Sonntag, 24. März 2024: 169 Tage sind vergangen, seitdem die islamistische Terrorgruppe Hamas den Waffenstillstand mit Israel gebrochen, tausende von Israelis ermordet, verletzt, vergewaltigt oder entführt hat. Noch immer sind über 100 Menschen in Geiselhaft der Hamas und des Palästinensischen Dschihads. Irgendwo in Gaza. Die Websites bringthemhomenow.net und run4lives.org gibt den Geiseln ein Gesicht, hält die Erinnerung wach und fordert die Freilassung der Entführten.
In zahlreichen Städten gehen seit dem Terrorangriff auf Israel wöchentlich Menschen auf die Straße und erinnern an das Schicksal der Gekidnappten.
Am 24. März 2024 wurde auch in Düsseldorf wieder an die Geiseln erinnert.
„Israel hat das verdammte Recht sich zu verteidigen“
Richtiges Glück mit dem Wetter hatten die Veranstalter am Sonntag nicht: Trotz Nieselregens und einer eher kühlen Temperatur, fanden sich trotzdem etwa 90 Leute auf dem Graf-Adolf-Platz, am Ende der Königsallee, in Düsseldorf ein. Mein erster Gedanke: Mehr Leute als bei der Hamas-Freunde-Demo, die am vergangenen Freitag in Bochum stattfand. Und es geht ruhiger zu. Der Unterschied zwischen islamistischer Barbarei und Zivilisation ist im direkten Vergleich der beiden Veranstaltungen prima zu erkennen.
Plakate mit den Gesichtern der Geiseln und deren Namen sind zu sehen, Hinweise auf die Initiative #BringThemHomeNow, einige Israelflaggen. Ein kurzes Gespräch mit Rivkah Young, eine der Organisatoren der wöchentlich stattfindenden Veranstaltung, dann schaue ich mich kurz um. Ich spreche kurz mit Jonathan, der bisher bei einigen der#BringThemHomeNow-Spaziergänge in Hamburg mitgelaufen ist. In Düsseldorf ist er beim erste mal dabei: „Um ein kleines Zeichen zu setzen. Für ein bisschen Menschlichkeit.“
Eine Dame, mit einem Zettel „Israel am chai“ (Das Volk Israel lebt) der an der Stirn, fällt mir ins Auge. Wir haben offensichtlich eine gemeinsame Bekannte auf Facebook, sie kennt das Blog Ruhrbarone und beantwortet gerne meine Fragen zu ihrer Motivation an diesem Sonntag hier zu stehen:
Ruhrbarone: Ist das deine heute erste Demo hier in Düsseldorf?
Vera Strobel: Ich bin Geschichtslehrerin, mache seit 20 Jahren Holocaustforschung und war seit Oktober bei vielen Veranstaltungen. Hier bei den Überbenden, in der jüdischen Gemeinde in der letzten Woche und bei Gedenkveranstaltungen am Rhein. Aber hier heute bin ich zum ersten Mal.
Ruhrbarone: Was ist deine Motivation heute hier hinzugehen heute? Das Thema Geiseln ist ja ein wenig aus dem Focus geraten.
Vera Strobel: Gerade deswegen. Deswegen bin ich hier. Damit der 7. Oktober im Gedächtnis bleibt und nicht das Narrativ dieser Islamofaschisten gewinnt. Und ist das ja auch so ein bisschen so ein Zeichen jetzt hier.
Die Terroristen haben Israel überfallen, über 1200 Leute ermordet und das war der Anfang. Und ich finde, Israel hat das verdammte Recht, sich zu verteidigen. Und da wirklich zu gucken, so viele dieser Terrornester wie möglich und die Hamas zu vernichten. Der 7. Oktober, dieses Massaker, diese Vergewaltigung, diese Entführungen, vor 170 Tagen, das war der Ursprung dieses ganze Gräuel. Die Hamas soll aufgeben. Und die Hamas soll die Geisel freilassen.
Punkt 16:00 Uhr gibt es zwei Redebeiträge von Rivkah Young und Eva Lindner, Teil des Orga-Teams. Ein Mikrofon fehlt an diesem Sonntag, man muss genau hinhören. Wegen des jüdischen Feiertages – es ist der letzte Tag des Purimfestes – fehlen an diesem Tag einige Menschen aus der Jüdischen Gemeinde.
Wesentlich lauter, leider, ist ein Passant zu hören, der hinter mir nach dem Grund der Demo fragt. „Für die Freilassung der israelischen Geiseln.“ antwortet ein Teilnehmer des Spaziergangs. Dass bei dem älteren Herrn die anti-israelische Berichterstattung der letzten Wochen, z.B. durch merkwürdige Fragestellungen, gewirkt hat, ist an seiner Reaktion zu merken: „Dann soll der israelische Staatspräsident Netanjahu einfach die Bombardierungen stoppen und mit der Hamas reden.“ Er zieht weiter. Die israelischen Vorschläge für einen Frieden unter zwei einfach umzusetzenden Bedingungen, nämlich die Freilassung der Geiseln und die Kapitulation der islamistischen Terrorgruppen: Sie wurden auch in diesem Fall einfach ignoriert.
Kurz nach 16:00 Uhr setzt sich die Gruppe in Bewegung. Man läuft die Königsallee entlang. Passanten schauen zu, einige reihen sich spontan ein. Störungen, wie beispielsweise“Free Palestine“-Geschrei, gibt es während des kurzen Spaziergangs nicht. Um 16:30 Uhr sind wir wieder am Ausgangsstandort. Nach einer kurzen Sprechchor „Run for their Lives! Bring them home not! Düsseldorf, Germany“ für ein Video, das von der Initiative genutzt werden soll und Dankesworte an die Polizei in Düsseldorf (Die die Veranstaltung geschützt hat!) ist der Spaziergang beendet.
Ich hatte noch einige Fragen für die Ruhrbarone. Rivkah Young, Mitorganisatorin des Spaziergangs in Düsseldorf, hat mir diese beantwortet.
Jede Woche in Düsseldorf: „Run for their Lives“
Ruhrbarone: Was war hier heute für eine Veranstaltung?
Rivkah Young: Run for their Lives in Düsseldorf.
Ruhrbarone: Wieso lauft ihr jede Woche durch Düsseldorf?
Rivkah Young: Wir machen das, um auf die 134 entführten Geiseln, die am 7. Oktober verschleppt worden sind, aufmerksam zu machen.
Ruhrbarone: Mit der Resonanz seid ihr heute zufrieden?
Rivkah Young: Ja, wir sind total zufrieden. Wir sind mit 90 Leuten gestartet und heute ist Purim, deswegen waren heute etwas weniger Menschen da, aber sonst sind wir so zwischen 150 und 200.
117 waren wir heute.
Ruhrbarone: 117?
Rivkah Young: Ja, wir zählen alle einzeln. Es zählt immer einer durch.
Ruhrbarone: Und das findet jetzt jede Woche hier statt?
Rivkah Young: Genau, wir gehen einmal pro Woche. Das ist eine weltweite Bewegung und überall an diesen 180 Standorten gehen wir einmal pro Woche spazieren.
Ruhrbarone: Wie sind die Reaktionen darauf jetzt hier in der Bevölkerung und von den Passanten?
Rivkah Young: Eigentlich durchweg positiv. Also wir kriegen oft Herzchen zugeschmissen oder ein Küsschen oder gewunken und manchmal schreien manche auch „Free Palestine“ – das kommt aber seltener vor. Eigentlich ist die Resonanz positiv.
Ruhrbarone: Wer organisieret die Spaziergänge in Düsseldorf?
Rivkah Young: Das ist einmal Eva Lindner, Peter Wildanger da vorne und ich. Wir haben uns gefunden, weil Eva und ihr Mann Jörg, die haben ganz viele Sachen schon gemacht – zum Beispiel hatten wir hier so eine Tafel vor dem Schauspielhaus, so eine gedeckte Schabbat-Tafel. Das waren Jörg und Eva, die das gemacht haben. Auch im Hofgarten haben die die Bilder von den Entführten aufgehängt.
Wir haben uns auf dem Gegenprotest bei den pro-palästinensischen Demonstrationen getroffen. Und wir haben beide gemerkt, das ist es irgendwie nicht.
Wir brauchen irgendwas anderes, was friedlich ist, was nett ist, wo wir genau das ausdrücken können, was wir wollen. Wo wir fordern, dass die Geiseln freikommen und wir unser Mitgefühl zeigen.
Ruhrbarone: Habt ihr Kontakt zu Angehörigen der Geiseln?
Rivkah Young: Letzte Woche waren zwei Überlebende aus dem Kibbuz Nahal Oz hier (Anmerkung: Bei der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf!) und mit denen sind wir auch in Kontakt. Die sind letzte Woche auch mitgegangen und werden das, was wir jetzt heute gemacht haben, an die Familien übermitteln. Und die Familien der beiden Entführten aus Nahal Oz wissen auch Bescheid, dass wir es machen.
Ruhrbarone: Und ihr lauft hier, bis alle Geiseln frei?
Rivkah Young: Genau, wir machen das jeden Sonntag oder einmal pro Woche, bis alle Geiseln frei sind.
Ruhrbarone: Habt ihr eine Website oder eine Facebook-Seite auf der man sich informieren kann?
Rivkah Young: Nein, das läuft alles über die Run-for-their-Lives-Seite , darüber kann man dann die einzelnen Locations oder die einzelnen Standorte finden. Wir sind kein Verein, weder politisch noch sind wir Teil der jüdischen Gemeinde, noch irgendwas, sondern wir sind tatsächlich einfach Privatmenschen, die das organisieren. Ich bin zwar Mitglied in der Gemeinde, aber ich mache das nicht aus der Gemeinde heraus.
Der nächste Run for Their Lives findet in Düsseldorf am Ostersonntag (31.03.2024) statt. Treffpunkt ist wieder (wie jede Woche) um 16:00 Uhr an der Königsallee/Graf-Adolf-Platz.
Weitere Informationen:
Natürlich hat Israel das Recht, sich zu verteidigen.
Natürlich ist es dabei an das Völkerrecht gebunden.
Natürlich ist es journalistische Pflicht, über Völkerrechtsverstöße jeglicher Kriegsparteien – auch Israels – zu berichten und diese nicht aus Zwecken des Framings totzuschweigen.
Oder möchte jemand eines dieser Statements in Frage stellen?
„Leser“ weiß, wie man unterschwellig Ressentiments erzeugt:
– Israel dürfe sich verteidigen, wäre dabei aber an das Völkerrecht gebunden.
– Journalistenpflicht sei es, über „Völkerrechtsverstöße jeglicher Kriegsparteien“ zu berichten, namentlich genannt wird wieder Israel.
Er tut so, als ob das Land nicht alle Vorsicht walten lässt, um die Zahl der „zivilen“ Toten in Gaza auf ein Minimum zu reduzieren und dabei ganz real hinnimmt, die Menge eigener Verluste deutlich zu erhöhen. Israel hält sich auch an das Völkerrecht, ganz entgegen dem Geplärre der Hamas-Kumpanen in der UNO und dem Geschwafel von Außenministerin Baerbeck, die es nie versäumt nach ihren israelkritischen Aufforderungen zum Schein noch die israelischen Geiseln zu erwähnen. AA und BMZ finanzieren derweil die terroristische Vorfeldorganisation UNRWA munter weiter.
„Oder möchte jemand eines dieser Statements in Frage stellen?“
Natürlich nicht.
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Danke an Peter Ansmann für die kontinuierliche Berichterstattung.