Dortmund: Zu wenig Polizei in der „Train of Hope“ Nacht?

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Hatte die Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht genug Kräfte in Dortmund?

In der Nacht von Samstag auf Sonntag strömten hunderte Menschen zum Dortmunder Hauptbahnhof. Sie gaben Spielzeug, Lebensmittel und Decken ab und bereiteten sich darauf vor, die Flüchtlinge Willkommen zu heißen.

Doch während sich die Stadt und ihre Bürger von ihrer besten Seite zeigten und ein beeindruckendes Zeichen der Menschlichkeit setzten, zogen Nazis durch die Stadt, griffen das Szene-Lokal HirschQ an und hetzten später vor den Bahnhof gegen Flüchtlinge. Als die Polizei, gegen den Rat der für den Bahnhof zuständigen Bundespolizei, die Nazis durch die Bahnhofshalle leiten wollte, reagierten die dort versammelten Nazi-Gegner mit dem Werfen von Flaschen und Kaffeebechern. Wenn es die normale Strategie der Polizei ist, Eskalationen zu vermeiden und verfeindete Gruppe räumlich zu trennen, scheiterte diese in jener Nacht.  Was auffiel: Gerade zu Anfang, vor Mitternacht, hatte die Polizei in Dortmund nicht genügend Kräfte. Polizeibeamte aus den umliegenden Städten waren offensichtlich mit Streifenwagen ihren Kollegen zu Hilfe gekommen. Eine trainierte Einsatzhundertschaft war nicht zu sehen. Später kam den Dortmundern  der Alarmzug der Wuppertaler Bereitschaftspolizei zu Hilfe. Das sind normale Polizeibeamte, die  in Notfällen den 4. Zug einer Hundertschaft stellen.  War der Mangel an erfahrenem Personal ein Grund für die Geschehnisse am Bahnhof? Nach Informationen dieses Blogs soll die Dortmunder Polizei bereits Frühzeitig bei der Leitstelle der Polizei-NRW in Düsseldorf um Hilfe nachgesucht haben. Eine Bitte, der nach unserem Informationen nicht zeitnah entsprochen worden sei.

Während sich die Dortmunder Polizei nicht zu den Vorgängen äussern möchte, verneint ein Sprecher des Innenministeriums den Mangel an Beamten in Dortmund:   „Die Polizei in Dortmund hat um Unterstützung gebeten und sie hat diese Unterstützung reichlich bekommen und das nicht nur einmal.“ In den frühen Morgenstunden seien die eingesetzten Beamten durch frische Kräfte ersetzt worden, so dass es keinen Mangel an Beamten am Bahnhof gegeben hätte.

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UIrich
UIrich
9 Jahre zuvor

Das grundlegende Problem scheint mir nicht der Mangel an Polizeikräften gewesen zu sein, meiner Meinung nach mangelte es vor allem an einer qualifizierten Einsatzleitung.

Wenn die Neonazis tatsächlich zuvor (zum wievielten Male eigentlich?) das Hirsch-Q überfallen hatten, wieso ließ man sie danach noch "demonstrieren"? Und vor allem: Wieso versuchte man ihnen nach dem Ende der Kundgebung den Weg durch eine mit Flüchtlings-Unterstützern gefüllte Bahnhofshalle frei zu prügeln?

palomino
palomino
9 Jahre zuvor

Das Bild, welches die dortmunder Polizei mal abgegeben hat, war mal wieder ein provozierend unglückliches; es gab die Möglichkeit, die Nazis per S-Bahn in Richtung Dorstfeld, woher ja eh der Großteil dieser Gestörten kommt, abzukarren, sogar ohne dafür den Bahnhof betreten zu müssen ! Aber nein: Von 2 zur Verfügung stehenden S-Bahnlinien hat man (natürlich?) die gewählt, welche nur durch die ohnehin schon fast überfüllte Bahnhofshalle zu erreichen war ! Völlig klar, daß man also der geehrten Klientel den Weg durch die konsternierte Helferschar mit Pfefferspray freimachen musste…!
Die Chronologie solcher – nennen wir es mal 'taktischer Unbedarftheiten' bei der Einsatzleitung lässt sich in Dortmund ja nun schon seit vielen Jahren in teilweise immer gleicher Weise beobachten; normalerweise muss doch dem Handeln einer Person oder Institution bei steter Wiederhohlung ein Vorsatz attestiert werden, oder ?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Ich kann nur permanent wiederholen, was mir eine enge Bekannte als ehemaliges Mitglied eben jener Wuppertaler Bereitschaftspolizei schon vor vielen Jahren berichtete – solche Einsätze, sei es in der City oder rund ums Stadion, dienen nicht immer der Sicherstellung der öffentlichen Ordnung, sondern gern auch mal zum Frustabbau innerhalb des polizeilichen "Fußvolks". Da "spielt" die Einsatzleitung schon mal "Guter Bulle, böser Bulle" oder probiert "exotische" Einsatzvarianten auf Kosten von Demonstranten – egal welcher Richtung – aus.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Falls Jemand heute in die City will – die Nazis wollen ihre "Geheim-Demo" ab 19:30 auf dem Sonnenplatz im Kreuzviertel (nähe S-Bahnhalte Möllerbrücke) anhalten (http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44139-Kreuzviertel~/Moeglicher-Standort-fuer-Nazi-Demo-Polizei-riegelt-Sonnenplatz-im-Kreuzviertel-ab;art930,2814580)

Anwohner
Anwohner
9 Jahre zuvor

Kann man ja nur froh sein das die Polizei heute genug Personal am start hat und so ebend meine nachbarschaft zur hochsicherheitszone erklärt hat. was bitte soll das? wegen ein paar nazis, die hier meinen einen auf den dicken machen zu können? Als wäre ein bürgerkrieg zu erwarten!
Und dann muss man sich von diesen 19-20 jährigen polizisten noch dumme sprüche anhören wenn man fragt was das ganze soll. Danke Dortmund, familienfreundliche Stadt…

Jens
Jens
9 Jahre zuvor

Naja, die Demo-Anmeldung kam doch relativ kurzfristig, dann kann ich solche Fehler der Polizei schon verstehen.

trackback

[…] Zu wenig Polizei in der "Train of Hope" Nacht? (Ruhrbarone) – Siehe auch: Sinnlose Gewalt überschattet den erfolgreichen Protest gegen Neonazis […]

Nina Lehmann
Nina Lehmann
9 Jahre zuvor

Nun ja, auch bei kurzfristigen Anmeldungen sollte eine fähige Einsatzleistung entsprechend handeln können.
Polizeipräsident Lange kennt die Dortmunder Naziszene nicht erst seit gestern. Man weiss, mit wem man es zu tun hat-gewaltbereite, aggressive Nazis, nicht wenige von ihnen mit Vorstrafenregister.
Dennoch lässt die Einsatzleitung die ersten Nazis anreisen, lässt sie brav ohne Kontrolle vom Gleis runter durch die Bahnhofshalle spazieren. Kaum auf dem Vorplatz angekommen zünden sie Bengalische Feuer und eine erste Eskalation wird provoziert.
Das muss nicht sein.
Wann wird Lange abgelöst?
Beim Fußball wartet man nicht so lange mit einem Wechsel.

trackback

[…] Bei den letzten Aktionen der neonazistischen Partei „Die Rechte“ gab es große Gegenproteste. Der Polizei gelang es Anfang September nur mit Mühe und Not, eine Kundgebung der Rechten auf der Kampstraße zu ermöglichen. (Unser Artikel) Nach einer spontanen Kundgebung der Rechten geriet die Polizei für ihren Einsatz in die Kritik. (Unser Artikel) […]

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