Duisburgs Nachbarstadt Düsseldorf hatte die Städtepartnerschaft mit Moskau kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine beendet: An der Stelle, an der vor kurzer Zeit noch „Moskau“ als Partnerstadt von Düsseldorf zu lesen war, hat nun Czernowitz seinen Platz gefunden. Neben Warschau (Polen), Haifa (Israel), Palermo (Italien), Chongqing (VR China), Reading (UK), Chiba (Japan) und Chemnitz. (Hintergrund: Zeichen der Freundschaft, Jüdische Allgemeine vom 7. April 2022)
Am letzten Donnerstag hat der Rat in Duisburg nun eine Solidaritätspartnerschaft mit ukrainischen Großstadt Krywyj Rih beschlossen. Im Januar 1978 wurde hier der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geboren.
Die Ruhrbarone hatten Fragen an zwei Mitglieder des Duisburger Stadtrates. Peter Ibe (CDU) und Torsten Steinke (SPD) haben diese beantwortet.
„Deutschland steht klar auf Seite der Ukraine“
„Die CDU begrüßt die Solidaritätspartnerschaft mit Krywyj Reh“ so der Christdemokrat Peter Ibe, „es geht um eine Städtekooperation mit der Absicht, Hilfe in der Ukraine zu leisten.“ Auf Vorschlag der Verwaltung folgte der Rat dem Beispiel anderer Nachbarschaftskommunen wie Essen und Düsseldorf, eine Städtepartnerschaft für die praktische Unterstützung vor Ort in der Ukraine einzurichten. „Mit Krywyj Rih unterstützen wir eine Stadt, die ähnlich wie Duisburg eine Industriestadt ist. In den nächsten Jahren, vor allem auch nach dem Kriegsende, muss es Ziel sein, den Menschen vor Ort zu helfen“, so Peter Ibe.
Ruhrbarone: Wieso wurde die Städtepartnerschaft mit Perm nicht aufgehoben?
Peter Ibe: Unsere Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Perm dürfen wir trotzdem, wie von Einigen gefordert, nicht aufgeben. Deutschland steht klar auf Seite der Ukraine. Wir müssen daran arbeiten, den Kontakt zu Russland aufrecht zu erhalten, ähnlich im Kalten Krieg, dies gilt auch für Kontakte zwischen unseren Städten. In der Phase des kalten Krieges hatten wir einen Gegner, den wir politisch verachtet und ideologisch abgelehnt haben, aber mit dem auf verschiedenen Ebenen geredet wurde. Wir Deutschen müssen jetzt und in Zukunft, so wie damals handeln. Mit Putin, da wird es keine Zukunft geben, aber Russland ist groß. Es geht um die Zeit nach dem Krieg und nach Putin.
„Die Solidarität mit den Leidtragenden des russischen Angriffskriegs ist mir persönlich wichtig.“
Ruhrbarone: Im letzten Jahr hat unsere Nachbarstadt Düsseldorf die Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Czernowitz beschlossen. Jetzt ist Duisburg, mit einer Solidaritätspartnerschaft mit Kryvyi Rih, nachgezogen. Warum?
Torsten Steinke: Duisburg will die Solidaritätspartnerschaft und folgt damit der Empfehlung des Deutschen Städtetags und des Bundespräsidenten. Kryvyi Rih weist Parallelen mit unserer Region auf und stand unter russischem Beschuss. Hier ist Solidarität und konkrete Hilfe für die Bevölkerung sinnvoll möglich.
Ruhrbarone: Wieso wurde die Städtepartnerschaft mit Perm nicht aufgehoben?
Torsten Steinke: Der Rat hatte sich im letzten Jahr dafür entschieden die Brücke nach Perm nicht völlig zu schließen. Es ist, denke ich, eine Abwägung, vor dem Hintergrund der kommunalen Diplomatie, wie Josef Krings es beschrieben hätte. Trotzdem ist mir bewusst, dass unsere Entscheidungen immer wieder hinterfragt werden und in Beziehung zur aktuellen Situation betrachtet werden sollten. Die Solidarität mit den Leidtragenden des russischen Angriffskriegs ist mir persönlich wichtig. Auch, vor dem Hintergrund meiner eigenen Familiengeschichte.