Sie haben eine leerstehende Schule besetzt, um im Duisburger Stadtteil Laar ein Stadtteilzentrum aufzubauen. Nach wenigen Stunden gaben die Besetzer der Hauptschule an der Werthstraße angesichts einer massiven Räumungsdrohung auf. Die Verlierer: Die Menschen in Laar und die Stadt Duisburg.
Es gibt Dinge, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann: Zum Beispiel in Duisburg zu wohnen. Die Stadt ist in weiten Teilen, selbst für einen abgehärteten Ruhrgebietler, ausgesprochen häßlich. Es gibt kaum Kneipen und Clubs und wenn sich doch einmal etwas bewegt, versucht die Stadtverwaltung – Beispiel Djäzz – es nach Möglichkeit kaputt zu machen. Und über OB Adolf „Loveparade“ Sauerland und Herrmann „Israelboykott“ Dierkes (Linke) will ich hier gar nicht reden.
Duisburg hat es hinter sich: Die Menschen verlassen diese in jeder Hinsicht heruntergekommene Stadt, deren aktuelle Skandale man kaum aufzählen kann.
In so einer Situation ist das, was heute Vormittag in Laar passiert ist ein Glücksfall: Leute wollen ein Stadtteilzentrum aufmachen, wollen eine alte Schule dafür nehmen, mit Kindern und Senioren im Quartier arbeiten. Niemand in Duisburg hat diese Chance erkannt. Da hätte was entstehen können – für Laar und für Duisburg. Das ist verhindert worden, ohne dass es überhaupt zu einer Debatte kam. Die Konsequenz ist klar: Die meisten der Besetzer, viele Studenten unter ihnen, werde in wenigen Jahren Duisburg verlassen haben und sich andere Orte suchen, wo sie ihre Ideen umsetzen können. Sie haben diese Alternative – und sie werden Duisburg und dem Ruhrgebiet fehlen. Wie so viele, die in den vergangenen Jahren gegangen sind. Gut gemacht. Es gilt also weiterhin: Dumm, dümmer, Duisburg…
Duisburg-Laar Besetzung auf den Ruhrbaronen:
Besetzung Duisburg Laar: Besetzer räumen die Schule und bitten um Unterstützung!
Besetzung in Duisburg-Laar: Party findet statt – Polizei sucht städtischen Ansprechpartner
Duisburg-Laar: Besetzer wollen ein Stadtteilzentrum für Alle
Danke, ich ich bin leider wegen der Arbeit hierher gezogen und diese Stadt ist tot, einfach nur tot.
Bei der Aufzählung fehlen noch die selbstzufriedenen „Ist doch alles okay hier“-Bewohner, die sich in so nem merkwürdigen Zustand aus „nach uns die Sinnflut“-Lethargie bewegen und komischen „Nichts sehen, nicht hören..“ Realitätverlust bewegen. Ich finde nur Gelsenkirchen noch schlimmer, aber immerhin haben die nen Erstliga-Verein. 😛
@Rinko: Gelsenkirchen-Buer ist ganz nett 🙂
Schade, dass Ihr die Gelegenheit, über eine wichtige und notwendige Aktion in Duisburg zu berichten, dazu nutzt über diese Stadt herzufallen:
„Es gibt Dinge, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann: Zum Beispiel in Duisburg zu wohnen.“
„Die Stadt ist in weiten Teilen, selbst für einen abgehärteten Ruhrgebietler, ausgesprochen häßlich.“
Was soll das??
Es gibt viele Menschen, die in Duisburg leben – es gibt sogar welche, die gern hier leben. Als jemand, der viel rumgekommen ist in der Welt, begegne ich immer wieder den allerdümmsten Vorurteilen dem Ruhrgebiet gegenüber. Aber so platt reinhauen – das kommt nun wirklich selten vor.
Meint Ihr, dieser Kommentar nützt den Leuten in Laar, die mit viel Enthusiasmus versuchen, was auf die Beine zu stellen?
Liebe Leute in Laar: Das war super. Macht weiter so. Und lasst Euch weder von der räumenden Polizei, noch den miesepetrigen Stadtverwesern und schon gar nicht von pöbelnden Ruhrbaronen das Leben in Duisburg versauern.
@Axel: Ja, das was heute in Laar passiert ist war klasse. Aber viele Beispiele – Djääz, Hundertmeister etc. – zeigen: Leute die in Duisburg etwas bewegen wollen finden noch nicht einmal Wertschätzung. Das Problem besteht im ganzen Ruhrgebiet, in Duisburg ist es nur noch schlimmer.
Naja, Duisburg wird durch das ewige Gemecker auch nicht besser…
[…] zur räumung+++siehe ruhrbarone+++Nach Freiraum Essen und UZDO Dortmund im Sommer 2010 kommt nun die DuIY Initiative aus Duisburg. […]
@Axel: Machen wir uns nichtsvor: Duisburg ist hässlig und vor allem kulturell verkommen. Es gibt gerade für junge Menschen nicht mehr viel spannendes hier und ich glaube diesen Artikel würden die Jungs und Mädels die heute das Haus besetzt haben direkt unterschreiben. 😉
Der eigentliche Skandal besteht doch darin das die SPD-Ratsfraktion im Schulterschluß mit offensichtlichen Kommunisten versucht eine politische Intrige gegen unser aller Bürgerwehrmeister wirksam werden zu lassen indem bewußt eine neuerliche Katastrophe (Brandschutz) in kauf genommen wird um die Abwahl des OB zu bewerkstelligen. Ganz ganz umsichtig hat der Obrigkeitsstaat hier gehandelt.
Anders gesagt:
Die Argumentation, die Stadt verkenne ein Potential ist contraproduktiv, um nicht konterrevolutionär zu schreiben, da es bei Besetzung von Leerstand doch auch darum gehen müßte gesellschaftliche Mißstände zu benennen die nur in der Abschaffung des Kapitalismus eine Auflösung erfahren würden. Wenn nun auf Verständnis von Seiten der Stadt gehofft wird ist das der Dolchstoß von hinten.
Und, wer ist hier eigentlich am dümmsten und nutzt irgendwelches Potential nicht, wenn in Oberhausen und Mülheim gleich zwei große Punkkonzerte stattfinden und diese nicht in den besetzten Leerstand verlagert werden, dann wäre die Räumung zumindest sehr schwer durchzusetzen gewesen und es hätte wenigstens geknallt als dass die BesetzerInnen dann freiwillig gehen. Das alles auch noch am 40sten Todestag von Georg v. Rauch lässt politisch doch tief blicken. Üben, üben, üben!
Nuja, das mit dem destruktiven Spardiktat des Landes NRW hat durchaus Hand und Fuß, destruktiv wird erst der verkappte Ruhrsoli…der Rest ist traditionelle politische Unfähigkeit im Revier, das Ergebnis bekannt.
Daher muß auch ich leider Axel widersprechen: Da wird nichts zerredet, im Gegenteil. Das die Stadt quasi autodestruktiv nichts an einer Problemverschärfung bzw. Vertreibungsstrategie nicht nur studentischer Milieus ausläßt, ist bekannt, daß man so keine Neubürger anwirbt, allenfalls die suburbanisierungsgeschädigte Bevölkerungs(ent)mischung pflegt und die Arbeitsplätze bei der Arge erhält, daß ist leider auch ersichtlich.
Im Vorwärts stand ein Interview mit dem Stadtsoziologen Häußermann:
„Wie sieht für Sie die ideale Stadt aus?
Städte sind immer heterogen. Die urbane Qualität liegt in der Vielfalt. Die Bürger wollen nicht mehr, wie das in den 50er und 60er Jahren noch der Fall war, nur eine Wohnung, den Kindergarten, die Schule und das Amt. Nach dem Motto: Mehr brauche ich nicht, sonst gucke ich Fernsehen. Diese Lebensstile werden immer seltener. Die ideale Stadt ist die, die alles möglich macht. Je mehr Optionen eine Stadt bietet, desto besser.“
Quelle: https://www.vorwaerts.de/trackback/13300
Interessant sind auch die Häußermannschein Ausführungen zur Einbindung des Bürgers in politische Gestaltungsprozesse.
Was die terminliche Überschenidung mit Punk-Konzerten angeht, so wäre der Weg nicht weit gewesen, nach entsprechenden tweeds spontan nach Laar zu fahren, andererseits müssen die die Konzertveranstalter in der Tat kritische Fragen gefallen lassen, denn das grenzt doch schon fast an Sabotage.
Und ohne Ironie: Das Nebeneinanderher der verschiedenen Akteure im Setting zusammenwuchernder Kleinstädte ist lokales Brauchtum. Das macht man hier eben nunmal so.
@Axel: Warum soll Stefan Laurin die Wahrheit nicht sagen dürfen? Duisburg ist mit Gelsenkirchen zusammen für mich auch die hässlichste der Ruhrgebietsstädte. Dort würde ich auch nicht wohnen wollen. Natürlich ändert diese Aussage von Stefan die Verhältnisse hier im Pott nicht. Wahr bleibt es trotzdem. Und das darf man dann doch auch sagen….
Andere Städte haben hier natürlich ähnliche Probleme wie Duisburg. Ich habe aber generell die Beobachtung gemacht das der Westen des Ruhrpotts etwas heruntergekommener zu sein scheint als der Osten. Ausnahmen gibt es bestimmt. Aber grob gesagt sind Duisburg und Essen sicher unattraktiver für Bewohner als Dortmund oder Bochum. Das stärkere Schrumpfen der Einwohnerzahlen dort scheint das zu bestätigen. Wir haben hier also die Wahl zwischen ‚großen‘ und ’sehr großen‘ Problemen.
Bei aller Sympathie für die Besetzer, die Entscheidung des städtischen Mitarbeiters ist doch nur verständlich. Lieber ziehe ich Samstag Abend den Unmut einiger hunderter Jugendlicher auf mich, als eine Feier zu genehmigen, bei der ich weder Ablauf noch Sicherheit vorhersehen kann.
Wer die Stadt anbettelt muss auch damit rechnen, dass dieses Betteln ignoriert oder abgelehnt wird. Aber die Inszenierung als Opfer der städtischen Offiziellen gehört wohl zur Kampagne dazu. Ganz alleine will man eben doch nicht.
@OeterOeter: In anderen Städten – Dortmund zu Beispiel im Museum am Ostwall – hat sich die Stadt andres verhalten. Auch in Bochum wurden schon für vergleichbare Lagen Lösungen gefunden. Aber das sind dann wohl auch andere Stadtverwaltungen mit anderen Mitarbeitern…
Da wurden die Entscheidungen jedoch wohl nicht an einem Samstagabend gefällt. Und auch wenn die Loveparade sicher nicht als Grund angeführt werden darf, muss zumindest doch ihr Einfluss auf Entscheidungen der Stadt berücksichtigt werden.
@OeterOeter: Es war für die Stadt einfach sehr bequem sich hinter dem Ordnungsrecht zu verstecken. So kam man drumhereum die Besetzung politisch zu diskutieren. Egal, die Minderleister in der Verwaltung werden bleiben, die meisten der Studenten die gestern dabei waren irgendwann die Stadt verlassen. Andersrum wäre besser für Duisburg und die Duisburger.
@Stefan #14: Dann verwaltet sich die Verwaltung am Ende selbst. Dann bleibt Hoffnung: Vielleicht räumt man sich dann auch eines Tages bei der Verwaltung auch selbst 😉
Ein solches Vorgehen der Stadt könnte man ja leicht durch eine erneute Besetzung z.B. am Montag entlarven.
Ansonsten hege ich keinerleich heimattümelnden Gefühle für Duisburg, soll es doch einfach den Bach runter gehen.
Kritik an der Stadtverwaltung und Polizei in allen Ehren, aber auch die Besetzer sollten ihr Vorgehen evtl. kurz hinterfragen und sich ihrerseits nicht hinter den Entscheidungen der Staatsmacht verstecken.
@Robin Patzwaldt (#10), es ist halt tiefste zivilisatorische Steinzeit, Dummheit mit Hässlichkeit erklären zu wollen.
Die Wut auf die Verantwortlichen der Duisburger Stadtverwaltung ist verständlich und berechtigt; mit den stadtästhetischen Qualitäten Duisburgs hat das nichts zu tun. Die „hässlichste der Ruhrgebietsstädte“ – so etwas gibt es gar nicht.
@oeteroeter (#11): Den einzigen Wunsch, den die Besetzer gegenüber der Stadt äußerten: Ignoriert uns! Wir machen das jetzt selbst.
Nicht mal das hat die Verwaltung hinbekommen.
Nachdem aber Stadt bzw. Polizei auf die Besetzung aufmerksam wurden (das ist nunmal ihre Aufgabe), ist doch von Seiten der Besetzer aktiv der Dialog mit der Stadt gesucht worden, statt z.b. die Konfrontation zu suchen oder einfach abzuwarten.
@OeterOeter: Und diesen Dialog haben die Minderleister der Duisburger Stadtverwaltung mit Hinweis auf das Ordnungsrecht verweigert. Mit genau der gleichen Methode arbeiten sie auch daran das Djäzz kaputt zu bekommen. Und bevor das Gejammer über den begriff „Minderkleister“ losgeht: Die städtischen Mitarbeiter und ihre ebenfalls von Steuergeldern lebenden Chefs hätten sich ja die Mühe machen können Lösungen zu finden statt sich hinter Regeln zu verbergen. Das wäre eine Leistung gewesen. Haben sie aber nicht getan. Deshalb Minderleister.
Im Fall Djäzz auch völlig Unverständlich, gestern aber eine aus individuellen Motiven des Entscheidungsträgers nachvollziehbare Entscheidung.
Mit einem Mob Duisburger Linker hätte ich im Übrigen auch nicht die geringste Lust in einen Dialog zu treten. War es nicht die Mustermensch e.V. Gemeinde, die ja jetzt sicher auch zu den Besetzern zählt, die den Rackets der Roten Antifa Unterschlupf bot? Auch wenn das sicher nicht bei der Stadt keine Rolle spielt, ob ein alternatives Zentrum solcher Leute in Duisburg sinnvoll ist, darüber darf man durchaus auch streiten.
@OeterOeter: Ich war gestern in dem Haus – von Mob keine Spur. Die Besetzer haben sofort begonnen im Haus aufzuräumen und hatten ein einwöchiges Programm vorbereitet. Was bleibt ist das die Stadt Duisburg auch gestern das tat was sie am besten kann: Versagen.
So sind sie, die Duisburger, empfindlich. Ja keine Kritik.
Duisburg ist zu groß und nicht zusammengewachsen.
Der Meidericher sagt:“Was habe ich mit Homberg zu tun“
Der Neumühler sagt:“Was geht mich Hochfeld an.“
In Hamborn, der Botanische Garten, eigentlich ein Gesamtstädtisches Problem.
Der Duisburger Süden u. der Duisburger Norden, ein Stadt?
Nein, 2 Welten, die nichts miteinander zu tun haben .
Der Walsumer sagt :“Ich fahre von Walsum nach Duisburg.“ ???
Das das alles eine Stadt ist -oder sein sollte- und das es jeden Duisburger trifft, wenn in einem Stadtteil etwas passiert. Kein Bewußtsein. Nothing.
In Duisburg-Laar ist einmal im Jahr was los. Schützenfest !
Dann und nur dann ist Leben. Ansonsten tot.
Die Besetzung erscheint nicht bei Xtranews und auch nicht Im Westen.
Ist wohl nicht wichtig genug, für Laar eine Leistung.
Ja wenn sie sogar aufgeräumt haben.
Gabs auch Erbsensuppe?
@OeterOeter: Nö, es gab Kaffee und Kuchen. Zumindest am Nachmittag als wir da waren.
Ich fühl mich im dreckigen Duisburg wohler als im aalglatten Düsseldorf.
Mit solchen Artikeln kommt man nicht weiter !
@OeterOeter: Kommentare von Menschen die das Tageslicht seit Monaten nicht gesehen haben bringen niemanden weiter. Realitätsnähe tut gut.
@ Katharina
Ich sehe das auch so. Wohne jetzt wohl seit 25 Jahren in Frankfurt, aber durch Mutter und Co noch oft in DU. Bin im Süden aufgewachsen (Huckingen/Buchholz) Glaub ich kann die Tage zählen wo ich mal in den nördlichen Stadtteilen war. Mann ging damals ins Eschhaus oder Old Daddy, Kneipen waren Bürgerhof,Finkenkrug oder Steinbruch in Neudorf , sonst ging es nach D’dorf in die Altstadt (Ratinger Hof) oder mal nach Krefeld. War ja nicht alles weit weg. Freundes und Bekanntenkreis wohnten alle südlich der Ruhr. Hab damals schon gesagt das Duisburg eigentlich 3 Orte sind, alles südlich des Hafens, dann alles nördlich und die auf der anderen Rheinseite. Die sind ja auch mehr nach Krefeld und Moers zum Einkaufen usw gegangen.
Meine Mutter ist vor 80 Jahren in Huckingen geboren worden. Die kann auch die Tage zählen wo sie mal in Meiderich war. Glaub in Kaisersweth war zig mal mehr.
Wenn ich es richtig mitbekommen habe, sind die meisten Käufer von Wohngrundstücken im Süden die die ihren Arbeitspunkt in Düsseldorf haben. Duisburg ist da halt billiger als Wittlar und man ist gut angebunden mit Autobahn und Öffentlichen.
Für alle die, die Duisburg hässlich finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paradox_der_H%C3%A4sslichkeit
https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article6449550/Eingebildete-Haesslichkeit-Ein-raetselhaftes-Leiden.html
Ach ja, und nicht zu vergessen den wunderbaren Western “ The Good, the Bad and the Ugly“
@Arnold,
Danke für den Link zum Paradox. Damit kann ich was anfangen.
Schaurig schön.
[…] Dumm, dümmer, Duisburg… […]
@NAJA:
Falsch! Richtig muß es heissen:
Ich fühl mich im abgewirtschafteten Duisburg unwohler als im buisnesslastigen Düsseldorf.
Mit solchen Kommentaren kommt man nicht weiter !
Aber nix für ungut: Habitus wird ererbt und manch einer kann sich an Dreck und Co einfach nicht gewöhnen.
[…] Dumm, dümmer, Duisburg… […]
„Les Misérables, wo sich Rhein und Ruhr gabeln,
ich bin Duisburg, bleib Duisburg, egal was sie sagen.
Hier geht sogar die Sonne unter Tage –
ich bin Duisburg, bleib Duisburg bis sie den Sarg zunageln.“
Dass Duisburg nicht zu den schönsten Städten dieser Republik gehört, ist wohl unbestritten. Die Sticheleien im Beitrag sind allerdings unterste Schublade und haben mit dem eigentlichen Thema nur sehr wenig zu tun. Da hat wohl jemand verzweifelt nach einer „netten“ Einleitung gesucht?!
Ich kann die Aktion in Laar in der Sache nur voll und ganz unterstützen. Duisburg braucht Impulse. Am allerwenigsten jedoch von den verfilzten Sozis oder einer Stadtverwaltung, die sich seit Monaten totstellt. Das IMD ist doch nur noch dafür da, in ganz großem Stil abzukassieren, vor allem bei Vereinen, die es sich kaum noch leisten können und verzweifelt versuchen, in solchen Problem-Stadtteilen wie Laar die kulturelle Fahne hochzuhalten.
Über die Durchführung legen wir allerdings trotz aller löblichen Ziele mal den Mantel des Schweigens …
[…] Dumm, dümmer, Duisburg… […]
Oh, da bin ich wohl zu spät auf den Artikel gestoßen, um mich an der aktiven Diskussion zu beteiligen, trotzdem muss ich noch ein paar Worte loswerden:
Extrem schade finde ich es (Essener übrigens), aus Anlass einer inhaltlichen Kritik am Verwaltungshandeln so über alle Maßen auf Duisburg und die Duisburger einzuprügeln. Man muss schon unter einer sehr merkwürdigen (westfälischen?) Wahrnehmung leiden, wenn man in Stefan Laurins Artikel und in manchen Kommentaren ein so einseitiges Bild der Stadt und des westlichen Ruhrgebiets zeichnet. Wer zwischen Innenhafen und Wasserviertel, Ruhrort oder dem Dellplatz, Sechs-Seen-Platte und Landschaftspark (diese alle nur beispielhaft genannt) nicht Schönes finden kann, der kann es sich ja gerne in Dortmund-Dorstfeld oder der Bochumer Hustadt gemütlich machen.
Um das Zitat eines Diskutanten aufzugreifen: „Aber grob gesagt sind Duisburg und Essen sicher unattraktiver für Bewohner als Dortmund oder Bochum.“ Eine solche Unverschämtheit ist kaum diskussionswürdig, ich mache es trotzdem. Aus meiner Sicht sind Bochum und Dortmund mit großem (!!) Abstand häßlicher als Essen und Duisburg. Dies ist meine persönliche Meinung und Wahrnehmung. Wenn man eine ästhetische Überlegenheit des Osten des Ruhrgebiets gegenüber dem Westen (oder umgekehrt) aber als „sicher“ gegeben und objektiv festgestellt ansieht, dann ist das – Entschuldigung! – armseliger und verblendeter Lokalpatriotismus, der andere herabsetzt, um selber etwas besser dazustehen in seinem Elend.
Anstatt gemeinsam die Probleme anzugehen und unsere Verwaltungen gemeinsam unter Druck zu setzen, im Sinne der Bewohner der Ruhrgebiets endlich akzeptable Lösungen über Stadtgrenzen hinaus zu finden, wird so das Klein-Klein bedient und gepflegt. Wer einen Artikel zu einem wichtigen Thema so persönlich gefärbt im emotionalen Rundumschlag gegen eine Stadt und ihr Bewohner angeht, der darf sich nicht wundern, dass die (evtl. berechtigte – inhaltlich kann und will ich das momentan nicht nachprüfen) Kritik an den Verwaltungsakteuren in den Hintergrund gedrückt wird von einer – aus meiner Sicht nachvollziehbaren – Verteidigungshaltung gegenüber einem so pauschal spottenden Niedermachen der Stadt an sich. Solidarität statt Kleinkrieg untereinander, hätte hier das Motto sein müssen.
Wer ein ernsthaftes Anliegen hat, für das er journalistisch kämpft, tut diesem Anliegen auf diese Art keinen Gefallen und wird sich hoffentlich nicht wundern, wenn „Meine-Stadt-ist-schöner-als-deine!“-Quartett gespielt wird, anstatt sich ernsthaft für die Handelnden vor Ort zu interessieren. Einen schlechteren Dienst hätten Sie den engagierten Laarern (die sich ja bislang offenbar ganz wohl gefühlt haben an diesem schauderhaften Ort und deshalb von Ihnen nebenbei mit beleidigt werden) kaum tun können, Herr Laurin!
Engagierter Journalismus ist sinnvoll und tut – gerade in unserer Region voller selbstgemachter Probleme – dringend Not. Schade, dass Sie es nicht geschafft haben, an dieser Stelle Ihre wichtige Aufgabe als alternatives Medium Nr. 1 an der Ruhr zu erfüllen. Deshalb habe ich heute leider kein Foto für Sie.
@Henk: Ich habe eine Ruhrgebiets-Wahrnehmung. Mit den rotgesichtigen Treckerfahrern hab ich nix zu tun… 🙂
Nun ja, vielleicht habe ich mich ein bisschen in Rage geschrieben, aber mich ärgert es einfach, wenn man aufeinander einprügelt, statt gemeinsam gegen das anzugehen, was geändert weden muss. Und ihr Artikel hat halt die Steilvorlage zu dieser Ästhetikdebatte geliefert, die völlig überflüssig ist.
Im übrigen habe ich nichts gegen die Westfalen und das Westfälische – auch wenn ich natürlich den Niederrhein (ja, der reicht is Essen) für wahnsinnig überlegen halte 😉
@Henk: Westfalen, Niederrhein – egal. Ich bin Ruhrgebietler und mag Großstäde. Land ist das, wo die Autobahn von einer zur nächsten Stadt durchgeht.
Aber Duisburg schon ein Bisschen weniger, oder? 😉
@Henk: Ich finde Duisburg ist keine attraktive Stadt, aber das gilt auch für Herne oder meine alte Heimatstadt Gladbeck. Keine Ruhrgebietsstadt kann mit Köln, Berlin oder Frankfurt mithalten. Das wäre auch nicht weiter schlimm, wenn man sich wenigstens Mühe geben würde, sich zu entwickeln. Zum Beispiel einen guten Nahverkehr aufzubauen oder die Leerstände als Chance zu begreifen, Menschen Freiräume zu geben und abzuwarten, was passiert. Macht aber niemand und so geht es mit dem Ruhrgebiet weiter bergab. In Duisburg nur ein wenig schneller als in Dortmund oder Bochum.
Ganz klar.
Aus meiner Sicht passiert aber u.a. deshalb so wenig, weil sich die Städte gegenseitig ausbremsen und aus Neid und falsch verstandener Konkurrenz sich lieber gegenseitig ausbremsen, als sich gegenseitig zu befeuern und in positiver Konkurrenz um gute Konzepte wetteifern. Wenn wir Bürger uns dann in Debatten um die Schönheit unserer Städte verstricken, hält uns das davon ab, gemeinsam einen funktionierenden städteübergreifenden Nahverkehr zu fordern, die Kulturförderung nicht nach Kirchturm- und Proporzgesetzen zu betreiben.
Z.B.: Wenn Ruhr.2010 etwas erreicht hat, dann doch wohl die Tatsache, dass jetzt alle wissen, wie unglaublich dicht unsere Kulturlandschaft ist. (Fast) alle freuen sich, als wäre Dichte ein Qualitätsmerkmal. Diese Dichte beruht doch nur darauf, dass jede Stadt ihr Orchester, ihr Theater, ihre Oper (jetzt nur mal im Bereich der sog. Hochkultur) haben muss. Zwei Orchester mit der finanziellen Ausstattung der jetzt vorhandenen X könnten doch ein viel bessere Rolle spielen als es die erzwungene dichte Mittelmäßigkeit erlaubt.
Die Gräben zwischen den Städten müssen zugeschüttet werden, damit so etwas funktioniert. Wenn sich hier bei den Ruhrbaronen schon die (zumindest von mir so wahrgenommenen) Vor- und Querdenker über Meine-Stadt-deine-Stadt streiten, dann wird dat nix.
@Henk: Streit ist erst einmal nichts schlechtes. Es wird viel zu wenig über das Ruhrgebiet gestritten und viel zu viel schöngeredet.
@Henk „Die Gräben zwischen den Städten müssen zugeschüttet werden, damit so etwas funktioniert.“
Zwischen wem sollen die Gräben zugeschüttet werden? Ich bin sicher, Du meinst die politisch Verantwortlichen der Städte. Ja, das wäre was.
Aber Henk, von denen kommt nichts in dieser Richtung. Gar nix.
Die dazu zu bringen ist schwierig, vielleicht sogar unmöglich.
Darum haben wir ja diese Zustände. Zuerst sind die Zustände katastrophal, dann kommt die Kritik. Nicht umgekehrt. Meist nützt nur die Kritik nichts. Leider ist sie noch zu schwach.
Es müßte doch nur ein einziger Verantwortlicher auftreten und glaubwürdig erklären, dass das alles falsch ist, was der Laurin da schreibt. Wenn das glaubwürdig wäre, was könnte der Laurin dann noch schreiben?
Das wäre für ihn die Zwangspause.
Aber da kommt keiner.
Ich bin Duisburger Bürger, rege mich furchtbar über die Schließung des Tropenhauses in Hamborn auf, rege mich auf, dass die wenigen Mittel für das KFZ-Hamborn gestrichen wurden. Soll ich da jemanden widersprechen, der wie Laurin es in seiner charmanter Art tut, sagt, dass das alles die Stadt abwertet?
Aber mal was Gutes. Es gibt in Marxloh noch eine Frittenbude, die hat Kultcharakter. Da war der Schimanski schon drin, da fahre ich häufig hin.
Das ist aber schon fast alles.
Ach so, ich hab da mal meine Frau kennengelernt.
Die Knete wird in Duisburg übrigens seit Jahrzehnten in Sichtweite des Rathauses verpulvert.
Aber halt mal. Da müßte es doch wenigstens gute Kritiken von Stefan Laurin geben. Dreihundert Meter rund ums Rathaus.
Stefan, auf der Königsstraße sind Gehwegplatten, da kommt keine andere Stadt mit! So teuer waren die mal.
Und tief darunter ist ein Tunnel für die Straßenbahn, der hat soviel Geld gekostet, dass damit die gesamten Bildungsausgaben für Jahre finanziert werden könnten. Aber jetzt laß ich mal gut sein.
Ich halte weder Streit noch Kritik für schlecht. Beides ist zwingend notwendig, um voran zu kommen. Aber nur weil evtl. zu wenig gestritten wird, heißt das nicht, das jeder Streit zum Teufel komm raus sinnvoll ist. Die Ästhetikdebatte und die Wie-kann-man-nur-da-wohnen?-Frage führen in die falsche Richtung.
neben klarer kritik und Streit darüber, wie es weiter gehen soll, ist eine weitere Zutat zur Weiterentwicklung des Ruhrgebiets ebenfalls nötig: gemeinsamer Druck gegen diejenigen Entscheidungsträger, die sich aus Egoismus und/oder Dummheit ihr kirchturmbezogenes Süppchen kochen. Wer sich dafür interessiert und engagiert, sollte schickt und einfach die Chancen mehren, nicht verringern. Strohmanndiskussionen darüber, wer nun in der häßlicheren und trostloseren Stadt wohnt, verringern die Chancen.
@Henk,
Dein Satz:
„Strohmanndiskussionen darüber, wer nun in der häßlicheren und trostloseren Stadt wohnt, verringern die Chancen“,
ist schon merkwürdig, für jemanden, der unter Nicknamen schreibt.
nur mal zur Definition:
(aus Wikipedia)
„Als Strohmann bezeichnet man einen Platzhalter, der für einen möglichst unerkannt bleibenden Machthaber eine Stelle einnimmt oder eine Rolle spielt.“
Aber nehmen wir mal an, der Satz stünde ohne diese merkwürdige Wortverknüpfung dort. Dann wäre er einfach nur unbegründete Behauptung.
Ich bin da entschieden anderer Ansicht.
@ Helmut Junge:
Es mag sein, dass ich den Ausdruck „Strohmann“ in diesem Zusammenhang falsch benutzt habe; ich korrigiere das gerne: Die von mir gemeinte Bedeutung geht zwar eher in die Richtung des Strohmann-Arguments (s. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Strohmann-Argument) als des von Ihnen hervor gebrachten Strohmanns, aber auch in dieser Bedeutung ist der Ausdruck nicht ganz treffend, da man dann von einer absichtsvollen Umleitung der Diskussion weg vom eigentlichen Thema ausgehen würde. Eine solche Absicht sehe ich bei Stefan Laurin nicht im geringsten, ganz im Gegenteil.
Mir ging es darum auszudrücken, dass eine falsche Diskussion anstelle der eigentlich notwendigen geführt wird, da es in vielen der Kommentare mehr darum geht, ob man in Duisburg guten Gewissens wohnen kann oder nicht, als darum, wie städtische Entscheidungsträger (übrigens nicht nur in Duisburg) mit ihren lokalen Initiativen und Kulturprojekten umgehen. Letzteres Thema finde ich aber zu wichtig, als es hinter einer Diskussion um das Thema „Deine Stadt ist schlimmer als meine!“ verschwinden zu lassen.
Wo jetzt die unbegründete Behauptung meinerseits ist, erschließt sich mir aus Ihrem Kommentar leider nicht, ich bitte dahingehend um Aufklärung. Sollten sie ernsthaft daran zweifeln, dass eine fehlgeleitete Diskussion (z.B. um die Wertigkeit der Städte im Vergleich) die Chance verringert, ein gemeinsames (oder von mir zumindest als gemeinsam angenommenes) Ziel (z.B. eine bessere Politik und Verwaltung) zu erreichen, dann fehlen mir offen gesagt Energie und Lust, das weiter zu erläutern.
Am Rande sei bemerkt, dass ich nicht unter Nickname schreibe, sondern unter einem seit langem on- und offline getragenen Spitznamen, der darüber hinaus mit einer Internetseite verlinkt ist und deutlich mehr Informationen preisgibt als eine Vor- und Nachnamenkombination, die nicht verifizierbar ist. Abgesehen davon ist es nach meiner Überzeugung ein wichtiges Freiheitsrecht, unter Nickname und völlig anonym zu schreiben. Viele Menschen in schwierigen Lagen profitieren davon, nicht öffentlich mit Klarnamen über ihre Krankheit, ihre rechtlichen Probleme mit dem Arbeitgeber, ihre sexuelle Identität oder ihre politische Überzeugung diskutieren zu müssen. Dies alles aber wirklich nur am Rande.
@Henk,
ich habe den Link am Namen jetzt erst entdeckt. Insofern verliert mein Hinweis den Zusammenhang, obwohl ich den Begriff Strohmann immer noch merwürdig finde.
Was solls, ich hab dabei was über Downbeat-Pop gelernt und gehört, und das ist ja schon was.
Ja, ich finde, dass solche Diskussionen überhaupt nur in Gang kommen, wenn sie sehr laut gestartet werden.
Und da sie in der Realität dann auch so laut verlaufen, liegt in der Natur des Menschen. Da habe ich keinen Einfluß drauf und den Artikel habe ich nicht geschrieben. Und ich bleibe trotz Laurins Ansicht in Duisburg wohnen.
Der zieht doch auch nicht nach Köln, obwohl er das immer mal wieder schreibt.
Alles nicht so schlimm, wie es wirkt.
Die Diskussion ist meiner Meinung nach nicht fehlgeleitet. Wirklich nicht.
@Helmut Junge:
„ich hab dabei was über Downbeat-Pop gelernt und gehört, und das ist ja schon was.“
Da haben Sie sich aber weit in die Henk-Reisen-Website hinein gewühlt, denn der Begriff taucht – glaube ich -erst in den aktuellen Presseinfos auf! Über dieses Interesse freue ich mich herzlich, vielen Dank – auch unabhängig davon, ob Ihnen die Musik gefällt oder nicht! (Entschuldigung für den kleinen Exkurs, aber man muss sich ja auch mal über abseitige Themen unterhalten können und sich bedanken dürfen.)
Ihrem letzten Kommentar habe ich nichts hinzuzufügen, ich finde, er ist ein schönes Schlusswort. Dass ich die Einschätzung Ihres letzten Satzes nicht teile, habe ich ja deutlich gemacht, aber man muss ja auch nicht in allen Dingen zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen. Ich sehe es so, Sie sehen es so, und damit können wir wahrscheinlich beide gut leben.
Ich freue mich über alle Initiativen, die mit viel Herzblut und Engagement soziale und kulturelle Leistungen erbringen. Sie sind im Ruhrgebiet viel zu selten und werden in allen Städten der Region zu wenig geschätzt und unterstützt. In den Sonntagsreden wird die Engagementförderung zwar immer hochgehalten, aber wenn es ernst wird, hat keiner Zeit und Geld. Wenn man sich ansieht, wie viel Geld in Leuchtturmprojekte fließt und was man damit alles an gewachsenen Kleinprojekten (mit jeweils oftmals größerer Wirkung als 20 millionenbeschenkte Agenturen zusammen) hätte unterstützen können, wird einem schlecht. Wenn man dann noch bedenkt, dass viele Projekte – wie aktuell Skribble Gebibble – gar keine direkte finanzielle Unterstützung erwarten, sondern nur ein wenig logistische Hilfe oder zumindest eine ideelle Anerkennung, dann versteht man doch die Welt nicht mehr, dass dort nichts passiert.
Ich würde Ihre bisherigen Kommentare so deuten, dass wir uns darin absolut einig sind, und das Thema ist sicherlich wichtiger als die Frage, ob der Ausgangsartikel richtig „gestrickt“ war oder nicht. Gut, dass wir darüber diskutieren. Noch besser, wenn wir diese Diskussion verbreiten und Menschen mit einbeziehen, die ansonsten davon nichts mitbekommen. Die engagierten Menschen zwischen Hamm und Moers haben es verdient – und wir auch!
(Den leicht pastoralen Unterton meiner Worte bitte ich zu entschuldigen und wegzudenken – Weihnachten übt da wohl einen schlechten Einfluss auf mich aus 😉 )
Im übrigen haben Sie völlig Recht, in Duisbrg zu bleiben. Ich mag die Stadt nach wie vor gerne und habe sie auch deshalb so vehement verteidigt. Aber dieses Bochum… 😉
„Why not win“
Das paßt ganz gut. Obwohl, ehrlich gesagt, verstehe ich mehr von Politik und Malerei, als von Musik. Meine Freunde schütteln sich, wenn ich meine Musik spiele.