UPDATE: Dortmunder Stadt-Broschüre „Aktiv gegen Rechtsextremismus“ lässt Bündnis BlockaDO weg

BlockaDO demonstriert gegen Rechts, Foto: 2014 Ulrike Märkel
BlockaDO demonstriert gegen Rechts, Foto Demo 2014

UPDATE: Dass das Bündnis BlockaDO in der Dortmunder Broschüre „Dortmund aktiv gegen Rechtsextremismus“ nicht genannt wurde, war vor allem ein zeitliches Koordinierungsproblem. Die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie hatte zugesagt, BlockaDO in das Heft 2015 aufzunehmen. Man kann daher sicher davon ausgehen, dass das Blockadebündnis im Jahr 2016 als Teil des Dortmunder Widerstandes gegen Rechts genannt werden wird. Eine gute Nachricht!

Dortmund hat eine bunte Broschüre mehr. In diesen Tagen erschien die dritte Auflage von „Dortmund aktiv gegen Rechtsextremismus“. Das eine städtische Broschüre beschreibt, welche Aktivitäten gegen Rechts unternommen werden – gut so! Dass die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie als Herausgeberin ihre eigenen Aktivitäten hervorhebt – geschenkt. Dass aber bei den zivilgesellschaftlichen Bündnissen mit ‚BlockaDO‘ ein Bündnis mit großer Wirkung und Relevanz einfach weggelassen wird, ist erstaunlich. Man kann dahinter Ignoranz, möglicherweise aber auch eine gewisse Boshaftigkeit erkennen. Durch das Weglassen gibt die Broschüre ein unvollständiges Bild des Widerstandes gegen Rechts in Dortmund wieder. Die Lücke fällt ins Auge.

Dass in der Vergangenheit die unterschiedlichen Dortmunder Bündnisse im Kampf gegen Rechts in einer gewissen Konkurrenz zueinander standen, ist kein Geheimnis. Dass sich viele Menschen in Dortmund auf ganz unterschiedliche Weise gehen Nazis engagieren, ist gut. Dass sich die Bündnisse in ihrer Ausrichtung und Zielsetzung unterscheiden, muss in einer pluralistischen Gesellschaft niemanden verwundern. Auch wenn mehr Kooperation an einigen Stellen sicher wünschenswert wäre – Protest darf verschieden sein. Nicht jeder hat Interesse am „Bratwurstessen gegen Rechts“, andere wiederum sehen das Blockieren rechtsextremer Aufmärsche nicht als die richtige Lösung an.

BlockaDO ist aus Dortmund nicht mehr wegzudenken. Das breite Netzwerk schafft es regelmässig viele Menschen zu Protesten gegen Rechts zu mobilisieren. Das Bündnis hätte also in der städtischen Broschüre neben dem Bündnis Dortmund Nazifrei und dem Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus stehen müssen.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau schreibt in dem Grußwort der Broschüre: „Durch dieses breite zivilgesellschaftliche Bündnis und den großen Einsatz vieler Menschen ist es uns gelungen, Dortmund als eine Hochburg des Widerstands gegen Rechtsextremismus zu etablieren – entgegen manch verzerrender Darstellung der letzten Monate.“ Was genau verzerrt worden sein soll, lässt Sierau offen.

Wenn in Dortmund eine Wahlkampfparty durch Nazis gewalttätig angegriffen wird, Journalisten mit Morddrohungen angegangen werden und auf offener Straße „Mehmet (Kubasik) hat’s erwischt“ gejohlt und das Holocaustopfer Anne Frank verhöhnt wird – dann gibt es nicht mehr viel zu verzerren.

Mit dem Statement, Dortmund sei die Hochburg des Widerstandes, lässt sich nicht verdecken, dass die Ruhrgebietsstadt vor allem auch eine Hochburg des Rechtsextremismus ist und sich über viele Jahre hinweg zur Komfortzone für Nazis entwickeln konnte. Diese Tatsache muss man offen aussprechen und die Gründe dafür ehrlich benennen. Auch wenn das schlecht für’s Stadtmarketing ist.

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Manuel
Manuel
9 Jahre zuvor

Den Tag, an dem von offizieller Seite Dortmunds oder gar von Sierau eine Aussage in diese Richtung geht, die ich so unterschreiben könnte, werde ich wohl nie mehr erleben. Die Stadt hat das Nazi-Problem nicht erkannt, sondern versucht seit Jahren durch Symbolpolitik etwas gegen das schlechte Image zu tun, das wars dann aber auch. Antifaschistisch ist hier niemand. Wie es besser gehen könnte, sieht man aktuell beim BVB, wo wirklich gute Arbeit gegen Rechts geleistet wird.

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