Der gestrige Lizenzentzug durch die DFL (Deutsche Fußball Liga) für den Zweitligisten MSV Duisburg machte es mal wieder deutlich: Protzige Stadionneubauten führen Profifußballvereine in letzter Zeit allzu häufig in große Schwierigkeiten!
Nun bin ich in Sachen MSV Duisburg kein Insider, aber auch hier fällt mir direkt auf, dass der Club sich doch erst vor kurzem am Bau einer modernen Arena erfreute, nun auch dadurch aber finanziell böse zu Fall zu kommen droht.
Ähnlich verlief die Geschichte zuletzt ja auch schon in Aachen und Offenbach. Und egal ob Eigentum des Vereins, oder als Mieter, neue Arenen sind regelmäßig teurer für die dort antretenden Clubs. Große Pläne in Sachen Stadion führen offenbar häufig zur Selbstüberschätzung, zu übermütigen Kalkulationen, zu träumerischen Zukunftsprognosen. Im Detail sind die Dinge in jeder Stadt sicherlich etwas unterschiedlich. Eines haben diese Fehlentwicklungen jedoch offenbar häufig gemeinsam: Die Kosten für Neubau und/oder Miete des neuen Prachtbaus ruiniert am Ende die Clubfinanzen.
Ich erinnere mich zum Beispiel noch ganz gut an Aussagen aus Aachen vor ein paar Jahren, als ein von seinem Job entbundener Coach dort verbittert meinte die Kosten für den nagelneuen ‚Postkasten‘, wie er den gelben Tivoli damals verächtlich nannte, hätten kein entsprechendes Geld mehr für den Spielerkader übriggelassen. Zumindest offenbar eben kein Geld mehr für Verstärkungen wie er sie sich damals vorstellte.
Inzwischen wurde der Club bekanntlich sportlich in Liga 3 durchgereicht, nächstes Jahr geht es erneut abwärts. Die Insolvenz klopft laut an die Tür.
Ähnliches also nun wohl auch hier im Revier, beim MSV Duisburg. Wie stolz war man bei den ‚Zebras‘ auf den Umbau des alten ‚Wedaustadions‘ noch vor kurzem.
Schön leuchten die blauen Lichter ja auch schon von weitem bei den Flutlichtspielen an der Wedau. Die Arena wirkt für einen biederen Zweitligisten optisch tatsächlich sehr ansprechend.
Nun war zu lesen, dass die Stadionmiete für den MSV zu hoch sei, die Kalkulation so gar nicht aufgegangen sei.
Das Muster kommt einem als Betrachter aus der Ferne wiedermal irgendwie bekannt vor.
Auch renommierte Erstligisten kennen das Problem. Egal ob Dortmund, Schalke, oder Hamburg. Überall hat der Ausbau bzw. Neubau des Stadions riesige Probleme verursacht, welche die Clubs allzu häufig noch über Jahrzehnte beeinflussen und zumindest finanziell stark einschränken werden.
So wichtig es den Verantwortlichen auch zu sein scheint dem zahlenden Publikum eine moderne, zeitgemäße, attraktive Arena zu bieten, häufig scheint die Planung und der Bau einer solchen Heimstätte eindeutig viel zu leichtfertig zu erfolgen, den Verein danach dann vor schier unkalkulierbare finanzielle Risiken zu stellen.
Vielleicht sollte sich die Branche, bei all den sicherlich im Einzelfall doch unterschiedlichen Beispielen, mit allerdings ganz ähnlichem Verlauf in der Sache, mal die Frage stellen, ob es manchmal in der Stadionfrage nicht doch auch einfach eine Nummer kleiner und bescheidener ginge!?! Schließlich erhöhen die Stadionneubauten, so schon sie auch in Theorie und Praxis vielerorts sein mögen, ja am Ende auch die Eintrittspreise für die Fans. Weniger wäre hier sicher häufiger mal deutlich mehr! Und das Risiko den Club gleich zum Zwangsabstieg zu führen würde auch minimiert…
Passend dazu:
http://www.ruhrbarone.de/fussball-msv-duisburg-erhaelt-von-der-dfl-keine-lizenz-fuer-liga-2/
Ich will auch noch mal kurz an die Situation vor ca. 10 Jahren erinnern, als der Stadionboom einsetzte bzw. in Hamburg und Schalke schon im Gange war. Damals investierte der Staat in die Modernisierung und den Ausbau vieler Arenen für die WM 2006 mit. Das ganze war doch auch eine ziemliche Wettbewerbsverzerrung. Die ohnehin schon reicheren Vereine aus der Bundesliga erhielten neue Stadien, die mehr Zuschauereinnahmen versprachen. Da war dann auch so mancher kleinerer Zweitliga- und Fahrstuhlverein gezwungen bzw. sah sich gezwungen, in ein neues Stadion zu investieren, wenn er für die Bundesliga konkurrenzfähig sein will. Im Grunde entwickeln wir uns gerade in Richtung „spanische Verhältnisse“, auch wenn das vor ein paar Wochen noch dementiert wurde.
Der MSV hätte es in meinen Augen packen können, auch mit dem teuren Stadion am Bein. Die Fehler wurden aber vor vielen Jahren im sportlichen Bereich gemacht. Nach den Aufstiegen hat man den Kader nicht ordentlich verstärkt und den Kader dermaßen aufgebläht, dass man zwei Mannschaften hätte stellen können. Dann hat man oft genug Trainer geholt, bei denen man sich gefragt hat, wozu das gut sein soll. Und nach dem Abstieg 2008 hat man das Geld rausgeschmissen, ohne dass der Erfolg sich einstellte. Das bei ausbleibendem Erfolg dann Zuschauer- und Werbeeinnahmen wegbrechen und das Stadion zu teuer wird, ist die logische Konsequenz.
Der Abstieg des MSV ist zwar traurig, aber ich starte als Fan dieses Vereins lieber in der 4. Liga neu, als diese Selbstzerfleischung im Profifußball weiter mitzumachen und jedes Jahr zu bangen, ob der Verein die finanzielle Lücke noch schließen wird.
@Martin, wenn das WM-Argument stimmt, erklärt das, warum Schalke nicht betroffen war. Sonst wäre der Verein mein Gegenargument gewesen, dass jeder Stadionbau der letzten Jahre Vereinskrisen produziert hat. Dennoch gibt der Artikel keine gute Erklärung, warum die genannten Clubs sich so eklatant verkalkuliert haben. Spätestens seit Aachen sollte es zu NRW-Vereinen durchgedrungen sein, dass man lieber noch einmal nachrechnet, bevor man baut. Die nächsten Tage werden aber auch zeigen, ob hier nicht eh „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. Denn auch, wenn auf Duisburg das Stadion schwer lastet, scheint das Problem ja „nur“ an unzureichend eingereichtem Papier zu hängen. Und das ist eine andere Form von Dummheit, als sich grundsätzlich beim Stadionbau zu verheben.