Seltsame Dinge gehen im Duisburger Steinbart-Gymnasium vor. Abiturienten berichten von einer seltsamen Zeugniszeremonie, bei der handfester Geschichtsrevisionismus betrieben wurde. Zusammen mit Initiativen, Verbänden und der Linkspartei wenden sich die ehemaligen Schülerinnen und Schüler an ihre Schulleitung. Was sie berichten, klingt unglaublich:
Gegen Geschichtsverfälschung am Duisburger Steinbart-Gymnasium – Für eine kritische Aufarbeitung der Schulgeschichte
Mit Entsetzen mussten wir, die diesjährigen AbiturientInnen des Steinbart-Gymnasiums, feststellen, dass unsere Abiturzeugnisvergabe für rechtsextreme und geschichtsrevisionistische Propaganda missbraucht wurde. Dabei wurden uns sogenannte „Albertinanadeln“ ausgehändigt, gemeinsam mit einem Informationsblatt, in dem von deutschen Gebietsansprüchen in Russland und Polen die Rede ist. Aus spontanem Protest verweigerten einige von uns die Annahme und stellten Nachforschungen im ebenfalls ausgehändigten Buch „Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831 – 1981“ an.
Der Inhalt schockierte uns: Von den ermordeten und deportierten jüdischen SchülerInnen war keine Rede, dafür aber u.a. von der „nationalsozialistischen Revolution“, dem alliierten „Terrorangriff vom 13. Mai 1943“, einem „Bekenntnis zum deutschen Osten“ – mit dem Gebiete in Polen und Russland gemeint sind – seitens des Steinbart-Gymnasiums und einer totalen Verdrehung der Realität vom Kriegsende als „Katastrophe von 1945“ samt „seinem unglücklichen Ausgang“. Den Widerstandsaktionen des Antifaschisten und Steinbart-Abiturienten Harro Schulze-Boysen, den sein Engagement sein Leben kostete, wird in der Publikation ein „landesverräterischer Charakter“ unterstellt und behauptet, seine Verurteilung zum Tode durch die NS-Richter sei Ergebnis eines „in einwandfreier Form“ durchgeführten Prozesses gewesen.
Wir sind zutiefst empört. Diese Art von Geschichtsverfälschung steht im Gegensatz zu den Grundwerten einer offenen, antifaschistischen und demokratischen Gesellschaft. Schulen sollten diese Werte vermitteln und pflegen und uns zu mündigen Menschen erziehen. Wir fühlen uns daher verpflichtet, auf diesen Skandal aufmerksam zu machen und fordern eine klare Aufklärung. Dies wollen wir gemeinsam mit der Duisburger Zivilgesellschaft erwirken. Eine einfache Stellungnahme, mit dem Verweis auf das Alter des Textes lehnen wir ab: Die Auflage ist aus dem Jahre 2000, die abgedruckte AbiturientInnenliste sogar bis zum Jahrgang 2011 aktualisiert worden. Auch die Ausrede, es handele sich um ein authentisches Zeitdokument, können wir nicht gelten lassen, da mit dieser Begründung jedwede Propaganda und Literatur verbreitet werden kann.
Von der Schulleitung des Steinbart-Gymnasiums fordern wir daher:
– Eine Distanzierung von dem geschichtsrevisionistischen Inhalt des Buches „Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831 – 1981“, sowie dessen kritische Überarbeitung nach antifaschistischen und demokratischen Werten
– Eine Aufarbeitung der Schulgeschichte im Nationalsozialismus, mit besonderem Hinblick auf ihre jüdischen und antifaschistischen Opfer
– Ein klares Bekenntnis zum antifaschistischen Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen – dabei anerkennen wir die ersten bereits gemachten Schritte
Unterzeichner:
– Verschiedene SchülerInnen und Ehemalige des Steinbart-Gymnasiums
– Duisburger Netzwerk gegen Rechts
– Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN – BdA) Kreisverband Duisburg
– Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen K.d.ö.R.
– DIE LINKE. Kreisverband Duisburg
– Friedensforum Duisburg
Update: Mittlerweile gibt es eine Zitat-Sammlung der abenteuerlichsten Stellen aus dem Buch.
Ich finde es schwierig, „offen“, „antifaschistisch“ und „demokratisch“ in einem Atemzug zu nennen.
Natürlich ist die Aushändigung des „Informationsblattes“ und des Buches „Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831 – 1981“ an die Schüler nicht tolerierbar – das geht nun gar nicht.
In diesem Zsammenhang kann auch kaum darauf verwiesen werden, dass es sich um ein „authentisches Zeitdokument“ handele. Allerdings führt die Meinung, dass authentische Zeitdokumente generell nicht verbreitet werden dürften, da mit dieser Begründung jedwede Propaganda und Literatur verbreitet werden könne, in die Irre. Das wäre dann auch eine Geschichtsverfälschung, gegen die man sich ja hier wendet.
Die Nadel und das ‚Informationsblatt‘ wuerde ich ja gerne mal sehen-wahrscheinlich einfach deswegen, weil ich mir das nicht vorstellen kann als Duisburger nicht-Steinbart Abiturs-Alumnus…wer kommt denn im Jahr 2013 auf derartige, sehr, sehr höflich formuliert, Schnapsideen?!?!
„Ich finde es schwierig, “offen”, “antifaschistisch” und “demokratisch” in einem Atemzug zu nennen.“
@njnia Was wäre dir lieber? undemokratisch und offen? demokratisch und verschlossen? demokratisch und faschistisch? undemokratisch und faschistisch und geschlossen? Merkste selber, nech?
Seit 1981 hat niemand gemerkt, was in diesem Buch steht? (Ich gehe wegen des Titels davon aus, dass die Erstauflage 1981 erschienen ist.)
Soso Njnia, demokratisch und antifaschistisch stellen in Ihren werten Augen einen Widerspruch dar?
Auch wenn es mir vor der Antwort graust, wo genau machen Sie den denn aus?
Ich kann mich an mein eigenes Abitur und dessen „Devotionalien“ erinnern und würde deshalb die Behauptung, dass es da noch viel, viel mehr Schulen gibt, an denen braunes Gedankengut auf diese Weise in eine weitgehend unbemerkte Form gegossen wurde, dreifach fett unterstreichen…
Wer hat wann und wie in wessen Auftrag diese Sachen verteilt? Der Artikel bleibt hier viel zu vage und unklar.
Nun, ich sitze gerade in der Duisburger UB, die natürlich ein Exemplar des Buches hat. Das Buch ist in der Tat von 1981 und besteht etwa zur Hälfte aus einem schlichten Wiederabdruck einer Festschrift von 1956 – daraus sind die im Artikel zitierten empörenden Aussagen, nachgeprüft habe ich die Aussagen zu Harro Schulze-Boysen, S. 96.
Ich würde es allerdings weniger als „Nazi-Propaganda“ bezeichnen als vielmehr den typischen Blick des Bürgertums der 50er Jahre auf die Nazizeit. Auch wenn man die Diktatur verurteilt hat, war man eben doch sehr, sehr nachsichtig gegenüber vielem, was damit zusammengehangen hat. Und Kommunisten waren damals eben Landesverräter (man denke ans KPD-Verbot), als Widerstandskämpfer anerkannt wurden dagegen nur Leute aus Kirche und Militär – selbst wenn sie selbst nun wirklich auch keine Demokraten waren wie zB Stauffenberg. Deserteure dagegen wurden damals umstandslos als Verbrecher angesehen; es ist doch bekannt, wie lange das gedauert hat, bis Deserteure des 2. Weltkriegs rehabilitiert wurden. Neu ist das alles nicht.
Aus heutiger Sicht ist das natürlich empörend. Es ist allerdings weniger überraschend, dass das 1956 so geschrieben wurde, als dass das heute noch so verteilt wird. Ich vermute mal, dass das Buch 1981 in einer Riesenauflage gedruckt wurde, die man nicht losgeworden ist und deswegen immer noch an Abiturienten verteilt. Gelesen hat das Ding wahrscheinlich seitdem keine Sau – wahrscheinlich noch nicht mal die Leute selbst, die es 1981 haben nachdrucken lassen.
Es könnte ein interessantes Projekt sein (hallo Geschichtslehrer am Steinbart?) dem Umgang mit der Vergangenheit in der Schulgeschichte mal nachzugehen. Interessant könnten dafür zB Schülerzeitungen von ’81 sein; mich würde es gar nicht wundern, wenn sich damals schon Schüler empört hätten. Wurde das Buch zB seitdem jedes Jahr verteilt? Oder wurde irgendwo ein – mit guten Gründen im Keller vergessener – Karton entdeckt und ohne Nachdenken per Verteilung entsorgt? Oder wurde es im Gegenteil sogar nachgedruckt?
Sorry, ich hatte den Artikel nicht genau genug gelesen. Ein Teil meiner Fragen wird ja beantwortet: Auflage von 2000, nachgedruckt offenbar bis 2011. Ja, das ist wirklich eine schlecht zu überbietende Peinlichkeit für die Schule. Im günstigsten (!) Fall haben sie jedes Jahr etwas verteilt, was seit mehr als 30 Jahren keiner mehr gelesen hat.
Mehr Klärung gibt es hier:
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/abitur-geschenk-an-duisburger-gymnasium-erregt-die-gemueter-id8251201.html
Verantwortlich ist der Ehemaligen-Verein (wer sonst? – wenn ich das mal völlig unkorrekt so sagen darf), die Schulleitung nimmt die Sache ernst und will dieses Pamphlet umkrempeln: „Man habe eine „Tradition über die Jahre unreflektiert mitgeschleppt.“ Auch die Anstecknadel werde nächstes Jahr nicht mehr verteilt.“
– DIE LINKE. Kreisverband Duisburg
– Friedensforum Duisburg
– Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK) Duisburg
Na feine Unterzeichner habt ihr da. Die Duisburger Linke (Auftritte der Bandbreite uva. Widerwärtigkeiten) und die deutschen spätgeborenen Friedensdusels haben wohl bei der falschen Seite unterzeichnet. Würg … mit solchen widerlichen Leuten gäbs für mich keinen gemeinsamen Nenner.
Sie sterben einfach nicht aus.
@ #11
„Mehr Klärung“ ist sehr relativ. In dem Buch stehen keine, wie der WAZ-Artikel behauptet, „unkommentierten Zeitdokumente aus der NS-Zeit“ – das ist schlicht falsch. Es ist, wie oben schon dargestellt, eine 1956 verfasste Schrift über die Geschichte der Schule. Der WAZ-Redakteur hat offensichtlich nicht einmal einen Blick in das Buch geworfen und die Aussage mit den „authentische Zeitdokumente“ ungeprüft und falsch verstanden erweitert.
Immerhin klärt sich so, wer verantwortlich ist. Slebstverständlich ist es keineswegs, dass der Ehemaligen-Verein dahintersteht.
@EVA: „und die deutschen spätgeborenen Friedensdusels“ – anhand deines Schreib-„stils“ – „Würg…“ – kann man davon ausgehen, dass du zu jenen „spätgeborenen Ewiggestrigen“ gehörst? Wer stellt sich mit so einer Aussage auf die falsche Seite bzw. impliziert die Stellungnahme ziemlich eindeutig, dass du auf der rechten Seite stehen magst. Ob du nun wirklich Eva heißt oder auf eine gewisse Eva v. Braun anspielst, mag offen bleiben, aber dass dein historisches und – zu vermuten – auch dein persönliches Reflexionsvermögen eher halbleer als halbvoll ist, hast du in wenigen Worten klargemacht. Da ein Zustand des gesellschaftlichen und generellen Friedens für dich mit Dummheit gleichgesetzt scheint, bitte veröffentliche doch mal deine Noten. Wer den Krieg verherrlicht – und eine Verunglimpfung von Frieden und jenen, die ihn zu erhalten streben – ist im Umkehrschluss genau das, der hat wohl nie einen erlebt. Pardon, dein Vermögen in wenigen Sätzen eine kompakte Dummheit, bei dir wohl gleichzusetzen mit Ignoranz, mangelnder Erfahrung und Unreife, abzuliefern, ist wohl auf extreme geistige Armut zurückzuführen.
Sechs, setzen.
zumindest das Thema Harro Schulze-Boysen ist durchaus vor geraumer Zeit (2001) ausführlicher durchleutet worden, insbesondere mit kritischer Auseinandersetzung der fraglichen Schrift von 1956.
https://www.steinbart-gymnasium.de/page24/styled-27/page55/page55.html
Um so erstaunlicher, dass das Buch weiter munter unters junge Vok gestreut wurde – uns wurden (1994) diese Alberten(?) relativ unspektakulär nebenbei ausgehändigt, wenn ich mich recht entsinne.
Bin gespannt, wann man hier: https://www.facebook.com/pages/Steinbart-Gymnasium-Verein-der-Ehemaligen-/169508786420910 (unter „Beiträge anderer Nutzer“ layoutbedingt leider recht gut versteckt) mit einer Reaktion rechnen darf…
@Paule T.: War Ihre UB-Verabredung mit dem besagten Buch analytisch ähnlich „erfolgreich“ wie Ihre Artikel-Auffassung? Die Aussage „unkommentiert“ stammt vom Verfasser des o.a. Aufrufs, die „authentischen Zeitdokumente“ werden von Alfons Winterseel als Zitat aus dem Vorwort erwähnt, aber nicht persönlich bewertet.
Er hätte aus Ihrem Verständnis heraus besser nur ein weißes Blatt Papier ins Redaktionssystem einscannen sollen oder was wollen Sie?
@ #17 Klaus Lohmann
Ich weiß gerade nicht, was Sie von mir wollen. In der Einleitung des Artikels steht: „Doch die Schüler des diesjährigen Jahrgangs sind entsetzt über die teils unkommentierten Zeitdokumente aus der NS-Zeit“. Im Buch sind aber keine „Zeitdokumente aus der NS-Zeit“ abgedruckt, weder kommentiert noch unkommentiert – das ist also einfach falsch. Und diese Darstellung steht auch nicht in dem obigen Aufruf; die falsche Beschreibung „aus der NS-Zeit“ stammt anscheinend vom WAZ-Redakteur.
Die im Aufruf kritisierten Aussagen stammen dagegen wohl aus einer Schrift über die Geschichte des Gymnasiums von 1956 (überprüft habe ich das an den Aussagen über Schulze-Boysen, weil der übers Register leicht zu finden war). Diese Schrift macht etwa die Hälfte des Buchs aus, der Rest sind Ergänzungen bis 1981. Sie ist natürlich dennoch ein „authentisches Zeitdokument“ – aber eben nicht aus der NS-Zeit, sondern aus den 50er Jahren.
Auch dieser, für den Umgang mit der NS-Zeit in den 50er Jahren symptomatsche, aber heute völlig untragbare Text sollte heutzutage nicht einfach so als Hauptbestandteil einer Schrift benutzt werden, so als handele es sich um angemessene Geschichtsschreibung, die man sich auch heute zu eigen machen kann.
@Rob: Heul doch Hippie.
https://wohlbemerkt.tumblr.com/post/56720691380/der-friedensbewegte-deutsche
[…] Schule verteilt Nazi-Propaganda an Abiturienten (Ruhrbarone) […]
Soso, die Duisburger LINKE verlangt Aufklärung? Auf deren Website prangte Jahre lang völlig unbeanstandet ein Davidstern mit Hakenkreuz…
[…] noch der braune Aufreger des Tages: Schule verteilt Nazi-Propaganda an Abiturienten. “Abiturienten berichten von einer seltsamen Zeugniszeremonie, bei der handfester […]
Bevor ichs vergesse:
[…] Mittendrin statt nur dabei […]
[…] Dem Naziaufmarsch entgegentreten! […]
[…] nur der MSV […]
Der Verein der Ehemaligen hat nunmehr reagiert:
“
Steinbart Gymnasium -Verein der Ehemaligen-
Nach der Abi-Feier wurden auf Initiative eines Ex-Schülers kritische Töne zur Schulchronik und Alberte laut, die der Verein seit Jahren an die Abiturienten verteilt. Tatsächlich sind einige Textpassagen aus dem ersten Teil der Schulchronik von 1956 heute – selbst aus dem Zusammenhang gerissen – ohne Kommentierung nicht mehr zu verantworten. Auch die Alberte wird in ihrer Tradition nicht mehr als zeitgemäß betrachtet. Die Diskussion über „rechte Propaganda“ und „Revanchismus“ hat inzwischen die Medien erreicht.
Der Verein der Ehemaligen nimmt den Hinweis auf die Textpassagen ernst und der Vorstand wird sich damit befassen, wie mit diesem Zeitdokument in Zukunft umgegangen wird. Bei der Neuauflage hatten der damalige Rektor und die Herausgeber darauf hingewiesen, dass hier ein Zeitdokument wiedergegeben wird, das den Tenor der Epoche widerspiegelt. Doch der Text benötigt aus heutiger Sicht eine kritische Kommentierung und Einsortierung. Diese Überlegungen werden in die Neuauflage der Chronik einfließen.
Der Verein hat in seiner langjährigen Geschichte deutlich gemacht, dass er das Steinbart-Gymnasium als einen Ort der offenen Kommunikation, der Weltoffenheit und des demokratischen Miteinanders versteht und unterstützt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Frank Kopatschek
Vorstand
„
@Eva
Daß gerade Die Linke in Duisburg sich nicht gerade durch Geschichtsbewußtsein hervor getan hat und es an der Haltung der Friedensbewegung so manches zu bemängeln gibt, steht außer Frage.
Aber das sagt nichts darüber aus, ob die Kritik der Schüler berechtigt ist, und wie es aussieht (ich selbst kenne die Broschüre nicht), ist das der Fall.
Sie wollen doch nicht allen Ernstes vorschlagen, daß wir die Broschüre alle ganz toll finden sollen, nur weil Die Linke sich an die Kampagne dran hängt?
Gegen seine Fans kann man sich bekanntlich nicht wehren…
@Rob
Jemanden in die braune Ecke zu stellen, nur weil er die deutsche Friedensbewegung nicht unterstützen mag, ist auch nicht gerade sehr intelligent.
Was die Friedensbewegung nämlich so grauenhaft übersieht ist die nicht wegzuleugnende Tatsache, daß auch Hitler leider nur millitärisch besiegt werden konnte.
Auch die Roten Khmer wurden durch eine millitärische Intervention vertrieben, ist nur keinem aufgefallen, weils die Vietnamesen waren.
Die Bürgerkriege in Sierra Leone und Liberia sind durch eine millitärische Intervention (GB) beendet worden, und wie man hört ist die Bevölkerung dort sehr froh, daß ihnen nicht mehr von marodierende Milizen die Arme abgehackt werden.
Und auch wenn es Friedensbewegten nicht gefällt: Erst der Nato Einsatz hat den Krieg in Jugoslawien beendet.
Und speziell im Fall Ex-Jugoslawien kann man sich z. B. auch mal die Frage stellen, ob die deutsche Geschichte nicht durchaus nahe legt, gegen Gefangenenlager wie Omarska und den Vernichtungskrieg gegen die Bosnier einzuschreiten, wenn es sein muß millitärisch, anstatt sich mit dem Gedanken zu trösten, daß man als Pazifist automatisch auf der moralisch richtigen Seite steht.
So einfach ist das leider nicht.
Meinen Glückwunsch an die Schüler, die sich aufgerafft habe und das ganze öffentlich anprangerten. Offensichtlich hatten schon tausende Schüler vor ihnen nicht so viel Mut.
Es ist mir völlig unbegreiflich wie ein Buch mit so einem Geschichts(un)verständnis unkommentiert immer und immer wieder weiterverteilen konnte.
@ #24 | Thomas
Auch nach der Erklärung des Ehemaligenvereins bleibt allerdings die Frage offen, warum es so ungeheuer wichtig sein soll, dieses „Zeitdokument“, ob nun kommentiert oder nicht, auch weiterhin jedem Schüler am Ende (!) seiner Schullaufbahn in die Hand zu drücken. Tatsächlich als Zeitdokument gelesen, ist es vielleicht für Historiker interessant und könnte evtl. auch als Dokument im Geschichtsunterricht analysiert werden, das zeigt, welche ungeheuren blinden Flecken der Umgang mit der Vergangenheit in den 50ern noch hatte. Als Abschiedsgeschenk für die Abiturienten ist dieser Text aber schlichtweg völlig ungeeignet. Es handelt sich immerhin um eine etwa hundertseitige Schulgeschichte aus den 50ern – wie viel Kommentar will man denn dazu schreiben? Wenn der Ehemaligenverein es für so wichtig (warum auch immer) hält, dass die Abiturienten ein solches Buch erhalten, sollte er eine komplett neue, heutigen Standards genügende Schulgeschichte auf den Weg bringen – oder es einfach lassen.
Ich kann mir nur denken, dass es dem Ehemaligenverein wichtig war und ist, den Abiturienten einen hinreichend gravitätisch aussehenden Stapel bedruckten Papiers in die Hand zu drücken und sich so gegenseitig zu versichern, auf was für einer tollen, traditionsreichen Schule sie doch alle zusammen waren. Das wäre recht typisch für die Traditionshuberei der beiden Duisburger Innenstadtgymnasien, die völlig inhaltsleer ist, aber wunderbar für das substanzlose Elite-Gehabe dieser Schulen verwendet werden kann.
@ #27 | Empunkt
Ich glaube nicht, dass dazu besonderer Mut nötig war – lediglich die Langeweileresistenz, in dem Schmöker tatsächlich zu lesen.
Was soll die Verknüpfung der Beanstandungen am Inhalt der Schulgeschichte mit der seit Ende der Freiheitskriege begründeten Tradition der Albertenverleihung (s. dazu Wikipedia)? Der von Leon Wystrychowski und den Mitunterzeichnern monierte Text des den Schülern anlässlich der Abiturfeier überreichten Flattblatts erwähnte nicht, dass die Nadel für den deutschen Gebietsanspruch auf Teile Russlands und Polens stehe, sondern lautet nach Darlegung der Vorgeschichte: „Die Alberten-Tradition haben daher außer den ost- und westpreußischen Familien und den örtlichen Gruppen der Landsmannschaft alle Patengymnasien und bereits einige deutsche Städte aufgenommen, die dadurch bekunden wollen“ dass der deutsche Osten ein Anliegen aller Deutschen, nicht nur der Vertriebenen ist.“ Das muss man auch vor der „Charta der Heimatvertriebenen v. 5.8.1950“ sehen.
Die Verteilung der Alberte durch den Duisburger Ehemaligen-Verein hat ihren Hintergrund darin, dass Duisburg die Patenstadt von Königsberg mit seiner Universität, der „Albertina“ und das Steinbart-Gymnasium das Patengymnasium des Königsberger „Löbenichtschen Realgymnasiums“ sind, dass das Königsberger Gymnasium einen Ehemaligenverein hatte, der die Albertenverleihung als Traditionsveranstaltung initiierte, aber aus Gründen der Altersstruktur mit seinen noch 150 restlichen Mitgliedern ab 1.1.2006 mit dem Duisburger Ehemaligenverein verschmolzen wurde.
Dass den berichtende Journalisten wesentliche Recherche-Pannen unterlaufen sind, sei nur am Rande erwähnt. Dazu gehören die ersichtlich fehlende Einsichtnahme in das Faltblatt, das Ignorieren des vor der Schule aufgestellten Denkmals von Harro Schulze-Boysen und der kritischen Auseinandersetzung mit dem diesbezüglichen Teil der Schulgeschichte von 1956 in dem von der Schule veröffentlichten sorgfältigen Beitrag von 2001 (http://www.steinbart-gymnasium.de/page24/styled-27/page55/.htm.
Mein Sohn ist von 2004 bis 2006 von Nazi Schületn des Steinbart Gymnasiums auf‘s schlimmste gemobbt und misshandelt worden! Es gab auch eine Anzeige bei der Polizei, der man aber nicht detailliert nachgehen wollte, weil die Elternschaft dieser Täter in hohen diversen Positionen in Duisburg sitzt! Ich hatte auch das Fernsehen informiert und es wurden damals einige ehemalige Schüler meines Sohnes Interview, der Bericht wurde aber in einem anderen Bundesland gezeigt und nicht regional vor Ort! Selbst der schulpsychologische Dienst den ich eingeschaltet hatte wusste Bescheid von den Machenschaften an dan diesem Gymnasium! Diese Täter Schüler Gruppe nannte sich damals „ elitäre Raffelberger Gruppe“!
@Christiane Edith Elisabeth Herbst:
Könnten Sie den Bericht hier verlinken?