Im vergangenen Jahr wurde die nationalistische Band Frei.Wild nach den Protesten zahlreicher Bands von der Echo-Verleihung – einem Preis der Musikindustrie – ausgeladen. In diesem Jahr sind die Südtiroler wieder willkommen.
In einer Stellungnahme hat der Echo-Beirat heute kund getan, das Frei.Wild zur Echo-Verleihung am 27. März in Berlin eingeladen wird:
„Der ECHO Beirat hat nach langer und intensiver Diskussion und Abwägung aller Gesichtspunkte in seiner Sitzung am 19. Februar 2014 einstimmig beschlossen, dass die Künstler „Frei.Wild“ mit dem Album „Still“ nicht von einer Nominierung im Rahmen des „ECHO – Deutscher Musikpreis“ ausgeschlossen werden sollen.
Der ECHO Beirat hat die Künstler „Frei.Wild“ mit ihrem Tonträger „Still“ im aktuellen Gesamtkontext bewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass hier insgesamt die Grenze vom künstlerisch Vertretbaren zum gesellschaftlich völlig Unvertretbarem nicht überschritten sei. Er findet sich in seiner Auffassung bestätigt, da die aktuellen Tonaufnahmen der Künstler von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nicht indiziert sind und auch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft für die Filmanteile des Produkts „Still“ eine Altersfreigabe ab 12 Jahren erteilt hat.“
Mitglied im Echo-Beirat ist auch Kurt Mehnert, der Rektor der Folkwang Universität der Künste in Essen, unter deren Dach auch die Popakademie des Ruhrgebiets angesiedelt ist. Wer weiß, vielleicht erleben wir ja bald Frei.Wild als Gastdozenten.
Frei.Wild ist eine Kombo, die zu schlichten Texten schlechte Musik macht. Nicht weniger und nicht mehr. Aber auch wenn die „Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Mecklenburg-Vorpommern“ und viele andere mal wieder mit der Nazikeule rumfuchteln, gilt in Deutschland immer noch die Meinungsfreiheit. Selbst und besonders dann, wenn es vielen eben nicht passt. Daß die Einladung nun ausgerechnet in einem Blog, der stets ein liberales Staatsverständnis gegen Neupuritaner, selbst ernannte Gutmenschen und autoritäre Besserwisser vertreten hat, nun offenbar in das gleiche Horn stößt, finde ich zumindest verwunderlich!
Mann könnte die Nominierung der Südtiroler Halbstarken zur Echo-Verleihung durchaus und mit einem ganz einfachen Argument kritisieren: Scheißmusik!
@discipulussenecae: Ich käme nie auf die Idee ein Verbot von Frei.Wild zu fordern. Aber zwischen einem Verbot und der Verweigerung der Bereitstellung einer PR-Plattform liegen schon noch ein paar Welten.
Übrigens ein schönes Interview mit Frei.Wild auf Focus:
https://www.focus.de/kultur/medien/tid-30584/kultur-und-leben-medien-sind-glatzen-bei-ihnen-willkommen_aid_954806.html
Heaven Shall Burn sind dagegen ausgeschlossen, warum auch immer….
https://www.facebook.com/officialheavenshallburn/posts/10151955049671638
Versteh nur ich das nicht, oder denken die in ganz alten Grenzen? Warum darf ne Süd-Tiroler Band unter der Kategorie Rock/Alternative „national“ antreten? Für mich ist das immer noch Italien, da können die noch so „deutsch“ eingestellt sein.
#3 Horchi: Ist doch ganz einfach: Die machen „nationale“ Musik. Passt schon… 🙂
@Horchi:
Zitat: „Für mich ist das immer noch Italien, da können die noch so “deutsch” eingestellt sein.“
Etwas Geschichtsbewußtsein könnte nicht schaden – vor noch nicht so langer Zeit konnte man die Spannungen zwischen Süd-Tirolern und den italienischen Regierungsvertretern selbst erleben – in jungen Jahren wurde ich Zeuge, wie und auf welche Art die Carabinieri in unserem Hotel auftraten, die Gästelisten verlangten und die Süd-Tiroler Hotel-Eigentümer herabwürdigten.
Vielleicht wäre besonders im Fall Süd-Tirol der Satz angemessen: „gottseidank sind inzwischen alle Europäer…“
Jetzt liegt es an den anderen Bands den Echo abzusagen oder abzulehnen.
@Horchi: Wie heißt es doch im „Lied der Deutschen“ in der ersten Strophe:
Von daher: es passt schon, Frei.Wild zu nominieren bzw.: es passt wieder…
Die Qualität von Musik und Texten jedenfalls kann jedenfalls kaum der Grund sein.
Stefan, aus welchem Video ist das Standbild oben? Sieht interessant aus!