Von der Dortmunder-Nordstadt gibt es zwei Bilder. Das eine ist die multikulturelle Nordstadt, in der X Nationen leben und in der alles so schön bunt ist. Und toll essen kann man in dieser Nordstadt, diese Ausländer kochen ja so spannende Dinge. Diese Vorzüge werden auch immer wieder genannt, wenn es darum geht, den Stadtteil als hippes Studentenquartier anzupreisen. Das andere Bild der Nordstadt ist geprägt von Angstmacherei. Einwanderer leben in „Ekelhäusern“. Junkies, Dealer und Prostituierte prägen in dieser Reihenfolge das Straßenbild, wenn mal wieder ein Polizeibericht kommentiert werden will. Nach Schlägereien am Wochenende das neue Horror-Szenario: Drogenkrieg im Norden.
Und ja, vom Hafen bis zum Borsigplatz gibt es angenehmere und unangenehmere Orte. Wer einmal die Mallinckrodstraße auf diesem Weg entlang geht, der kann sehen was die Nordstadt ist. Von der Studentin mit 1500€-Fahrrad, über den Alkoholiker der vom Leben nicht mehr erwartet als Bier für 50 Cent, bis zur Familie die mit voll gepackten Plastikbeuteln aus dem türkischen Supermarkt kommt. Was sieht man auch an jeder zweiten Straßenecke? Ein Quartiersmanagement-, Integrations- oder Streetworkerbüro. Die Stadt Dortmund macht sozialarbeiterisch vieles richtig in der Nordstadt. Auch wenn man sich bestimmt über den Sinn des ein oder anderen Kulturfestes oder über manche Imagebroschüre streiten kann.
Nun gab es am Freitag in der Nähe des Borsigplatzes eine größere Schlägerei. 60 bis100 Menschen haben sich, teilweise bewaffnet, geprügelt. Als die Polizei eintraf, waren alle ganz friedlich und keiner wollte mit den Beamten sprechen. Die berühmte „Mauer des Schweigens“ und wer schweigt ist was? Natürlich in der organisierten Kriminalität verwurzelt. Kriminalität und Nordstadt, das lässt nur einen Schluss zu: Drogenbanden! Und auch das gehört zur Wahrheit über die Nordstadt. Es gibt einen offenen Drogenhandel. Um den Keuningpark gibt’s Cannabis, am Borsigplatz das härtere Zeug. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es in dem aktuellen Konflikt um Drogen geht. Aber momentan ist diese Behauptung ein Kurzschluss. Es gibt viele Konflikte im Stadtteil, seien es Rivalitäten zwischen verschiedenen Nationen, politische Auseinandersetzungen oder andere Streitigkeiten. Viele der Konflikte sind in der prekären Situation, in der einige Nordstädter leben begründet. Armut ist das zentrale Problem im Dortmunder Norden.
Gegen die Armut und aus ihr entstehendes abweichendes Verhalten werden keine Kulturfeste helfen, und auch groß angelegte Polizeiaktionen können die Probleme nur für kurze Zeit verdecken. Armutsquartiere gibt es in jeder Großstadt, und sie haben strukturell immer die selben Probleme. Entweder ändert sich also die Gesellschaft als ganzes oder die Nordstadt wird bleiben wie sie ist.
Nicht die Gesellschaft muss sicher ändern, sondern der Mensch als Teil der Gesellschaft.
Es ist ebenfalls wichtig, dass die Spielregeln der Gesellschaft eingehalten werden.
In einigen Bereichen der Nordstadt würde ich sogar eine Videoüberwachung befürworten.
Wer die alten Fassaden der Gebäude und die vielen Bäume sieht, fragt sich schon, warum die Intuition immer "Ich will hier weg" schreit.
Nachtrag:
Die typischen Armutsquartiere der Großstädte sehen schlimm aus. In der Nordstadt ist dies aus meiner Sicht nicht der Fall. Hier wurden auch erhebliche Mittel investiert.
@keine Eigenverantwortung:
Ich denke sowohl Gesellschaft als auch Menschen müssen sich ändern.
In der Nordstadt gibt es ziemlich schöne Ecken aber auch ganze Straßenzüge die wirklich schrecklich aussehen. Einige Nebenstraßen vom Borsigplatz sind wirklich nicht hübsch…
Nordstadt bleibt stabil dies das du weischt!
Mal endlich ein Beitrag mit ausgewogener Argumentation…ich lebe seit 25 Jahren im Norden, mein Sohn ging hier in den Kindergarten und zur Grundschule und jetzt auf Gymnasium….weil es hier die besten Schulen Dortmunds gibt…ich muss hier nicht wohnen ( seltsamerweise werde ich das immer gefragt), ich tue es, weil ich es liebe… leider ist die Sichtweise auf die Nordstadt häufig auf eine reine "Opferbetreuung" reduziert…..da wird eine pädagogische Fördersau nach der anderen durch Dorf getrieben an den einschlägigen Quartiersbüros ändern sich die europäischen Aufkleber je nach Geldtopf…. Einwanderung schafft Problem, diese sind aber alle lösbar wenn man die Konflikte nicht auf Stadtfesten wegtanzen will. Es braucht dazu tatsächlich keine Sozpäds die auf ewig dafür sorgen werden das ihre Opfer Opfer bleiben denn sonst wären sie ja überflüssig…
Bildung und Jobs sind der Schlüssel….mir ist egal woher die Menschen in meinem Viertel kommen, sie müssen sich nur respektvoll benehmen….
Und das mit den Drogen: Legalize it…..Problem sofort gelöst…..
So gesehen war die Nordstadt seit Mitte des 19. Jahrhunderts nie etwas großartig Anderes als heute, oder möchte Jemand diese "Industrievorstadt" mit der Entwicklung über Hafen, Stahl und Bergbau, mit Zuwanderungen in den Siebzigern und mit Flüchtlingen/Asylanten der 90er als "großbürgerliche Ordnung und Gemütlichkeit" verkaufen?
Viele kleinteilige Bildungsinitiativen – ich kenne aus der Innensicht das ganze Sujet der Evinger "Neuen Mitte", mit der geldverschlingenden Unprojektmaschine "sfs" als zentrale SPD-"Autorität" mit beamtenmäßiger Umsetzung aller vergeblichen Versuche, Ausländer/Flüchtlinge vollkommen unsinnig an *deutsche* Industriearbeit heranzuführen, die es natürlich auch vor 20 Jahren nicht mehr gab – scheitern an einer unvollkommenen, überholten Zielsetzung der Asssimilation ausländischer Mitbürger in ein irgendwie "sauberes", "echt Dortmunder" Law+Order-Leben.
Die ganzen "Ekelhaus"-Stories sind überdies Auswüchse der völlig verfehlten Siedlungs- und Wohnungspolitik der Stadt, die viel zu lange die Entwicklung der Nordstadt einigen wenigen Immobilienhaien aus den eigenen politischen Reihen (sprich u.A. dem Rat) überlassen hatte, die sich ohne großes Invest goldene Nasen verdienten. Auch einige Versuche, die Gegend ähnlich wie in Dorstfeld mit völlig katastrophalen Kahlschlag-Projekten quasi auszuradieren und neu zu erfinden, sind gottseidank gescheitert, aber haben natürlich anders benötigte Finanzmittel verbrannt, die heute fehlen.
Und Richtung Jobs? Die Westfalenhütte als riesige Brache mit den auch für größere Ansiedlungen dringend benötigten zusammenhängenden Flächen wird wie in Ellinghausen der Logistik für ein paar Facharbeiter-Plätze geopfert, weil man über viele Jahre nur an "HiTec" Richtung Uni geschraubt hatte. "dortmund-project", haha.
Es hilft nix, hier muss endlich ein echter politischer Wandel vollzogen werden, ansonsten bleibt es so.
[…] Die Nazis wollten gegen “Rechtsfreie Räume” in der Nordstadt protestieren. (Unser Artikel zum “Drogenkrieg”) Muniton dafür hatten sie unter anderem von der SPD-Frau Marita Hetmeier bekommen, die sich in […]