Chef Jäger über *dessen* Beurteilung der Eskapaden seines Ziehsohns lesen.

Erdgeruch
Erdgeruch
10 Jahre zuvor

Das ist wirklich eine irgendwie total merkwürdige Nummer. Wenn man eine Hintergrundrunde hat, dann redet man nicht drüber. Wenn man keine Hintergrundrunde hat, dann redet man auch nicht drüber.

Wer ist denn da Pressesprecher? Elmo?

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[…] Polizei bestreitet Vereinbarung mit der Presse vor Demo am Samstag (Ruhrbarone) – Siehe auch: Verwaltungsgericht macht die Straße dicht für die “gelben […]

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[…] Nachtrag: Um korrekt zu bleiben: In unserem Artikel berichten wir von einem “Schweigeabkommen” zwischen “örtlichen Medien” und der Polizei. Dies wurde bereits dementiert, allerdings erst nachdem der Bericht fertig war. Quelle […]

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