Auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sorgt seit Sonntag ein israelfeindliches Protestcamp für Unruhe. Laut eines Instagram-Beitrags der Gruppierung „Students for Palestina der Hochschule Düsseldorf“, ist dieses Camp ein gemeinsames Projekt von Studierenden der Hochschule Düsseldorf und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
In einem weiteren Instagram-Beitrag der Hamas-Fans, wird die Hochschule aufgefordert eine „ausführlichere Stellungnahme“ abzugeben und eine „gezielte Sensibilisierungskampagne durchzuführen, um das Bewusstsein für Antimuslime und Rassismus in der Gesellschaft zu verstärken“. Unter der Überschrift „Bedingungslose Solidarisierung mit der palästinensischen Zivilbevölkerung inklusive der über 40000 Opfer, die durch die Bomben und Bodenoffensive des israelischen Staates ermordet wurden“ wird gefordert, „konkret Maßnahmen“ zu ergreifen, „um die Sicherheit und das Wohlergehen palästinensischer Studenten an der HSD zu gewährleisten“. Weiter wird eine „klare Distanzierung vom israelischen Staat und den Partnerhochschulen“ gefordert.
Hamas-Freaks an der Uni
Viel Blödsinn über „Antimuslimischen Rassismus“ – als ob Religion eine Ethnie sei und als ob es eine Ausnahmeregel für den Islam gibt, keine Kritik an dieser Ideologie zu üben . Wie es bei anderen Religionen in einer aufgeklärten Gesellschaft ebenfalls üblich ist – ist dort, auf Instagram, ebenfalls zu lesen. Dieser Beitrag und die „Stellungnahme zu den diffamierenden Aussagen der Presse und der zionistischen Gruppierungen“ (zu einer Kundgebung der Hamas-Jünger an einem Holocaust-Denkmal) lassen das Schlimmste befürchten: Dass die Slogans „Viva Viva Intifada“ und „One Solution – Intifada Revolution“ ein Aufruf zur Ermordung israelischer Zivilisten sei, wird verneint: „Intifada ist ein arabischer Begriff für einen Aufstand oder eine Rebellion und und steht nicht unter der Definition für Gewalt gegen Zivilisten oder eine Ablehnung des Existenzrecht Israels“. Die während der ersten und zweiten Intifada ermordeten Israelis dürften das anders sehen und der Blick auf den reinen Begriff und dessen Übersetzung ist bizarr. Nach dieser Logik, könnte man behaupten, die „Endlösung der Judenfrage“ hätte nichts mit Massenmord zu tun. Weil „Lösung“ nur die Bewältigung eines Problems umschreibt und keinen Völkermord. Der Vergleich der „Nakba“ (Gemeint ist damit nicht die Vertreibung von 950.000 Juden aus arabischen Staaten: Gaza war bis zum 7. Oktober 2023 „judenfrei“.) mit dem Holocaust, ist in Augen von „Students for Palestine“ keine Relativierung des Holocausts, „sondern eine Erinnerung daran, dass menschliches Leid und Unrecht in jeder Form bekämpft werden müssen.“
Die Geiseln, die Terrorattacke vom 7. Oktober 2023, die islamistischen Terrororganisationen, die Charta der Hamas: Alles kein Thema bei „Students for Palestine“.
Es war also, bei meinem gestrigen Besuch der Heinrich-Heine-Universität, mit dem Schlimmsten zu rechnen.
Etwa zehn Zelte standen gestern, bei meinem Besuch des Campus, in dem Protestcamp: „Ruhm dem Widerstand“ steht auf Arabisch auf einem der Banner. Gemeint ist damit offensichtlich der „Widerstand“ der islamistischen Terrorgruppen in Gaza.
Auf einem anderen Bannern ist das rote Dreieck zu sehen, ein immer wiederkehrendes Symbol in Hamas-Medien: Mit dem Ziele der Terroristen gekennzeichnet werden.
„No Peace on stolen Land“ ist auf einem Banner zu lesen, auf dem daneben „Ceasefire now“: Das sich die Forderung „Kein Frieden“ und der Ruf nach einem „Waffenstillstand“ (Der bis zum Terrorangriff der Hamas bestand!) irgendwo ausschließen, ist hier egal.
„Remember Ahmad Al-Najjar! Stop the Genocide!“ steht auf einem Plakat, das an einem Stand des Camps befestigt ist. Gemeint ist damit eines der vielen unschuldigen Opfer, der Hamas, dieses Krieges. Ein Foto des Vaters von des Kindes, das bei der Explosion von Waffen der Hamas in der Nähe eines Flüchtlingslagers ums Leben kam, ging in den sozialen Medien viral. Was hier nicht erwähnt wird: Der israelische Militärschlag gegen zwei Terroristen, galt einem Ziel 1,5 Kilometer von der Schutzzone entfernt. Der benutzte Sprengkopf hat die Katastrophe und den Brand in Rafah, von dem aus wenige Tage zuvor Raketen auf Tel Aviv abgefeuert wurde, nicht ausgelöst: Sondern Sekundärexplosionen, weil die Hamas dort Waffen und Munition gelagert hatte. Kritik an diesem Vorgehen der Hamas sucht man auf dem Protestcamp aber vergeblich. Die Komposition des Hamas-Chefs – durch möglichst vielen zivilen Opfern in Gaza – Israel zu diskreditieren: Sie wird hier in Düsseldorf perfekt gespielt.
In einem Gespräch mit einer Studentin, die aus Angst vor den Hamas-Anhängern anonym bleiben möchte, erzählt man mir vom Streit um ein Banner, auf dem die entführten Geiseln zu sehen sind. Und die Forderung „Bring them home now!“. Aus dem Protestcamp kommt die Forderung, diese Erinnerung an die Geiseln abzunehmen und stattdessen die „Märtyrer“ (Terroristen) in Gaza zu ehren. Der Sozialistisch-Demokratische Studentenbund (SDS) möchte die Installation ergänzen mit einem Hinweis auf die „Studierenden aus Gaza“. Das Camp ist wenige Meter von der Erinnerung an die Geiseln entfernt. Dazwischen steht die Polizei. Tag und Nacht.
Studierende aus der Heinrich-Heine-Universität sind die Minderheit im Protestcamp, wie mir die Studentin erzählt:
Die Unileitung hat dazu einen Infobrief an alle rumgeschickt mit der Info, dass das Camp gemäß den Regeln angemeldet ist und dass sie hoffen, dass es so, wie die Proteste eben bis jetzt waren, auch weiterhin verbleiben wird. Das Problem ist nur, das sind eben nicht dieselben Leute, die die Proteste hier gemacht haben, sondern das sind Außenstehende. Das sind Leute, die nicht aus Düsseldorf kommen, nicht an Düsseldorfer Unis studieren. Vereinzelt müssten hier sogar ein, zwei Leute sein, eventuell von unserer Uni. Aber die Organisatoren und die Leute, die das ganze Material mit sich bringen, sind nicht von hier, sondern sind hier weitergezogen, als sie aus Bonn rausgekickt wurden.
Und eventuell waren die davor in Berlin. Also die wandern einfach von einer Ecke zur nächsten.
Die haben halt Materialien, die haben, also die haben irgendwie gewisses Know how, aber die sind nicht von hier. Das sind nicht die Studis, das ist nicht Students für Palastine, HHU und auch nicht SDS Düsseldorf. Von daher hat die Uni das auf jeden Fall falsch eingeschätzt. Ich muss aber sagen, wir alle haben das falsch eingeschätzt in dem Fall. Also wir hätten nicht gedacht, dass das Außenstehende sind, die einfach von einem Unicamp zum anderen campieren und hoffen, dass sie irgendwann so über die Linie geschritten sind, dass sie rausgekickt werden.
Gegenüber den Ruhrbaronen beschreibt die junge Studentin die Bedrohungslage an der Uni:
Wenn da steht „Liberation Worldwide“, kann man das noch irgendwo gelten lassen. Aber wenn da steht „long live the Resistance“, mit dem Dreieck und „Glory to the Resistance“, dass die fordern, dass die Märtyrer geehrt werden: Das sind ganz klar Hamas-Supporter. Ich fühle mich nicht unbedingt gerade bedroht. Wir sitzen hier jetzt in einiger Entfernung und gucken auf die hinab. Aber das ist auf jeden Fall schon klar, dass hier eine Bedrohung durch Radikalisierung herrscht. Hier sieht man jetzt z.B. eine, die gerade eben noch hier oben stand und jetzt geht sie da runter und guckt sich da die Sachen an. Godknows, was für Ansichten, Narrative sie jetzt dort mitnimmt und dann auch vielleicht weiterträgt.
In Beiträgen auf Facebook und Instagram verurteilt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf das antisemitische und antiisraelische Protestcamp, da durch die Veranstalter Israels Existenzrecht infrage stellen. Weiter heißt es in der Stellungnahme, dass jüdische Studierende aufgrund der Ehrung des „Widerstands in Palästina“ durch die Hamas-Anhänger nicht in der Lage sind, die Universität angstfrei zu besuchen. Dies wird als Schande für Düsseldorf im Jahr 2024 bezeichnet.
Widerstand gegen das Camp
Die Juso-Hochschulgruppe und Campus Grün der Heinrich-Heine-Universität haben sich gestern in einer Erklärung auf Instagram gegen das Protestcamp positioniert:
Wir, als Studierende der HHU, blicken mit großen Bedenken auf die von dem seit Sonntag bestehenden Protestcamp der Gruppe „Studenten gegen Besatzung Düsseldorf“ verbreiteten antisemitischen Narrativen vor Ort und auf den entsprechenden Social-Media-Kanälen.
Die Solidarität mit dem humanitären Leid der Zivilbevölkerung muss einen Raum haben, aber das Camp geht weit über diese Solidarität hinaus und ist antisemitisch.
Bitte unterstützt dieses Camp nicht und lasst uns als Studierende miteinander reden und Räume für Begegnung schaffen, anstatt politische Interessen Externer auf unserem Campus den Diskurs bestimmen zu lassen. Daher fordern wir, dass die Uni und der AStA Räume bereitstellen und einen wissenschaftlichen Diskurs anbieten, der auch die akademische Freiheit zum Ausdruck bringt. Für uns ist eine akademische Haltung eine, die nicht zum Zweck eigener Interessen Begriffe entfremdet, sondern in der Lage ist, Sachverhalte zu analysieren und adäquat zu beschreiben.