Wie es aussieht, war ein Biobauernhof eine der Quellen der Ehec-Seuche, an der bislang 21 Menschen gestorben sind. Kann ein natürliches Produkt böse sein? Ja klar.
Lauter nette Leute sieht man auf der Seite des Biobauernhofes Gärtnerhof Bienenbüttel. Ute ist die Geschäftsführerin, Christine eine Freundin des Hofes, Marek sitzt auf dem Trecker und die beiden Hofhunde heißen Ole und Chita. Man ist überzeugt von dem, was man tut:
Aus dem vegetarischen Gedanken, keine Nutztiere zu halten und zu töten, benutzen wir keine tierischen Düngemittel wie Gülle, Mist oder Horn, sondern setzen auf einen pflanzlichen Bodenaufbau. Die Grundlage unseres Anbaus ist die Dreifelderwirtschaft mit einem Brachejahr in jedem dritten Jahr.
Und man ist betroffen, über das, was man vielleicht mit verursacht hat:
Wir, der Gärtnerhof Bienenbüttel, sind erschüttert und besorgt über die Nachricht vom 05.06., dass ein Teil unserer Ware durch EHEC-Erreger verunreinigt sein soll. Nach Bekanntgabe durch die Behörden haben wir sofort alle Kunden informiert und die Ware zurückgerufen.
Wir betreiben die Sprossenproduktion seit 25 Jahren und haben bisher immer einwandfreie Ware ausliefern können. Im Januar 2011 hatten wir routinemäßig auf E.coli beprobt, die Ergebnisse waren negativ. In der zweiten Mai-Hälfte testeten wir auf Grund der aktuellen Lage zusätzlich verschiedene Sprossen, die Laborergebnisse waren ebenfalls alle negativ (also EHEC-frei). Weitere Schritte hängen von den Analyseergebnissen vom 06.06. ab.
OK, niemand weiß im Moment, was bei diesen Untersuchungen herauskommen wird – und die Behörden haben sich in den vergangenen Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Also essen wir jetzt neben Gurke und Tomaten die nächsten Tage auch keine Sprossen.
Aber auch wenn nichts daran ist, dass der Gärtnerhof eine der Ehec-Quellen ist, sollte man sich vielleicht klar machen, das „natürlich“ und „biologisch“ mehr Marketing als Qualitätsbegriffe sind. Lebensmittel müssen frei von gefährlichen Erregern und dürfen nicht übermässig mit Schadstoffen belastet sein. Sie sollten auch das eine oder andere Vitamin in sich tragen und natürlich gut schmecken. Das alles gelingt industriell produzierten Lebensmitteln wie Bio-Lebensmittel in der Regel ganz gut. Die industriell produzierten sind billiger – mehr Menschen können sich also mit ihrer Hilfe gut ernähren. Wir sollten uns nur nicht von dem Begriff „natürlich“ nicht blenden lassen. Der Mensch ist der Mensch, weil er sich seit seinem Beginn gegen die Natur stellt. Weil er sie immer verändert und geformt und sie nie in akzeptiert hat. Natur, das ist nicht nur der Sonnenschein, den man im Café im Sommer genießt, sondern auch der mit Mutterkorn belastete Weizen, die Missernte, der Winter, dem man nichts entgegenzusetzen hat und ein wahrscheinliches Todesalter bei Menschen von gut 30 Jahren. Natur heißt unerbittlicher Selektionsdruck – Evolution pur. Der Mensch ist ein Zivilisationswesen.
Deutschland, lernten wir bei Norbert Elias, ist das einzige Land, das zwischen Zivilisation und Kultur unterscheidet. Hier ist die Kultur, das Zeug mit dem Wahren, Guten und Schönen, hoch angesehene. Die Zivilisation aber ist das Böse, denn sie entfremdet den Menschen von der Natur. In Frankreich und England ist das anders: Da steht der Ingenieur im Ansehen auf der selben Stufe wie der Komponist – und das ist auch die Stellung, die er verdient hat. Kultur und Zivilisation sind eins. Natur ist nett. Man kann sie sich gut anschauen. Was zum spazieren gehen. Dort Leben wollen sollten wir nicht. Unsere Vorfahren brachen auf, sich von der Natur zu emanzipieren. Das heißt nicht, die Natur zu ruinieren, aber alles in allem war es eine gute Entscheidung.
Und ganz nebenbei: Danke, Pharmafortschritt. Ohne Dich würde ich – wie die meisten Leser dieses Textes, schon lange nicht mehr leben.
Ich sehe in der Bio-Landwirtschaft eine Möglichkeit der Nahrung in unserer Zivilisation einen höheren Stellenwert zugeben.
Leider ist es so, dass wir prozentual viel zu viel für Technik und Co ausgeben anstelle es ins Essen zu investieren. Die letzten Zahlen die ich so im Kopf hab lagen unter 10% des Einkommens gehen in Deutschland ins Essen. In Japan war noch vor Jahren der Kühlschrank unbekannt, dort wird Nahrung noch frisch zubereitet und gekauft und bis zu 50% des Einkommens in die Nahrung gesteckt.
Bio ist wie Slowfood und regionale Produkte sind ein Ansatz um dem Essen, aus dem wir bestehen, einen neuen Stellenwert zu geben. Das bedeutet nicht das industrielle Produkte schlechter sind, doch auch dort trägt der Konsument die Verantwortung. Man sollte zumindest drüber nachdenken was man isst.
@Jan: Die hohen Lebensmittelpreis in Japan haben ihren Grund in der Abschottung der japanischen Lebensmittelmärkte für Importprodukte und ist dafür zuständig, das die Japaner, bei einem hohen Einkommen, einen relativ geringen Lebensstandard haben. Viele von ihnen würden lieber weniger Geld für Lebensmittel ausgeben müssen, aber dafür z.B. in größeren Wohnungen leben. Davon ab: Lebensmittelpreis sind Weltmarktpreise. Steigen sie, haben die Armen nichts mehr zu essen. Übrigens einer der verheerendsten Aspekte bei den Biorohstoffen. Wir tanken das Essen der Armen.
Ich bleibe dabei, die japanische ist in meinen Augen die bessere Esskultur. Ich kenn keine Quelle die erklärt, das der japanische Markt abgeschottet ist oder war. So viel ich weis ist der Regionalbezug auf die Esskultur zurückzuführen.
Es geht mir nicht darum die Weltpreise anzuheben, es geht darum auch den regionalen Bauer zu unterstützen und zu wissen was man isst. Dadurch steigen nicht die Weltmarktpreise. Auch sollten wir von dem Gedanken Abstand nehmen mit unserer Landwirtschaft die Welt zu ernähren. Ich erinnere mich da an einen Film über Hühnerrücken in Afrika. Ein Produkt aus Europa welches die regionalen Erzeuger und Märkte zerstört hat durch die Marktmacht Europas.
Die Armen hungern weil sie kein Interesse mehr am eigenen Anbau haben, denn sie verdienen nichts daran.
@Jan: In Afrika hat die EU mit subventionierten Produkten regionale Märkte zerstört. Das Problem dabei sind die Subventionen, nicht der freie Handel. Im Gegenteil: Von dem würden Erzeuger in Afrika profitieren. Aber auch wir haben abgeschottete Märkte.
@Stefan: man sollte bio sehen, als das was es ist: eine legitime Kritik an der konventionellen industriellen Produktionsweise von Lebensmitteln incl. Beleg, dass es auch anders geht.
Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist trotz EHEC, BSE und Co ausgezeichnet in Bezug auf Qualität und vor allem Masse. Wenn es auf dieser Welt nach wie vor ein relevantes Problem bei Lebensmitteln gibt, dann ist da im wesentlichen nur eines zu nennen: Hunger.
Nur ist die Ursache dafür nicht Mangel sondern mangelhafte Verteilung. Aktuell wird, je nachdem, wie man rechnet, das doppelte bis vierfache an Lebensmitteln produziert, wie das, was man benötigen würde, um die komplette Menschheit zu ernähren. EHEC wird bald überwunden und vergessen sein, das Problem Hunger wird aber bleiben und die Lösung hat nichts mit der Frage „bio oder industriell?“ genauso wenig wie eine gesunde Ernährung etwas mit dieser Frage zu tun hat.
Ich erwarte von einer Behörde, daß sie ihre Arbeit tut.
Die bisherigen Hinweise waren aber rein spekulativ.
Es kann nicht die Aufgabe einer Behörde sein, zu sagen, daß man nur noch auf die Ergebnisse warten muß, bis sich der Verdacht auf diese oder jene Hersteller bestätigt!
Selbst wenn der Hinweis auf Sprossen diesmal zutreffen sollte, war es kein Ruhmesblatt für unsere Institute und Verwaltungen. Von der Politik ganz zu schweigen.
130 Proben sind laut „Bildonline“ bis Ende letzter Woche genommen worden.
130 in 2 Wochen! Während Millionen Menschen glaubten daß sich die Institute in ganz Deutschland heiß arbeiten, waren vermutlich nur 6 Personen in Hamburg damit beauftragt, diverse Proben zu entnehmen.
Einer schüppt, 10 gucken zu. So war das möglicherweise auch hier.
Die genomische Struktur von diesem EHEC ist in China entziffert worden.
Der Transport der Probe ist per Kurier dorthin gebracht worden.
Da kommt mir eine Frage.
Sind wir soweit, daß wir so etwas in unseren gut bezahlten Instituten nicht mehr können?
Steuerzahlungen für heiße Luft?
Dabei soll der Kontakt zu dem chinesischen Institut rein zufällig zustande gekommen sein.
Ein bisschen Schwarz/Weiß der Text…
„Bio“ ist natürlich inzwischen ein Marketing-Begriff und man sollte auch nicht in die Gutmenschen-Falle tappen.
Aber der Kerngedanke ist richtig. Es geht um „die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes geschehen soll.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Ökologische_Landwirtschaft)
Dagegen hätte Norbert Elias bestimmt auch nichts. 😉
Und die gesellschaftliche Stellung des Ingenieurs war in Deutschland auch niemals schlecht. Mein Vater (ein Elektroingenieur) konnte sich jedenfalls nicht beklagen. Hätte er dagegen Komponist werden wollen, hätte ihm seine Eltern die „Ohren lang gezogen“. 😉
Und der Pharmaindustrie sehe ich mich auch nicht zu Dank verpflichtet. Die Unternehmen verdienen gut genug an ihrer Arbeit. Da braucht es nicht so etwas ideologisch-weiches wie „Dank“. Harte Beurteilungskriterien reichen da vollkommen aus. Und wenn man genau hinschaut, ist hier auch nicht alles Gold was glänzt. Man denke nur daran, dass die Pharmaindustrie aus wirtschaftlichen Interessen Menschen in der Dritten Welt Patente vorenthält. Beziehungsweise: sie muss die Patente vorenthalten. Da sie sonst Gefahr läuft nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. An diesen Marktbedingungen sollte man vielleicht eher etwas ändern, als am Nischenmarkt der „ökologischen“ Landwirtschaft.
@ Jan + Stefan Laurin
Bzgl. des Essens in Japan ist darauf hinzuweisen, dass dort jetzt alles radioakiv verstrahlt ist.
@ Mit-Leser
„Tote werden zu Opfern ihrer Interpreten“ (Norbert Elias)
@Stefan: ich glaube nicht, dass ein freier Handel Probleme löst. Ich bin viel mehr der Meinung, dass die Länder z.B. Afrikas ihre Märkte besser abschotten sollten statt dem Freihandelgeschwafel zu trauen. Wie sieht es denn da aus, wo der Export in die Industriestaaten gelingt? Beim Fisch kann man das z.B. gut sehen: die Preise, die da auf den Weltmärkten erzielt werden können, können die Bewohner der exportierenden Länder nicht einmal ansatzweise bezahlen, d.h. denen bleiben dann oft nur noch die Fischabfälle. Zu Wohlstand führt der Export aber auch nicht, denn auf den Weltmärkten kann Bauer B. persönlich nicht mitmischen. Dafür kommen nur größere Unternehmen in Frage und die werden mit dem Kapital aus den reicheren Ländern gegründet, womit auch die Richtung festgelegt ist, in die die Gewinne fließen.
Also ich bin alles andere als ein Feind der Marktwirtschaft, nur braucht es nicht sonderlich viel Grips, um zu verstehen, dass es kein faires Rennen bzw. Wettbewerb gibt, wenn die Teilnehmer auf der einen Seite Bauern mit vielleicht 200 Dollar Jahreseinkommen sind und am anderen Ende Konzerne, deren Umsätze das BIP vieler Länder bei weitem übersteigt.
Erster Teil des Artikels: Bildzeitungsniveau
Zweiter Teil: Thema verfehlt – Sechs, setzen! (Wohl eine alte Hausarbeit aufbereitet?)
Vom Ehec Erreger ausgehend eine Diskussion Pro und Contra Bio- oder Industriefood loszutreten, halte ich für ein journalistisch sehr grenzwertige Unternehmung, zumal die Ergebnisse der letzten Wochen gezeigt haben, dass das, was man heute weiß, morgen schon wieder ganz anders ausschauen kann.
Abgesehen, dass alleine schon die Vermutung gegen einen Betrieb, wie den Gärtnerhof Bienenbüttel ausreichen kann, um diesen für immer zu ruinieren und als Folge dicht zu machen, was bei Industrieunternehmen so schnell nicht gelingen würde, sollte das Augenmerk der Medien meiner Meinung nach verstärkt áuch auf unsere hochgelobten und teuer bezahlten Institute gerichtet werden, die scheinbar nicht in der Lage sind, Ursachen und Herkunft des Erregers vernünftig zu ermitteln und entsprechend zu reagieren. Erst waren die Gurken aus Spanien schuld, dann ein Restaurant in Lübbeck, jetzt sind Ökobauern in der Lüneburger Heide die Übeltäter. Es wirkt, als wäre bei Robert Koch & Co. bislang mehr spekuliert, denn geforscht worden und es würde nicht wundern, wenn sich im Laufe der Woche herausstellt, dass der Erreger, der irgendwie mit Rindermägen in Verbindung steht, nichts mit dem Gärtnerhof in Bienenbüttel, der weder Tiere züchtet, noch Gülle oder ähnliche tierische Produkte zur Düngung einsetzt, zu tun hat. Aber egal, wie es um Ehec weiter geht: Das Familienunternehmen wird die derzeitige Diskussion wahrscheinlich nicht lange überstehen. Es ist quasi das Bauernopfer.
Ich habe mal in den USA an einen geführten Rangertour teilgenommen. Die dauerhafte Erkenntnis daraus: Natur ist nicht nett. Natur ist zuerst mal gefährlich.
Stefan, Dein Stück ist großer Mist. Also in der Evolution voll kompostierbar. (:
„Der Mensch ist der Mensch“, dank seiner Fortschritte in der Behauptung gegen die Natur lt Elias, von Dir angeführt. Alles würde gut, sofern der Mensch die Welt regierte. Und der Pharmafortschritt prolongierte das.
Werfen wir in Nähe und Distanz mal einen Blick auf den blauen Ball von oben:
Planet Earth ist nicht nur ein Stück von den B-52’s, es ist das Konzept von Gaia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gaia_(Mythologie)
Aus dieser Warte heraus wissen wir Menschen nicht mal, was Fortschritt, Zivilisation, das humanoide Aufbäumen gegen die allmächtige Natur – übrigens ein voraufklärerisches Explorermem – usf ist.
Übrigens auch, weil die Entwicklung kein definiertes Ziel kennt, einzig die Zeit währt ewig.
Und hinsichtlich der periodisch auftretenden Gemüsefragen in der Welt, will ich nur an die Leitaussage des Weltenerklärers Douglas Adams erinnern:
So Long, and Thanks For All the Fish.
@Thomas: Gaja? Dazu haben Fehlfarben alles gesagt: „Schneid Dir die Haare, bevor Du verpennst!“
@Stefan (#14):
Nix gegen die Fehlfarben, in dem Song heißt es ja weiter:
Richtig ist nur was man erzählt
benutze einzig was Dir gefällt
Bau dir ein Bild so wie es dir paßt
https://www.fehlfarben.com/musik/02_texte/gottseidank.html
Zum Konzept von Gaia hab ich übrigens auch schon mal alles gesagt,
https://www.thomas-meiser.de/teso/schwitzhuette.htm
jedes Wesen sollte das in seiner Werkgeschichte mal machen; übrigens gewinnt die Gaia-Idee im Alter in ihrer filosofischen Wertigkeit.
Wüßte gern, was Peter Hein von den Fehlfarben dazu zu sagen hätte.
Achja, ich ahne es:
https://www.youtube.com/watch?v=GeEwuMKocK4
(:
Hier geht es nicht um Natur vs. Kultur/Zivilation/Technik, sondern um den verantwortungsvollen und verantwortungslosen Umgang mit Technik.
Antibiotika haben ihren Platz im Einsatz gegen bakterienbedingte Krankheiten. Das machen übrigens auch die hier so gern geschmähten anthroposophischen Ärzte.
Antibiotika in der Massentierhaltung als Viehfutter einzusetzen, ist hingegen Missbrauch. Der war nicht nur üblich, sondern bis 2006 in der BRD bzw. EU sogar nach Futtermittelrecht zulässig, weil die Tiere mit ein paar Löffeln Hustensaft (auch zum Doping erfolgreich eingesetzt) schneller wuchsen und schlachtreif wurden. Time ist schließlich money. Weil die hierbei entstandenen Resistenzen bei Bakterien allmählich zu einem medizinischen Problem wurden, wurden antibiotische Mastbeschleuniger – mit Ausnahme von ein paar antibiotisch wirkenden Mittelchen – in der EU inzwischen verboten. Prompt wurden Futtermittel mit verbotenen Antibiotika-Zusätzen gefunden. Dabei gibt es doch den Tierarzt, der nach wie vor bei Husten, Halsweh, Heiserkeit den Tierchen die gewünschte Droge verschreiben kann.
In dieser Massentierhaltung liegt die Quelle der gegen Antibiotika resistenten EHEC-Bakterien. Aber das wird von Behörden und Lobbyisten systematisch verschwiegen, weil sie lieber der „Gemüsefraktion“ eins auswischen wollen. Und der Ruhrbaron Laurin fällt voll drauf rein.
@Thomas Meiser, (13+15)
Ich habe deine beiden Kommentare gelesen und auch deinen Artikel über die Schwitzhüttenzeremonie in Ückendorf.
Bei der Schwitzhüttenzeremonie, oder danach, muß irgendwas mit dir passiert sein, denn dieser Artikel von Stefan Laurin hat eine logische Struktur, die man nachvollziehen kann.
Du hast diesen Schritt nicht geschafft, warum auch immer.
Aber dafür gewinne ich den Eindruck, daß du dir die Erde-Gaia-Methaper zu eigen gemacht hast.
Zumindest ist das so, wo du sagst:
„Werfen wir in Nähe und Distanz mal einen Blick auf den blauen Ball von oben:
Planet Earth ist nicht nur ein Stück von den B-52′s, es ist das Konzept von Gaia.
Aus dieser Warte heraus wissen wir Menschen nicht mal, was Fortschritt, Zivilisation, das humanoide Aufbäumen gegen die allmächtige Natur – übrigens ein voraufklärerisches Explorermem – usf ist.“
Thomas, das ist Religion. Das ist Dogma, das braucht keine Erklärung, hat sie auch nicht nötig, weil viele Menschen einfach nur glauben wollen.
Stimmt, Thomas,
„Aus dieser Warte heraus wissen wir Menschen nicht mal, was Fortschritt, Zivilisation,…ist.“
Du zeigst es uns gerade.
@Junge: Von Gaia habe ich noch nie etwas gehört. Ich sehe trotzdem ebenfalls keine logische Struktur in Stefans heutigem Posting. Grundsätzlich stört mich das nicht. Stefan provoziert eben gern. Sie vermutlich auch. Sonst hätten sie den Labor-Mitarbeitern nicht unterstellt, faul herumzusitzen. 😉
@ all
In Anbetracht dessen was in den letzten Jahrzehnten legal und illegal in unsere Nahrungskette an künstlicher Chemie weltweit auf verschiedensten Wegen eingegangen ist, wundere ich mich immer wieder, wieso solche Sache wie Ehec nicht häufiger vorkommen.
Glaubt denn hier Irgendjemand, dass da einer der Experten noch durchblickt. Die möglichen kombinatorischen Wechselwirkungen und Vebreitungswege sind schon bei wenigen „Zutaten“ kaum zu durchschauen, geschweige denn zu steuern. Mal abgesehen davon, dass die meisten der legal zugelassen Verunreinigungen gar nicht auf ihre Langzeitwirkung getestet werden konnten. Von den möglichen Wechselwirkungen die dadurch immer neu entstehen können, ganz zu schweigen.
Man kann nur hoffen, dass die Selbsgheilungskräfte bzw. der zufällige Ausgleich von Fehlern und die gegenseitige zufällige Neutralisierung von Giftstoffen weiter so zu unseren Gunsten funktioniert. Mit einem Satz: Wir haben bislang einfach nur viel Glück gehabt und mit Ehec hatten wir halt Pech. Egal wieviel Institute weltweit daran jetzt rumanalysieren.
P.S. Als „Erklärung“ scheint mir übrigens Ulrichs These am plausibelsten.
Helmut (#17)
>das ist Religion. Das ist Dogma, das braucht keine Erklärung (…).
Du weißt selbst, daß ich mich für einen in der Erfahrung ziemlich gestählten Agnostiker, Zyniker halte. Manchmals gelingts mir sogar.
Nur ist es mit dieser Gurkenfrühstücksnummer, die auch Stefan oben prototypisch beschreibt so:
Es wird eine Lösung von der Technik erwartet. Nur – ist sie in diesem Kanon das Problem.
Versteh‘ mich nicht falsch, ich bin beileibe sehr technikaffin, ich mag diese Krücken, die mir die Pforten der Wahrnehmung (Aldous Huxley) erweiterterten wirklich. Ich hab‘ sogar nach drei Jahren Ubuntu den Switch auf ein MaBook Pro gemacht.
Aber, ich habe mich halt entschlossen, in diesem Sommer mir diesem ganzen Post-Hippie-und former EFF-Kultus
https://de.wikipedia.org/wiki/Electronic_Frontier_Foundation
mir mal anzugucken.
Und da spielt das Konzept Gnosis natürlich eine große Rolle.
Sowie ich das vor ner Woche oder so richtig gelernt habe, kommt die einfach über in ihrem Wissen, und dann wissen die Bescheid.
Dabei sind die Gajajünger eher mostly harmless in ihrem Beritt, setzten nur neue Bäumchen am Niederrhein in den Endmoränenlandschaften der Schaephuysener Höhen.
Hinsichtlich des Konzeptes Gnosis, das ja auch Inspiration, Improvisation und vor allem: Intuition ausmacht
— sollte man gewiss auch jenseits des gurkensalatinischen Kappes‘ von der Sentenz da oben mal reden.
Denn die Welt will ja gerettet werden. Und zwar immer heute. Und immer wieder.
Ansonsten – forever Punk; natürlich. (:
#18 Mit-Leser,
Das war nicht meine Absicht, den Labormitarbeitern zu unterstellen, daß sie faul herumsitzen. In meinem Vergleich sind die Labormitarbeiter diejenigen, die schüppen, und wir anderen, diejenigen, die zugucken.
Aber es sollen nur 6 Leute gewesen sein, die beauftragt waren, die Proben zu ziehen. Ich war der Meinung, daß angesichts des riesigen öffentlichen Interesses, und der vorherrschenden Auffassung, daß man die „Nadel im Heuhaufen“ suche,
mehr Leute an der Spurensuche beteiligt sein müßten.
Ihrer anderen Vermutung, daß ich gerne provoziere, werde ich nicht widersprechen.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, sehe ich, daß die ersten Proben von diesem Biohof EHEC-frei sind.
Was glauben Sie, was ich für einen Kommentar abgeben werde, falls auch dieser öffentlich verdächtigte unschuldig ist? Ich bin jetzt schon angewidert von diesen Vorabverdächtigungen. Bevor die Laborwerte da sind, gehört jede Aussage in den Bereich der Spekulation. Da hat sich jeder ernstzunehmende Mensch, der in einer wichtigen Funktion sitzt, zurückzuhalten.
@ Arnold Voss (# 19): „Wir haben bislang einfach nur viel Glück gehabt“
Hattest Du Dasgleiche nicht auch bzgl. der Atomkraftwerke schon einmal vorgetragen? – Okay, muss deshalb ja nicht falsch sein. Im Grunde ist ja die gesamte Evolution nichts Anderes als eine Aneinanderreihung von Glücksfällen.
„Von den möglichen Wechselwirkungen die dadurch immer neu entstehen können, ganz zu schweigen.“
Zum Thema schweigen, welche Risken Bio birgt, wird doch weitestgehend nicht benannte. Eine ehemalige Nachbarin von mir hatte Jahre drastische Probleme mit dem Magen, bis ihr ein Arzt sagte, dass das Bakterium, welches sie sich immer wieder zuzöge, typisch für Bio-Müsli etc. sei. Sie hat die Nahrung umgestellt und schnell ging es ihr besser. Bei mir geschah ähnliches, nur wurde ich beim ersten Arztbesuch gefragt, ob ich Bio-Müsli Essen würde. Ich zig Personen, die krasse Schwierigkeiten hatten und einen Bogen um Bio machen.
Bio-Obst und Gemüse habe ich immer noch gegessen, weil ich empfindlich auf chemische Düngemittel reagiere, die zum Bespiel bei Kiwis durch die Haut dringen können.
Nachdem ich aber auch hier von zahlreichen hörten, dass sie Probleme hatten, welche auf den Bioanbau zurück zu führen seien, habe ich das auch weitgehend eingstellt.
Fleisch habe ich nie regelmäßig Bio gegessen. Kaufe dieses jetzt aber bei einem Metzger, der alle Lieferanten kennt und nur aus der Region bezieht, auch Gütesiegel hat, die ich überprüfte und gucke gar nicht mehr nach Bio.
Sprossen habe ich bis letztes Wochenende gegessen, weil einem auch jeder erzählte, wie gesund die seien. Ich las nichts davon, dass die hochgefährlich sind.
Ich werde künftig um Bio einen riesen Bogen machen, mir ist das nicht mehr geheur und deshalb vertraue ich lieber künftig in „Technik und Wissenschaft“ und lasse mir nicht mehr einreden, was alles so gesund sei.
Und ja, ich bin gegen den schnellen Atomausstieg.
@ Werner Jurga
Was die Unmöglichkeit des Rückgängigmachen von Vergiftung/Versäuchung usw. betrifft liegt die Atomkraft auf der gleichen ebene wie andere künstliche chemische Veränderungsprozesse unserer Umwelt. Was die tödliche Gefahr betrifft, ist die Atomkraft sicherlich als wesentlich höher einzustufen, sofern es zum Supergau kommt.
Was ich aber eigentlich mit dier Kategorie Glücksache ausdrücken will, ist: Man verändert über Millionen von Jahren natürlich eingepegelte biologische und chemische Prozesse nicht in der Schnelligkeit ohne den Preis dafür zu zahlen.
Bislang war das Preisleistungsverhältnis in Anbetracht der praktischen Vorteile für die Verursacher dieser Veränderungen nach meinem Dafürhalten allerdings positiv. Wenn man einmal davon absieht, dass die Preiszahlungen und die Vorteilsnahme sozial und ökonomisch weltweit zunehmend ungerecht verteilt ist.
Meine These ist, dass sie in Anbetracht des Gesetztes der Exponentialität, d.h. des wechselseitigen Aufschaukelns von vernetzten biologischen und chemischen Ursach-Wirkung-Zusammenhängen, das Preisleistungsverhältnis zunehmend negativ werden könnte.
@ Steff
Ob sie persönlich gegen den schnellen Atomausstieg sind oder nicht ändert an der mathematischen Wahrscheinlichkeits- bzw. Risikoberechnung und an den Gesetzen der Massenpsychologie rein garnichts. Geht demnächste irgendwo noch ein Meiler hoch, wird sich der Ausstieg weiter beschleunigen. Ist das nicht der Fall, wird er sich wieder verlangsamen. Und zwar so lange bis der nächste Meiler hochgeht.
Sie können deswegen an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Betreiber den nächsten schweren Unfall, wo auch immer er auf der Welt geschieht, erst dann der Öffentlichkeit bekannt geben werden, wenn den Menschen die es betrifft nicht mehr geholfen werden kann.
Sollten sie, was ich ihnen weiß Gott nicht gönne, selber einmal in den atomaren Schlamassel geraten, werden sie staunen, wie sich ihr Zeitverhältnis zum Atomausstieg reziprok zu ihrer persönlichen Betroffenheit verändert. „Sofort“ wird ihnen dann auf Grund ihrer Intelligenz nicht gleich einfallen. Aber „möglichst bald“ halte ich für sehr wahrscheinlich.
@ Arnold Voss (# 24):
Prinzipiell volle Zustimmung.
Falls es Dich oder jemand Anderen interessieren sollte: dies ist eigentlich der einzige Punkt, in dem ich meine politische Meinung während der letzten Jahrzehnte geändert habe. Klar: die Welt ändert sich ständig; insofern ist man genötigt, die eigene Anschauung dieser Welt permanent mit den neuen Erfahrungen anzureichern. Doch in dieser Frage der Lebensmittel habe ich meine politische Ansicht geändert.
Ohne dabei zum bekanntlich verbissenen „Konvertiten“ zu werden. So lange es weder bei der Geburtenkontrolle noch in der Weltwirtschaftsordnung grundlegende Veränderungen gibt, lässt sich m.E. die hierzulande verbreitete Bio-Öko-Romantik kaum zum Wesen machen, an dem die Welt genesen könnte.
Aber klar: die landwirtschaftliche Überproduktion hier – im Verein mit der Zollpolitik – bedeutet Hunger in der Dritten Welt. Ein ökologisch veränderter Lebensmittelmarkt hier kann insofern auch ein Beitrag zur Solidarität in der Dritten Welt sein. Dass der eigene Fimmel in Sachen gesunder Ernährung nicht zwingend zielführend ist, wurde hier aus aktuellem Anlass von diversen Schreibern hinreichend dargelegt.
Meine Meinung zum aktuellen Skandal hatte ich heute früh hier dargelegt:
https://jurga.de/9.html
AIgner und co warnen bisher immer noch vor salat, gurken und tomaten aus Spanien, ab morgen werden sie auch vor bio-sprossen und mit nicht mit Sagrotan-desinfizierten schneidebrettchen warnen, obwohl vielleicht bis dahin schon wieder Gülle-Erdbeeren für „Selbstpflücker“ in die reihen der verdächtigen übernommem wurden. Sogenannte experten dominieren die sprechblasenproduktion, die, anders als sonst, rückstandsfrei zu sein scheint.Der angstvolle blick ins klo sollte besser einer aktionsgeladen en wut platz machen, die entsprechenden Verursachern existentielle bedenken verursacht.
shoot the shoots
es zittern pflanze, mensch und tier
ein lauter aufschrei gellt durchs land:
die sprosse nimmt uns ins visier
drum stellt sie an die sprossenwand
wir haben sie so gern genossen
im waldorf- und im feldsalat
im winter und im sommer. sprossen
ersetzten uns das glutamat
doch nun ist schluss mit knack- und würzig
den krieg erklärten uns die sprossen
seit heute morgen fünf uhr vierzig
wird gnadenlos zurückgeschossen
[…] die Indizienkette – bestehend aus Lieferbeziehungen – sei so dicht, dass die Sprossen und der Biobauernhof aus Bienenbüttel faktisch überführt […]
[…] noch ein paar verweise: https://www.ruhrbarone.de/ehec-bienenbuttel-und-die-natur/ […]