Die SPD will den Norden Dortmunds nach vorne bringen und sucht nach einem Leuchtturmprojekt.
Der Norden ist Dortmunds Problemregion. Während man Angesichts des feinen Lücklembergs oder des hippen Saarlandstraßenquartiers zu dem Schluss kommen kann, der Strukturwandel sei eine Erfolgsgeschichte, sieht es nördlich des Bahnhofs ganz anders aus:
Hohe Arbeitslosigkeit, eine überdurchschnittlich hohe Kriminalität, zum Teil verfallende Häuser, Leerstände. Obwohl die Stadt sich in den vergangenen Jahren mit vielen Projekten und viel Geld Mühe gegeben hat, die Lage in den nördlichen Bezirken und vor allem in der Nordstadt zu verbessern, ist ein durchschlagender Erfolg angesichts der Größe der Probleme ausgeblieben. Nun suchen die Dortmunder Sozialdemokraten nach einem großen Wurf, einem Leuchtturmprojekt, um das Blatt zu wenden:
„Wir brauchen ein herausragendes Projekt für die nördlichen Stadtbezirke. Ziel muss es sein, über eine aktivierende Flächentwicklungspolitik dort Arbeitsplätze zu schaffen und damit die soziale Frage der Menschen in den benachteiligten Stadtbezirken zu lösen. Die Menschen im Dortmunder Norden sollen sich wieder stärker mit ihren Stadtbezirken identifizieren können und wir wollen dort eine stärkere Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzender Norbert Schilff.
Das mit den Leuchttürmen ist so eine Sache. Mal haben sie im Ruhrgebiet was gebracht, wie die Ansiedlung der Universitäten und Hochschulen, mal nicht, wie Zeche Zollverein oder auch das Dortmunder U – die Szene an der Rheinischen Straße hätte sich auch ohne U-Turm entwickeln können.
Eine Hochschulgründung oder die Umsiedlung von Teilen einer Hochschule wäre ein gutes Projekt und könnte langfristig etwas bringen. Jobs, auch für gering Qualifizierte, Zuzüge, ein neues Image. Schön fände ich auch Ideen wie eine Technikschule für Kinder und Jugendliche – im Musik- und Kunstbereich gibt es so etwas schon. Und natürlich könnten leerstehende Gebäude an Menschen mit Ideen vergeben werden, die Platz brauchen und wenig Geld haben. Damit meine ich nicht nur Künstler, sondern auch Autoschrauber und andere Handwerker. Vielleicht wäre ein Ideenwettbewerb eine gute Sache.
„Vielleicht wäre ein Ideenwettbewerb eine gute Sache.“
Absolut, aber keine hochbezahlte Studie in Auftrag geben, sondern einfach mal vor Ort Ideen sammeln.
Das mit der Hochschulgründung oder zumindest einer Ausweitung von TU und/oder FH auf einen neuen Standort im Norden halte ich ebenso für eine prima Idee. Ich kenne genügend Studenten, die entw. schon Nordstadt-Wohnerfahrung haben oder sich zumindest dort das Leben während des Studiums vorstellen könnten.
Aber erst hätte ich gern noch von der Stadt bzw. der SPD als jahrzehntelange „Personalunion“ die Frage beantwortet, was mit den ganzen vielen Ziel2-/Urban-II-Projekten und den Millionen an Fördergeldern passiert ist, die man in den letzten Jahrzehnten in die Nordstadt gepumpt hat? Ebenso für den Orkus gedacht und „umgesetzt“ wie z.B. die EU-Fördergelder für ältere, ungelernte Beschäftigte bei Envio in 2009/10?
Ideenwetbewerb. Unbedingt richtig. Genommen werden aber nur Ideen, bei denen Pöstchen für verdiente SPD-Genossen abfallen. Das muß in Dortmund jedem klar sein.
Man braucht gar keinen Leuchtturm. Der Dortmunder Hafen mit seinen alten Speichergebäuden eine geeignete Fläche für eine „aktivierende Flächenentwicklungspolitik“, von der Norbert Schilf spricht. Bei Projektarbeiten von Studierenden der TU Dortmund gab es zum Beispiel viele gute Vorschläge, man müsste nur endlich einmal ein paar der vielen Ideen, die in den letzten Jahren die Runde machten, umsetzen. Das Schiff „Herr Walter“ leuchtet als Ausgeh-Marke schon ganz gut, aber es sollten noch mehr kreative Ideen eine Chance bekommen.
Es gab vor langer Zeit schon die Idee, am Kanal einen Bereich zu fluten und so eine Seenlandschaft zu schaffen. Damals war Holthausen im Gespräch. Der Bereich an der Stadtgrenze ist ebenfalls verkehrsgünstig erreichbar.
Der Bereich des Hafenbahnhofs wäre auch eine Chance gewesen. Es gibt die Emscher-Anbindung, die Nähe zur Stadtbahn, eine schnelle Verbindung in die Stadt. Aber wir machen ja nur Logistik und geben dafür sehr viel Geld aus.
Vermutlich wird das Leuchtturmprojekt eine Riesen-LKW-Parkplatz in Derne, damit ein paar Jobs zum Mindestlohn für Geringqualifizierte entstehen.
@2: Die Nordstadt sieht vom Strassenbild überwiegend gut aus. Diese Investitionen haben sich gelohnt. Leider sind die meisten Projekte darauf ausgelegt, Menschen zu versorgen, statt sie zu aktivieren. Dies erinnert stark an die ersten Ansätze der Entwicklungshilfe.
Moin!
Was wollt ihr Norditaliener denn mit einen Leuchtturm?
Die gibt es bei uns im echten Norden, wie Sand am Meer!
Freßt Kohlenstaub ihr Ruhrpottler
Ahoi
Fördesyndikat Kiel
@#4 Ulrike Märkel: Wenn ich den Artikel so verstehe, wie ich Dortmund nun schon seit über 50 Jahren kenne, dann geht es der SPD doch gar nicht um die vielen kleineren, praktikablen Ideen, sondern eben um den großen Leuchtturm mit mächtig BlingBling, in dem man wie gehabt schön viel Förderkohle verbuddeln kann.
Soziale Probleme löst man, indem man soziale Probleme löst: Gegen Arbeitslosigkeit helfen Jobs, gegen Armut Umverteilung, gegen Ausgrenzung Teilhabe. Das Konzept „Leuchtürme“ soll das ganze lediglich übertünchen.
Die Nordstadt wird immer der Migrationshafen für die Region bleiben, die nächsten Migrationsbewegungen werden wieder im Norden ankommen. Es ginge darum, das zunächst erstmal vollends anzuerkennen und damit dann „akzeptierend“ umzugehen, anstatt immer wieder so zu tun, als sei die Nordstadt ein Stadtteil wie jeder andere.
Oktopusbar -8-
Ja, ich denke, das Gesagte müßte zu einer Selbstverständlchkeit im Bewußtstein aller Akteure in DO umd Umgebung werden – in der Bürgerschaft, in der Poltitik, in der Administration, bei allen Akteuren in der „kommunalen Verantwortungsemeinschaft“ -Kirchen, Gewerkschaften, IHK u.a.mehr-.
Ob sich aus diesem Bewußtsein dann auch sog.Leuchtturmprojekte ergeben können, Projekte die möglicherweise dazu beitragen könnten, die speziellen Probleme des „Dortmunder NOrdens“zu lösen, mag so sein.
Sierau zum neuen Leuchtturm: „Ihm passen die bisherigen Angebote nicht, weil sie nicht ausreichend verzahnt seien: Die Aktionsräume Soziale Stadt, die Taskforce Nordstadt, das Quartiersmanagement in der Nordstadt und die zahlreiche Angebote der freien Träger. „Sind wir richtig aufgestellt? Wer macht jetzt was?“ Dies seien die Fragen, die beantwortet werden müssten. „Wir brauchen eine Gesamtsteuerung – sozial und räumlich über die Nordstadt hinaus“, verdeutlicht er im Gespräch mit nordstadtblogger.de.“
http://nordstadtblogger.de/16399
Also wie immer – die SPD sieht sich als Verwalter des großen Kontrolletti-Erbhofs aus den glorreichen Sechzigern und muss mal wieder alles an sich reißen, um ihre Kontrollängste zu bewältigen. Dass Sierau und seine Lakaien damit alles an zarten und stärkeren Ansätzen sowie funktionierenden Lösungen in der Nordstadt über den Haufen schmeißen, ist ebenso typisch für die roten Angsthasen, wenn bei den nächsten Wahlen die Bedeutungslosigkeit droht.