Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland will im Amt bleiben. Im gestrigen N24 Interview sehen wir einen Politiker in einer unvorstellbaren Erbärmlichkeit.
21 Tote gab es am vergangenen Samstag bei der Loveparade in Duisburg. Heute war die Trauerfeier. Merkel war da. Wulf war da. Kraft hielt eine wirklich beeindruckende Rede.
Einem ist das egal: Duisburgs Oberbürgermeister will im Amt bleiben. Auf N24 sagte Sauerland, er wolle im Amt bleiben, bis die Vorfälle rund um die Loveparade geklärt seien. Mit seiner Pension habe das nichts zu tun. Gestern stand er wohl kurz vor dem Rücktritt. Er hat es sich anders überlegt. Menschen, die ihm in der vergangenen Woche begegnet sind, berichten von Sauerland als einem Betroffenheitsdarsteller. Seine Hauptsorge: Sein Amt. Nur kurz mimt er in Gesprächen den Trauernden. Er ist aggressiv. Uneinsichtig. Wütend. Ein Egozentriker ohne Moral.
Es ist ein Trauerspiel. Verantwortung übernehmend kann man auch in Würde zurücktreten, selbst bei nur einem Toten. Das gelang vor 43 Jahren einem anderen Bürgermeister: Heinrich Albertz in Berlin. Der Tote hieß Benno Ohnesorg.
Wäre Albertz, um Aufklärung bemüht, bis zur Klärung des Vorfalles im Amt geblieben, hätte er bis vor kurzem weiterregieren müssen. Also ein paar Jahre über den eigenen Tod hinaus.
Dass Albertz erst nach seinem Rücktritt zur moralischen Instanz wurde, sei nur kurz erwähnt. Eine Charakterfrage.
Wenn Sauerland zurücktritt, ist seine fette Rente futsch. Also lässt er sich aus dem Amt wählen. Was mir zuwenig thematisiert wird, sind die Menschen, die über Menschen getrampelt sind. Die werden ihres Lebens doch auch nicht mehr froh.
[…] ihren Höhenpunkt. Alle sind sich einig, Hannelore Kraft war “den Tränen nahe” und die Stellungnahme von Sauerland war nicht zu ertragen. “Gibt es auch einen Stream im Internet, ja, ja, ja…?” so […]
Wenn ich das richtig sehe, dann war das ein Interview von gestern und nicht die angekündigte Stellungnahme. Oder?
Oh, ich sehe gerade, Sie haben es wohl auch bemerkt und sich korrigiert.
Ja, das Interview ist von gestern. Aber nach seinen Aussagen von gestern ist ein Rücktritt eigentlich ausgeschlossen.
Nö. Er will irgendwie irgendwelche Konsequenzen ziehen – nach der Trauerfeier. Ausgeschlossen ist das nicht. Ich bin im Übrigen genauso schockiert wie Sie, auch ich erwarte, dass er zurücktritt. Ansonsten halte ich das alles für hochgradig gestört und krank. Den Dezernenten Rabe nicht aus den Augen zu verlieren halte ich im Übrigen für ebenso wichtig!
Profit over people. Ein neues allzeittief kounalolitischer kultur.
Hier das Video der beeindruckenden Rede von Hannelore Kraft:
https://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1103402/Kraft-Wir-werden-Antworten-finden
„Verantwortung übernehmen“ sieht für mich anders aus:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,709501,00.html
Tagelang hat Adolf Sauerland sich gegen Rücktrittsforderungen wegen der Love-Parade-Katastrophe gewehrt – jetzt ist der Duisburger Oberbürgermeister offenbar zum Rückzug bereit: Berichten zufolge will sich der CDU-Politiker im Stadtrat abwählen lassen.
Sauerland ist nicht mehr tragbar – und das weiß auch die CDU. Nachdem sie bereits die Mehrheit mit den Grünen im Rat verloren hat, ist nun das Intermezzo an der Spitze der SPD-Stadt vorbei. Der nächste Bürgermeister wird von der SPD kommen.
Sauerland ist leider das Prototyp eines Lokalpolitikers, der an seinem Amt klebt:
– zuerst ignoriert er Warnungen und Kritik. Fährt dann in der entscheidenden Woche in Urlaub und lässt sich noch nicht mal auf dem Laufenden halten. Statt der Leiter einer Behörde zu sein, hält er sich eher für einen König von Duisburg. Doch das sieht die Gemeindeordnung bekanntlich nicht vor. Sauerland ist Chef der Verwaltung – und entweder seine Mitarbeiter haben ihn systematisch an der Nase herum geführt, oder er hat sich nicht in die Detailarbeit vertieft. Beide Möglichkeiten haben nur eine Konsequenz: Rücktritt
– Dann macht er mal eben auf der Sonntags-PK die Opfer selbst für ihren Tod verantwortlich. Zwei Tage später muss er seine Aussagen koorigieren. Es war doch die Massenpanik. Sauerland war wieder einmal schlecht informiert.
– Dann gerierte er sich als Aufklärer, obwohl doch schon längst die Staatsanwatlschaf tund die Landesregierung die Rolle übernommen haben — und das auch nach dem Gesetz so sein soll. Denn man macht doch nicht den Bock zum Gärtner. Sauerland hat ein falsches Demokratieverständnis.
– Doch statt dann zur Aufklärung beizutragen (bis heute, Samstag, ist der öffentlichkeit kein einziger Beitrag zur Aufklärung bekannt. Der Verwaltung übrigens auch nicht), setzt Sauerland eine Interviewserie über mehrere Tage in Gang – in ausgewählte Zeitungen. Wichtige überregionale Zeitungen wurden gar nicht erst ausgewählt. Darin eine klare Botschaft: Ich bin nicht Schuld. Schuld haben nur meine Beamten.
– Dann ließt Sauerland seine Interviews (alle Zitate wurden frei gegeben) und merkt, dass er auf 100 Zeilen mal eben seine gesamten Verwaltung in die Scheiße reitet. Eine schneller Besänftigungsbrief hilft auch nix mehr. Die MItarbeiter wenden sich ab. Es kommt wegen Sauerland zu massiver Kritik von Bürger an den MItarbieter.
– Dann sagt er: Er halten nicht wegen seiner Pensionsregelung fest. Einen Rücktritt lehnt er aber weiterhin ab. Es ist verständlich: Bei einer Abwahl geht Sauerland mit einem goldenen Handschlag und einer Luxusrente. Bei einem Rücktritt mit einem Aschenputtel. Das Hemd ist ihm dann doch näher als das Sakko. Von den Toten und einer ernsthaften Aufklährung wohl ganzh zu schweigen.
– Heute sah ich auf einem Trauerzug ein T-Shirt: „Duisburg ist nicht Sauerland“. Ich hoffe, dass das jeder so sieht.
Hat eigentlich mal jemand mitgezählt wie oft „Sauerland kurz vor seinem Rücktritt“ stand? Der will wohl den Eindruck erwecken, dass er ja zurücktreten würde, es aber nicht tut, weil andere ihm davon dringend abraten….
Interessant ist auch, was die Presse vor der LoPa so berichtet hat:
https://lokale-wirtschaft.rp-online.de/nachrichten/detail/-/specific/Der-Beschluss-fuer-Loveparade-gilt-weiter-RP-nenn-1771781199
„Vorurteil: Die Sicherheit der Besucher, besonders am Ex-Güterbahnhof, ist nicht gewährleistet. Fakt: An den vorbereitenden Gesprächen waren unter anderem auch Polizei, Autobahnpolizei, städtisches Dezernat für Recht und Sicherheit, Feuerwehr und Zivilschutzamt, Ordnungsamt, Aurelis, Bahn AG, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und die Duisburger Verkehrsgesellschaft beteiligt. Die Experten halten die Loveparade in Duisburg im Hinblick auf die Sicherheit grundsätzlich für machbar. „
Vielleicht ist Sauerland ja in so tragischer Weise störrisch, weil er einfach nicht einsehen kann, dass er der einzige sein soll, der einen Grund zum Rücktritt hat.