Ebola? Da gibt’s doch was von… Esopharm

Steht auf Seiten der Evidenz: Science-Bloggerin Claudia Graneis
Steht auf Seiten der Evidenz: Science-Bloggerin Claudia Graneis (Foto: privat)

Schon an anderen Stellen haben wir uns mehr oder weniger ernsthaft mit dem Thema „Ebola“ auseinander gesetzt. In ihrem Crosspost erklärt Claudia Graneis (Foto) das Ebola-Virus, hilft es in seiner Gefährlichkeit einzuordnen und geht insbesondere auf gefährliche paramedizinische Ansätze ein.

von Claudia Graneis

Ebola grassiert momentan in mehreren afrikanischen Ländern und hat bereits verheerenden Schaden angerichtet. Doch das hätte alles nicht sein müssen, finden unsere Freunde von Esopharm. Bevor wir aber zu ihnen kommen schauen wir uns zunächst einmal das Virus genauer an.

Was ist Ebola?

Das Ebolafieber ist eine virale Infektionskrankheit, die durch das Ebolavirus aus der Familie der Filoviridae (der auch das ähnlich virulente Marburgvirus entstammt) ausgelöst wird. Die Ansteckung erfolgt über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Menschen oder den Verzehr von Buschfleisch (vornehmlich Flughunde, in welchen das Virus ebenso gedeihen kann).

Nach einer Inkubationszeit von zwei bis 21 Tagen treten die ersten leichten Symptome auf, die mit einem grippalen Infekt verwechselt werden können (Kopfschmerzen, ein rauer Hals, leichtes Fieber) – die infizierte Person ist jedoch ab diesem Zeitpunkt bereits ansteckend. Im Verlauf der folgenden Tage steigt das Fieber, der gesamte Körper schmerzt und der Patient leidet an Erbrechen und Durchfall; das Ebolavirus attackiert die T-Lymphozyten und zerstört sie. Das Immunsystem „schlägt um sich“, es kommt zum Zytokinsturm: der Freisetzung von überproportional großen Mengen an Entzündungsmediatoren. Das geht mit verstärkten Schmerzen und Durchfällen einher und ebnet so den Weg in die terminale Phase der Erkrankung: das haemorrhagische Fieber. Das hohe Fieber geht nun mit inneren Blutungen einher, das sich zunächst durch „blaue Flecken“, später durch große Blutblasen unter der Haut und tiefrote Skleren äußert. Das Immunsystem attackiert die Organe – in der Folge platzen überall im Körper kleine Blutgefäße. Es kommt zu multiplem Organversagen, Hirnödemen und zum Tod durch Verbluten.

Wie sieht die Therapie aus?

Momentan gibt es für die virusbedingten haemorrhagischen Fieber noch keine ursächliche Therapie: bisher existieren keine wirksamen Virustatika. Daher wird eine symptomatische Therapie durchgeführt. Der hohe Flüssigkeitsverlust durch Durchfall und Erbrechen muß kompensiert, die Schmerzen gestillt werden. Zur Zeit wird ein Impfstoff entwickelt, für dessen Testung noch Freiwillige gesucht werden. Wer also selbstlos ist und Spaß daran hat, sollte sich darum bewerben…

Was ist das Problem mit Aberglauben und Esoterik?

Der in vielen Gebieten der Ebolaepidemie vorherrschende Aberglaube und die Verschlossenheit gegenüber Wissenschaft tragen erheblich zum Ausmaß des Ausbruchs bei. Angehörige verstecken Infizierte vor den Behörden und Ärzten, weil sie davon ausgehen, daß das Ebolafieber ein Fluch sei – keine Krankheit.

Den Ärzten in ihren Schutzanzügen wird mit Argwohn und Misstrauen begegnet, muten sie doch an wie unmenschliche Wesen aus einer anderen Welt – so können sie ihrer Arbeit nicht nachgehen. Zeitweise kursierten sogar Gerüchte, die ärztliche Behandlung würde die Erkrankung überhaupt erst auslösen. Auch auf die Hinweise, man möge doch kein Buschfleisch mehr verzehren, wird nur mit einem Schulterzucken reagiert. Es ist fast unmöglich, die Epidemie so unter Kontrolle zu bekommen.

Und dann kam Esopharm…

Die esoterischen und nicht evidenzbasierten „Heilmethoden“ sind nicht nur völlig wirkungslos, sondern schlagen auch noch genau in diese Kerbe: lieber Tradition, Aberglaube und Wissenschaftsargwohn als die effektive Behandlung durch Ärzte und Helfer. Ob nun unwissentlich oder unter Inkaufnahme dieses Umstands erschweren unsere esoterischen Freunde so den ärztlichen und wissenschaftlichen Helfern die Arbeit; es wird nahezu unmöglich, die hochansteckende Krankheit unter Kontrolle zu bekommen.

Ich habe hier ein paar Vorschläge aus der Gaga-Community, die dem Ebolaausbruch ein Ende bereiten könnten:

  • Weihwasser. Großzügigerweise hat ein nigerianischer Priester und Millionär 4000 Flaschen Weihwassers in die Krisengebiete geschickt. Obwohl ich mir sehr sicher bin, daß diese Spende bald Wirkung zeigen wird, wagt es die WHO, die Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens anzuzweifeln. Sie haben wohl nicht mitgekriegt, daß das Weihwasser laut Aussage des edlen Spenders auch Unfruchtbarkeit, Aids und Krebs heilen kann!
  • Wünsche. Fräulein Rhonda Byrnes findet ja, daß man die Dinge, die einem im Leben zustoßen, selbst „anzieht„. Wenn ich mir ganz dolle ein Fahrrad wünsche, bekomme ich es auch. Und wenn ich mir meine Gesundheit nicht genug wünsche, bekomme ich eben Ebola. Das ist dann meine eigene Schuld. Insofern lautet mein Vorschlag für alle Erkrankten: wünscht Euch doch einfach ganz, ganz arg, daß Ihr wieder gesund werdet.
  • Homöopathika. Die Homöopathen ohne Grenzen wollen ihren Standort in Sierra Leone weiter ausbauen. Jeder weiß, daß Homöopathika gegen jede einzelne Krankheit der Welt helfen, z.B. gegen Schizophrenie oder Krebs. Völlig klar, daß die HoG neue Mitarbeiter sucht, um die Ebolakranken mit Zuckerkügelchen vollzupumpen. Also, wenn Ihr noch einen Job für die Herbstferien sucht – tut was Gutes! Werdet Homöopathen ohne Grenzen!
  • eRemedies. Das sind homöopathische Audiosignale, die jeweils zehn Sekunden andauern. Es gibt verschiedene Klänge (für Prävention, aber auch für seit über 48 Stunden Erkrankte), die – und jetzt kommt die Sensation – völlig kostenlos zum Download zur Verfügung stehen! Da ja jeder einzelne Mensch im Krisengebiet die Möglichkeit hat, diese Dateien herunterzuladen und anzuhören, scheint mir das die beste Lösung zu sein.
  • Heilpraktikerbesuche. Naja, okay, der Besuch von Ebolaerkrankten bei einer Kräuterheilerin in Sierra Leone ist verantwortlich dafür, daß sich die Krankheit in diesem Land überhaupt erst ausgebreitet hat, aber… sie hatte magische Kräfte, die Ebola heilen können! Also… nichts wie hin da!

Natürlich sind diese „Medikamente“ und „Heilmethoden“ vollkommen ineffektiv: läßt sich ein Patient mit einer zehnsekündigen Audiosequenz behandeln, anstatt einen Arzt aufzusuchen, oder trinkt er einen Schluck Weihwasser, anstatt sich Kochsalzlösung infundieren zu lassen, so steigen seine Überlebenschancen nicht unbedingt. Dieses Maß an Verantwortungslosigkeit macht mich wütend und besorgt zugleich.

Was kann man tun?

Nun ja, zunächst einmal diese Petition unterschreiben, die den Homöopathen ohne Grenzen den Gemeinnützigkeitsstatus absprechen will. Natürlich können sich meine geschätzten Leser auch als Freiwillige für die Ebola-Bekämpfung in Sierra Leone und Guinea melden, oder als Freiwillige für den Impfstoff, aber das scheint mir ein bißchen zu aufwändig. Ich bin auch ein großer Fan des Sich-lautstark-Aufregens, wie ich es mit diesem Blogpost versuche – diese Dinge bekannt zu machen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, halte ich für wichtig. Natürlich kommt man sich dann auch ein bißchen vor wie bei „Das Leben des Brian“, aber es ist ein erster Schritt. Für weitere Vorschläge, z.B. in den Kommentaren, bin ich sehr dankbar.

Das Ebolafieber ist eine albtraumhafte Krankheit – Esoterik und Aberglaube schaffen es sogar, sie noch schlimmer zu machen.

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