Dortmund: Polizeipräsident warnt vor „voreiligen Schlüssen“ – Heute erneut Demo

Gregor Lange


Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange warnt davor, nach dem gewaltsamen Tod des 16-jährigen Flüchtlings aus dem Senegal „voreilige Schlüsse“ zu ziehen: „Bewertungen des Geschehens machen erst Sinn, wenn das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist und Ergebnisse und Fakten vorliegen“, machte Lange am Donnerstag klar. Die Antifa ruft am Freitag erneut zu einer Demo in Dortmund auf.

Polizeipräsident Lange erklärte in einer Aussendung außerdem: „Nach den Geschehnissen an der Holsteiner Straße ist jetzt die Zeit für rechtsstaatliche Verfahren. Ich habe großes Vertrauen in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund und bitte um Verständnis, dass sich die Dortmunder Polizei im laufenden Verfahren nicht zu Einzelheiten des Einsatzgeschehens äußern kann.“

Der Dortmunder Polizeipräsident nimmt den in der Öffentlichkeit bereis thematisierten Vertrauensverlust in die Polizei „mit Bestürzung zur Kenntnis“, sieht hier jedoch auch „voreilige Bewertungen und Rückschlüsse“ als Ursache an. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dortmunder Polizei für ihre engagierte Arbeit das Vertrauen der Menschen verdienen. Den Menschen zu helfen, sie zu beschützen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Weltanschauung, genau dafür arbeiten rund 3000 Menschen bei der Dortmunder Polizei. Mein Appell an Sie: Geben Sie den Ermittlungsbehörden die Möglichkeit, den Vorfall an der Holsteiner Straße im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens gründlich und lückenlos aufzuarbeiten. Ein solches Verfahren ohne Vorverurteilung und voreilige Bewertungen, verdienen die Angehörigen des 16-Jährigen, verdient die Öffentlichkeit, das verdienen aber auch die am Einsatzgeschehen beteiligten Polizeibeamtinnen und -beamten!“

Die Polizei stehe seit Jahren mit vielen gesellschaftlichen Gruppen, die sich in der Nordstadt engagieren, im intensiven und sehr vertrauensvollen Kontakt. Dazu gehörten auch die muslimischen Gemeinden aber auch andere höchst wichtige Organisationen. Diesen Dialog und Austausch wolle der Polizeipräsident nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen intensivieren.

In der Nordstadt ist das Vertrauen in die Polizei massiv gesunken. In der WDR-Lokalzeit Dortmund erklärte am Donnerstag ein Organisator der Demo, dass die Polizei in dem Viertel zwar ständig Präsenz zeige, aber keinen Kontakt zu den Menschen suche. Das schüchtere die Menschen ein, Familien würden sogar ihre Kinder von den Spielplätzen fernhalten.

Auf den Straßen Dortmunds hatte es nach dem gewaltsamen Tod des 16-jährigen Flüchtlings bereits lautstarke Kundgebungen gegeben. So erzählten Menschen mit Migrationsvordergrund, so genannte „People of Colour“, über ihre teils verstörenden Erfahrungen mit Polizistinnen und Polizisten.

Die Antifa ruft nun zu einer weiteren Kundgebung auf: „Am Freitag auf die Straße! 16 Uhr Friedensplatz Dortmund. Für unabhängige Aufklärung bei Polizeigewalt! Schließung der Nordwache! Abrüstung der Polizei! Schluss mit dem Bullenterror gegen arme und migrantisch geprägte Stadtviertel! Reul-Rücktritt sofort!“, heißt es in einem Tweet.

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Felix Krupp Materna
Felix Krupp Materna
2 Jahre zuvor

Schade, dass diese Leute nicht demonstrieren, wenn es wieder mal Übergriffe gegen – oft weibliche – Polizisten gab. Polizisten sind ja offenbar keine Menschen in den Augen vieler Linker.offendbar

heinenachbar
2 Jahre zuvor

In der Düsseldorfer Altstadt kommt es regelmäßig zu Messerstechereien. Die Täter kommt oft aus dem Ruhrgebiet. Wo bleibt die Demo gegen Kneipenbesuche mit Messer?

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/mit-messer-in-duesseldorfer-altstadt-100.html

Jan Heese
Jan Heese
2 Jahre zuvor

Echt jetzt, Felix? Den Tod eines Menschen durch die Schusswaffe eines Polizisten mit Steine werfen auf Demos vergleichen?

Probiers mal mit Verhältnismäßigkeit…

Schedone
Schedone
2 Jahre zuvor

Erstmal Ende der Ermittlungen abwarten !
Und sollen sich jetzt Polizisten mit Messern attackieren lassen ??
Das geht langsam zu weit …..
Ich glaube nicht , dass sie jemanden umbringen wollten !

M. K.
M. K.
2 Jahre zuvor

Was ist so schwer daran zu verstehen, dass die Polizei in Deutschland das GEWALTMONOPOL besitzt? Eine männliche, aggressive Person mit einer Waffe in der Hand ist eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung und eine Gefahr für andere Menschen. Oder letztlich sich selbst.
Es ist der Job der Polizei in diesem Fall von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Darüber hinaus Frage ich mich: Was würden so manche, die jetzt so vehement Konsequenzen fordern tun, wenn sie selbst einem bewaffneten, aggressivem Mann gegenüber stehen würden der die hiesige Landessprache nicht spricht? Wen ruft Ihr dann?

Thomas
Thomas
2 Jahre zuvor

Der Anschlag auf Salman Rushdie zeigt wie gefährlich Angriffe mit Messer sind. Mir ist ein toter Angreifer lieber als ein verletzter Polizist.

paule t.
paule t.
2 Jahre zuvor

@ #5 | M. K., Zitat:
„Was ist so schwer daran zu verstehen, dass die Polizei in Deutschland das GEWALTMONOPOL besitzt? Eine männliche, aggressive Person mit einer Waffe in der Hand ist eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung und eine Gefahr für andere Menschen. Oder letztlich sich selbst.
Es ist der Job der Polizei in diesem Fall von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.“

Das ist richtig, aber auch ziemlich banal. Die interessante Frage ist, ob tatsächlich „alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.“

M. K.
M. K.
2 Jahre zuvor

An paule t:

Banal ist an diesem Thema gar nichts. Ein Mensch ist tot. Das ist schlimm genug. UND: Mehrere Beamte müssen um ihre berufliche Zukunft fürchten. Auch weil Antifa und andere Gruppierungen nun versuchen, politisch Kapital aus dem Tod des 16 jährigen Senegalesen zu ziehen!
Die „interessante Frage“ wurde übrigens durch NRW-Innenminister Herbert Reul persönlich im Fernsehinterview beantwortet: Es wurden „alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft!“
Ach ja, im selben Fernsehbeitrag, ich glaube es war auf WDR, hat ein Polizei-Experte erklärt, warum z.B. ein Taser manchmal seine Wirkung verfehlt. Nur so nebenbei…

paule t.
paule t.
2 Jahre zuvor

@ #8 M.K.
Ja, dass der Herr Reul auch so einer ist, der das Ergebnis einer Untersuchung schon vorher kennt, überrascht jetzt nicht.

M. K.
M. K.
2 Jahre zuvor

Okay paule, jetzt rutschen wir aber in Richtung Verschwörungstheorie ab, oder? Ab gesehen davon, ja, als Innenminister NRW kennt er wirklich die Untersuchungsergebnisse als einer der Ersten. Gute Nacht!

paule t.
paule t.
2 Jahre zuvor

Ich vertrete die Meinung, dass auch ein Innenminister mit der Bewertung eines solchen Vorfalls warten sollte, bis die Ergebnisse der fälligen Untersuchung vorliegen. Das ist aber derzeit noch nicht möglich. Ich habe außerdem den EIndruck, dass manche Politiker (besonders konservative) genau das nicht immer tun, sondern sich schützend vor die Polizei stellen, „no matter what“ – und dass das auch im aktuellen Fall so ist, falls er sich so geäußert hat, wie Sie sagen..

Das ist also verschwörungstheoretisch? Aha.

M. K.
M. K.
2 Jahre zuvor

Paule, wir können natürlich jetzt endlos so weiter machen und diese Tragödie zu einer klassenpolitischen Dauerauseinandersetzung verkommen lassen.
Halte ich nur nicht für zielführend.
Ich lasse mich von meiner (ja, eher konservativen) Meinung nicht abbringen und Du dich von deiner wohl auch nicht. Also „let’s agree to disagree!“
Nur soviel:
Innenminister Reul hat, meines Erachtens, keine Bewertung abgegeben, sondern ein Statement zum bisherigen Ermittlungsstand. Und sich vor die Polizei zu stellen „no matter what“ ist quasi sein Job als ihr Boss. Warten wir also ab, ich habe gehört, dass wohl auch eine Body-Cam im Einsatz war…

Ansonsten wünsche ich Dir trotzdem alles Gute!

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