Mit einer Stellungnahme hat sich kurz vor dem Start der Verleihung des Musikpreises Echo noch einmal der Bundesverband der Musikindustrie (BVMI ) an die Öffentlichkeit gewandt:
Die Diskussion um Kollegah & Farid Bang und die Nominierung mit ‚JBG3‘ hat eine Dimension erreicht, die so nicht vorherzusehen war. Die Entscheidung des ECHO-Beirats als unabhängiges Gremium, sie nicht von der ECHO-Nominierung auszuschließen, war eine mehrheitliche Entscheidung im Sinne der Kunstfreiheit, aber ganz deutlich verknüpft mit klarer Missbilligung der Sprache und der in dem Song getroffenen Aussagen sowie mit dem Appell, dieses Thema auf breiter gesellschaftlicher Front öffentlich zu diskutieren. Sowohl der Beirat als auch wir wollen uns aktiv an der Gestaltung dieser Debatte beteiligen.
In den zahlreichen Gesprächen und Diskussionen der letzten zwei Wochen ist klar geworden, inwiefern die Verantwortung auch für einen provokanten Umgang mit Kunstfreiheit jeweils bei den Kreativen und ihren Partnern liegt. Das ist insofern ein Appell an die Branche, in Zukunft noch mehr darauf zu achten und noch genauer hinzuschauen, welche Inhalte die Texte veröffentlichter Künstler haben.
Kollegah & Farid Bang treten als zwei außerordentlich erfolgreiche Repräsentanten des Genres HipHop auf, das seit über einem Jahrzehnt von sehr vielen Menschen hierzulande gehört wird. Das ist der Grund, weshalb sie im Vorfeld für einen Auftritt angefragt wurden und nun live performen werden. Wir als Gesellschaft sollten nun hinschauen und uns damit auseinandersetzen, anstatt schlicht auf Ausgrenzung zu setzen. Wir sehen doch, dass wir über ein weitaus größeres, gesellschaftliches Thema sprechen als über einen Musikpreis.
Den Antisemitismusvorwurf greift der BVMI in seinem Statement nicht auf. Man schwurbelt ein wenig vor sich hin, um am Ende für Auseinandersetzung statt für Ausgrenzung einzutreten, was ein wenig nach Kirchentag klingt. Antisemitismus soll also nach Meinung des BVMI nicht ausgegrenzt werden – und die Auseinandersetzung sieht dann wohl so aus, dass man ihn auch noch prämiert. Und was geschehen soll, wenn man genau hinschaut, was die Konsequenzen sind, die man ziehen sollte, wenn man beim hinschauen etwas festgestellt hat – darüber schweigt man sich auch aus.
Statt das Problem – Antisemitismus – zu benennen und sich ihm zu stellen, hofft der BVMI, sich mit dieser Stellungnahme in den Abend zu retten. was nicht mehr viel hilft, selbst wenn Kollegah ihn nicht für einen Eklat nutzen wird. Denn längst steht der Echo, der Preis, der auch in den vergangenen Jahren nur doch Streitigkeiten um seine Künstler wahrgenommen wurde, unter Druck. Die Süddeutsche fasste es heute gut zusammen:
Die Gala ist aber nur die sichtbarste Folge des eigentlichen Problems des Echo, das ein ungleich substanzielleres ist: Seine gesamte Anlage ist falsch. Und damit seine Antwort auf die Frage, was hierzulande auf in der großen Öffentlichkeit eigentlich preiswürdige Popkultur sein soll oder vielmehr: sein darf.
Vielleicht erleben wir heute den letzten Echo. Eine darbende Industrie ist nun auch mit ihrem Preis an ihr Ende gekommen.
Der Antisemitismusvorwurf gegen diesen mir nicht bekannten Musiker baut auf einem Wort in einem Song auf, oder habe ich da was falsch verstanden?
@Bebbi:Nein, die beiden hatte sowas in mehreren Stücken drin.
Dann kann man das kaum als einmaligen Fehler ansehen und ich verstehe die Kritik hier.
Witzig, wie hier Linke und Islamisten aneinandergeraten, dabei sind es doch die Linken, die die islamischen Massen ins Land holen. Campino, der gestern ängstlich und vorsichtig das Wort Islam vermied, macht doch für Merkel Propaganda. Und viele seiner naiven Kiddie-Fans folgen ihm und Merkels Politik.
Kollegah und Bang sind eben auch nur mit dem werbefinanzierten Doof-TV sozialisiert worden. Da darf man nicht zu viel Tiefsinn erwarten, vor allem bei Rappern. Wenn permanent an der Niveauschraube gedreht wird, landet man halt irgendwann in der Gosse.
Zeit, dass wir Old School zurückbatteln: "This machine kills fascists". (Woody Guthries Gitarrenaufkleber)
@ #4 Kevin Ahnungslos: Antisemitismus gab es in Deutschland tatsächlich auch schon, bevor die „islamischen Massen ins Land geholt“ wurden. Haben Sie als stolzer Deutscher aber vermutlich erfolgreich ausgeblendet. Letztlich ist es auch egal, ob die identitären und autoritären Charaktere an Allah oder an das „Abendland“ glauben – in ihrem Hass auf alles „Nichtidentische“ sind sie sich sehr ähnlich.
Zum Thema: Die Auszeichnung ist eine Schande. Ebenso, dass es kaum einen Aufschrei gab. Zum Glück ist Preis ziemlich unbedeutend. Dennoch sagt es einiges über die deutschen Zustände aus: Xavier Naidoo sendet weiter auf sky, Dieter Dehm darf weiter in der Linkspartei gegen Israel hetzen, die AfD wäre ohne ihre antisemitischen Mitglieder und Wähler maximal halb so groß und die Union gratuliert Orban, dessen Wahlkampf ohne antisemitische Klischees niemals so erfolgreich gewesen wäre.
Wer Auschwitz mit einem Fitnesstudio vergleicht, obwohl er weiss, was dort geschehen ist, hat jeden Anspruch auf Respekt verwirkt. Menschen, die dafür ein einen Preis verleihen, ebenso. Mit solchen Leuten gilt es nicht zu reden, sondern ihnen das Maul zu stopfen und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit.