Drei Jahre nach dem Tod von Robert Enke hat sich in der Bundesliga nicht viel verändert

Am 10. November jährt sich bereits zum dritten Mal der Todestag von Robert Enke, dem ehemaligen Fußball-Nationaltorwart.
Der damals 32-jährige löste mit seiner spektakulären Selbsttötung im Herbst 2009 eine riesige Welle der Betroffenheit in der deutschen Öffentlichkeit aus.
Hierdurch wurde auch das Thema seiner schweren Depression kurzzeitig sehr intensiv in einem großen Rahmen diskutiert.
Von der immensen psychischen Belastung der Leistungssportler war damals auch immer wieder die Rede. Bei der öffentlichen Trauerfeier in der AWD-Arena zu Hannover, vor zehntausenden Besuchern, reihten sich die prominenten Trauergäste, darunter die komplette DFB-Spitze und die damalige Nationalmannschaft, in die lange Reihe der Trauernden ein.
Man sprach damals nette Worte, warb um Verständnis, gab sich mitfühlend und sehr betroffen.
Lautstark wurde 2009 auch nach Konsequenzen gerufen. So dürfe es im kalten Tagesgeschäft der Profifußballer einfach nicht weitergehen, hieß es vielerorts. Der Druck der u.a. auf den Kickern laste sei seit einiger Zeit teilweise schier unerträglich, der Alltag unter den Teamkameraden in einer Bundesligamannschaft wäre häufig ‚kalt‘ und geradezu feindselig bzw. missgünstig.
Wie, und vor allem aber auch was sich da aber eigentlich zukünftig nun genau verändern sollte, das wurde dabei selten wirklich konkret benannt.
Klar, grundsätzlich mehr Gespräche, mehr Verständnis… Ein menschlicheres Miteinander unter Spielern und Trainern galt allgemein als ein erstrebenswertes Ziel.
Wer würde dem auch widersprechen wollen?
Rasch verschwanden die Themen ‚Druck‘ und ‚Depression‘ dann aber wieder von der Tagesordnung einer größeren Öffentlichkeit. Man widmete sich wieder dem üblichen Tagesgeschäft.
Wer sich für dafür auch in den folgenden Monaten noch interessierte, der konnte am Rande des tagesaktuellen Sportgeschehens immerhin noch erfahren, dass Bundesligisten zwischenzeitlich vereinzelt in der Tat eine bessere psychologische Betreuung ihrer Angestellten ins Leben gerufen hatten.
Am Alltag der Profis änderte sich jedoch wenig bis nichts.
Auch von einem gewünschten ‚milderen‘ Umgang der Medien mit den Akteuren war spätestens ein paar Monate nach der Tragödie von Hannover quasi schon nichts mehr übrig.
Das ist aber, wenn man die Sache einmal weniger emotional betrachtet, ja auch so nicht wirklich überraschend gewesen, denn der durch die Zuschauer und Medien verursachte Druck auf die Aktiven dürfte sich schlichtweg gar nicht großartig verändern bzw. verringern lassen.
Das Bundesligageschehen, und auch der Spitzensport allgemein, ist halt ein besonders aggressiver und stark umkämpfter Markt. Das gilt sowohl für den Konkurrenzkampf unter den aktiven Sportlern (auch unter Mannschaftskameraden übrigens), als auch unter den Medien. Wer da zu Depressionen neigt, der hat es schwer. In anderen Gesellschaftsbereichen ist das nicht anders.
Auch wenn man es sich von außen noch so sehr wünschen möchte, wirklich realistisch ist der Wunsch nach weniger Druck für die Spitzensportler, gerade auch für Fußballnationalspieler, eigentlich nicht.
Riesiger Konkurrenzkampf wird gerade in der Spitze immer herrschen. Schließlich geht es ja dabei auch um sehr viel Geld.
Man kann höchstens an ein paar Kleinigkeiten arbeiten. Die ‚harte‘ Welt des Profisports wird sich dadurch aber nicht grundsätzlich ändern lassen.
Vor diesem Hintergrund war der laute Aufschrei im November 2009, und die damit verbundene Forderung nach Veränderungen in der Bundesliga, wohl ohnehin von Anfang an mit ziemlich unrealistischen Hoffnungen verbunden.
Ähnliches wiederholte sich dann übrigens vor genau einem Jahr auch noch einmal im Fall des Schiedsrichters Babak Rafati.
Auch im Anschluss an seinen Suizidversuch, unmittelbar vor einem Bundesligaspiel, gab es zunächst reflexartige Forderungen nach deutlich weniger Druck auf die Schiedsrichter.
Der damalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger ergriff bei einer Pressekonferenz in Köln erneut das Mikrofon und forderte dies erneut lautstark öffentlich ein. Wie er dies konkret erreichen wolle sagte er auch damals nicht. Und passiert ist dann danach auch in diesem Fall recht wenig.
Trotz der insgesamt geringen Erfolgsaussichten ist und bleibt es selbstverständlich ein durchaus nachdenkenswerter und löblicher Ansatz den entstehenden psychischen Druck auf jeden Einzelnen der Beteiligten möglichst gering halten zu wollen. Es wäre schön, wenn sich zukünftig deutlich mehr Menschen dieser Problematiken zumindest bewusst würden.
Mehr Aufmerksamkeit für die Volkskrankheit ‚Depression‘, und die große Verbreitung in unserer ‚modernen Gesellschaft‘ kann grundsätzlich auch nicht schaden. Im Gegenteil!
Allzu häufig wird das Thema generell und das inzwischen erreichte Ausmaß der Verbreitung in der Gesellschaft noch kleingeredet und Betroffene als ‚Schwächlinge‘ stigmatisiert.
Zudem können auch scheinbar kleine Fortschritte für die Betroffenen natürlich schon einen spürbaren Unterschied ausmachen.

Und gerade jetzt, wo sich bereits der dritte Todestag von Robert Enke in der kommenden Woche nähert, sollte sich jeder Fan auch noch einmal ganz klar die eigentlich eher geringe Bedeutung des Profisports für das eigene Leben bewusst machen.
Denn es gibt wahrlich viel Wichtigeres im Leben eines jeden als z.B. Fußball… auch im Leben eines scheinbar so erfolgreichen Torhüters wie Robert Enke!
Teresa Enke, die Witwe von Robert, hat, im Namen der ‚Robert-Enke-Stiftung‘, bei Facebook eine virtuelle Traueraktion zu seinem Todestag unter dem Motto ‚ROBERT gedENKEn‘ ins Leben gerufen (siehe Video).

Vielleicht möchte sich ja der Ein oder Andere Leser der Ruhrbarone auch daran beteiligen:

https://www.facebook.com/events/299579043488899

 

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der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

Der Fußball lebt von beeindruckenden Bildern und das, was man 2009 im Zusammenhang mit Enkes Tod zu sehen bekam, war eigentlich nichts weiter, als eine Inszenierung beeindruckender Bilder.

Suizid ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema, da macht auch der Fußball keine Ausnahme. Laut Eisenbahn-Bundesamt gab es im Enkejahr 2009 insgesamt 875 „Personenschäden“, wie die Bahn den Schienensuizid in ihren Durchsagen nennt, um dem Fahrgast den plötzlichen, meist langen Stop mitten auf der Strecke zu erklären.

Am Tag nehmen sich allein in Deutschland durchschnittlich 2 bis 3 Personen das Leben, indem sie sich vor einen fahrenden Zug werfen. Ein Grund, wieso man eigentlich nur als regelmäßiger Bahnfahrer von „Unfällen mit Personenschaden“ erfährt, liegt darin, dass in den Medien über dieses Thema nicht geschrieben wird. Selbstmordgefährdete Menschen verlieren häufig ihre Hemmschwelle, wenn sie von Suiziden lesen oder hören. So hatte sich beispielsweise die Rate der Schienensuizide unmittelbar in den Wochen nach Enkes Tod um das 5 fache erhöht.

Will man über Enke reden, dann sollte man das Thema nicht nur auf den Profisport reduzieren und über Leistungsdruck palavern. Im Focus sollte vielmehr der Mensch als Ganzes mit all seinen Depressionen stehen und auch all diejenigen, die den Verlust eines solchen Menschen zu verarbeiten haben, Familienangehörige, Freunde und traumatisierte Lokführer.
Die Frage ist bloss wie?

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