Auch am Mittwochabend zogen mehrere 100 Demonstrantinnen und Demonstranten durch die Dortmunder Nordstadt. Der gewaltsame Tod des 16-jährigen Flüchtlings aus dem Senegal bewegt weiterhin die Menschen.
Einige Demonstranten haben Plakate mitgebracht. Die Vorwürfe sind dabei massiv: „Das war Mord“ hat eine Demonstrantin geschrieben und hält das Schild hoch, ein anderer wirft die Frage auf „Wer kontrolliert die Polizei?“. Kerzen im Tatortnähe erinnern an den Tod des Jugendlichen.
Neue Details zum Tathergang wurden am Mittwoch zum vorerst letzten Mal bekannt. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft erklärte, sie wolle erst in drei, vier Wochen wieder die Öffentlichkeit informieren. Jetzt soll in Ruhe ermittelt werden.
Dabei wollte sich die Staatsanwaltschaft am Mittwoch aber nicht festlegen, ob wirklich wie bereits gemeldet alle Bodycams der anwesenden Polizisten ausgeschaltet waren: „Wir müssen schauen, ob es Videosufzeichnungen gibt, die aus diesen Kameras stammen könnten“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Wie Ruhrbarone berichtet hatte, trafen auf dem Gelände der St.-Antonius-Kirche im der Nordstadt den Jugendlichen fünf Kugeln aus einer Maschinenpistole der Polizei. Ein 29-jähriger Polizist, der für den Einsatzort als Sicherungsbeamter eingeteilt war, hatte sich von dem Jungen offensichtlich bedroht gefühlt, der mit einem 15 bis 20 Zentimeter langen Messer in der Hand auf die Polizisten zugegangen sei.
Wie die „Welt“ aus einem internen Lagebericht zitiert, der der Zeitung vorliegt, „hatte der Jugendliche gegenüber den Polizisten offenbar mit Handbewegungen angedeutet, er wolle sich selbst mit dem Messer töten. Direkt danach aber habe er die Beamten angegriffen.“
Laut „Ruhr Nachrichten“ habe es sich bei dem Toten um einen „schüchternen, schmächtigen“ Jugendlichen gehandelt. Der Inhaber einer Pizzeria wird mit den Worten zitiert: „Er hat schon Angst, wenn er bei mir bestellt hat. Der hatte Angst vor Menschen.“ Ob die Familie des Toten bereits erreicht werden konnte, ist bislang nicht bekannt.
Auf der Demonstration am Abend auf dem Kurt-Piehl-Platz erzählten nach einer Schweigeminute in der Nähe des Tatorts Menschen mit Migrationsvordergrund, so genannte „People of Colour“, über ihre teils verstörenden Erfahrungen mit Polizistinnen und Polizisten.
Wie es sein könne, dass ein Dutzend Beamte den 16-Jöhrigen nicht stoppen konnte, war dabei auch ein großes Thema.
Diese Frage warf ebenfalls Polizeiwissenschaftler Prof. Thomas Feltes aus Bochum in der WDR Lokalzeit Dortmund auf: „Wenn elf Polizeibeamtinnen und Beamten um einen Jugendlichen herum stehen und es nicht schaffen, ihn auf eine andere Art und Weise als mit Schüssen aus einer Maschinenpistole“ zu stellen, gebe es „dringenden Aufklärungsbedarf“.
In Dortmund schaltet sich jetzt auch der Deutsche Anwaltverein ein, fordert Aufklärung und die Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen bei den Polizeien in Bund und Ländern.
Rechtsanwalt Swen Walentowski, Leiter Politische Kommunikation & Medien des Deutschen Anwaltvereins (DAV), erklärte: „Geht mutmaßlich übermäßige oder unberechtigte Gewalt durch den Staat aus, ist besonderes Augenmerk auf eine neutrale Aufarbeitung und Ermittlung zu richten. Die Bundes- und Landespolizeibehörden brauchen unabhängige Polizeibeauftragte, die auch anonyme Beschwerden entgegennehmen – sei es aus der Bevölkerung oder aus der Polizei selbst. Der Koalitionsvertrag enthält bereits Pläne für die Polizeien des Bundes.“ In Dortmund ermittelt aus Gründen der Neutralität die Polizei Recklinghausen.
Während vor allem in den Sozialen Netzwerken die Arbeit der Polizei heftig kritisiert wird, schalten sich auch die Leserinnen und Leser von diesem Blog in die Debatte ein. So kommentiert Reginald: „Der Tod eines Menschen tut mir unendlich Leid. Es muss aber auch jedem klar sein, wer das Gewaltmonopol in Deutschland hat. Polizisten bedrohen geht gar nicht. Das finde ich unerträglich.
Wie würde der Artikel wohl aussehen, wenn ein Querdenker mit einem Messer auf die Polizei losgegangen wäre? Wäre dann auch die Polizei schuld gewesen?
Als unbescholtener Bürger frage ich mich, weshalb da ein Beamter eine Maschinenpistole dabei hatte? Und die Frage ist tatsächlich berechtigt, weshalb da 11 Polizeibeamten es nicht schaffen, den Jugendlichen ohne tödliche Schüsse in den Griff zu bekommen? Daspielt das Gewaltmonopol in diesem Staat überhaupt keine Rolle. Der Hinweis des Foristen ist völlig unnötig und fehl am Platz.
Waffe: Die offizielle Ausrüstung der Polizei in NRW ist die H&K MP5 in demselben (Kurzwaffen-)Kaliber, wie die halbautomatische und i.d.R. schußbereit, also geladen und gespannt, geführte Dienstpistole. Der Unterschied ist die Möglichkeit einen Feuerstoß als Kadenz abzugeben, aber eben auch einzelne Schüße, genau wie bei der Pistole. Der Vorteile sind die beidhändige Handhabung und die längere Visierline. Beides trägt zur Präzision des Schußes bei. Es ist also, wenn es um die unvermeidliche Schußabgabe geht, die „Maschinen-„PISTOLE! für den Täter sicherer/besser. Man trifft einfach präziser. Also garnix sachlich skandalöses, sondern im Gegenteil, sinnvolles und strategisch gutes Vorgehen und adäquate Mittelwahl. Beide Waffen, Pistole und Maschinen-Pistole verschießen das identische Kaliber in 9×19 mm als Munition. Also keinerlei Unterschied, in der Terminalbalistik/Mannstopwirkung..
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Delikt: Deutschland hat ein sehr enges Waffengesetz. Alleine das öffentliche Führen eines Messers (alsodas zugriffsbereite Tragen in einer Tasche, mit einer Klingenlänge über 8 oder 12 cm hinaus(Zu faul, um nachzusehen), stellt einen erheblichen Verstoß gegen das Waffengesetz dar. Zudem wurde die Polizei in eine Bedrohungslage mit Waffe zur Hilfe gerufen! Da geht es – auch – um den Schutz der Bedrohten. Jemand, der unter Adrenalin steht und der eine Waffe führt, deren Benutzung er ankündigt, ist nicht durch einen Schuß in den Arm/Bein sicher zu stoppen.
Lage: Jemanden, der Amok läuft, wird man nicht umzingeln/einkreisen, sondern ihn in eine sichere Position bewegen, in dem man ihm „Auswege“ lässt. Zudem würde man auch wegen der Hinterland/Kameraden-Gefährdung bei möglichem Schußwaffeneinsatz umkreisen, denn dann könnte ein Projektil auch den Kollegen/Kameraden treffen. Man treibt keinen Delinquenten völlig in die Enge 😉
Heroentum: Ich verlange von keinem Beamten, dass es sich Stich- oder Schnittverletzungen holt, wenn er für die Sicherheit sorgt.
Wir haben unsere Beamten mit Schußwaffen ausgerüstet, es ist bedauerlich, dass wir mittlerweile in einer Welt leben, in der Messerangriffe zur Tagesordnung gehören und solche akuten Gefährdungs- bzw. Bedrohungslagen entstehen. Es gilt übrigens auch Eigensicherung als Grundsatz für Polizeibeamte zu beachten.
Erst einmal haben wir es mit einer eskalierenden schweren Straftat im Sinne des Waffengesetzes und des Strafgesetzbuches zu tun.
Da wird noch sehr viel mehr kommen, da könnt ihr euch drauf vorbereiten 🙂
Dreiviertel der Gewaltopfer mit Waffen, sind deutsche und ca. 80 % der Täter sind keine deutschen.
Deutschland ade.
„Dreiviertel der Gewaltopfer mit Waffen, sind deutsche und ca. 80 % der Täter sind keine deutschen.
Deutschland ade.“
Wieso schalten Sie solche Hetzpropaganda fre?
Die Zahlen sind absoliut falsch und erfunden. Wen es interesdiert kann das beim BKA nachlesen.
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/KriminalitaetImKontextVonZuwanderung/KriminalitaetImKontextVonZuwanderung_2021.html
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Waffenkriminalitaet/waffenkriminalitaetBundeslagebild2021.html
Das macht mich betroffen. Aber Wer hier so “verstörende“ Erfahrungen mit der Polizei macht, kann ja in seine Heimat zurückkehren oder ein anderes Land bereichern.
Das Hauptproblem liegt darin, das die Polizeigesetze und Bestimmungen eine unrealistische Erwartungshaltung gegenüber den Beamten pflegt, was die Inkaufnahme von Kollateralschäden des eigenen Personals angeht.
Ein bißchen zu fest angepackt, eine blaues Auge und schon haben wir es mit Polizeigewalt zu tun. Hinzu kommt, das bei Verteidigung nicht die selben Massnahmen wie die des Angreifers als akzeptabel gelten.
Der Polizist also auch ein hohes Strafverfolgungsrisiko eingeht, bei beherzter und konsequenter Situationsbereinigung.
Zuerst zu schießen bevor der Täter es tut geht z.B. überhaupt nicht.
Das Problem besteht auch bei Privatpersonen, die sich zur Wehr setzen.
Es tut mir leid, dass das Leben eines jungen Mannes instrumentalisiert wird, um Polizisten und Polizistinnen zu diskreditieren. Wie oft wird über gewalttätige Übergriffe überweigend Links-Autonomer auf Polizistinnen und Polizisten berichtet?
Knut Ludwiczak
@ #8 Knut Ludwiczak: Also wenn man fragt, ob die Polizei bei der Tötung eines jungen Mannes richtig gehandelt hat, „instrumentalisiert“ man das Leben dieses jungen Mannes? Noch plumper geht Kritikimmunisierung ja gar nicht.
@#6 Robert F.: Dieses sinngemäße „Wenn’s dir nicht passt, dann geh doch nach drüben“ ist in dieser Diskussion wenig sinnvoll. Zu den positiven Aspekten dieses Landes gehört es, dass man die Arbeit der Staatsorgane, und eben auch der Polizei, kritisch hinterfragen kann. Wenn es Ihnen nicht passt, dass jemand das dann auch tut, scheinen eher Sie ein Problem mit der Verfasstheit unseres Landes zu haben als die Polizeikritiker.
@9: du bist derjenige, der wegen der hier herrschenden Regeln und üblichen Vorgehensweisen herumheult. 😉
schön, dass du zumindest – im anderen Beitrag- zur Kenntnis nimmst, dass du keine Ahnung von den benutzten waffen und dem Vorgehen der Polizei hast. Wäre es dann nicht angemessen, sich erst zu informieren, bevor man Verdächtigungen und Mutmaßungen anstellt? Aber meinungsstark und empört darf man natürlich auch ohne Sachkenntnis sein. Wirkt dann nur ein wenig peinlich.
„Ganz Deutschland schaut mit Entsetzen nach Wuppertal, wo ein 20jähriger Syrer eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde mit einem Messer schwer verletzt hat.“
Nee, tut keiner, die Meldung schafft es gerade mal so unter ferner liefen. Wohl, weil es alltäglich geworden ist, daß Ausländer mit Messern versuche, Menschen in D zu ermorden. Glücklicherweise blieb ja der Täter unverletzt, es gibt also keinen Grund, sich aufzuregen… Die Opfer können in D eh‘ auf wenig Zuspruch, Hilfe oder Entschädigung hoffen. Sie können schon froh sein, wenn ihnen nicht wie in Berlin noch eine Rechnung zugestellt wird.
Hier wurde vom WDR iÜ direkt eine evtl. gegebene psychische Erkrankung des Täters ins Spiel gebracht.
@ #10 | Robert F,
Zitat: „du bist derjenige, der wegen der hier herrschenden Regeln und üblichen Vorgehensweisen herumheult.“
Nein. Es gehört definitiv zu den „hier herrschenden Regeln und üblichen Vorgehensweisen“, dass man zum Vorgehen der Polizei kritische Fragen stellen darf, und das gehört sich in einer Demokratie ja wohl auch so. Damit, dass das dann auch jemand tut, haben _Sie_ offensichtlich Probleme.
Ob sich die Polizei hingegen an die „hier herrschenden Regeln und üblichen Vorgehensweisen“ gehalten hat, harrt hingegen noch der genaueren Untersuchung. Das wissen weder Sie noch ich. Ich behaupte aber auch nicht, das zu wissen.
@ #10 | Robert F,
Zitat: „schön, dass du zumindest – im anderen Beitrag- zur Kenntnis nimmst, dass du keine Ahnung von den benutzten waffen und dem Vorgehen der Polizei hast.“
Ja, von Waffen habe ich keine Ahnung. Und ich habe auch keine Probleme damit, es zu sagen, bei welchen Dingen ich keine Ahnung habe. Mit diesen Hinweisen ist ein Teil meiner Fragen beantwortet, wobei ich nicht weiß, wie verlässlich. Andere Fragen sind aber noch offen.
@ #10 | Robert F,
Zitat: “ Wäre es dann nicht angemessen, sich erst zu informieren, bevor man Verdächtigungen und Mutmaßungen anstellt? Aber meinungsstark und empört darf man natürlich auch ohne Sachkenntnis sein.“
Ich habe an keiner Stelle meiner Beiträge eine definitive Meinung zur Bewertung des Vorfalls abgegeben. Ich habe im Gegenteil kritisiert, dass andere Leute schon ganz genau wissen, dass alles ganz professionell abgelaufen sei, ohne dass viele Informationen vorliegen.
Sie versuchen es jetzt einfach umzudrehen, wer voreilig Behauptungen aufstellt.
Richtig gehandelt. Wer mit dem Messer droht hat es nicht besser verdient. Er kostet jetzt uns Steuerzahlern kein Geld mehr.
Als „uralter Blogger“ hier bei den Ruhrbaronen frage mich -zunehmend (!“!)-, u.a. wegen des Beitrages 13.-, ob „man“ hier dabei ist, sich mehr und mehr dem anzunähern, , was Twitter und Co. ausmachen: Hass, Häme, Beiträge,, die jenseits dessen einzuordnen sind, was ich für vereinbar halte, mit einer Kritik, die das „menschliche Maß“ nicht grob vorsätzlich, sprengt.
Bedauerlich? Ja, jedenfalls für mich.
Zu ändern? Nein, jedenfalls m.E nicht
Konsequenzen?:
Wachsende Enthaltsamkeit bezüglich . eigener meiner Meinungsbeiträge.
@13 Rolf Steiner:
Gehören Sie auch zu der Fraktion, erst schießen, dann fragen?
Ihre Aussage, „er kostet jetzt uns Steuerzahler kein Geld mehr“ ist wohl ziemlich das Letzte, was man als Kommentar hierzu erwartet. Sie sollten immer dran denken, man kommt viel schneller in unübersichtliche Situationen mit der Polizei, wie man denkt. Und wenn die Polizei immer stärker darauf hin ausgebildet wird, in jeglicher Situation eine Gefahr für Leib und Leben des eingesetzten Polizisten zu sehen, umso öfter wird es Schwerverletzte und Tote bei immer mehr Alltagskontrollen geben.
Der Schusswaffeneinsatz muss immer, wirklich immer das allerletzte Mittel der Eskalation bleiben. Vorher sollte man dann ruhig mal jemanden laufen lassen, man kriegt die Übeltäter später sowieso, und dann meistens in Situationen, die ein überlegteres Handelns ermöglichen. Nur muss die Polizei und die zuständige Politik das auch wollen. Da tragen Ausage wie die ihre nicht zur Deeskalation bei. Deswegen ist hier die Frage berechtigt: Weshalb bekommen elf Polizisten einen 16-Jährigen nicht in Griff? Haben die vielleicht alle wild rumgeschrieen, sich damit immer mehr aufgestachelt und den Jungen so auch immer weiter in eine Ecke gedrängt?
Hallo Herr Stach,
da bin ich ganz Ihrer Meinung. Leider passiert es hier sehr oft, dass meine Beiträge nicht freigeschaltet werden. Wieso das passiert kann ich natürlich nicht mit absoluter Gewissheit sagen, aber manchmal kommt es mir so vor, als ärgere es die Autoren, wenn man mit konkreten Gegenargumenten ihre Thesen zu widerlegen versucht
Die von Ihnen vorgetragene Kritik hatte ich bei diesem Artikel schon nach drei Kommentaren in ähnlicher Form vorweggenommen.
https://www.ruhrbarone.de/fuenf-schuesse-treffen-16-jaehrigen-in-dortmund-fluechtling-stirbt-im-hospital/211749/#comment-1342658
Das wurde dann leider nicht freigeschaltet. Aber Kommentare, die offen rassistisch und menschenverachtetnd sind, gehen anscheinend problemlos durch.
Ich fühle mich auch zusehends in dieser Gesellschaft (Ruhrbarone aber auch in der BRD) immer unwohler.
Aber es ist gut zu wissen, dass es auch noch Menschen wie Sie gibt.
MfG
WG
Könnten Leute wie #13, die unmittelbare Todesstrafe für „droht mit einem Messer“ und „kostet den Steuerzahler Geld“ wünschen, sich bitte zügig irgendein faschistisches Land suchen, wo derlei gilt, statt die Atmosphäre unseres demokratischen Rechtsstaats zu vergiften? Wenn Leute wie Bolsonaro oder Duterte noch ein bisschen mehr freie Hand bekommen, gibt es bestimmt ein paar schöne Plätzchen.
Zur Klarstellung: #13 hat _nicht_ gesagt: „Die Polizei muss Gefahrensituationen beenden, dabei kann es sein, dass sie Schusswaffen benutzen muss; im schlimmsten Fall kann dadurch jemand sterben.“ Das ist das, was Robert F. sagt; das kann ich in der Theorie auch unterschreiben und bin nur nicht sicher, ob es in der konkreten Situation tatsächlich unumgänglich war. Bei allen Differenzen haben Robert F. und ich in dieser Hinsicht beide eine rechtsstaatliche Position.
#13 meint hingegen sinngemäß, dass es richtig ist, jemanden zu töten, der mit einem Messer droht. Die Handlungsweise „mit dem Messer drohen“ reicht ihm, um eine Tötung zu begrüßen, völlig unabhängig davon, ob sich die Gefahrensituation auch anders hätte beenden lassen. Damit ist die Tötung nicht ein u.U. letztes Mittel, um einen rechtfertigenden Zweck zu erreichen (zB andere Menschen zu schützen), sondern es ist eine angemessene Strafe. Er formuliert ja auch „hat es nicht anders verdient“ – bei „verdient“ geht es aber eben nicht mehr um eine Lösung der Situation, sondern um Strafe, mithin eine außergerichtliche, von der Polizei sofort durchgeführte Todesstrafe.
Ferner findet er es gut, wenn Leute sterben, die die Steuerzahler Geld kosten. Dass das allem widerspricht, was Rechts- und Sozialstaat beinhalten, muss man nicht erläutern, oder?
Zusammengenommen ist das eine faschistische Haltung, die unbegrenzte Gewalt des Staates, Recht des starken Staates und Tod des Sxchwachen befürwortet.
Nur um mal klar zu sagen, was in solchem dahingeworfenen Menschenhass tatsächlich drinsteckt.
@17: da sind wir uns – bei aller Schärfe und Polemik – ja mal einig. Einen psychisch erkrankten Menschen für sein Verhalten bestrafen zu wollen und seinen Tod als „verdient“ zu bezeichnen, ist menschenverachtend. Ich glaube allerdings weiterhin, dass auch der Polizist das so sieht/sah und so handelte, weil er keine andere Wahl sah, um sich und andere zu schützen.
@ #18 Robert F.:
Das möchte man natürlich glauben. Ich gehe auch davon aus, dass das bei der _Mehrheit_ der Polizisten der Fall ist. Aber ich halte es trotzdem nicht für unwahrscheinlich, dass es derartige Haltungen auch in der Polizei _gibt_. Und deswegen kann man es mE im konkreten Fall auch nicht ausschließen.
Wir haben nun mal eine Polizei, bei der es vorkommt, dass …
… Polizist:innen untereinander klar rechtsextremistische, rassistische Aussagen machen, was gelegentlich auffällt, wenn aus anderen Gründen Handyinhalte untersucht werden;
… polizeiliches Handeln rassistisch geprägt ist, indem zB PoC in alltäglichen Begegnungen mit der Polizei diskriminiert werden, zB anlasslos kontrolliert werden oder sonstwie anders behandelt werden als Weiße;
… sensible Informationen der Polizei zu Rechtsextremen gelangen (NSU 2.0);
… die Rechte von PoC so wenig beachtet bwerden, dass schon mal jemand wochenlang unrechtmäßig in Haft sein kann, weil jemand Daten eines Syrers mit denen eines Schwarzafrikaners (!) mit anderm Namen (!) „zusammenführt“;
… ein Mensch im Polizeigewahrsam unter derart merkwürdigen Umständen ums Leben kommt, dass ein Tötungsdelikt durch Polizeibeamte sehr wahrscheinlich erscheint und nur aufgrund von fehlenden Aussagen und verschwundenen Beweismitteln keine Verurteilungen bestimmter Verantwortlicher möglich sind (Oury Jalloh).
Und so weiter, mit Recherche ließe sich das ja fortsetzen.
Es ist ja auch nicht verwunderlich, dass es derartigen Rassismus in der Polizei gibt. Schließlich gibt es in der Gesellschaft Rassismus – wie könnte die Polizei frei davon sein? Dass Problem ist nur, dass die Polizei für ihre Aufgaben besondere Machtmittel hat und deswegen eigentlich auch besonders kontrolliert werden müsste, sich dagegen aber penetrant wehrt, stattdessen eine Opferrolle einnimmt und darin auch von konservativen Politikern unterstützt wird.
Vor diesem Hintergrund kann ich nicht sicher sein, dass Rassismus keine Rolle gespielt hat. Das muss ja nicht einmal (kann aber natürlich) eine aggressivere Haltung gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen sein, bei der man ganz bewusst schneller zur Waffe greift. Es kann ja auch eine mehr oder weniger unbewusste Einstellung sein, durch die man etwas anders vorgeht, etwas stärker auf Konfrontation setzt, sodass eine Situation schneller und stärker eskaliert als notwendig – sodass am Ende, in der Situation des Schusswaffengebrauchs, der einzelne Polizist vielleicht subjektiv völlig zu Recht das Gefühl hat, keine andere Wahl zu haben, obwohl etwas früher vielleicht eine Deeskalation möglich gewesen wäre.
Das sind natürlich viele Konjunktive – aber genau das muss eben aufgeklärt werden, statt den Polizisten von vorneherein ein professionelles Vorgehen zu attestieren.
@paule t.: Es wäre nichts passiert, wenn er den Polizisten nicht mit einem Messer angegriffen hätte.
@ #20: Na dann ist ja alles in Ordnung. Danke für diese absolut neue Informatrion. Teilen Sie die noch der Recklinghauser Polizei mit, dann kann diese sich die Untersuchung des Vorgangs sparen.
@21; paule t.::“…,dann kann diese sich die Untersuchung des Vorgangs sparen.“
Stimme zu.
Laut #22 ist es also völlig egal, wie genau es dazu gekommen ist, dass ein Mensch von einem Polizisten getötet wurde. Die Tatsachen, dass er (1) ein Messer in der Hand hatte und (2) „Ausländer“ (bzw. „Schwarzafrikaner“) war, sind für ihn also offenbar völlig ausreichend, um die Tötung für gerechtfertigt zu halten. Eine Untersuchung ist überflüssig, wenn es ein Polizist war, der in so einer Situation den Finger am Abzug hatte.
Ob (1) die Aussagen, dass er den Polizisten „angegriffen“ habe (oder „drohend auf ihn zugegangen“ sei – die Sprachregelung scheint noch nicht ganz klar zu sein), überhaupt stimmen, ist egal – sie dürfen von vornherein als wahr betrachtet werden und müssen nicht weiter geprüft werden. Ob es vielleicht noch andere Möglichkeiten gab, die Situation zu lösen, ist auch egal und muss nicht untersucht werden. Nicht egal ist dagegen (2) die Herkunft des Getöteten, denn aus irgendeinem Grund scheint die dem Mitposter SvG wichtig genug, sie in seinen Kommentaren zu erwähnen. (Aber mit Rassismus hat das natürlich nichts zu tun.)
Also, lieber Polizist: Ein Ausländer mit Messer? Dann „Feuer frei!“, Leute wie SvG haben auf jeden Fall Verständnis.
Ich persönlich bin ja nicht so obrigkeitsfromm, wie SvG es anscheinend ist (sofern die Obrigkeit Ausländer erschießt), und halte es zudem noch für möglich, dass derlei Ansichten in der Polizei nzumindest nicht seltener sind als im Rest der Bevölkerung. Und dass, liebe Leute, ist der Grund, warum es nicht die Polizei sein sollte, die gegen Polizisten ermittelt.