Die Streckenführung der Dortmunder U-Bahn ist für viele Pendler ein Ärgernis. Nur mit Umsteigen kommen sie zum Hauptbahnhof. Schuld ist die Planung aus den 70er-Jahren.
Alle Wege führen zum Hauptbahnhof: In vielen Metropolen ist der Hauptbahnhof gleichzeitig der zentrale Knotenpunkt für die U-Bahnen. In Dortmund nicht. Wer aus dem Kreuzviertel, aus Dorstfeld, Brackel oder Scharnhorst zum Bahnhof will, muss zwangsläufig umsteigen. Entweder an der Reinoldikirche, am Stadtgarten oder in der Kampstraße.
„Das liegt am Leningrader Dreieck“, erklärt Bernd Winkelmann, Sprecher der Dortmunder Stadtwerke, die die Stadtbahn betreiben: „In den 70er-Jahren haben sich die Dortmunder Planer in zahlreichen Städten der Welt umgeschaut, welche Stadt mit Dortmund vergleichbar ist“. Die Wahl fiel auf das heutige Sankt Petersburg, das damalige Leningrad. Grund war die ähnliche Struktur der russischen Stadt: Dortmund ist flächenmäßig größer als viele andere deutsche Großstädte und viele Menschen wohnen in Vororten. Wie in St. Petersburg.
Technisch sei es nicht möglich gewesen, alle acht Linien durch eine Röhre zum Hauptbahnhof zu führen, beschreibt Winkelmann die Ausgangslage. Daher habe man sich für ein dezentrales Konzept entschieden. Mit drei Bahnhöfen in der City, in der jeweils mehrere Linie ankommen. Das Dreieck zwischen Kampstraße, Reinoldikirche und Stadtgarten. Wie bei der Petersburger Metro.
„Ziel war, dass jeder Fahrgast mit höchstens einem Umstieg an seinem Ziel ankommt“, so Winkelmann. Das ist (fast) gelungen. Zum Leidwesen der vielen Pendler, die eben mindestens einmal umsteigen müssen, um den Bahnhof zu erreichen. Brackeler und Dorstfelder an der Kampstraße. Greveler, Hombrucher und Kreuzviertel-Bewohner am Stadtgarten.
Eine für Pendler unglückliche und ungünstige Lösung, an der sich jedoch nichts mehr ändern wird. Der U-Bahnbau in Dortmund ist nämlich endgültig abgeschlossen. Für neue Strecken und Tunnel fehlt das Geld.
So ärgerlich es manchmal ist, nur mit Umsteigen zum HBf zu kommen: Durch die vier Linien auf der Strecke zum HBf ist der Takt dort ziemlich dicht und man wartet nur wenige Minuten. Das Ärgernis hält sich damit in Grenzen.
Außerdem müssen auch die Fahrgäste aus Richtung Grevel/Scharnhorst nur einmal umsteigen, nämlich ebenfalls am Stadtgarten…
Viel unpraktischer als das Stadtbahnnetz ist in Dortmund doch das dünne Busnetz in den Vororten, besonders in den Abendstunden.
Also ich finde, man kann es auch übertreiben. Klar ist das nicht optimal, dennoch denke ich, dass Dortmund im Vergleich mit manch anderen deutschen (Groß)-Städten ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz hat. Es ist ja jetzt auch nicht so, dass man beim Umsteigen 30 Minuten warten müsste, die Taktung der Bahnen ist dann doch sehr hoch.
Denkfehler, Christian, hast Recht, ändere ich später.
Hinsichtlich des letzten Absatzes zwei Anmerkungen:
1. Eine richtig große Baumaßnahme wird es noch geben. Die Untertunnelung der B1/A40 in Höhe der Marsbruchstraße auf der Linie U47 nach Aplerbeck. Die jetzige Situation, bei der die U-Bahn niveaugleich eine Autobahn kreuzt, dürfte in Deutschland ja auch einmalig sein (Stichwort: einzige Autobahnampel zwischen Paris und Moskau, ein Bonmot, dass glaube ich dem seeligen Günther Samtlebe zu verdanken ist).
2. Leider gibt es immer noch Phantasten, die von einer Verlängerung der U49 über Hacheney hinaus bis nach Wellinghofen träumen. SPD und GRÜNE haben dafür im Juli 2011 immerhin eine halbe Millionen Euro Planungskosten zur Verfügung gestellt.
@Dortmunder: zu 1. klar gibt’s die Untertunnelung und andere Schönheitskorrektureb. Zu 2. die Stadtwerke wollen den Weiterbau nicht. Sie müssen den bezahlen. Von daher glaube ich nicht, dass es ihn geben wird
@ Michael: Ganz so dramatisch ist es zumindest im Dortmunder Westen und Südwesten ja nicht, da man z.B. von Dorstfeld, Mengede/Huckarde, Oespel, Uni oder Barop aus mit der S-Bahn direkt zum Hbf kommt. Das ist doch dann eher Jammern auf hohem Niveau, oder?;-)
@Klaus: Mir ging es auch eher darum etwas zu erklären, was sich viele fragen: Warum kann ich nicht direkt zum Hauptbahnhof durchfahren? Wenn ich am Dortmunder Nahverkehr etwas zu kritisieren hätte, wäre es eher die H-Bahn. Ein wundervolles Verkehrsmittel, das vergleichsweise preiswert ist. Keine Tunnelröhren, keine Schienen verlegen. Trotzdem sind die Pläne, die Bahn in die Stadt weiterzubauen, gestorben.
@ Michael: Naja, bei der Überschrift liegt der Verdacht schon sehr nahe, dass Du die Situation nicht gut findest.
Wie Klaus schon schrieb: Es gibt auch noch die S-Bahn.
In der Hinsicht sind allerdings eher S4 und S5 ein Witz – dass die S5 an DO-West nicht hält und man deshalb nicht in die S4 (und die dortigen Busse) umsteigen kann, ist vollkommen abwegig, die Schienenwege kreuzen sich direkt neben dem Haltepunkt.
Und dass der Haltepunkt DO-Barop – so schön er für Menglinghausen liegt, deshalb bin ich auch gegen die geplante Verlegung an die Stockumer Straße 😉 – praktisch keine ernstzunehmende Bus-Anbindung hat.
Wie man sieht: Ich hätte durchaus einiges am Dortmunder Bus- und Bahnnetz zu meckern – das Streckendreieck in der Innenstadt sehe ich da allerdings nicht als Problem. Zumal es ja den Vorteil hat, dass man mit der Stadtbahn direkt in der Einkaufsmeile gleich mehrere gut bediente Haltestellen hat und die Strecken nach Norden und Süden sich direkt außerhalb des Wallrings schon wieder schön verteilen.
Ich sehe da einen Handlungsbedarf eher bei der S-Nahn in Dortmund.
1.)Der Fehler des „Leningrader Dreicks“ kann teilweise
durch eine neue Station Dortmund-Ost in einer Entfernung von
ein paar 100 m östlich der S-Bahn-Gleise 6 und 7
gelöst werden. Damit könnten die Fahrgäste der
S 1 und S 2 dort auf die zweite U-Bahnlinie umsteigen.
Eine S-Bahn-Verlängerung in Richtung Kamen und
Hamm könnte längerfristig gebaut werden. Alternativ
könnte in Dortmund-Ost auch ein RE-Halt eingerichtet werden.
2.)Die S 4 berührt nicht den Hauptbahnhof. Hier
könnte ein Turmbahnhof S 4 mit der S 5 und den RB in Richtung Do „Signalidunapark“ eingerichtet werden.
Die dringendste Neubaumassnahme ist wohl
die oberirdische Verlängerung der U 47 zum
bald verlegten Bahnhof Aplerbeck.
Möglicherweise könnte auch eine Verbesserung der
U-Bahn angesichts des RRX/Bahnhofsumbau
durchgeführt werden.
Der Bahnhof leidet an dem jahrzehntelangen Warten
auf eine Public Private Partnership PPP im Sinne
von „UFO“ oder „3DO“.
Von allen grossen Bahnhöfen ist Dortmund der
schäbigste von allen Bahnhöfen.
Essen wurde renoviert und Wuppertal wird renoviert.
Aber so ist dies halt mit der PPP.
Achim
@#7 | Michael Westerhoff: Die H-Bahn *war* mal verhältnismäßig günstig in Anschaffung und Betrieb – bis sich Siemens die entspr. Lizenzen schnappte und z.B. mit dem Sky-Train wundervoll teure Bauchlandungen fabrizierte. Und letztens ballerte ein Müllcontainer-Laster an der Uni durch falsches Parken auch noch fast einen Wagen von den Hängeschiene – mit den Verletzten im Wagen ein denkbar schlechtes Marketing (obwohl allein die Blödheit des LKW-Fahrers schuld war).
DieH-Bahn ist nirgendwo so erprobt wie in Dortmund. Da wird viel Potential verschenkt, besonders im City-Kurzstreckenverkehr und zur Anbindung der Parkflächen zwischen Stadion + Westfalenpark an die City.
Die H-Bahn ist sehr gut – leider stellt sie beinahe eine Insellösung dar, weil sie nicht mit der U-Bahn oder der S5 verknüpft ist. Letzteres wäre eine prima Alternative für die zu Stoßzeiten überlastete S1.
Ein Problem ist eher die rein sternförmig ausgerichtete Stadtbahn, bei der Ringverbindungen fehlen. Sehr umständlich sind die Verbindungen zwischen den Stadtteilen, wenn es in Ost-West-Richtung geht – abgesehen auf der Ebene zentral durch die Stadt.
Eine Verbindung zwischen Mengede und Brechten beispielsweise gibt es nur via Brambauer (Preisstufe B!) oder mit Riesenumweg über den Hbf. Zwischen Eving/Brechten Richtung Husen/Kurl sieht es auch nicht besser aus.
Oder im Dortmunder Süden, südlich von Hombruch/Hörde/Hacheney fährt gar keine Stadtbahn mehr. Aber immerhin gibt es inzwischen auch Buslinien im 10-Minuten-Takt.
Aber insgesamt ist der Nahverkehr in Dortmund schon recht gut ausgebaut, besonders im ruhrgebietsinternem Vergleich.
Man sollte nur nicht Hamburg und Berlin als Referenz nehmen: dort sind auch die Stadtteile gitterförmig verbunden, dank Ringlinien.
Wenn ich eure H-Bahn-Begeisterung (die ich teile) lese, sollten wir nächste Woche wohl mal eine H-Bahn-Geschichte schreiben
Eine H-Bahn-Geschichte? Unbedingt. Aktiv in die Komunalpolitik grätschen klingt immer gut. Besonders in Dortmund.
@#13 | Michael: Gute Idee! Fang am besten mal mit dem aktuellen Flächennutzungsplan an („gültig“ bis 2015), da stehen immer noch H-Bahn-Routen drin, die im ebenfalls letzten Stadtbahnentwicklungskonzept untersucht und allesamt mit einem negativen oder nur knapp positiven Kosten-Nutzen-Faktor bewertet und damit verworfen wurden.
2001 plante man einen neu projektierten Kilometer H-Bahn mit 10 Mio. Euro (das war die Verlängerung zum TechnoPark), also heute allein durch Inflation mit ca. 12 Mios. Im Verkehrswegeplan ist in absehbarer Zeit keine H-Bahn-Route als förderfähig eingetragen.
Nur mal so über die aktuellen Rahmenbedingungen für Träume… Aber ’ne H-Bahn-Geschichte würd mir trotzdem gefallen;-))
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