Zum ersten Mal seit Jahren wurde heute in Dortmund ohne Störungen durch die Neonazis der Pogromnacht 1938 gedacht, als in Deutschland 1400 Synagogen zerstört wurden und die Judenverfolgung in ihre mörderische Phase ging. Wegen des Sabbats fand die traditionelle Gedenkveranstaltung am Mahnmal in Dortmund-Dorstfeld bereits heute. Ein großes Polizeiaufgebot sicherte das Gedenken ab.
Dortmund Bürgermeisterin Birgit Jöder (SPD), die den erkrankten Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) vertrat sagte in ihrer Ansprache. man habe sich bewusst dazu entschieden, die Gedenkveranstaltung in Dorstfeld abzuhalten: „Wir werden Dorstfeld nicht aufgeben.“ Die Shoah sei das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte und sei erst durch die Menschenverachtung weiter Teile der Bevölkerung möglich geworden. „Wir möchten nicht vergessen, wir möchten nicht verdrängen.“
Der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev sagte in Anspielung auf eine Aussage des AfD-Fraktionsvorsitzenden Gauland: „Für mein Volk war das, was geschehen ist kein Vogelschiss.“ 1400 Gotteshäuser seien 1938 zerstört worden, knapp hundert gäbe es heute: „Das Judentum hat sich nicht erholt. Wir vermissen unsere Brüder und Schwestern. die bis zum letzten Augenblick auf die Menschlichkeit vertraut haben.“
Als vor einem Monat am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur auf einmal Polizisten mit Maschinenpistolen vor dem Synagogen gestanden hätten, hätten sich alle nur gefragt: „Wie schlimm und wo.“ Doch die Synagogen seien an diesem Abend so voll wie noch nie gewesen.
„Wir haben keine Angst, jeder, der sich für ein friedliches Miteinander einsetzt, bekommt unsere Unterstützung.“ Das die Nazis ihre angekündigten Demonstrationen in der Nordstadt nach Protesten abbrachen zeige, dass ihr Denken im Aussterben sei und ihre Demonstrationen nur letzte Lebenszeichen.
Nach Abschluss der Veranstaltung konnte die Polizei zurecht melden:
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Dass es immer noch notwendig ist, dass die Polizei solche Veranstaltungen schützt, zeigt, welche Anstrengungen unsere Gesellschaft zu leisten hat.