Duisburg ist überflüssig – und will es auch bleiben

Photo 1: HAUS u r, Rheydt 1985 - today © Gregor Schneider / VG Bild-Kunst Bonn
Passt doch eigentlich super zu Duisburg. (HAUS u r, Rheydt 1985 – today
© Gregor Schneider / VG Bild-Kunst Bonn)

Es ist ja wirklich nicht so, dass Duisburg nicht etwas gute Presse gebrauchen könnte. So nach Loveparade und Landesarchiv, Sauerland und Küppersmühle. Da ist doch eigentlich Kunst immer ganz gut geeignet. Und Duisburg bekam das Marketing-Bonbon auf dem hochglanzpolierten Silbertablett serviert: Gregor Schneider sollte eine seiner spektakulären und publikumsträchtigen, gleichfalls aber seltenen Installationen in Duisburg realisieren. Das hatten sich das Lehmbruck Museum und die Ruhrtriennale gemeinsam ausgedacht. Gregor Schneider wurde zum Star der Kunstszene, als er eingeladen wurde seine über Jahre hinweg im Haus seiner Eltern entwickelte begehbare Rauminstallation Haus Ur im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2001 nachzubauen. Damals gewann er prompt den Goldenen Löwen.

Jetzt plante Schneider also eine großangelegte Installation im Lehmbruck Museum und drumherum. Durch Röhren sollten die Besucher in verschiedene  – bei Schneider zu erwarten: alptraumhaft, klaustrophobische – Räume gelangen. Klar, kein gutes Thema in der Stadt der Loveparade-Katastrophe. Aber laut der Pressemitteilung der Ruhrtriennale war die Zusammenarbeit zwischen Festival, Museum, Künstler und Stadt sehr kooperativ. Schneider sei etliche Kompromisse eingegangen, um alle Sicherheitsansprüche der verschiedenen beteiligten Ämter zu erfüllen. Laut Ruhrtriennale waren Sicherheitsbedenken aber auch gar nicht der Grund dafür, dass Duisburg nun die Installation abgesagt hat. Der Grund sei gewesen: Die Arbeit passe nicht in die Stadt.

Und vielleicht liegt Duisburg damit ganz richtig. Vielleicht ist es einfach zu spät, dass noch einmal positive Schlagzeilen aus der Stadt am Rhein kommen. Vielleicht müssen wir ja nur das Lehmbruck-Museum abbauen und in Essen wieder aufbauen und dann sprengen wir den Rest, der da so noch rum steht. Stimmt, Duisburg, es hat einfach keinen Sinn mehr mit dir. Wir machen dich zu. Tschüss.

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Udo Höppner
10 Jahre zuvor

Honke, wie kannst DU es Dir eigentlich leisten, so böse zu sein?
Aber wo Du recht hast …
Das Blöde ist nur: ich mag diese Stadt irgendwie (ich weiß auch nicht mehr wie).
Wegen des Thai-Schnellrestaurants und Programmkinos am Dellplatz wahrscheinlich. Aber das Kino wollen sie ja auch quartalsmäßig immer wieder schließen müssen. Der MSV schafft sich eh selbst ab. Jetzt laber ich aber Blech …
Im ernst, wer hat denn diesen Quatsch wieder entchieden „Die Arbeit passe nicht in die Stadt.“ ??

duisblog
10 Jahre zuvor

Wer das entschieden hat? Oberbürgermeister Sauerlink …. öm.. Sören Link persönlich.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Jemand wie dieser Duisburger Oberkaiser, der nach Zitat der WR (https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/link-verbietet-tunnel-skulptur-in-duisburg-wegen-loveparade-id9566577.html) „..meine Entscheidung jedoch auf Basis meiner persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Loveparade getroffen..“ haben will, obwohl er an dem Tag der Katastrophe im Urlaub in Irland verweilte, ist für mich mit dieser Entscheidung nicht mehr als Politiker und auch nicht mehr als Verwaltungschef tragbar geworden.

Dass es in Duisburg Jemanden gibt, der mit seiner Arroganz auch noch Sauerland übertreffen könnte, war mir bis zu diesem Tag unvorstellbar.

duisblog
10 Jahre zuvor

Interessanter wäre doch mal zu erfahren, auf welcher Grundlage Herr Link dieses Kunstwerk verbietet, nicht genehmigt, wie auch immer ….
Weiß das einer?

Udo Höppner
10 Jahre zuvor

Traurige Infos …

Thomas Wessel
Thomas Wessel
10 Jahre zuvor

Verträge? Mit Klausel über Vertragsstörungen? Eigentlich usus.

Andreas Quinkert
10 Jahre zuvor

Der jährliche Weihnachtsmarkt als Installation alptraumhaften Ausmaßes reicht doch.

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

Die Ruhrbarone berichten wohlwollend über Proteste gegen Duisburgee KöPi bei Bochum Total. Dass Duisburg ein Kunstwerk nicht zur Ruhrtriennale ausstellen will, wird dagegen als Kleinkariertheit interpretiert. Man merkt eben, dass die Redaktion im westfälischen und nicht im rheinländischen Ruhrgebiet liegt…

Robin Patzwaldt
Editor
10 Jahre zuvor

@Jens Schmidt: Da ich hier gerade die eingehenden Kommentare freischalte, möchte ich auch gerne kurz auf die gerade gemachte Bemerkung eingehen: Jeder Autor ist für seine Beiträge selber verantwortlich. Eine abgesprochene Richtlinie der Redaktion gibt es hier ( zumindest in den jetzt knapp zwei Jahren meiner Mitarbeit) nicht… Übereinstimmungen oder auch gelegentliche Widersprüche in den Aussagen der unterschiedlichen Autoren untereinander sind daher meiner Erfahrung nach rein zufällig.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

@Jens Schmidt: Der Artikel über Fiege ist Unterhaltung. Ein Artikel über die Zensur eine Kunstwerks ist keine Unterhaltung. Einen Redaktionssitz gibt es nicht, der Autor dieses Artikels wohnt in Essen. Tja, die Welt ist nicht ganz so schlicht wie sie und Sören Link.

matthes
matthes
10 Jahre zuvor

@jens schmidt: Ich *bin* Duisburger, und auch wenn die Ruhrbarone gemeinhin eher nicht als Duisburg-Fanseite durchgehen, fühle ich mich von *diesem* Artikel nun wirklich nicht angegriffen – auch nicht in Kombination mit der BoTo-Bier-Geschichte (obwohl *ich* deutlich lieber Köpi als Fiege trinke). Wenn die Bochumer auf einer Massenveranstaltung lieber das lokale Pils als das überregional vermarktete „Fernsehbier“ aus der (noch nicht mal unmittelbaren) Nachbarstadt trinken wollen und das mit einer humorvollen T-Shirt-Aktion artikulieren, finde ich das weit weniger kleinkarriert, provinziell und peinlich, als wenn bei „uns“ in Deutschlands größter Kleinstadt der Herr Bürgermeister höchstpersönlich entscheidet, was Kunst ist und im städtischen Museum ausgestellt werden darf.

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

Der Elbers hat das bestimmt auch humoristisch gemeint, mit dem Gartenzaun und dem schuldenfreien Sektor und so, ne?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@#12 | Jens Schmidt: Elbers trinkt garantiert kein KöPi (der hat Geschmack) und hat für seinen Zaun-Schwachsinn ja schon die richtige Quittung bekommen. Link steht das noch bevor…

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Kunst kann eben auch weg. Zumindest in Duisburg. 🙂

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

Der Link wollte bloß nicht in die Röhre schauen müssen 😉

Wer Sozis nach „Kultur“ fragt, bekommt „-Beutel“ als Antwort der damit gesammelten Erfahrung.

Schade für die Triennale und das Lehmbruck Museum.

Wie sagte Lehmbruck selbst: Alle Kunst ist Maß, Maß gegen Maß.
Wobei der Maßstab des einen der kulturelle Horizont ist und der des anderen die Gefühler-Leere 😉

Duisburg schafft sich ab …

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

Also nochmals jenseits vom Bier das Ganze betrachtet: Hätte die Ausstellung stattgefunden, die Proteste gegen die „Pietätlosigkeit“ wären uns ebenso sicher gewesen. Wie man es macht, macht man es verkehrt – dieses Duisburg-Bashing, ohne jede Rücksicht auf lokale Befindlichkeiten, macht es sich zu leicht. Wir haben immer noch das gute Recht, auf ein Kunstwerk von fragwürdigem Symbolwert zu verzichten – denn es geht nicht um ein von einem Mäzen gesponsertes Privatmuseum, sondern immer noch um eine städtische Veranstaltung in unserem wichtigsten Kunstmuseum.

Christian Spließ
Christian Spließ
10 Jahre zuvor

Unsinn, Herr Schmidt: Wir haben kein gutes Recht auf Kunst zu verzichten besonders dann nicht wenn wir gar nicht die Entscheidungsgewalt darüber haben zu entscheiden ob wir uns das anschauen oder nicht. Das ist es doch: Die Stadt bereitet seit einigen Monaten die Installation vor – wenn der Künstler mit den Baumaßnahmen interagierte, das Wort Fluchtwege ist ein gar zu böses in Duisburg, dann wird die Stadt und Frau Dinkla und Herr Link sehr wohl schon im Vorhinein gewußt haben was geplant ist. Dann hätte man die Vorstellung des Ganzen im Mai im Lehmbruck-Museum durch Herrn Goebbels ja mal verhindern können. Hat man aber nicht. Da hat man das Ganze noch wohl – ich war nicht persönlich da – so präsentiert als ob alles in Butter wäre während hinter den Kulissen es schon rumorte.
Es ist nicht der Punkt dass das Lehmbruck ein städtisches Museum ist und dass die Stadt entscheidet wer dort ausstellt – das ist nicht das Problem. Wenn man sich aber für einen Künstler entscheidet und kurz vor knapp die Reißleine mit der Begründung zieht, die eines Metternich würdig gewesen wäre – dann habe ich da ein Problem mit.
Vor allem nachdem es die Veranstaltung mit Herrn Link zum Thema Image der Stadt Duisburg gab, da war ich sogar vor Ort, und da klang das alles noch irgendwie ganz, ganz anders. So optimistisch und so.
Nein, natürlich darf eine Stadt entscheiden was sie nimmt und was nicht – aber diese Begründung mit der das Kunstwerk zurückgezogen wurde ist schlicht und einfach anmaßend, unverschämt und zutiefst ridikül.
PUNKT.
Ad Astra

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Zur Kunst gehört die Debatte. Die durchaus möglichen Proteste wären dafür der Ausgang gewesen, aber eben nur der. Am Ende hätte das keineswegs bedeuten müssen, dass diese Debatte der Stadt Duisburg schade würde. Im Gegenteil.

Es ist ja nicht einmal sicher, ob im Angesicht des Kunstwerkes überhaupt von Pietätslosigkeit die Rede sein würde. Ob die Proteste nicht einem zwar kontroversen aber doch ernshaften Diskurs gewichen wären. Ja ob nicht sogar eine andere Form der Trauer entstanden wäre.

Aber um das zu erfahren, muss das Kunstwerk gezeigt werden und zwar in Duisburg. Wo denn sonst. Die Stadt hat aus Angst eine große Chance verpasst, ihre Angst zu überwinden. Das ist menschlich nachvollziehbar, aber es ist nicht gut für Duisburg.

Andreas Quinkert
10 Jahre zuvor

In Zeiten überkorrekter Political Correctness wäre es ganz sicher zu Protesten kleingeistiger Gutbürger gekommen. Na und? Darauf kann man trefflich reagieren. Das ist aber auch gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass die Stadt Duisburg – sofern sich inhaltlich ein Bezug zur Loveparade KONSTRUIEREN lässt – mit dem gleichen Argument auch Bilder abhängen müsste, Bücher aus den Bibliotheken entfernen müsste, die Aufführung von Filmen untersagen müsste etc. Wenn dies das neue Primat einer Kulturpolitik ohne Bürgerbeteiligung ist, dann sehe ich erst recht schwarz für meine Stadt … Hinzu kommt: Kulturell wird von der DMG ja jetzt schon alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, in ein Stadtfest mit Würstchenbude, Bierstand, Sekt-Lounge und Kinderhüpfburg verwandelt. Schlimm. Beides.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Sehen wir dem Pudel-Kern doch mal ins schreckliche Auge – Link hat Schiss, dass die parteiübergreifende „Muss man doch sagen dürfen!“-Fraktion in Duisburg, die weiter dumm, hartnäckig und sturköpfig die Mär vom durch Drogen vernebelte LoPa-Teilnehmer selbst verschuldeten Unglück verbreiten, sich durch eine Tunnelinstallation derart provoziert fühlt, dass ihm bei der nächsten Wahl Stimmen abhanden kommen.

Diese fast schon instinkthafte, irrationale Weigerung, die Ursachen für die Entstehung der Katastrophe auch in den eigenen Verwaltungsreihen zu suchen und zu finden, wird Link als Dienstherr noch länger begleiten.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Duisblog (4), gute Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage Herr Link dieses Kunstwerk verbietet, aber dennoch leicht zu beantworten: Es gibt gegen seine Anordnung keinen wirklichen Widerstand! Das ist überall in der Welt Grundlage genug.
Dabei ist sowohl die Museumsleiterin, als auch das eigentlich zuständige Kuratorium offenbar übergangen worden. Jetzt stellt sich natürlich die Frage welche Rolle die Museumsleiterin eigentlich überhaupt hat. Wieso läßt sie so etwas mit sich machen? Sie ist doch die Leiterin. Und das Kuratorium? Sitzen da auch Befehlsempfänger, oder haben die Mitglieder dieses Gremiums etwas zu melden? Und dann gibt es noch den Kulturausschuß. Ich stelle mir die Frage, ob unsere demokratischen Strukturen noch funktionieren, oder ob alle Parteien, Organisationen, Gremien in Duisburg vielleicht der gleichen Meinung wie Link sind, daß dieses Kunstwerk zu eindrucksvoll ist, so daß die Duisburger Bürger es besser nicht sehen sollten, daß sie also hinter Links Entscheidung stehen.
Der Duisburger OB Sören Link hat mit dieser Maßnahme der Stadt Duisburg, zumindest aus meiner Sicht, einen gewaltigen Imageschaden zugefügt und sowohl mich als auch viele andere Bürger der Stadt in der Entscheidung entmündigt, ob ich mir dieses Kunstwerk ansehen will, oder nicht.
Immerhin dient diese Kunstzensur auch dazu, daß dieses, bereits bei der Biennale ausgezeichnete Kunstwerk, so eindrucksvoll sein muß, daß ich ganz neugierig geworden bin, es einmal in der Realität zu sehen.

Udo Höppner
10 Jahre zuvor

Es ist wohl, noch schlimmer, so, dass Duisburgs OBs mitlerweile grundsätzlich einen Schaden haben, Herr Junge.

duisblog
10 Jahre zuvor

@ Helmut Junge
Ich dachte mir das auch so, wollte mit der Frage noch mal genau darauf hinweisen. Für mich ist das ein Skandal im Skandal, der mindestens so groß ist wie der erste. Durch ihr Schweigen bzw. nicht dagegen wehren beschädigen sich die Herrschaften alle selber, werden genauso untragbar wie der OB.

@Herr Schmidt: Hier wird kein Duisburg-Bashing betrieben, allenfalls ein OB-Bashing, aber das hat er sich selbst erarbeitet. Wenn in diesem Zusammenhang jemand Duisburg beschädigt, dann ist das der OB. Schließlich ist es noch nicht lange her, dass in Deutschland Obrigkeit entschieden hat, was an Kunst genehm ist und was nicht.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Duisblog,
„Durch ihr Schweigen bzw. nicht dagegen wehren beschädigen sich die Herrschaften alle selber, werden genauso untragbar wie der OB.“
Vermutlich wird Herr Link sich in Schweigen hüllen und hoffen, daß der Sturm sich mit der Zeit legen wird. Normalerweise ist das auch so. Im Fall seines Vorgängers war es aber anders. Aber schon mit dem versprochenen Neuanfang ist es nichts geworden. Link hat von Anfang an nicht für den Neuanfang gestanden, sondern für ein „weiterso“ (klingt wie Waterloo). Er hat nur wenige Stimmen bekommen, besitzt aber Rückhalt in einigen Parteien, die auch einen Neuanfang gefürchtet haben. Darum sollten wir im nächsten Schritt genau die Parteienvertreter befragen, warum sie schweigen.
@Udo Höppner, ich mache mir über die Politiker in Duisburg nichts vor. Aber man bezeichnet Wahlentscheidungen, auch dann, wenn sie nicht einen einzigen kompetenten Politiker zum König machen, als demokratisch. Leider schaffen es gute Leute in Duisburg nicht vom duisburger Wahlvolk gewählt zu werden. Weil der großen Mehrheit nichts zu fehlen scheint, bzw. weil sie das, was ihr fehlt nicht mit Politik in Verbindung bringt, oder gar nicht zu artikulieren weiß, gibt es diesen OB und diesen Rat. Die Einschnitte im Kulturbereich haben von meinen Nachbarn im Duisburger Norden nicht einen einzigen von ihnen zu einem Satz ermuntert, während ein großer Teil der Kulturmacher auf die Barrikaden ging.
Und daß die Bürger so sind, daraf haben die Politiker lange hingearbeitet.
Mir hat einer dieser Nachbarn mal gesagt, daß er unter „Kultur“ versteht, daß wenn er die Toilette abzieht, daß dann auch alles abläuft.
Also falls mal ein Auto in einem Schlagloch verschwindet, und kein Geld da ist, das zu reparieren, dann werden viele Leute nicht mehr wählen gehen, weil das ja „doch egal ist“ . Traurige Aussichten, aber ….

duisblog
10 Jahre zuvor

„Lieber Admin, auf der Seite https://stadt-duisburg.de/rathaus/rathaus/gremien/102010100000086108.php befindet sich eine obsoleter Link.

Viele Grüße“

duisblog
10 Jahre zuvor

Sorry, aber #26 ist NICHT von mir …

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

@Rambow Das Timing war wirklich suboptimal. Nur denke ich, dass man an Duisburg zur Zeit nicht mit dieser Erwartungshaltung herantreten sollte, die man gegenüber Metropolen in dieser Größenordnung hat. Die Love Parade hat die Stadt einfach aus der Bahn geworfen, nun muss sie sich erst mal wieder selber finden, bevor sie sich der spektakulären Außendarstellung widmet. Zur Zeit ist es so, die Leute treffen sich auf dem Marinamarkt am Innenhafen oder dem Matjesfest, sie besteigen Tiger & Turtle, für die Kulturinteressierten gibt es die Duisburger Akzente oder die Traumzeit. Diese eher beschaulichen Zusammenkünfte tun der Stadt doch besser als irgend so eine verstörende avantgardistische Installation.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Jens Schmidt, “ Diese eher beschaulichen Zusammenkünfte tun der Stadt doch besser als irgend so eine verstörende avantgardistische Installation.“

Lesen Sie sich doch bitte Ihren eigenen Satz noch einmal durch.
Falls Ihnen nichts daran auffallen sollte, muß ich es Ihnen leider sagen, daß das genau das ist, was ich am meisten von der Politik befürchte. Nämlich, daß Politiker darüber befinden, was mir als Bürger gut tut, und was nicht.
Das nämlich ist genau das, was alle, die in einer Diktatur gelebt haben, immer wieder negativ hervorheben. Die Organe des Staates haben sich bis in den privaten Bereich der Bevölkerung hineingedrängt. Nein @Jens Schmidt, das geht zu weit. Aber eindeutig.

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge Aber das tut doch auch, wer sich dafür entscheidet, dass solche sehr speziellen Kunstwerke zu wagen sind! Dahinter steckt doch auch der Impetus: Die sollen mal aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen, sich auseinandersetzen.

Die Ruhrtriennale ist eine offizielle, keine rein private Veranstaltung. Insofern ist hier die Kunstfreiheit nicht isoliert zu betrachten, sondern mit der Kunst stellt immer auch die Stadt sich öffentlich dar. Und wie sie das tut, liegt nun mal auch in der Entscheidungsbefugnis auch demokratisch gewählter Funktionsträger.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Jens Schmidt

Niemand muss sich Kunst anschauen, die in einem Museum steht. Aber der, der es will, der kann es tun. Wenn sie jedoch erst gar nicht zugelassen wird, ist einer solchen Wahl die eigentliche Basis entzogen. Das ist das Nanny-Staat-Konzept par excellence. Um einen Teil der Bürger zu schonen, dürfen allen anderen das Kunstwerk nicht sehen, und das obwohl es nicht auf der Straße sondern im geschlossenen Raum steht.

Peter Schmidt
Peter Schmidt
10 Jahre zuvor

Da faellt mir bei alledem ein Zitat des beruehm-
ten russischen Filmemachers S.Eisenstein ein ,
dessen Filme vor ca. 40 Jahren im „Studio M “ der
(damaligen) Duisburger Mercatorhalle zu sehen
waren :
„Es gibt keine (wirkliche) Kunst ohne Konflikt“.
Horst Schaefer , damaliger Leiter des Studio M –
auch „Duisburger Filmforum“ genannt- verschaff-
te Duisburg mit „seinem“ Filmforum ein bundes-
weit herausragendes kulturelles Image. Namhaf-
te Filmemacher wie Wim Wenders gastierten bei
der „Duisburger Filmwoche“ in den 70er Jahren
unter der Leitung von Horst Schaefer. Was da-
nach folgte ,war -was den kulturellen Bereich in
Duisburg betrifft ,ausschliesslich eher die Bedie-
nung des jeweils (vor)herrschenden (kulturellen)
„Mainstreams“ einschliesslich der „Loveparade“.
Es waere an der Zeit ,dass man sich in Duisburg an die Zeit der 70er Jahre erinnert und produktiv
und durchaus auch avangardistisch kulturell wie-
der bundesweit beachtenswerte Masstaebe setzt.
Denn Kunst + Kultur ohne Konflikt ist wie
„Kaffee ohne (Dosen)milch“.

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

@Peter Schmidt Das Werk setzt sich aber gar nicht mit der Love Parade auseinander! (Wäre dem so, wäre die Entscheidung wirklich eine problematische Vermeidung dieses Konflikts.) Vielmehr hat die Intention des Künstlers damit ja nicht zu tun, handelt es sich vielmehr um eine nicht von der Hand zu weisende Nebenwirkung. Da frage ich mich schon: Hat der Künstler sich nichts dabei gedacht? Und warum nicht?

Wie gesagt: Der Zeitpunkt war nicht wirklich schlecht gewählt, das ist klar. So etwas hätte im Vorfeld erfolgen müssen. Vor allem, wenn man jetzt erfährt, dass da was mit Bruckhausen eingebaut werden sollte: Das lässt nach dem Motiv fragen, ob man hier nicht auch ganz froh war, unerwünschte Kritik ersticken zu können. Der Künstler wurde wirklich vor den Kopf gestoßen – die Stadt hat den Eindruck vermittelt, dass man sich nicht auf ihr Wort verlassen kann.

Dennoch halte ich die Entscheidung in der Sache für vertretbar. Also nicht für die einzig richtige, aber zumindest (in der Sache, nicht im Stil) für okay.

duisblog
10 Jahre zuvor

@Jens Schmidt: Interessante Haltung für jemanden, der im Internet teils unter dem namen „Lehmbruck“ kommentiert. Kunst die Ihnen nicht gefällt, (weil Sie sie nicht verstehen?), tut der Stadt nicht gut.
Biederkeit zur seelischen Wundheilung, ist das Ihre Vorstellung? Dann aber nichts wie wieder rauf auf die Bäume. Allmählich verstehe ich auch, warum sie die gerettet haben.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@#33 | Jens Schmidt: Ihre „Entscheidung in der Sache“ ist lt. Link selbst seine rein persönliche Entscheidung auf der Basis von…, ja von was eigentlich, wenn er niemals selbst irgendwie betroffen war und auch sonst Niemand der direkt von der LoPa-Katastrophe Betroffenen Einwände wg. z.B. Verletzung der persönliche Ehre erhebt??

Art. 5 Abs. 3 GG ist Ihnen *hoffentlich* ein Begriff. Und den werden weder Sie noch ein OB Link oder die SPD jemals aushebeln, denn da gibt es außer Straftatbeständen keine selbsterfundenen „sachlichen“ Gründe für die Verhinderung der frei zugänglichen Ausstellung von Kunst.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Jens Schmidt # 33

Der Künstler hat an seinem klaustrophischen Konzepten mit Sicherheit schon gearbeit, als es nicht einmal einen Plan für die Loveperade in Duisburg gab. Er kann also nichts dafür, dass sein Werk nun in einen Zusammenhang gestellt wird, den er weder beeinflussen kann, noch beeinflussen wollte. Aber selbst wenn er es absichtlich getan hätte, gäbe es daran nichts zu kritisieren, im Gegenteil.

Ein Künstler muss sich, im Gegensatz z.B. zu Werbern und/oder Politikern, keineswegs in die Rezipienten seines Werkes hineinversetzen. Die Entscheidung von Sören Link ist also weder von der Sache noch von der Methode/Zeitpunkt her vertretbar. Vorausgesetzt natürlich, dass ihm Sinn- und Aufgabe der Kunst, respektive der künstlerischen Freiheit, überhaupt klar sind.

Peter Schmidt
Peter Schmidt
10 Jahre zuvor

Zu Jens Schmidt : Die Erwaehnung der“Love Parade“
war ausschliesslich von mir nur erwaehnt
worden als ein Beleg fuer die (ausschliess-
liche) Mainstream-Orientierung Duisburger
(Kultur-)Politik nach den 70er Jahren.
Denn es braucht Politiker in Duisburg mit
entsprechenden „Standing“ ,die unkon-
ventionelle und (kulturelles) Neuland be-
tretende Persoenlichkeiten vom Schlage
eines Horst Schaefers nach Duisburg holen ,
bzw. dass diese so wirken koennen ,dass am
Ende (auch in avantgardistischer Hinsicht)
eben jene Masstaebe (wieder) gesetzt werden ,
so wie sie einst Horst Schaefer mit seinem
„Studio M“ und der „Duisburger Filmwoche“
in den 70er Jahren kulturell setzte.

Jens Schmidt
Jens Schmidt
10 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann Einfach mit der verfassungsmäßigen Kunstfreiheit zu argumentieren, geht hier nicht. Es gibt kein Grundrecht, im Lehmbruck-Museum ausgestellt zu werden.

Etwas anderes ist die Frage, ob dennoch ein Rechtsbruch stattgefunden hat. Gregor Schneider moniert dies im Außenverhältnis (Vertrauen, dass die Ausstellung stattfindet, wurde gebrochen), das Kuratorium im Innenverhältnis (Link habe seine Befugnisse überschritten – als OB oder als Vorsitzender des Kuratoriums?). Mal schauen, ob die Justiz hier eingeschaltet wird und wenn ja, mit welchem Erfolg.

matthes
matthes
10 Jahre zuvor

@jens schmidt, wassoll eigentlich dieses ständige Herumreiten auf Grundrechten und Kunstfreiheit? Eine Nummer darunter geht’s doch genau so gut: Der OB hat nach Gutsherrenart bestimmt, dass ein ihm nicht genehmes Kunstwerk in einen städtischen Museum nicht ausgestellt zu werden hat. Gut möglich, dass er das von Amts wegen sogar darf. Aber ein dermaßen piefiges und provinzielles Verständnis von Kulturpolitik reicht mir völlig, um die ganze Sache, mit Verlaub, zum Kotzen zu finden!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@#38 | Jens Schmidt: Es geht überhaupt nicht um ein Grundrecht auf Ausstellung, es geht allein um die *persönliche* Verbots-/Ausschluss-Begründung vom höchsten Verwaltungsbeamten der Stadt Duisburg, OB Link, man könne ein solches Kunstwerk der Einwohnerschaft nicht zumuten.

Es gibt höchstwahrscheinlich keinen einzigen Paragraphen in den Verträgen zwischen Lehmbruck-Museum und Schneider, der eine einseitige Vertragskündigung aufgrund von „Empfindlichkeiten“ möglich macht, weil so ein Paragraph eben eindeutig gegen Art. 5-3 GG verstoßen würde. Und deshalb spricht Schneider ja auch von Vertragsbruch.

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