Ramon van der Maat ist Pressesprecher der Duisburger Polizei. Seine Aufgabe ist, Erklärungen abzugeben. Damit verdient er sein Geld. Würde man sich also damit abgeben, zu all seinen Erklärungen Erklärungen abgeben zu wollen, müsste man wohl sämtliche Aufgaben abgeben, mit denen man sich ansonsten noch so abgibt. Da dies zu Erklärungsnöten führen könnte, begnügen wir uns mit den jüngsten Erklärungen, die van der Maat – wie sagt man? Ach ja – abgegeben hat.
Beginnen wir mit dieser hier: “Ich finde es schade, dass nun ein engagierter Politiker weniger auf der Regierungsbank sitzt.“ Sie ahnen, zu welchem Thema sich van der Maat erklärt hat. Richtig: zum Rücktritt Guttenbergs vom Amt des Verteidigungsministers. Ich weiß es nicht, erkläre mir das aber so, dass sich Herr van der Maat nicht dienstlich, sondern privat zu diesem die Republik bewegenden Vorgang geäußert hat. So genau geht das aus der heutigen Printausgabe der Duisburger WAZ nicht hervor.
Doch wie sollte es sonst sein? Dienstlich haben Polizeibeamte nämlich keine politische Meinung, allenfalls gewerkschaftlich – aktuell: zur vermeintlich drohenden „Flüchtlingslawine“ aus Nordafrika – oder, was in diesem Fall wahrscheinlicher ist, da van der Maat bislang nicht als Polizeigewerkschafter in Erscheinung getreten ist, privat.
Eine gute Sache eigentlich: das Konzept „Bürger in Uniform“ auch bei der Polizei. Und Herr van der Maat erscheint eigentlich immer in Uniform – im Dienst natürlich, auch beim Vertreten seiner Privatmeinung.
„Nun ein engagierter Politiker weniger auf der Regierungsbank“? Dazu muss man wissen, dass der Duisburger Polizeipressesprecher diese Erklärung gestern abgegeben hat. Heute hat sich die Koalition darauf verständigt, dass Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) ins Verteidigungsministerium wechselt und der jetzige Chef der CSU-Landesgruppe, Hans-Peter Friedrich, das Innenministerium übernimmt. Das konnte van der Maat gestern freilich noch nicht wissen; sonst hätte man – abstruse Interpretation – seine Äußerung ja so verstehen müssen, dass ein Großteil der Bundesminister nicht engagiert sei. Unsinn. So etwas würde Herr van der Maat niemals sagen.
Was er allerdings gestern gesagt hatte, ist dies: „Der Bus kam unglücklicherweise genau in dem Moment von der Autobahn, als die Fans aus ihrer Kneipe kamen“. Nein, es geht nicht um Herrn Guttenberg; der fährt nicht so oft Bus. Bei den Fahrgästen handelte es sich zwar auch um besserverdienende Männer, aber nicht um Bundesminister, sondern um Berufsfußballer. Und zwar um die erste Mannschaft des Zweitligisten FC Energie Cottbus, die beim MSV Duisburg anzutreten hatte. Wichtiges Spiel. DFB-Halbfinale. Live-Übertragung in der ARD.
Schon während der ersten Halbzeit erwähnte der ARD-Reporter einen Angriff von MSV-Hooligans auf den Cottbuser Mannschaftsbus, bei dem es sich jedoch um keine Attacke gehandelt habe. Die Spieler aus der Lausitz seien zu spät gekommen, hätten etwas blass ausgesehen und beeindruckt gewirkt. Claus-Dieter Wollitz, der Trainer des FC Energie, behauptete gegenüber dem Sportinformationsdienst (SID), bei der Anreise zum Spiel hätten „mehrere Randalierer gegen den Bus getreten und die Scheiben geschlagen. Aber die Polizei hat uns stehen lassen und die Randalierer erst einmal vorbeiziehen lassen.“ Das Verhalten der Polizei sei „unterirdisch“ gewesen.
Wieder einmal harsche Vorwürfe gegen die Duisburger Polizei. Aber nicht mit Ramon van der Maat! „Eine Gruppe von gewaltbereiten MSV-Anhängern ist von der Polizei von einer Kneipe auf der Wacholderstraße zum Stadion eskortiert worden“, erklärt van der Maat. Und genau in diesem Augenblick habe der Mannschaftsbus von Energie die A 59 verlassen! Das muss man sich nur einmal vorstellen! Was diese Ossis sich nur einbilden! Unverantwortlich. Ramon van der Maat kritisiert, so der Westen, „dass der Bus an einem Treffpunkt gewaltbereiter MSV-Fans vorbeigefahren war“. Im Grunde eine Provokation.
„Wir hätten niemals diese Route gewählt“, betonte van der Maat. Und: „Die Polizei war vor Ort, vielleicht waren wir einige zu wenig. Wir haben uns erst um die Fans gekümmert, damit sich die Situation nicht weiter verschärft.“ Normal, dass man sich zuerst einmal um die eigenen Leute kümmert. Hooligans, Polizisten – im Zweifel egal. Zuerst einmal sind wir Duisburger! Dieses Wir-Gefühl kennen die aus der Lausitz nicht. Wie auch? So etwas muss wachsen, kann man nicht „von oben“ anordnen.
„Ich frage mich, in welcher Gesellschaft wir leben, in der so viel Hass drin ist“, lamentierte Cottbus-Trainer Wollitz. Keine Ahnung, in welcher Gesellschaft diese Leute aus dem Tal der Ahnungslosen leben. Wir leben in Schimanski-City, Stahlstadt. Gestählt durch Mafia-Morde, Rockerkrieg und Loveparade. Und dann kommen diese Sorben aus der Niederlausitz hier an. Zur Begrüßung ein sportsfreundschaftlicher Klaps auf die Busscheibe, und schon geht das große Flattern los. Unglaublich. Wo leben wir denn?!
Dass Ramon van der Maat gerade dann seinen Kommentar abgibt, wenn ein aufgescheuchter Blogger um die Ecke kommt, ist auch unglücklich.
Warum muss der Text hier denn gleich mit van der Maat-Bashing beginnen? Immerhin wird dadurch deutlich, dass es um nichts anderes geht, als den Polizeisprecher lang zu machen.
„Seine Aufgabe ist, Erklärungen abzugeben. Damit verdient er sein Geld. Würde man sich also damit abgeben, zu all seinen Erklärungen Erklärungen abgeben zu wollen, müsste man wohl sämtliche Aufgaben abgeben, mit denen man sich ansonsten noch so abgibt.“
Das ist ungefähr so sinnvoll wie, sagen wir mal: „Er ist Busfahrer. Damit verdient er sein Geld. Würde man darauf abfahren, den ganzen Tag mit ihm Bus zu fahren, würde man wohl aus der Haut fahren, wenn er einen fahren ließe.“ Willkommen in der Wortspielhölle. Das ist noch nicht mal lustig. Erhellend schon gar nicht.
Dann das Guttenberg-Ding. Wenn die Lokalredaktion anruft und zu dem Thema einen Sammler macht, dann sagt halt auch der Polizeisprecher was. Und was hat da zusammenhangslos die „Flüchtlingslawine“ aus Nordafrika zu suchen? Ach ja, Funktion des Textes ist van der Maat-Bashing, sorry.
Fröhlich geht es damit weiter, dass van der Maat nicht wissen konnte, dass de Maizière Verteidigungsminister wird. „…sonst hätte man – abstruse Interpretation – seine Äußerung ja so verstehen müssen, dass ein Großteil der Bundesminister nicht engagiert sei. Unsinn. So etwas würde Herr van der Maat niemals sagen.“ Ja, richtig, würde er nicht. Und? War da einfach wieder jemand auf der Suche nach dem nächsten Gag?
„Das muss man sich nur einmal vorstellen! Was diese Ossis sich nur einbilden! Unverantwortlich.“ Auch hier wird dem Polizeisprecher wieder was in den Mund gelegt.
So wie hier: „Im Grunde eine Provokation.“
Oder hier: „Dieses Wir-Gefühl kennen die aus der Lausitz nicht.“
Am Ende müssen dann noch ohne Not „Mafia-Morde, Rockerkrieg und Loveparade“ erwähnt werden. Joachim Kroll wurde vergessen, hätte die ganze Sachen abgerundet. Vielleicht beim nächsten Mal.
Dass es hier eigentlich darum gehen sollte, die Flachzangen von Forever und ihre schlichte Gedankenwelt zu kritisieren, wird über das van der Maat-Bashing völlig vergessen. Und eingeordnet wird der Vorfall auch nicht in die Geschehnisse, die sich Spieltag für Spieltag rund um die Stadien ereignen.
Die Hools haben gegen den Cottbus-Bus geklatscht. Das ist dumm, aber am Ende des Tages auch völlig egal. Der Pressesprecher der Polizei kritisiert, dass der Verein seine Anreise nicht vernünftig geplant hat, anstatt das Hooligan-Problem zu thematisieren. Das ist dumm, aber am Ende des Tages auch völlig egal. Der Blogger dreht am Rad und kämpft sich mit Ironie ab. Das ist dumm, aber am Ende des Tages auch völlig egal. Und der ist ja nun zum Glück auch fast gekommen.
@ Dingens (# 1):
„Dann das Guttenberg-Ding. Wenn die Lokalredaktion anruft und zu dem Thema einen Sammler macht, dann sagt halt auch der Polizeisprecher was.“
Ganz recht. Und was er so sagt, ist völlig egal?
Offenbar haben Sie weder meine feinsinnige Ironie verstanden:
“…sonst hätte man – abstruse Interpretation – seine Äußerung ja so verstehen müssen, dass ein Großteil der Bundesminister nicht engagiert sei. Unsinn. So etwas würde Herr van der Maat niemals sagen.”
Noch den Herrn van der Maat. Sie schreiben: „Ja, richtig, würde er nicht.“
Genau dies hat er aber implizit gemacht. Schon erstaunlich, was Sie für einen Bohei veranstalten, um dies in Abrede zu stellen.
Wenn ein Journalist dies machen würde, wäre dies okay. Wenn ein Polizeisprecher dies überrascht und etwas unbedacht von sich gibt, wäre dies an sich zwar ärgerlich, aber auch kein großes Ding.
In diesem konkreten Fall geht es aber, wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte, um rechtspopulistisches Dumpfbackengetöse, das geneigt ist, von jeder Hochstapelei abzusehen, wenn sie denn vom Heilsbringer getätigt wurde.
Kurz, damit Sie Bescheid wissen: van der Maats Bemerkung zeugt nicht von vordemokratischem, sondern von antidemokratischem Bewusstsein. Und wenn ich die Panikmache von Polizeigewerkschaftern in Sachen „Flüchtlingsflut“ dazu in Beziehung setze, ist dies eben kein Beweis dafür, dass er mir um „van-der-Maat-Bashing“ ginge, sondern dafür, dass ich auf die verbreitete Rechtsaußen-Stimmungslage bei führenden Polizeibeamten aufmerkam machen möchte.
Darum ging´s mir. Schade, dass ich es Ihnen nicht so rüberbringen konnte. Andere Frage: worum ging es Ihnen eigentlich bei Ihrem Kommentar?
Um Jurga-Bashing. Oder haben sie meine „feinsinnige Ironie“ nicht verstanden? Haha!
Der ist ja witzig der Dingens, aber Jurga ist besser.
Nee, ehrlich das ist ein wunderbar geschriebener Artikel und eine gelungen Studie des Duisburger Polizeisprechers.
Weiter so!
Tommi
Tja, einem kolumnesken Text vorzuwerfen, dass er mit Wortspielen arbeitet, ironisch ist und „ohne Not“ verschiedene Statements und Themen kombiniert, dazu gehört schon was. Als nächstes hat Herr oder Frau Dingens bestimmt empört einen Brief an seinen ortsansässigen Pfaffen geschrieben und sich darüber beschwert, dass dessen Sonntagspredigt religiös war. Skandal! Hat der doch ohne Not über ne Viertelstunde lang von Gott und Jesus gesprochen. Nächste Aufgabe auf Dingens‘ To-Do-Liste: Darüber motzen, dass Süddeutsche-Redakteure in ihren Kommentaren Meinungen vertreten. Und sich bei RTL beschweren, dass in den Werbepausen so viel Werbung gezeigt.
[…] Guttenberg, die Fans und die Polizei: Ramon van der Maat ist Pressesprecher der Duisburger Polizei. Seine Aufgabe ist, Erklärungen abzugeben … ruhrbarone […]
Leider sind die Pressesprecher nordrhein-westfälischer Polizeibehörden nicht wirklich zu Mediensprechern ausgebildet worden. Ein kleiner Crashkurs mußte reichen. So wirkt denn auch der Herr van der Mast und sein Job ist echt nicht von Pape.
Denn mit den Medien konnte sein Vorgänger besser umgehen. Der wußte, wie er sich gegenüber Journalisten zu verhalten hatte. Van der Maart meiert denn auch schon mal gerne unliebsame Medienvertreter kurz und scharf ab. Vor allem dann, wenn ihm die Fragestellung nicht passt.
Unvergessen bleibt er sein eisernes Schweigen bei den Nachfragen zum Loveparade-Drma. Da konnte man einen Pressesprecher erleben, der nicht mit der Presse sprechen wollte.
Schön, dass er nun sich diese Lapsen erlaubt. Aber deswegen wird er nicht zurücktreten von seinem Amt. Obwohl es eben nicht von Pap(p)e ist.
So, der Guttenberg ist nun Geschichte. Jetzt wollen wir mal hoffen, dass wieder etwas Ruhe in die Geschichte kommt und sein Nachfolger sich um seine eigentliche Aufgaben kümmert. Das ist vor allem der Rückbau der Bundeswehr und der Abzug der Soldaten aus Afghanistan. Die Soldaten hätten dies wirklich verdient.
@7:
>Ein kleiner Crashkurs mußte reichen. So wirkt denn auch der Herr van der Mast und sein Job ist echt nicht von Pape.
Der Pape war schon ja so schlecht nicht, wie wahr.
Ne – war eigentlich der Beste in Relation. Vielleicht – n bißchen zu ehrlich. (-:
Denn als dessen Vorgänger gab es ja auch noch Petereit und Storm.
Einer von den letzteren hatte es sich mal ganz ernsthaft angelegen sein müssen, in die Feder zu diktieren- „nur gegen Autorisierung, der O-Ton ! – „daß Schimanski niemals echter Polizeibeamter hätte werden können“.
Ne, wat hammwer jelacht.
Und weiterhin soll es ja noch den Pressemann vom Dienst hinten mit im zum Hinterhof des Präsidiums auf der Düsseldorfer Straße gelegenen Büro gegeben haben, der vor Äonen sein Büro zum Fetischzimmer der Hitlerschergen-Offizierswaffe Luger 08 gemacht hatte.
Zu Zeiten der orangenen Presseausweise, als man sich noch von der zuständigen Polizeibehörde den ‚amtlichen Passierschein‘ hat abstempeln lassen müssen – mußte man in genau diesem Büro zu diesem Stempelschwinger auftanzen.
Dagegen ist ja die Entenpolizei, von der van der Maat kommt,
nachgerade pazifistisch.
(-: